Friedrichshain-Kreuzberg belegt Platz 1 bis 3 …

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Jul 172008
 

15072008.jpg… in der Statistik der gefährlichsten Kreuzungen Berlins. Der BZ kommt heute das Verdienst zu, die Liste der 100 gefährlichsten Kreuzungen abzudrucken, aufgeschlüsselt nach Unfall- und Verletztenzahlen. Auch die Unfallkosten werden bis auf den Euro genau ausgewiesen. Der flächenmäßig besonders kleine Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg führt diese Liste auf den Plätzen 1 bis 3 unangefochten an. Und unter den 12 unsichersten Knotenpunkten Berlins liegt immerhin ein sattes Drittel in unserem Bezirk.

Die 3 gefährlichsten Kreuzungen Berlins sind: Admiralstraße/Kottbusser Straße, Frankfurter Tor/Frankfurter Allee, Bevernstraße/Oberbaumstraße. Unfallkosten allein an diesen drei Stellen 2005-2007: 1515 Unfälle an diesen drei Kreuzungen kosteten 11.064.537 Euro – über 11 Millionen Euro!

Auch der gestern veröffentlichte Verkehrssicherheitsbericht 2008 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bietet keinen Anlass zur Entwarnung. Im Gegenteil: Die Zahl der Unfälle ist um 3,6% auf 124.919 gestiegen. In wünschenswerter Deutlichkeit liefert der Report eine Aufschlüsselung nach Unfallarten, Unfallbeteiligten, Schwer- und Leichtverletzten und Unfallverursachern.

Ergebnis: besonders gefährdet sind weiterhin Fußgänger und Radfahrer. Der Anteil der Radfahrer an den Schwerverletzten ist noch einmal auf nunmehr 27% gestiegen.

Als die beiden maßgeblichen Unfallursachen werden auf S. 10 wörtlich angegeben

bei Radfahrern „Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr“ und „Benutzen falscher Fahrbahnteile“ (häufig betrifft Letzteres das Befahren von Radwegen in falscher Richtung oder von nicht für Radfahrer frei gegebenen Gehwegen)

Auch dieser Befund ist nicht neu: Nicht im „Längsverkehr“, also nicht dann, wenn die Radfahrer ordnungsgemäß auf den Straßen oder den Radwegen fahren, sondern beim „Einfädeln“ und Abbiegen sowie auch beim Befahren von Gehwegen und Radwegen in falscher Richtung geraten Radfahrer in statistisch besonders relevante Gefährdungslagen. Hauptursachen: mangelnde Sichtbeziehung zwischen KFZ und Radfahrer, Unachtsamkeit, Falschfahren.

Welche Schlussfolgerungen sind daraus zu ziehen? Die steigenden Unfallzahlen und die vielen Verletzten dürfen niemanden ruhen lassen. Der Verkehrssicherheitsbericht fordert eine stärkere Bündelung und eine Erhöhung der Anstrengungen. Auf S. 17 nennt er dazu 4 Schwerpunkte der Maßnahmen:

Mobilitäts- und Verkehrserziehung im (Vor-)Schulbereich, Aktionstage/-wochen, „Events“, Medien

Diese vier Handlungsfelder überlappen einander teilweise. Ich meine: Alle Akteure sind aufgerufen, Hand in Hand zu arbeiten. Mein Motto: Sicherer Straßenverkehr gelingt gemeinsam.
Am Schluss des Berichts ist die Berliner Charta für die Verkehrssicherheit abgedruckt. Ein vorbildliches Dokument, das der Umsetzung harrt! Es wird getragen von einem breiten Bündnis. Dazu zählen neben Berliner Behörden auch namhafte freie Träger, wie etwa der ACE, ADAC, BUND, FUSS e.V., BVG, Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Sicherer Straßenverkehr gelingt gemeinsam.

Um etwas Erfreuliches zu zeigen: Das Foto zeigt unser Tandem, mit dem ich meinen Sohn täglich zur Kita bringe. Sicher. Gelassen. Fröhlich.

Das sind die 100 gefährlichsten Kreuzungen Berlins – BZ-Berlin.de

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Jul 162008
 

Es geht doch, der geballte Unmut aus hunderten von Elternherzen hat es bewirkt: Das leerstehende Gebäude der Rosegger-Grundschule wird nun aller Wahrscheinlichkeit nach ab 2009 eine neue evangelische Grundschule beherbergen. Das berichtet der Tagesspiegel heute:

„Nach langem Hin und Her hat das Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain am Dienstag entschieden, dass die Räume der einstigen Rosegger-Grundschule an der Bergmannstraße künftig die öffentliche Grundschule eines freien Trägers beherbergen sollen. Einziger Bewerber ist die Schulstiftung. Sie will eine evangelische Grundschule einrichten und hat nun beste Chancen. Bezirkspolitiker setzen große Hoffnungen in das Projekt. Es könne die Abwanderung bildungsnaher Familien aus Kreuzberg abbremsen, heißt es. Wie berichtet, wollen die Eltern ihre Kinder nicht in Schulen mit hohem Migrantenanteil schicken, wie sie in Kreuzberg die Regel sind. „Das Bezirksamt will für die neue freie Schule einen Erbbauvertrag aushandeln,“ sagt Schulstadträtin Monika Herrmann (Grüne).“

Neue Grundschule am Marheinekeplatz

Ich freue mich für die bildungsnahen Eltern, ich freue mich für meinen bildungsfernen Heimatbezirk Kreuzberg.

Wir selbst wandern nicht ab. Wir werden ab September unseren amtlich als „mit Migrationshintergrund“ eingestuften Sohn in eine multikulturelle staatliche Europaschule schicken. Wir bleiben.

