Jan 282008
 

„In der Demokratie sind wir alle Bürger. Egal ob wir Nadelstreifenanzüge, abgewetzte Jeans oder Latzhose tragen.“ Endlich sickert es auch außerhalb dieses Blogs durch, – etwas, was ich mit diesen Worten bereits am 10.12.2007 hier unter dem Stichwort „Neue Bürgerlichkeit“ formuliert hatte, wenngleich ich mich altersbedingt einer wesentlich gesitteteren Diktion befleißigte als Burkhard Hirsch. Lesen Sie selbst im Spiegel online von heute:

Auch der frühere Innenminister von Nordrhein-Westfalen und Altliberale Burkhard Hirsch kritisierte am Montag gegenüber SPIEGEL ONLINE die einseitige Ausrichtung der FDP auf die Union. „Ich habe es immer für einen schweren Fehler gehalten, dass die FDP sich vor den Wahlen in einer solchen Art festlegt. In einem Mehrparteiensystem müssten die Liberalen in der Lage zu sein, mit allen demokratischen Parteien zu koalieren“. Der FDP-Politiker kritisierte auch die Verwendung des Begriffes vom „bürgerliches Lager“ durch CDU und CSU. „Die Konservativen können nicht für sich beanspruchen, festzulegen, wer Bürger dieses Landes ist. Da stehen mir die Haare zu Berge, das ist vergorener Quatsch aus dem 19. Jahrhundert“, so Hirsch.

Hirsch hat recht – liest er dieses Blog? Allerdings verfolgte ich gestern recht aufmerksam die „Berliner Runde“ der Generalsekretäre, und ich muss sagen: Die CDU- und FDP-Vertreter und leider auch die Journalisten nahmen – nebst zahlreichen anderen hölzern-vorgestanzten Wendungen – immer wieder Worte in den Mund wie etwa: „Ich hoffe immer noch auf eine bürgerliche Regierung“…. „das bürgerliche Lager wird vielleicht doch die Regierung stellen“. Auch hier in Berlin hört man immer wieder aus der CDU flehentliche Sätze wie: „Wir bürgerlichen Parteien dürfen dem linken Block nicht die Herrschaft überlassen etc.pp.“ und was dergleichen Leerformeln mehr sind. Ich freue mich, dass ein erfahrener Politiker wie Burkhard Hirsch den Standpunkt vertritt, den ich bereits seit Monaten hier in Berlin offensiv gegen alle Widerstände verfechte. Weiter so, Burkhard Hirsch! In der Sache haben Sie recht, im Ton sag ich’s persönlich etwas sanfter – bin halt leider sehr bürgerlich.

 Posted by at 14:45

  5 Responses to “Bürgerliches Lager? „Vergorener Quatsch“ (Burkhard Hirsch)”

  1. Bürgerliches Lager? War es 1933 nicht das Bürgerliche Lager, das Hitler in den Sattel geholfen hat und das Proletariat in’s KZ schickte?

  2. An diesem Thema ist was dran. Man sollte es weiter verfolgen vor allem wegen den Journalisten.

  3. Vielen Dank für diesen Blog-Eintrag, ich dachte schon ich bin der einzige Mensch dem diese „Entgleisung“ auffällt.
    Meiner Meinung nach wissen unsere werten Herrn von der FDP und CDU/CSU nicht mehr mit welchen Wortkreationen Sie uns verwirren sollen, dahinter steckt klar die Psychologie der Sprache (Versuch der Manipulation der Wähler) den jeder will doch zu den „Bürgerlichen Lager“ gehören! Oder?
    Nein, ich nicht! Grüße aus AN

  4. Lieber Herr Thoma, vielen Dank für Ihren Kommentar, auf den ich leider erts jetzt nach langem Nachdenkne eine antwort gefunden habe. Ich glaube, Sie sind ein Staatsbürger. So wie ich auch. „Bürgerliches Lager“, damit sind, glaube ich Leute gemeint, die ihren Vorgarten stets sauber halten. Außerdem die Parteien FDP und Union. Obwohl ja gerade die Linke-Wähler besonders sorgfältig auf gepflegtes Erscheinen achten. Sie sehen: es ist alles nicht so einfach.

  5. Ich vermisse die Definition des Begriffes „Bürgerliches Lager“. Wer kann mir helfen, wie sehen die Insassen dieses Lagers aus ?
    Ich bin ein Bundeswehrsoldat im Ruhestand. Zu welchem Lager gehöre ich ?

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