Dawkins The God Delusion

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Okt 112007
 

Richard Dawkins‘ The God delusion is a fascinating read. For those who haven’t read it yet: The 2007 Black Swan paperback edition contains a footnote with particular reference to Germany. You won’t find this footnote in the 3rd German edition of Der Gotteswahn, which came out this year.

The footnote, at the end of chapter 1, states that in January 2007, a German Muslim woman had applied for a fast-track divorce because her husband repeatedly and seriously beat her. Judge Christa Datz-Winter turned down the application, citing the Qur’an. The Koran, she wrote, sanctions such physical abuse. – Dawkins takes this as a particularly striking example of what he calls „unparalleled presumption of respect for religion“.

Moreover, there is a Preface to the paperback edition. In one great magisterial sweep, Dawkins replies to his many critics. If you don’t have time to read the whole book, read just this preface to the paperback edition! It contains in a nutshell everything you always wanted to tell the author because you thought you knew better. Well … almost everything. I will get back to the book once I have read it thoroughly.

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Richtige Grundschule für unser Kind (2)

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Okt 102007
 

Die Clara-Grunwald-Grundschule hatte gestern „offene Tür“ angekündigt. Ich nutze die Mittagspause, um der Schule, die auf unserer „Auswahlliste“ steht, einen Besuch abzustatten. Es ist halb eins. Schülerinnen und Schüler strömen mir entgegen. Ein etwa 50-jähriger Mann in Jeans und Turnschuhen verlässt das Gebäude – ohne Kind. Das muss ein Lehrer sein, denke ich.

Ich kenne die Kinder dieser Schule von meinen Aufenthalten auf dem benachbarten öffentlichen Spielplatz, wo unser Wanja oft mit Wonne herumturnt. In der großen Vormittags-Pause heißt es immer: Manege frei!, und die Kinder stürmen aus dem Schulhof und ergreifen Besitz von den wippenden Hängebrücken, den Pfahlbauten auf dem öffentlichen Spielplatz. „In der Pause gehört der Spielplatz uns!“ wurde ich einmal durch eine Schülerin belehrt. Das klang wie ein Platzverweis. „Dürfen wir bleiben?“ fragte ich unterwürfig bei einer Lehrerin an. Ich verstand die Antwort so: Wir – also ein vierjähriges Kind mit seinem Vater, sind selbstverständlich geduldet. Dem Wanja ist nichts passiert, die wesentlich älteren Kinder scheinen meist Rücksicht zu nehmen.

Ich klopfe im Sekretariat an. Die Sekretärin sagt mir: „Der Tag der offenen Tür – war!“ Na prima, ich habe vergessen, dass der Tag in den meisten Schulen zur Mittagszeit zu Ende ist. Dabei wäre es für mich interessant gewesen zu sehen: Was machen die Kinder nach Schulschluss, wenn beide Eltern arbeiten? Gibt es ein Mittagessen? Was essen die Kinder? In welcher Stimmung sind sie nach einem Schulvormittag? Was letzteres angeht, so sind meine Eindrücke klar: Alle Kinder, die mir entgegenwuseln, wirken fröhlich, neugierig, nicht im mindsten müde, einige scheinen vor Unternehmungslust zu bersten. Keines schlendert abgespannt oder mit hängendem Kopf, die meisten sind in Gespräche einbezogen.

Ich erhalte von der sehr freundlichen Mitarbeiterin im Sekretariat einen Informationsbogen und einen Hinweis auf den nächsten „Vormittag der offenen Tür“, am 12. November 2007. Es gibt Hospitationsmöglichkeiten in den 1/2/3-Klassen. Das merke ich mir vor. Diese Schule arbeitet nach dem Prinzip der Altersmischung, also in Klassenverbänden mit ca. 24 Kindern der Klassenstufen 1-3 oder 4-6. Die Arbeit findet auf der Grundlage der Montessori-Pädagogik statt. Ich bin neugierig geworden!

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Blumensuche in Görlitz

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Okt 072007
 

Wir melden uns aus Görlitz, der Grenzstadt an der Oder. Ira verbringt ja hier einen ganzen Probenmonat und ich besuche sie übers Wochenende. Wir wohnen in der Nikolaivorstadt, einem aufwendig wieder hergerichteten Altstadtviertel.

