Okt 222008
 

Soeben erfahre ich über die Presse, dass auch die CDU jetzt jemanden für unseren Heimatbezirk Friedrichshain-Kreuzberg gefunden hat: Vera Lengsfeld. Ich glaube, es ist eine gute, aussichtsreiche Kandidatin für die Direktkandidatur des Wahlkreises, in dem ich übrigens Delegierter für die Bestimmung der Direktkandidatin bin.

Hauptstärke ihres öffentlichen Profils: seit jeher unbequeme Querdenkerin, eckte in der DDR durch ihren Mut an, eckte nach der Wende bei den Grünen durch ihren Mut an, eckte kürzlich bei der CDU Pankow an. Oder wurde bei ihr angeeckt? Sie vertritt das Thema „Freiheit“ sozusagen in Fleisch und Blut.

Was könnte sie noch stärker nach vorne bringen? Was ist der größte Schwachpunkt der Kandidatin? Ich glaube, sie wird sich auf die Frage vorbereiten müssen: „In der Vergangenheit haben Sie sich höchst achtbar geschlagen, Fau Lengsfeld. Was aber sind Ihre Pläne für die Zukunft? Woran arbeiten Sie? Was wollen Sie vorantreiben? Glauben Sie, mit der Bekämpfung der DDR die Wahl zu gewinnen? Glauben Sie, dass die Wähler Sie wählen, weil Sie sich mit der Bewältigung der DDR-Diktatur befassen?“

Ein sehr guter Ansatz dafür scheinen mir ihre höchst kritischen Bemerkungen über die Volksparteien Die Linke, die SPD und – sage und staune – die CDU zu sein. Vera Lengsfeld nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie setzt in ihrer Wortwahl, in ihrem ganzen Auftreten auf Konfrontation statt auf Kooperation. Konfrontation mit dem DDR-Unrecht, mit den unwürdigen Machtspielchen der Politik, mit den Parteien Die Linke, CDU, SPD, Die Grünen – auch FDP? Mir ist derzeit keine Äußerung Vera Lengsfelds bekannt, in der sie neben den vier genannten Parteien auch die FDP angriffe! Vielleicht wäre sie die ideale Kandidatin für die FDP? Immerhin: Vera Lengsfeld verkörpert in ihrer Wortwahl, in ihren Argumenten glaubwürdig das konfrontative Spaltungsdenken, mit dem man bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein Wahlen gewinnen konnte. Mit Äußerungen, in denen man „die anderen“ als „die Bösen“, „die Verbrecher“ darstellte, während man selbst das Gute verkörperte. Es spricht Bände, dass Vera Lengsfeld zu den prominenten Autoren des Blogs „Die Achse des Guten“ gehört. Das Freund-Feind-Denken, die Teilung der Welt in Gut und Böse, eine grundsätzlich moralische, nicht eine pragmatische Sichtweise auf die Politik herrscht dort vor. Insofern passt Vera Lengsfeld hervorragend zum jetzigen Zustand der Berliner CDU. Es gibt keine geeignetere Kandidatin für den jetzigen Zustand der Berliner Union.

So erscheint denn Vera Lengsfeld noch heute in vielem ganz jener Vergangenheit verhaftet, durch welche sie entscheidend geprägt worden ist.

So schreibt Vera Lengsfeld etwa am 28.09.2008 in dem von ihr mitbetriebenen Blog „Die Achse des Guten“:

Nächste Woche wird sich Ypsilanti mit Steinmeiers Duldung von der Linken als Chefin einer Minderheitsregierung wählen lassen. Herr Maget will mit nicht mal 19% Regierungschef in Bayern werden, in Thüringen träumt Matschie davon Chef einer Rot-Roten Regierungskoalition zu werden, in der die SPD Juniorpartner ist. Das solche unwürdigen Machtspiele die demokratischen Spielregeln außer Kraft setzten, das Ansehen der Politik endgültig ruinieren und damit die Demokratie schwächen, scheint niemanden ernsthaft zu stören. Für die nächste Bundestagswahl ist Bayern allerdings ein Menetekel.
Der CDU wurde heute nachhaltig vorgeführt, dass sie ihre schwarz-grünen Träume schnellstmöglich vergessen sollte. Wenn Rot-Rot-Grün eine rechnerische Mehrheit im Bund haben sollte, wird es eine solche Koalition geben Die CDU hat nur eine Möglichkeit, das zu verhindern. Statt dem rot-grünen Wählerklientel hinterher zu rennen, sollte sie den vielen ins Nichtwählerlager abgewanderten Sympathisanten endlich wieder einen Grund geben, sie zu wählen.

Das muss ja heißen: Das Ansehen der Politik ist laut Vera Lengsfeld wegen unwürdiger Machtspiele derzeit schon fast endgültig ruiniert. Und: Derzeit gibt es – beim jetzigen Zustand der CDU – für die Nichtwähler keinen Grund, CDU zu wählen. Seien Sie uns willkommen, Frau Lengsfeld! Seien oder werden Sie der Grund, CDU zu wählen! Verkörpern Sie doch bitte jene aufsässige Unbotmäßigkeit gegenüber den herrschenden Verhältnissen innerhalb der Parteien, die unsere Demokratie zum Blühen und Gedeihen so dringend braucht.

Vera Lengsfeld soll Kreuzberg für die CDU gewinnen – DIE WELT – WELT ONLINE

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