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Sicherheit für Radfahrer erhöhen – Kultur der Aufmerksamkeit schaffen!

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Jul 162008
 

Ein schlimmer Unfall ereignete sich am 14.07.2008 in Kreuzberg. Die Lenkerin eines Reisebusses übersah beim Abbiegen vom Tempelhofer Ufer nach rechts in die Möckernstraße die geradeaus fahrende Mountainbikerin Adriana S. Unsere besten Genesungswünsche müssen der lebensgefährlich verletzten Radlerin Adriana S. gelten, aber auch der Busfahrerin, die einen Schock erlitt und zusammenbrach. Die BZ druckte ein Foto von der Unfallstelle ab:

http://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article699354/Busfahrerin_fahrt_Radlerin_um_und_verletzt_sie_schwer.html

http://www.bz-berlin.de/BZ/berlin/2008/07/15/busfahrerin-ueberfahrt-radfahrerin/busfahrerin-ueberfahrt-radfahrerin.html

Laut BZ-Bericht haben sich erste Zeugen gemeldet, die angeben, die Radfahrerin sei auf dem Gehweg gefahren. Das Foto von der Unfallstelle in der BZ zeigt, dass der Bus vermutlich schon recht weit in die Möckernstraße eingebogen war, ehe er die Radlerin überfuhr. Ich halte es deshalb für wahrscheinlich, dass Adriana S. wie die Mehrheit der Radfahrer an dieser Stelle auf dem Gehweg fuhr und danach überrollt wurde.

Den genauen Unfallhergang kenne ich nicht. Da ich aber nur 100 Meter von der Unfallstelle entfernt wohne, kenne ich diese sehr gut. Ich fahre sie mehrmals wöchentlich mit dem Rad, gelegentlich auch mit dem Auto. An den beiden Straßen, dem Tempelhofer Ufer wie auch der Möckernstraße, gibt es für den rechtsabbiegenden Radverkehr keine Radverkehrsanlage, allerdings beginnt an der Möckernstraße in Gegenrichtung (Richtung Norden) ein dort einseitig angelegter baulicher Radweg. Für den Autofahrer ist diese Stelle sehr schwer im Auge zu behalten, da jederzeit in beiden Richtungen Radfahrer vom Gehweg auf die Fahrbahn kommen können. Einige Radfahrer – wie ich selbst – fahren auch vorschriftsmäßig auf der Fahrbahn, was die Situation zusätzlich verkompliziert.

Zulässige Höchstgeschwindigkeit an dieser Stelle: 50 km/h. Die Autofahrer fahren dort am Tempelhofer Ufer durchschnittlich etwa 70-80 km/h, manche auch noch schneller. Der Mindestabstand gegenüber den Radfahrern beim Überholen wird grundsätzlich nicht eingehalten. Ich habe dies durch das wirklich hundertfache Befahren per Rad und per Auto festgestellt und kann alle Interessierten nur auffordern, selbst einmal diese Strecke entlangzufahren. Die PKW fahren am Tempelhofer Ufer in einer Art, die den gesamten Radverkehr fast naturgesetzlich auf die Gehwege verdrängt.

Gehwegradler sind für LKW-Fahrer und PKW-Fahrer weit schwerer zu erkennen als Radler auf der Fahrbahn. Das Radeln auf den Gehwegen führt häufiger zu Zusammenstößen als das Fahren auf der Straße, gerade und vor allem beim Abbiegen, also dann, wenn ein Gehwegradler wieder auf die Straße rollt. Sehen und Gesehenwerden – dies gilt auch für den Radverkehr als eisernes Gebot.

Ich habe immer wieder festgestellt, dass die Mehrheit der Radfahrer an diesem Abschnitt auf dem Gehweg fährt, und zwar auf beiden Seiten des Tempelhofer Ufers in beiden Richtungen.

Wie kann man solche Unfälle verhindern? Die Forderungen sollte meines Erachtens lauten:

Die Straßenverkehrsordnung (StVO) muss auf der Straße „Tempelhofer Ufer“ gegenüber den Autofahrern durch polizeiliche Kontrollen durchgesetzt werden. Die Autofahrer müssen erstens dahin gebracht werden, die Höchstgeschwindigkeit nicht dauernd zu überschreiten. Sie müssen zweitens veranlasst werden, den Radfahrern durch genügenden seitlichen Sicherheitsabstand ein ungefährdetes Vorwärtskommen zu ermöglichen.

Für den Radverkehr muss drittens am Tempelhofer Ufer eine Lösung geschaffen werden, die es verhindert, dass die Mehrheit der Radfahrer auf den Gehweg abgedrängt wird. Die Verkehrsflüsse müssen so gelenkt werden, dass es den Radfahrern möglich wird, die StVO einzuhalten, ohne sich selbst zu gefährden. Hierzu sollten die Interessenverbände, wie etwa der ADFC, gehört werden.

Viertens: Wir brauchen eine neue Achtsamkeit. Ständiges Aufmerken, Vorsicht und Bedachtsamkeit, diese Haltungen müssen buchstäblich gepredigt, eingeimpft, eingeübt und bestärkt werden. Denn:

Sicherer Straßenverkehr gelingt gemeinsam.

Heute kommentierte übrigens auch BZ-Chefreporter Schupelius diesen Unfall.

