Jul 072008
 

Dem heutigen Tagesspiegel gebührt Dank, dass er die sonst vernachlässigten parteiinternen Nominierungen zur Bundestagswahl beleuchtet.

Zimmer fällt durch, Ströbele wartet

Denn die Benennungen der Kandidaten sind im Grunde viel spannender als die Wahlsonntage. Bis zu drei Viertel aller Bundestagssitze werden bereits über die parteiinternen Nominierungen mit statistischer Sicherheit vergeben, es sei denn, die Wähler entschieden sich am Wahltag zu erdrutschartigen Umschichtungen. Dann ist es nur die Hälfte der Bundestagssitze, die schon viele Monate vor der Bundestagswahl 2009 eigentlich vergeben ist. De facto haben wir nämlich ein Parteienmonopol auf die Vergabe der Bundestagssitze. Das Grundgesetz schreibt dies nicht vor.

Nirgendwo sonst als bei den Nominierungen haben die Parteimitglieder so viel Macht über die politische Zukunft unseres Landes. Und sie lassen sich erfahrungsgemäß da auch nicht in die Suppe spucken.

Ströbele hält sich bedeckt, sagt noch nicht, was er will. Ein kluger Schachzug! Er ist gesetzt, die anderen Parteien können nicht in aller Seelenruhe einen auf ihn passenden Gegenkandidaten aufbauen. Sie können derzeit auch seinen potentiellen Nachfolger bei den Grünen nicht angreifen. Mit jedem Fernsehinterview, das er gibt und bei dem er seinen roten Schal unabhängig von der Wetterlage in die Kamera hält, verstärkt er sein Image – Bekanntheit wird zum Selbstläufer: Ströbele ist unabhängig von der Großwetterlage! In den letzten Tagen hat er ja die grünen Bezirkspolitiker in seinem Wahlkreis mehrfach kritisiert – und auch das wird ihm letztlich zugute kommen. Er ist erkennbar, er hat Kante. Die Wähler wollen das.

 Posted by at 21:57

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