Mai 172008
 

Am Donnerstag Abend nahm ich an der Sitzung der ADFC-Stadtteilgruppe teil. Themen waren u.a. eine Rückschau auf 20 Jahre fahrradpolitische Aktivitäten in unserem Bezirk, der „Vertiefungsplan Radverkehr“, den das Bezirksamt ausgearbeitet hat, eine Vorschau auf den 1. Juni, an dem die große ADFC-Sternfahrt stattfinden wird. 250.000 Teilnehmer werden erwartet – das große Fest des Radverkehrs, bei dem die Straßen zur Stätte vieler spontaner Begegnungen werden und die Stadt einen ganz neuen, heiteren Charakter annimmt. Wir beschließen, nicht als Gruppe geschlossen mitzufahren, sondern jeder und jede, die Zeit hat, wird sich dem ADFC als Ordner zur Verfügung stellen. Damit das große Fest gelingt!

Wir sprechen über unterschiedliche Radfahrertypen: die „Sportler“, die am liebsten mit den Autos auf der Fahrbahn mitschwimmen, und die „Vorsichtigen“ etwa, die unbedingt ihren abgetrennten Bereich brauchen, auf dem sie sich vor den Ruppigkeiten des PKW-Verkehrs geschützt fühlen. Eines ist klar: Ein so starker Verband wie der ADFC muss alle Gruppen angemessen repräsentieren, muss sowohl die jungen Athleten wie die Kinder, die Behinderten, die Langsamen und die Alten ernstnehmen und für sie arbeiten … Nur so kann es gelingen, mehr Menschen zum Umsteigen auf das Fahrrad zu bewegen.

Einer hat es schon getan: Nigel Kennedy bezeichnet es in der heutigen Süddeutschen Zeitung als „hirnrissig“, in London mit dem Auto zu fahren. Der Mann besitzt eine Stradivari und eine Guarnieri. Auch eine Villa in Hampstead. Und ein Fahrrad. Also alles, was der Mann von Welt heutzutage braucht.

Danach gemeinsames Nachhauseradeln. Was mir immer gefällt beim ADFC, ist, dass alle, wirklich alle sich an die Verkehrsregeln halten, z.B. bei Rot anhalten, vorschriftsmäßige Beleuchtung haben usw. Einer nach dem anderen schwenkt ab, findet den Weg nachhause. Ich bin derjenige, der den weitesten Nachhauseweg hat.

Unsere Stadt zeigte sich vibrierend vor Frühlingslaune am Abend, wir hörten zwei Nachtigallen, der Mond goß sein schimmerndes Licht über Kirchen und Seen, Kanäle und Brücken. Besonders schön: das „Engelbecken“ bei Nacht mit hohen, geheimnisvollen Pappeln. Nachts durch Berlin zu radeln bei lauwarmem Frühsommerwetter – das kann traumhaft schön sein.

Unser Bild zeigt das besagte „Engelbecken“ in Kreuzberg – allerdings bei Tage. Es ist eine Wasserfläche, die von dem früheren Luisenstädtischen Kanal nach allerlei unruhigen Wechselfällen übriggeblieben ist. Dieser Kanal verband von 1852 bis 1926 die Spree  mit dem Landwehrkanal. Schiffe fuhren nur wenige, aber zum Caffelattetrinken und Flanieren ist die Anlage samt Café rund um das Engelbecken heute bestens geeignet. Ich bin selbst übrigens kein Freund des ständigen Caffelatte zu jeder Tageszeit, aber er ist nun mal in. Wozu? Aber wir sind ein freies Land.

 Posted by at 22:32

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