Schupelius-Kolumne – BZ-Berlin.de
Er erhebt Forderungen, wie sie laut dem heutigen Tagesspiegel auch die grüne Verkehrsexpertin Claudia Hämmerlin geäußert hat, nämlich eine grundsätzliche Anhaltepflicht beim Abbiegen. Schupelius schreibt heute:

„Ob jung oder alt, schnell oder langsam, Radfahrer haben gegen die abbiegenden Ungetüme keine Chance, weil die Fahrer sie nicht sehen. Und weil Radfahrer immer wieder auf genau diese Weise schwer verletzt werden oder ums Leben kommen, verstehe ich nicht, warum niemand auf Abhilfe sinnt. Wenn alle speziellen Spiegel an Lastern und Bussen nichts helfen, dann muss meiner Ansicht nach eine eiserne Regel her. Dann müssen Lkw- und Busfahrer verpflichtet werden, immer anzuhalten, bevor sie abbiegen. Wenn der Laster oder Bus erst einmal steht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Radler unter sich zermalmt, ungleich kleiner, als wenn er mit Schwung um die Ecke fährt. Wir müssen jetzt handeln, bevor der nächste Radfahrer unter die Räder gerät.“

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Nummernschilder für Fahrräder? (2)

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Jul 142008
 

Im Kreuzberger „Nachbar-Blog“ Rad-Spannerei entspinnt sich eine Diskussion über den Beitrag von BZ-Chefreporter Schupelius (dieses Blog berichtete am 10.07.2008). Bemerkenswert ist folgende Zahl, die Blogger siggi beisteuert:

Das statistische Bundesamt vermeldet bei Radfahrern 3,9% Fahrerflüchtige, bei KFZ-Fahrern sind’s 5,6%.

Das Blog Rad-Spannerei empfehle ich allen, die sich für Fahrradbelange in unserem Bezirk einsetzen, aber auch zur Situation in Berlin überhaupt gibt es reichlich Anregungen.

Bestürzend: ein schwerer Abbiege-Unfall gestern früh am Tempelhofer Ufer. Leider einer der häufigsten Unfallabläufe, vielleicht sogar der häufigste Typ schwerer Unfälle überhaupt: Beim Abbiegen übersieht ein Fahrzeuglenker den geradeaus fahrenden Radfahrer. Für beide Beteiligten ein Albtraum. Ich wünsche den Opfern rasche Genesung!

Nummernschilder für Fahrräder? » Rad-Spannerei

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Soll ein Türke deutscher Bundespräsident werden? Die Presseschau

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Jul 142008
 

hurriyet14072008.jpg Die Hürriyet macht heute in ihrer Kioskausgabe mit einem Wunsch auf: Ein Türke kann ruhig auch einmal deutscher Bundespräsident werden! So übersetzt mir ein Zeitungshändler die Äußerungen des deutschen Botschafters in der Türkei, Dr. Eckart Cuntz. Ich gerate unversehens in eine Diskussion zwischen deutschen und türkischen Kunden: „Das wäre nicht recht, denn dann würde eine Minderheit über die Mehrheit bestimmen!“, sagt eine Deutsche. „Aber beim Einbürgerungstest konnten viele Deutsche die Fragen nicht richtig beantworten!“, erwidert ein Türke. „Oder wissen Sie, wer die deutsche Nationalhymne gedichtet hat?“ Der Türke schaut uns triumphierend an. Vielleicht will er sagen: Beweist erst einmal, dass ihr richtige Deutsche seid! Jetzt schalte ich mich ein – ich beweise, dass es doch zu etwas gut war, dass meine Eltern mich 13 Jahre zur Schule geschickt haben: „Hoffmann von Fallersleben, 1841 auf Helgoland dichtete er Einigkeit und Recht und Freiheit!“ Meine Wort fallen glasklar – ich fahre Punkte ein, der Türke nickt anerkennend: „Sie würden wahrscheinlich den Einbürgerungstest bestehen!“

Im Ernst: Soll ein Türke Bundespräsident werden? Ich meine: Jede und jeder kann deutsche Bundespräsidentin werden. Voraussetzungen: Sie oder er müsste das Wahlrecht zum deutschen Bundestag besitzen, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen – und mindestens 40 Jahre alt sein. So steht es im Grundgesetz. Dass sie oder er einer Minderheit angehört, dies kann kein Hinderungsgrund sein. Der sächsische Ministerpräsident etwa ist Sorbe, gehört selbst einer winzigen ethnischen Minderheit an. Die Türken sind viel mehr als die Sorben! Und gehörten bisher nicht alle Bundespräsidenten der einen oder anderen Minderheit an? Waren sie nicht alle Mitglieder einer politischen Partei? Damit gehörten sie zu einer verschwindenden Minderheit der Deutschen, nämlich zur politischen Machtelite. Wären sie ohne Parteizugehörigkeit gewählt worden? Nein. Die Zugehörigkeit zu einer Minderheit ist also kein Grund dagegen, zum Bundespräsidenten gewählt zu werden. Also: Wer mitmacht, wer sich um Chancen und Ämter bemüht und sich in Staat und Gesellschaft einbringt, dem stehen alle Ämter offen. Nur zu! Die Hürryiet hat recht!

In der heute der Süddeutschen Zeitung beigelegten New York Times beklagt Maggie Jackson auf S. 6 den Verlust an grundlegenden Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit: „By fragmenting and diffusing our powers of attention, we are undermining our capacity to thrive in a complex, ever-shifting world.“ Sie erhebt leidenschaftlich ihre Stimme für eine neue Kultur der Achtsamkeit und des Aufmerkens: „What’s needed is a renaissance of attention – a revaluing and cultivating of the art of attention, to help us achieve depth of thought and relations in this complex, high-tech time.“ Ich stimme zu! Das Erlernen eines Musikinstruments, sportliche Betätigung, Tanzen, Wanderungen in Wald und Wiese, jedes einfache Tun, mit Hingabe ausgeführt, diese so einfachen wie erprobten Mittel scheinen mir tauglich, um Erwachsene und Kinder wieder an diese unerlässlichen Fähigkeiten heranzuführen.

