Feb 162009
 

Immer wieder habe ich in diesem Blog meine Schwäche für starke, unabhängige Frauien bekundet: Seyran Ateş, Necla Kelek, Vera Lengsfeld, Gülden Sahin … und noch einige andere: Sie alle haben gemeinsam, dass sie sich in einem männlich dominierten Umfeld behaupten. Sie haben die bequeme Anpassung an patriarchalisches Herrschaftsdenken aufgekündigt.

Doch bei aller Hochschätzung – eines mache ich nicht mit: Wenn nämlich das Altersargument herhalten muss, um männliche Politiker abzustempeln. So berichtet Gerd Langguth, wie Angela Merkel vor dem Sturz Helmut Kohls sich beschwert haben soll, die Herrschaft der alten Männer in der CDU dauere schon viel zu lange. Ich meine: gerade den ganz alten Männern hat die Bundesrepublik einiges zu verdanken – man denke nur an Adenauer, man denke an die immer noch unübertroffen hellsichtigen Einwürfe des Altkanzlers Schmidt. Bitte mehr von solchen alten Männern!

In dieselbe Kerbe haut offenbar auch Halina Wawzyniak. Die Süddeutsche berichtet über Aussagen des Bundesfraktionsvizevorsitzenden Ramelow zur Kandidatenfrage:

Bundespräsidentenwahl – Die Linke streitet weiter – Politik – sueddeutsche.de
„Die Herren über 50“

Die stellvertretende Parteivorsitzende Halina Wawzyniak kritisierte Ramelows Äußerungen scharf. „Es kann nicht sein, dass die Herren über 50 sich einigen, und ich erfahre daraus aus der Zeitung“, sagte sie der FR zufolge.

In einem Brief an ihre Genossen forderte sie, wenigstens darüber informiert zu werden, wenn eine Entscheidung gefallen sei. Das Vorgehen der überwiegend männlichen Parteispitze wolle sie in der kommenden Vorstandssitzung Ende August erörtern. Dann wolle sie auch wissen, ob sie als gewählte Funktionsträgerin eingebunden werde, „oder ob ich mir den ganzen Quatsch sparen kann“.

Was bedeutet dies, wenn eine stellvertretende Bundesvorsitzende erst hinterher erfährt, dass ihre Partei ganz eigene Wege geht, dass die berüchtigten Herren über 50 das Sagen haben? Nun, es legt die Vermutung nahe, die jungen frischen Gesichter, mit denen die Linke ans Wahlvolk tritt, seien nur vorgeschoben, und dahinter zögen die alten Seilschaften der „Herren über 50“ die Strippen. Das wäre nicht gut fürs Ansehen! Denn es gäbe all jenen Oberwasser, die behaupten, letztlich sei die heutige Linke doch nur eine Fortsetzung der SED mit anderen Gesichtern vorne drauf gepappt. Ist das ganze alles nur Quatsch?

Was ist dran richtig, was falsch? Nun, man kann morgen im Café Sybille Frau Wawzyniak direkt fragen.

 Posted by at 13:14

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