Gestern abend besuchten wir im Theater Görlitz „Die Blume von Hawaii“, die Revue-Operette des ungarisch-jüdischen Komponisten Paul Abraham aus dem Jahr 1931. Auf Hawaii tut sich allerlei Ungereimtes. Prinzessin Laya, die schmählich ins Exil geschickte Erbin des Throns von Hawaii, inszeniert ihre Rückkehr. Eine königstreue Partei versucht, sie gegen den Willen des regierenden amerikanischen Gouverneurs als echte Königin, nicht nur als Blumenkönigin ausrufen zulassen. Die Amerikaner haben was dagegen und fordern, unter diskretem Hinweis auf ihren vor dem Hafen ankernden Zerstörer, die Verzichtserklärung. Das Stück zeichnet sich durch die konsequente Vermeidung jedes Tiefgangs aus. Es surft sozusagen über die Wellenkämme eines dahinplätschernden Geschehens. Niemand versteht was läuft. Dabei lauern gefährliche Themenhaifische unter der Oberfläche aus amerikanischem Hot-Jazz, Swing und ungarischer (?) Folklore. Insbesondere bei der einen Travestienummer “Ich bin ja nur ein Nigger, ich bin ja nur ein Johnny, ich tanze nur für Money …“ stockt mir (aber offenbar nur mir) der Atem. Mir fällt ein, dass diese Revue-Operette 1931 in Deutschland uraufgeführt wurde …

Zufällig sitzt neben mir ein US-Amerikaner. Ich gerate ins Plaudern mit ihm, wir sind uns einig, das die Inszenierung äußerst gekonnt jede platte Aktualisierung vermeidet. Aber uns beiden blieb noch die Bemerkung im Ohr: „Die amerikanische Regierung achtet die Selbstbestimmungsrechte der kleinen Völker ganz besonders. Sie kann doch nichts dagegen haben, wenn Hawaii dieses Recht in Anspruch nimmt.“ Nur das herabsinkende Porträt des amerikanischen Präsidenten gemahnt an den im Mittleren Osten recht unbeliebten, derzeit noch amtierenden Republikaner im Weißen Haus.

Herrlich ironisch sind die polnischen Übertitel. Ich habe Polnisch, das ich selbst ja radebreche, stets als rein europäische Sprache verstanden, dass es nunmehr offenkundig auch auf Hawaii für die Touristen geschrieben wird, ist mir ein Beweis für echte Globalisierung. Erst nachher klärt mich Ira auf: „Viele Theaterbesucher sind Polen, die Polen gehen wie wir Russen mehr ins Theater als ihr.“

Das Publikum im fast ausverkauften Haus lässt sich von dem ganzen Brimborium anstecken und klatscht am Ende eifrig mit. Ich merke, dass dies ein treues Stammpublikum ist. „Man geht ins Theater“. Im Foyer lernen wir einen Besucher kennen, der uns seine Lebensgeschichte erzählt: Aufgewachsen nach dem Krieg in Oppeln als Angehöriger der deutschen Minderheit. Verlernte im Alter von 5 Jahren die deutsche Muttersprache, deren offener Gebrauch eine Zeitlang untersagt worden sei, und sprach dann nur noch Polnisch. Lebte dann 35 Jahre im Rheinland und kehrte vor kurzem als Rentner nach Schlesien zurück. Ich erzähle, dass meine Urgroßmutter ebenfalls aus Oppeln stammte, dass mein Vater im Bezirk Troppau aufgewachsen sei. „Wie heißt Ihr Vater?“ Ich sage es ihm. „Ein Schulfreund von mir hieß genau so“, erzählt er. Es war aber nicht mein Vater, aber er hätte es sein können.

Auf dem Nachhauseweg verwechsle ich Ober- und Untermarkt, aber wir finden den Weg doch. Entspanntes Dahindämmern bei offenem Fenster in die Nikolaivorstadt.

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Elastischer Islam – weitere Nachlese zum Orientalistentag

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Okt 032007
 

Im Tagesspiegel vom 2./3. Oktober bespricht auch Andrea Dernbach den Orientalistentag. Jetzt lese ich schon den dritten Bericht dazu, fast ist mir, als wäre ich dabeigewesen! Das gehört nun mal dazu, wir sprechen hier über Erzähltes, Gewertetes, Berichtetes, als wären es die Sachen selbst. Aber die „Sachen selbst“ gibt es ja nicht, die Auslegungen des Geschehenen sind es, über die wir uns hier austauschen. Womit wir beim eigentlichen Thema wären, der Mannigfaltigkeit möglicher Auslegungen von Texten, hier also des Korans. Auch Dernbach weist ausführlich auf Patricia Crones Festvortrag hin, hebt insbesondere Sure 2, 256 hervor. Nach vielfältigen Erwägungen lautet der Schluss: „Der Islam ist so elastisch wie alles Alte, das überlebt.“ Insgesamt zeichnet also die Verfasserin unter den drei betrachteten Zeitungsartikeln (SZ, FAZ, Tagespiegel – dieser Blog berichtete) das freundlichste Bild: „Nimmt man das Programm dieses Orientalistentags als Maßstab, ist man längst auf gutem Weg“.