In der Berliner Zeitung berichtet Christian Esch heute auf Seite 8 aus seinem Alltag als Radfahrer in Moskau:

Dass Fahrradfahrer nicht ernst genommen werden, hat Vor- und Nachteile. Die Nachteile sind offensichtlich: Eine Gesellschaft, die schon ihre Fußgänger ständig auf lange Umwege und in dunkle Unterführungen zwingt, hat für die Rechte von Fahrradfahrern auch nichts übrig. Für die rücksichtslosen Autofahrer ist ein Radfahrer so etwas wie ein verirrter Fußgänger mit Sperrgepäck zwischen den Beinen. Radwege gibt es nicht, außer in Parks, wo Räder als Spielzeug hingehören.

Auch hier kann ich nur zustimmen: Ich fahre immer wieder nach Moskau – und Radfahrer habe ich dort fast nirgends gesehen. Dennoch spreche ich immer wieder mit Russen, die schon einmal ein Fahrrad in Aktion gesehen haben, z.B. bei Auslandsbesuchen, in Bilderbüchern oder bei Besuchen in der Provinz. Bitte durchhalten, Herr Esch! In Rom, Paris oder London ist es nur um ein weniges besser als in Moskau. Und: Freuen Sie sich auf Berlin!

Damit schließen wir die heutige Presseschau – im Gefühl der Genugtuung: Wir haben nur Meinungen gelesen und aufgegriffen, denen wir zustimmen konnten.

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Kita-Abschluss: ein fröhliches Fest

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Jul 132008
 

kita_abschluss.jpg Letzten Donnerstag: Fünf Kinder verlassen zum Ferienbeginn die Kita, darunter mein Sohn. Ein wehmütig-fröhlicher Abschied. Alle Kinder, alle Eltern werden eingeladen. Die Musik-Erzieherin bietet eine Abfolge an Darbietungen: Smetanas Moldau rauscht dahin, die Kinder setzen das Gehörte in Bewegungen und Bilder um. Und ich muss sagen: Es ergreift mich. Mir rieseln Schauer über den Rücken. Mein Sohn lässt sich auch nicht lumpen: Er stellt sich hin, fiedelt wacker auf seinem kleinen Viertel-Geiglein drauf los – Alle meine Entchen und Bruder Jakob ohne Stocken und ohne Lampenfieber, mit roten Bäckchen, wie ich sie sonst von ihm nicht kenne! Mutter- und Vaterstolz erblühen.

Anschließend an die Musik: Die fünf Schulkandidaten erweisen ihre Tauglichkeit fürs Schulleben durch das Aufsagen kleiner Gedichte und das Lesen des eigenen Namens. Jedes Kind hat schon etwas zu bieten und holt sich den verdienten Applaus ab. Eltern aus 6 Nationen, Kinder und Erzieher verzehren fröhlich die mitgebrachten Salate und Kuchen. Dann stelle ich mich auf ein Stühlchen, lasse eine Lobrede auf die Erzieherin unserer Kinder vom Stapel: „Über all die Wochen, all die Monate habe ich nur Gutes, Ermutigendes von Ihnen gehört. Alle Kinder haben Sie mit viel Liebe begleitet und die manchmal wackligen Schritte geführt. Die Schwierigkeiten und Klippen haben Sie mit Klugheit, Einfühlungsvermögen und auch der nötigen Festigkeit gelöst. Statt zu klagen haben Sie geschlichtet, erzogen, ermahnt, angefeuert und ermutigt. Mit Ihnen, dank Ihnen ist es unseren Kindern gut ergangen, und sie konnten wachsen. Jugend braucht Vorbilder, und da ich schon Vater bin, rechne ich mich zur reiferen Jugend, und deshalb sage ich: Sie sind mein persönliches Vorbild – mehr als alle Menschen, denen ich sonst begegne.“ Beifall!

Die Schöneberger Kita am Kleistpark hat aber auch wirklich Tolles erreicht: Sie haben bewusst Schwerpunkte gesetzt und gepflegt, sind jetzt eine „Musikbetonte Kita“. Sogar Bildungsministerin Schavan hat sie schon belobigt. Den Felix als „singende Kita“ haben sie auch abgeräumt. Die Eltern rennen der Kita mittlerweile die Türen ein. Nebenbei: Die meisten Kinder dort haben nicht Deutsch als Muttersprache. Ich halte die Kita am Kleistpark für vorbildlich und beispielsetzend. Wir werden unseren Sohn dennoch jetzt einschulen. Er ist reif. Hart für die Erzieher, sich immer wieder trennen zu müssen! Auch dafür haben sie unseren Dank verdient.

 Posted by at 22:23

Gebt Biermann eine Bleibe in Friedrichshain-Kreuzberg!

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Jul 122008
 

Wolf Biermann will wieder nach Berlin ziehen. Es ist eine gute Nachricht, die die Berliner Zeitung heute auf S. 21 bringt. Warum? Wie kaum ein Zweiter passt Biermann hierher. Er hat immer wieder bewiesen, dass er sich keinen Pfifferling um das schert, was andere ihm weismachen wollen. Er ist einer jener witzigen, unerschrockenen Ost-West-Querköpfe, deren unser Land wenige hat und mehr braucht. In welchen Berliner Bezirk passt er am besten? Hier muss die Antwort glasklar ausfallen. Es gibt nur einen einzigen echten Ost-West-Querschnittsbezirk in Berlin. Es ist Friedrichshain-Kreuzberg.

Leider haben Biermann und seine Frau Pamela ihre Suche auf die nicht so geeigneten Bezirke konzentriert:

„Am liebsten wäre mir ein Haus, bei dem vorne die Elbe und hinten die Spree vorbeifließt.“ Bislang haben die Biermanns in Charlottenburg, Wilmersdorf und Mitte ein solches Haus gesucht. Schmargendorf wäre auch nicht schlecht, findet Frau Biermann.

