Sep 092008
 

Der rbb schob sich gestern in meiner Zuschauergunst ein kräftiges Stück nach vorne: Erst sah ich in der Abendschau einige geradezu lehrbuchreife Beispiele für misslingende Kommunikation, für Zwist, Hader und Zank. Männer streiten gerade miteinander. Das Ganze gleicht einem Floß, an dem mehrere Außenbordmotore angebracht sind, die alle auf Hochtouren drehen, der eine stärker, der andere schwächer. Das Floß dreht sich deshalb im Kreis, schlingert durch reißende Stromschnellen hindurch talab, bis es nicht mehr tiefer geht. Stämme lösen sich ab, das ganze Gefüge bricht auseinander. Immer wieder springt einer der Steuerleute auf und ruft: „Ich habe eine Idee! Da geht’s lang.“ Andere fallen ihm in den Arm und rufen: „Nein, hier geht es lang, so sind wir immer schon seit Jahrzehnten gefahren!“ Wobei ich allerdings dafür, für derartige fortgesetzte Unruhe,  nie und nimmer das Wort Gurkentruppe verwenden würde, wie das der Herr Martin Lindner tat. Eine sehr volkstümliche maliziöse Wendung.

Um 22.05 schaute ich dann folgenden Film an:

Pedaltreten hat Konjunktur
Fahrradstadt Berlin – Dokumentation von Reinhard Schneider

Ich meine: Diese Sendung sollte man unbedingt auf DVD oder als Video breit unters Volk streuen! Dieser Film „Pedaltreten hat Konjunktur“ verdient aus meiner Sicht höchstes Lob!

Keine dröge Berieselung mit „Ach-wie-toll-ist Fahrradfahren“, sondern eine pfiffig zusammengestellte Panorama-Schau auf das riesige Potenzial, das derzeit im Fahrradverkehr steckt.

Die Zunahme der Radnutzung wurde als freudiges Ereignis begrüßt. Radfahren ist angesagt, hierzu wurden einige treffende Aussagen von engagierten Radfahrenden eingespielt.

Technisches, Technikgeschichtliches und innovativ nach vorne Weisendes waren in schöner Harmonie aufeinander abgestimmt.

Konkrete Problem der Radverkehrsführung an bestimmten Stellen und Probleme der Fahrradtechnik wurden unter den Scheinwerfer genommen, unter anderem durch Aussagen von Sarah Stark und David Greve.

Besonders gefallen hat mir, dass wirklich auch ein konzeptueller Rahmen gesteckt wurde: Wie entwickeln sich Städte? Was wollen wir? Welches Leitbild haben wir für den Verkehr?

Die Mitarbeiter der Senatsverwaltung fand ich ebenfalls sehr überzeugend:
klare Aussagen zu Problemen und Lösungen, Sinn für Zusammenhänge, Fähigkeit, verwaltungstechnische Einzelheiten allgemeinverständlich darzustellen, darüber hinaus der Blick auf andere europäische Großstädte.

Herausragend und mir aus der Seele gesprochen: Die Kommunikation, das „Einander-Anschauen“ als Schlüssel zu gutem, partnerschaftlichem Verhalten im Straßenverkehr.

Also: ich zumindest war begeistert.

Unser Foto zeigt die Grimmstraße in Kreuzberg: Hier wurde auf vorbildliche Weise das arg rüttelnde Kopfsteinpflaster für Fahrradfahrer durch das Aufbringen einer bituminösen Decke entschärft. Vorbildlich, Klasse, mehr davon bitte!

 Posted by at 16:21

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