Was das Politische angeht, so zitiert Dernbach den Teheraner Philosophen Mohammed Mojtahed Shabestari mit folgender Feststellung: „Die richtige Frage ist nicht: Sind Islam und Demokratie vereinbar oder nicht? Die Frage ist: Sind die Moslems heute bereit, diese Vereinbarkeit entstehen zu lassen?“

Ich meine, wenn wir uns hier in Kreuzberg umsehen, muss die Antwort ganz klar Ja lauten.

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„Das gibt es bei uns auch!“ Fatih Akin „Auf der anderen Seite“

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Okt 032007
 

Die Nacht vom 2. auf den 3. Oktober sahen wir uns im Yorck-Kino den Film „Auf der anderen Seite“ an. Neben uns ein biertrinkender Single Mitte dreißig, hinter uns kichernde Mädchen. Bequeme Sessel mit verschiebbarer Sitzfläche, Popcorngerüche. Wir fläzen uns hin. Beste „Voraus-Setzungen“ für einen guten Kinoabend. Wunderbare anrührende Geschichte: zwei Familien, ausgespannt zwischen Bremen und Istanbul. Vater-Sohn, Mutter-Tochter, unvollständige Bruchstücke von Familienromanen. Von Schmunzeln über Schluchzen, vom hellen Auflachen bis zum beklommenen Schweigen spielt dieser Regisseur auf der Klaviatur meiner Gefühle. Auch in den Nebenfiguren zeigt Akin stets lebende Gesichter, offene Blicke. Seine Kamera verleiht allen Menschen Würde. Mir fällt auf: Die türkischen Gefängniswärterinnen – übrigens gespielt von echten türkischen Gefängniswärterinnen – werden ohne Häme, mit derselben Einfühlung gezeigt wie die Hauptfiguren, also die rebellische Ayten, die verzweifelte Charlotte. Er zeigt die beiden Länder Deutschland und Türkei ohne Verzerrungen, ohne Anklage, aber doch mit dem untrüglichen Blick für das Wesentliche und auch das Komische.

Ich schlage, zuhause angekommen, die Gestalten des Ismael im Koran und in der hebräischen Bibel nach. Das islamische Bayram-Fest bildet ja den Hintergrund für die letzte große Erzählbewegung des Films, in welcher der Sohn zum verlorenen Vater, die Mutter zur verlorenen Tochter zurückfindet. Im Islam war es Ismael, den Abram opfern sollte, nicht Isaak, den Zweitgeborenen, wie es in der hebräischen und der christlichen Überlieferung steht. Doch Gott erbarmte sich Abrams und sandte ein Opfertier. Hierin folgen sowohl Islam wie Christentum der Leitkultur des alten Israel. Sowohl Christentum als auch Islam haben den gütigen, sich erbarmenden, liebenden Gott vom alten Judentum übernommen. Die Umkehr, die Wende steht also nicht nur dem Menschen, sondern auch Gott jederzeit offen! Deswegen bleiben jüdische Bibel, Koran und christliche Bibel eine gemeinsame Schatzkammer, zu denen drei Pforten bereit stehen. Akins Film öffnet diese Pforten weit! Bezeichnend der Satz, den Charlottes Mutter beim Betrachten der Bayram-Gläubigen sagt: „Das gibt es bei uns auch!“ All jenen, die von einer unüberwindlichen Kluft zwischen Morgenland und Abendland reden, sei Sure III, 78 entgegengehalten: „Wir glauben an das, was auf uns herabgekommen ist und was herabgekommen ist auf Abram, Ismael, Isaak, Jakob und die Stämme, und an das, was Moses gegeben wurde und Jesus und den Propheten von ihrem Herrn; wir treffen keinerlei Unterscheidung zwischen ihnen, und wir sind ihm ergeben.“

Am Tag der deutschen Einheit empfinde ich große, nachhaltige Freude über den Deutschtürken Fatih Akin. Er hat etwas geschaffen, was ich bisher in dieser Deutlichkeit vor allem von Goethes West-östlichem Divan kannte: eine Versenkung und Verklammerung von zwei Schwesterkulturen im Geist der Liebe zu den einzelnen Menschen, der Liebe zwischen den Menschen.

Fühlst du nicht an meinen Liedern,

dass ich eins und doppelt bin?

Und der Regisseur fühlt sich – eigenem Bekenntnis nach – in unserem Deutschland sehr wohl und tief verwurzelt. Großartig, so etwas macht unser Land schöner!