Aber das ist noch nicht alles. Wir haben in einigen Regionen in Kreuzberg schon jetzt soviele Migranten wie andere große Städte sie erst in 30 oder 40 Jahren haben werden. Der PKW-Bestand je tausend Einwohner liegt schon jetzt weit unter dem Bundesdurchschnitt. Die Weichen für eine sanftere, nachhaltige Mobilität werden also jetzt gestellt. Eine neue bürgerliche Mitte mit vielen Akademikern, vielen Kindern hat sich zu den alteingesessenen Türken und Arabern und den waschechten Urberlinern gesellt. Noch leben diese Gruppen irgendwie nebeneinander her. Aber wir kommen zunehmend miteinander ins Gespräch. Großstadt gelingt gemeinsam. Sie kann Heimat sein. Dafür stehen Künstler wie Biermann. Er hat immer wieder Berliner Symbole besungen, vom preußischen Adler bis zur Berliner Mauer. Er ist in diesem Sinne ein Dichter, der Heimat schafft. Nirgendwo passt er besser hin als nach Friedrichshain-Kreuzberg.

Aber nicht nur die Bezirke, die Berliner Parteien werden sich jetzt natürlich auch die Finger ablecken nach diesem so politisch denkenden Ehrenbürger der Stadt Berlin. So ein Mann zieht natürlich. Leider hat er es sich auf seine bekannt unverblümte Art mit einigen Parteien schon verdorben. Schade, oder: macht nichts. Es gibt ja noch andere. Es lohnt sich, in der heutigen Berliner Zeitung nachzulesen, was er für drahtharfige Töne gegenüber den ehemaligen Parteien der Arbeiterbewegung gefunden hat. 2001 schrieb er zur SPD-PDS-Koalition:

„Aus meiner Sicht ist der eigentliche Skandal dabei: Die bankrotten sozialdemokratischen Apparatschiks halten den Erben der DDR-Nomenklatura den Steigbügel, weil sie selber um jeden Preis Hoppe-Hoppe-Reiter spielen wollen. In welcher irrationalen Not sind also solche Parteierotiker, dass sie bei ihrem perversen Machtspiel sich mit totalitären Verwesern ins Koalitionsbett legen müssen, also mit SED- und MfS-Kadern, die das kaum getrocknete Blut ihrer Opfer noch am Ärmel haben.“

Also, verehrter Wolf Biermann: Ziehen Sie doch bitte nach Friedrichshain-Kreuzberg. Wir haben ein herrlich grünes Bezirksamt, herrlich grüne Häuser am Wasser in Stralau. Ein echtes Paradies uff Erden. Sie können die rot-rote Koalition vergessen. Der Bezirk braucht Sie.

Wohnung gesucht – Berliner Zeitung

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BZ hat recht: Unterdurchschnittlich viele Fußgänger-Unfälle durch Radfahrer verursacht

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Jul 102008
 

BZ-Chefreporter Schupelius berichtet heute in der BZ aus der Statistik der Fußgänger-Unfälle. Erschreckend: Immer noch werden 90% der Unfälle, in die Fußgänger verwickelt sind, durch den motorisierten Fahrzeugverkehr verursacht, sehr oft mit schweren und schwersten Verletzungen.

Da der Fahrradverkehr in Berlin etwa 13% ausmacht, ergibt sich: Die Fahrradfahrer sind weniger an Fußgänger-Unfällen schuld, als ihrem Anteil am Gesamtverkehr entspricht.

Darüber hinaus werden die sehr schweren Verletzungen und die tödlichen Unfälle nahezu zu 100% durch den Kfz-Verkehr verursacht.

Dies gilt es zu beachten, ehe man wieder einmal über die „Rambo-Radler“ ablästert. Man sollte auch überlegen, wie es kommt, dass so viele Radler lieber auf den Gehweg ausweichen als die Fahrbahn zu benutzen. Viele Straßen sind für Radler noch nicht sicher genug. Die Autofahrer halten sich in der Mehrzahl nicht an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit. Und sie ziehen beim Überholen meist viel zu nahe an den Radfahrern vorbei. 1 Meter und 50 Zentimeter sind als Mindestabstand vorgeschrieben. Ich habe mich sehr gefreut, als kürzlich in der Görlitzer Straße tatsächlich ein grün-weißes Fahrzeug diesen Abstand einhielt. Super, Klasse! Ich würde diesen Beamten, die das Polizeifahrzeug fuhren, gerne persönlich meinen Dank abstatten, so überrascht und erfreut war ich. Bitte meldet euch! Ich bin auch deswegen ein Freund der Polizei! Ich habe mich immer dagegen ausgesprochen, wenn Polizisten als „Bullen“ bezeichnet werden.

Ich selbst habe starke Nerven und halte mich deshalb als Radler und auch als Autofahrer fast immer an die Straßenverkehrsordnung. Aber ich kann es älteren und nervenschwächeren Radlern nicht verdenken, wenn sie dies nicht tun und die Straße konsequent meiden.

Die Radler fühlen sich oft zurecht verdrängt und suchen sich einen eigenen sicheren Weg.

Schupelius-Kolumne – BZ-Berlin.de

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Nummernschilder für Radfahrer?

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Jul 102008
 

Das Image von uns Radlern war eigentlich in der Berliner Presse nicht so schlecht. Ich konnte in den letzten Monaten kaum negative Berichterstattung über das Fehlverhalten der Radler feststellen.

Heute aber erschien in der BZ eine Glosse aus der Feder des aktiven Radfahrers und Chefredakteurs Schupelius “Mein gerechter Zorn”.

