Feb 072008
 

Eine Partei nach der anderen übernimmt die in diesem Blog bereits im vergangenen Jahr geäußerte Kritik am Begriff „Bürgerliches Lager, bürgerliche Parteien“ (wir berichteten mehrfach). Nunmehr fällt auch SPD-Chef Beck ein – spät, doch nicht zu spät. Bald werden auch die CDU und die FDP folgen! Somit sage ich voraus: Der Begriff „Bürgerliches Lager“ wird in absehbarer Zeit aus den Kampagnen verschwinden. Er ist nicht mehr vertretbar, hat keinerlei beschreibende Kraft mehr. Union und FDP – und nebenbei bemerkt auch die Journalisten – sollten ihn ganz streichen, vor allem natürlich in Großstädten wie Berlin und Hamburg. So berichtet Spiegel online heute:

Wenn er das Gerede der Liberalen und Konservativen vom „sogenannten bürgerlichen Lager“ höre, so Beck, frage er sich immer: „Was bin ich denn dann für einer?“ Ein Ausgebürgerter? Ein Unbürger? In das Gelächter im Saal rief er, er werde es nicht zulassen, dass Sozialdemokraten von FDP und CDU/CSU aus der Gesellschaft „herausdefiniert“ würden.

Ob denn die Frau Pauli bürgerlicher sei als der sozialdemokratische Stadtrat, der abends brav zur Gemeindesitzung gehe, fragte Beck listig. Und in der Fortsetzung des hessischen Wahlkampfs, in dem er dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch Spalterei vorgeworfen hatte, sagte Beck, Union und FDP setzten mit der Selbstdefinition als bürgerliches Lager bewusst darauf, „auszugrenzen und zu diffamieren“. Da falle ihm nur eines dazu ein: „Pfui Teufel“.

Erneut stellt sich heraus: In diesem bescheidenen Blog werden die Zeichen der Zeit einige Wochen, Monate oder sogar Jahre vorher gedeutet, ehe sie dann von den Großen in der Politik – mitunter in polemischer Zuspitzung – aufgegriffen werden. Auch unsere Bewertung der hessischen Landtagswahl vom Montag danach („Die Deutschen wählen das Lagerdenken ab“) wurde mittlerweile innerhalb der Medien, Parteien und Forschungsinstitute weitgehend bestätigt. Gefragt ist ganz offenkundig ein neuer, um Ausgleich und Vermittlung kämpfender Politikertyp. Der aktuelle gedruckte Spiegel (Nr. 6, 02.02.2008, S. 21) folgte denn auch – bis in einzelne Wendungen hinein – meiner postwendend – bereits am 28.01.2008 – gelieferten Einschätzung des Wahlausgangs. Natürlich haben die Redaktionen ungleich mehr Daten und Material zur Auswertung. Aber entscheidend ist doch, welche Fragen man an den Datenwust stellt und welche Schlüsse man zieht.

Es kann nicht verwundern, dass die Leserschaft dieses Blogs von Monat zu Monat ohne Dellen und Knicks beständig wächst. Die nächste Erfolgsmarke ist greifbar nahe: 1000 Zugriffe pro Tag sind machbar – nicht schlecht für ein persönliches Blog, oder? Wir bleiben dran – wir „hören das Gras wachsen“.

 Posted by at 18:06

  One Response to “Weg mit dem Lagerdenken! Mit unserem Blog geht es voran”

  1. 1000 Zugriffe pro Tag sind machbar? Heißt das Du hast konstant mehr als 500 Zugriffe pro Tag? Donnerwetter! Das freut mich, da ich Dein Blog sehr schätze und Deine politische Weitsicht geradezu bewundere. Verwundert bin ich allerdings über die vergleichsweise wenigen Kommentare, und frage mich woran es wohl liegen könnte, daß die Leser so „schreibfaul“ sind.

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