 Posted by at 20:48
Okt 022007
 

Konrad-Adenauer-Stiftung und CDU-Kreisverband Pankow luden heute nachmittag ein. Meine russische Frau Ira und ich, wir lernten im gepflasterten Hof der „Kulturbrauerei“ eine wie wir den Weg suchende, sehr sympathische junge Tschechin aus Prag kennen – ein gutes Zeichen dafür, dass wir Deutschen nicht allein feiern sollten. Auf der Festveranstaltung zum Tag der deutschen Einheit in Prenzlauer Berg schlugen Günter Nooke und Thomas de Maizière nachdenkliche Töne an. „Man erbt die Geschichte und die Geschichten“, so Nooke. Die deutsche Wiedervereinigung sei damals im Westen Deutschlands auf gewisse Vorbehalte gestoßen, da dort Fremdheit, ja Misstrauen gegenüber Deutschland um sich gegriffen habe. Anders die Bürger der DDR, die sich immer eindeutig als DDR-Bürger oder als Deutsche empfunden hätten. Der wahre „deutsche Herbst“ habe sich nicht 1977 mit seinem dreifach unverständlichen RAF-Terror, sondern 1989 ereignet. – Thomas de Maizière entwarf danach ein äußerst differenziertes, mit Daten und Fakten angereichertes Gesamtbild der Lage Deutschlands nach der Wiedervereinigung. „Kein Schwarz-Weiß-Bild“, wie er zwei Mal hervorhob. Zwischentöne in mannigfachen Schattierungen herrschten somit vor. Er plädierte für die Beibehaltung des Solidaritätszuschlags, dessen heute in Erwägung gezogene Abschaffung er als „zu früh“ bezeichnete. Er rief dazu auf, eingeschliffene Denkgewohnheiten aufzugeben – Menschen und Dinge „nicht zu verschubladen“. Diesen Teil seiner Rede fand ich am beachtlichsten, zumal er an Begriffen wie „Ostdeutscher“ bemängelte, sie könnten keine Grundlage für zukünftige Identität abgeben.

Und genau über diese spannenden Prozesse der Bildung neuer deutscher Identität (oder gar deutsch-europäischer Identitäten?) hätte ich gerne mehr erfahren. „Kerzen der Zuversicht“ – diese schöne Formulierung de Maizières musste heute Wunsch bleiben.

Nicht unpassend wäre es gewesen, wenn man zum Abschluss noch einen stärkeren Ausdruck für Gefühle gefunden hätte, etwa durch Singen. Warum denn nicht unsere deutsche Nationalhymne singen? Mir gefällt die G-dur-Melodie, die der Österreicher Joseph Haydn, in ungarischen Diensten stehend, einer alten kroatischen Volksweise entlehnt hat, und der amtliche Text enthält ein starkes Plädoyer, glücklich zu sein oder glücklich zu werden. Aber Glück lässt sich nicht amtlich verordnen. Man muss es spüren.

 Posted by at 21:08
Okt 012007
 

Nächstes Jahr kommt unser Sohn Wanja in die Grundschule. Mühsam suchen wir Informationen zusammen. Die drei nächstgelegenen Grundschulen in Kreuzberg wissen noch nicht verbindlich, zu welchem Einzugsbereich wir gehören. Drei Schulen geben mir drei unterschiedliche Auskünfte! Die größte Wahrscheinlichkeit hat jedoch die Fanny-Hensel-Grundschule für sich. Das würde bedeuten, dass unser Wanja ab nächstem Schuljahr eben diese Schule besucht, sofern wir nicht einen Antrag auf Einschulung in einer anderen Anstalt stellen und dieser vom Amt genehmigt wird. Diese Schule hat die beste Website unter den von mir eingesehenen Grundschul-Websites! Im letzten Schuljahr hatten die Schüler der Fanny-Hensel-Grundschule folgende Herkunftsländer: Türkei 41%, Libanon 32%, Deutschland 12%, Polen 6%, sonstige 9%. Gut auch, dass im Schulprogramm Probleme wie Arbeitslosigkeit, Spracharmut, gesüßte Getränke, hoher Weißmehlanteil im „sichtbaren Bereich der Ernährung“ direkt benannt werden. Diese Schule pflegt eine offene Sprache, sehr gut! Werden wir die im Schulprogramm angebotenen Chancen zum interkulturellen Zusammenleben, zur Sicherheit und Gewaltfreiheit freudig ergreifen? Es gibt Zweifel. Wir werden es besprechen. Die Würfel sind noch nicht gefallen. Fand dann noch eine sehr gute Web-Site, und zwar vom Landeselternausschuss Berlin. Bestes Angebot, beste Informationen, obwohl ehrenamtlich gemacht!

 Posted by at 13:13