Lest hier die Glosse in der BZ von heute:

„Am 29. Juni wurde Günter J. (78) auf einem Gehweg in Weißensee von einem Mountainbike-Radler umgefahren. „Na, Opa, jeht’s wieder? sagte der Radfahrer und verschwand. Günter J. liegt mit einem Blutgerinsel im Gehirn immer noch im Krankenhaus. Es scheint, als würden immer mehr Fußgänger in Berlin Opfer brutaler Radfahrer. Die Statistik besagt, dass 2003 etwa 8 Prozent aller Fußgänger-Unfälle von Radfahrern verursacht wurden und dass es 2007 bereits 10 Prozent waren. Das ist auf den ersten Blick keine dramatische Steigerung. Sehr häufig werden Fußgänger von Radfahrern aber auf dem Gehweg angefahren. Und das schafft ein Gefühl der Bedrohung, zumal sogar in einem aktuellen internen Polizeibericht davon die Rede ist, das Rad-Rambos, wenn sie gestellt werden, „mit totalem Unverständnis und sehr emotional“ reagieren würden. Man könnte auch klarer sagen, dass sie brutal reagieren. Viele Leser berichten mir regelmäßig darüber. Eine Leserin schlug vor, für Fahrräder deshalb eine Kennzeichen-Pflicht einzuführen, damit man sie, wie Autofahrer, anzeigen kann. In der Schweiz gibt es eine solche „Velo-Vignette“, dort muss man sein Fahrrad haftpflichtversichern. Ich fände es bedauerlich, wenn unsere Fahrräder auf diese Weise mit Kennzeichen erfasst würden. Was für eine Bürokratie, was für ein Aufwand, was für eine Überwachung! Wenn damit aber gewaltbereite Radfahrer gebändigt werden können, weil sie Angst vor einer Strafverfolgung haben müssen, dann bin ich schweren Herzens dafür, dass wir die Velo-Vignette einführen, aus dem ganz einfachen Grunde, dass ich als Fußgänger in Sicherheit leben will.“

Schupelius-Kolumne – BZ-Berlin.de

Schupelius ist laut eigenem öffentlichem Bekunden selber Radfahrer, man kann ihm wahrlich keine Hetze gegen die Radler unterstellen. Gleichwohl zieht er die Plakettenpflicht für Radler in Erwägung.

Ich meine: Wir brauchen keine Plakette, sondern eine klare, präzise Kampagne mit einigen wenigen Themen, in positiv-fröhlicher Grundstimmung. Kein „Schwarzes-Peter-Weiterschieben“. Erst einmal vor der eigenen Tür kehren. Lust auf Fahrradfahren machen, positives Image des Radverkehrs herstellen. Regeltreue als selbstverständlich darstellen. Für partnerschaftliches Miteinander werben. Aktuellen Radverkehrs-Rückenwind nutzen! Am besten in Abstimmung mit der Polizei, dem ADAC, den Schulen und – den „größten Zeitungen Berlins“!

Sicherer Straßenverkehr gelingt gemeinsam.


 

 Posted by at 11:02
Jul 092008
 

Mitten in die Kandidatensuche für die nächste Bundestagswahl platzt den Parteien ein neuer Umfragerekord für Kanzlerin Merkel – der wievielte eigentlich? Forsa führte die Befragung für den Stern durch. Spiegel online berichtet darüber heute:

Angela Merkel im Allzeithoch: Die Kanzlerin erzielt bei den Deutschen in praktisch allen Bereichen überragende persönliche Werte. Bei einer Direktwahl zum Amt des Bundeskanzlers würde Merkel einen Kantersieg landen – völlig unabhängig vom Gegenkandidaten.

Aber: Erneut klafft ein riesiges Loch zwischen der Kanzlerin und ihrer Regierung bzw. Partei!

Mit der Arbeit der Kanzlerin zeigten sich laut der Umfrage mehr als zwei Drittel der Bürger zufrieden: 69 Prozent beurteilen ihre Arbeit als gut. Die Bundesregierung selbst schneidet weniger positiv ab; deren Arbeit wird nur von 36 Prozent als gut gewertet. Die CDU kommt auf 34 Prozent.

„Wissen Sie, welcher Partei Angela Merkel angehört?“ Bei einer Straßenbefragung vor einiger Zeit wussten einige Passanten dies nicht: „Merkel … die ist von der SPD, … oder doch von den Grünen?“

Umfragerekord: Merkel beliebt wie noch nie – Politik – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

Gesamtbefund: Merkel gewinnt, CDU profitiert nicht entscheidend davon! Offenbar wird Kanzlerin Merkel in der Wählerschaft nicht als typisch für die CDU wahrgenommen. Sie selbst – bezeichnete sich noch im Jahr 2004 als „verschärfte Seiteneinsteigerin“.

Ich meine: Sie vereinigt erfolgreich Merkmale aus typischen Eigenschaften aller 5 wichtigen Parteien:

1) Sie spricht immer so, dass alle sie verstehen. Das kommt gut an bei Wählern ohne Abitur. Sie ist nicht abgehoben, vertritt kein elitäres Bewusstsein von „bürgerlicher Führungsschicht“. Ehemalige SPD-Stammwähler wollen das. Sie spricht sogar direkter, weniger verklausuliert als der mutmaßliche SPD-Kanzlerkandidat!

2) Sie wuchs in der DDR auf, ohne dort in echte Opposition zu gehen. Deshalb für die Mehrheit der ehemaligen DDR-Bürger gut wählbar. PDS- bzw. Linke-Wähler finden diesen Teil ihrer Biographie in der Kanzlerin wieder.

3) Sie setzt sich international erfolgreich für Umwelt- und Klimaschutz ein, erreicht Konsens gegen alle Erwartungen, übertrifft teilweise die Forderungen der Grünen noch. Die Grünen können ihr kaum am Zeug flicken. Merkel kämpfte 1995 für ein Tempolimit auf Autobahnen – und verlor den Kampf. Es war nicht durchzusetzen. Seither kämpft sie nur noch für erreichbare Ziele.

4) Sie vertritt immer wieder mal eine reformorientierte Position im Sinne des Leipziger Parteitags von 2003. Allerdings: Für FDP-Stammwähler ist sie damit kaum so stark und ansprechend, wie sie das früher mal war.

5) Ähnlich ihrer Partei, der CDU, vertritt sie eigentlich keine glasklar erkennbare „Parteilinie“. Eher gilt es, das zum gegebenen Zeitpunkt beste erreichbare Ziel im Konsens herbeizuführen. Dies gereicht in Zeiten, wo alte Partei-Profile zerbröckeln, wo Lager-Zugehörigkeiten sich lockern, zum Vorteil.

Was könnten die Parteien bei ihrer Kandidatenaufstellung für die nächste Bundestagswahl lernen?

1) Kommunikation so einrichten, dass alle alles oder doch fast alles verstehen können. Eine klare, nüchterne, einfache Sprache kommt gut an.

2) Kandidaten aufstellen, die für den jeweiligen Wahlkreis typisch sind, also möglichst viele Eigenschaften mitbringen, in denen sich die Wähler wiederfinden. In einen Wahlkreis mit „grüner“ oder „roter“ Stammwählerschaft sollte man also jemanden schicken, der selbst mindestens „grün“ oder „rot“ angehaucht ist – und umgekehrt.

3) Gegnerische Parteien stellen, auf deren eigenem Felde schlagen. Keine Partei macht alles richtig, man sollte sich ruhig ins gegnerische Lager wagen, deren Themen „abgraben“. Wie groß war bei den Gegnern die Empörung, als Ole von Beust plötzlich eine Verdoppelung des Radverkehrs forderte! „Ja, darf der denn das? Darf der uns die Themen klauen?“ Ich meine: Er darf, wir dürfen alle – denn wie heißt es doch so schön: „Prüfet alles, das Beste behaltet!“

4) Programmatische Kreuzungen heranziehen! In den nächsten Jahren werden zunehmend Politiker Erfolg haben, die eher wie eine Art Mischung aus verschiedenen Parteien daherkommen. Das kann ein Saab-turbo-fahrender Grüner sein – oder eine kreuzbrav-schöpfungsfreundlich radelnde CDU-Frau. Eine barfuß laufende FDP-Vertreterin in Latzhosen, oder ein Linker in schwarzem Anzug und Krawatte. Solange es stimmt, solange die Person sich nicht absichtlich maskiert – warum nicht? – Das Leben ist so bunt!

5) Lernbereitschaft, Offenheit dokumentieren. Die „alten Hasen“ sind weniger gefragt, derzeit kommen die „Seiteneinsteiger“ und „Querdenker“ besser an. Personen, die schon einen Teil der Berufskarriere hinter sich haben und nicht auf das politische Amt als Einkommensquelle angewiesen sind.

6) Der Wähler will das Gefühl haben: „Aha, da hört mir endlich jemand mal zu. Da kann jemand mal die Klappe halten, gut, das gefällt mir!“

In diesem Sinne … es bleibt spannend!

 Posted by at 15:35

Vertrauen säen statt Ängste schüren!

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Jul 092008
 

Unser Bild zeigt, frisch von der gestrigen Kita-Aufführung, eine gefährliche Biene und einen furchteinflößenden Stier. Den Stier Ferdinand. Na, wer sagt’s denn: Angst, Angst wohin das Auge reicht! Allerdings schelte ich die Medien nicht – denn die Medien bringen ja auch immer wieder in schöner Regelmäßigkeit Berichte, wonach ein großer Teil unserer Ängste unbegründet sind. Ein löbliches Geschäft! Die FAZ berichtet heute:

Fernsehen schürt Inflationsängste

Aber auch das Fernsehen ist einer neuen Studie zufolge mitverantwortlich für die aufgeflammten Ängste: Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich haben festgestellt, dass insbesondere das Fernsehen in Deutschland Inflationsängste vielfach über Gebühr schürt. Beim Wechsel von der D-Mark zum Euro-Bargeld sorgten zudem auch Zeitungen und Zeitschriften dafür, dass die neue Einheitswährung rasch ihren Ruf als „Teuro“ weghatte, berichten die Forscher.

Es wäre interessant, aus diesen und anderen unschätzbar wertvollen Berichten ein Paket für eine Vertrauenskampagne zu schnüren! Mein Motto:

Vertrauen säen statt Ängste schüren!

Sorgenstudie der GfK: Die neue deutsche Angst vor der Inflation – Wirtschaftspolitik – Wirtschaft – FAZ.NET

 Posted by at 13:22

Lasst euch nicht ins Bockshorn der Angst jagen!

 Angst, Märchengeiger, Theater  Kommentare deaktiviert für Lasst euch nicht ins Bockshorn der Angst jagen!
Jul 092008
 

Wir greifen unser altes Thema aus dem Winter wieder auf: Angst, und der Umgang mit ihr. Wovor habt ihr Leser Angst? Bitte ehrlich antworten! Vor Terroristen, vor BSE, vor Atomkraftwerken, vor der Partei Die Linke, vor steigenden Energiepreisen, vor den Deutschen, vor ausländischen Jugendlichen, vor dem Islam, vor christlichen Fundamentalisten, vor der Vogelgrippe, vor dem Finanzamt? Alles mit Nein beantwortet? Gratuliere – Sie sind wahrscheinlich weitgehend frei von irrationalen Ängsten!

Oder haben Sie Angst vor parfümiertem Lampenöl, vor der gemeinen Wintergrippe, vor Salmonellen, vor Kolivergiftungen, vor Verkehrsunfällen, vor Herz-Kreislauferkrankungen? Wenn Sie mit Ja antworten: Sie sind statistisch gesehen im Recht. Das Risiko, an einer der genannten Ursachen zu sterben, ist um ein mehrfaches Hundert höher als die zuvor genannte Risikofaktoren.

Im heutigen Tagesspiegel wartet der Soziologe Ortwin Renn mit bemerkenswerten Daten auf. Fast alle medial geschürten Ängste der letzten Jahre sind – nun zwar nicht völlig unbegründet, jedoch statistisch gesehen, und mit gesundem Menschenverstand erwogen, auf unglaubliche Weise aufgebauscht.

Herr Renn, Tschernobyl, Vogelgrippe, BSE – die Deutschen werden regelmäßig von Ängsten heimgesucht. Was hat es damit auf sich?

Bei vielen dieser Ängste gibt es Grundlagen, die nicht völlig idiotisch sind und über die man sich zu Recht sorgt. Andererseits sind die Reaktionen häufig übertrieben gewesen. Bei der Asian Flu (Vogelgrippe, Anm. d. Red.) haben Soldaten in Gasmasken und weißen Anzügen Schrecken unter der Bevölkerung hervorgerufen, obwohl eigentlich so gut wie nichts passiert war. Nur wenige Katzen und Vögel waren gestorben.

Währenddessen hat die größte Pandemie, die wir hatten, die Spanische Grippe vor dem Ersten Weltkrieg, immerhin dreißig Millionen Menschen umgebracht – damit ist dann auch nicht zu spaßen.

Wie war das bei BSE?

Der Schaden war insgesamt ausgesprochen gering und das ganze wurde völlig überbewertet. Wir haben in den letzten dreißig Jahren hochgerechnet etwa 180 BSE-Todesfälle unter den 300 Millionen Europäern gehabt. Im selben Zeitraum starben 136.000 an Salmonellenvergiftung, 12.000 an Kolivergiftungen. Noch ein Vergleich: Ungefähr die gleiche Zahl ist am Trinken von parfümiertem Lampenöl gestorben.

„Brennende Kühe zerstörten die Idylle“

Wie muss die Antwort auf die immer wieder anrollenden Angstkampagnen lauten? Erstens: Aufklärung. Die echten Gefahren lauern ganz woanders als die Angstmacher uns weismachen wollen. Dies lässt sich durch hartes Zahlenmaterial untermauern. Zweitens: Ursachen der echten Gefahren bekämpfen. Warnhinweise beachten, Vorsicht walten lassen, Sicherheitsvorschriften einhalten.

Gerade im Straßenverkehr kann jeder durch umsichtiges, vorsichtiges und regeltreues Verhalten sehr viel bewirken. Dem extrem hohen Risiko von Herz-Kreislauf-Erkankungen kann man durch tägliche ausreichende Bewegung, etwa durch das Fahrradfahren, und gesundes Essen wirkungsvoll vorbeugen.

Drittens: Vertrauen säen. Vertrauen in dich selbst, in den Nächsten, in das große Ganze, in das wir hineingestellt sind. Jeder Tag kann Neues, Schönes bringen. So habe ich zum Beispiel gestern in der Kita am Kleistpark eine schöne Aufführung von „Ferdinand der Stier“ gesehen. Bild steht oben, Bericht folgt!

Mein persönlicher Vierfach-Angst-Blocker:

Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen. Esst mehr Äpfel. Fahrt mehr Fahrrad. Geht ins Kindertheater.

 Posted by at 11:51

Zimmer fällt durch, Ströbele wartet

 Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für Zimmer fällt durch, Ströbele wartet
Jul 072008
 

Dem heutigen Tagesspiegel gebührt Dank, dass er die sonst vernachlässigten parteiinternen Nominierungen zur Bundestagswahl beleuchtet.

Zimmer fällt durch, Ströbele wartet

Denn die Benennungen der Kandidaten sind im Grunde viel spannender als die Wahlsonntage. Bis zu drei Viertel aller Bundestagssitze werden bereits über die parteiinternen Nominierungen mit statistischer Sicherheit vergeben, es sei denn, die Wähler entschieden sich am Wahltag zu erdrutschartigen Umschichtungen. Dann ist es nur die Hälfte der Bundestagssitze, die schon viele Monate vor der Bundestagswahl 2009 eigentlich vergeben ist. De facto haben wir nämlich ein Parteienmonopol auf die Vergabe der Bundestagssitze. Das Grundgesetz schreibt dies nicht vor.

Nirgendwo sonst als bei den Nominierungen haben die Parteimitglieder so viel Macht über die politische Zukunft unseres Landes. Und sie lassen sich erfahrungsgemäß da auch nicht in die Suppe spucken.

Ströbele hält sich bedeckt, sagt noch nicht, was er will. Ein kluger Schachzug! Er ist gesetzt, die anderen Parteien können nicht in aller Seelenruhe einen auf ihn passenden Gegenkandidaten aufbauen. Sie können derzeit auch seinen potentiellen Nachfolger bei den Grünen nicht angreifen. Mit jedem Fernsehinterview, das er gibt und bei dem er seinen roten Schal unabhängig von der Wetterlage in die Kamera hält, verstärkt er sein Image – Bekanntheit wird zum Selbstläufer: Ströbele ist unabhängig von der Großwetterlage! In den letzten Tagen hat er ja die grünen Bezirkspolitiker in seinem Wahlkreis mehrfach kritisiert – und auch das wird ihm letztlich zugute kommen. Er ist erkennbar, er hat Kante. Die Wähler wollen das.

 Posted by at 21:57