Mai 202009
 

Salomon Korn schreibt etwas, was ich verschiedentlich schon in diesem Blog angemerkt habe: Die meisten Abendländer wissen nichts über die morgenländische Herkunft vieler angeblich so ureuropäischer Errungenschaften. In einem Beitrag für Ha-Galil erklärt er unter dem Titel „Moschee auf der Alm?“:

Doch langfristig betrachtet trifft auch auf Kultur zu, dass nur der Wechsel dauerhaft ist (Ludwig Börne) und Bereicherung aus gegenseitigem Einfluss und gegenseitiger Befruchtung erwächst. Wie viele kennen und empfinden heute noch beim Anblick von Zwiebeldächern oder Welschen Hauben auf Sakral- und Profangebäuden deren Herkunft aus dem Orient? Solche Übernahmen sind nicht auf einige Architekturelemente oder eingrenzbare Regionen beschränkt.

Korn hat recht. Sollte man auf die Vergabe des Hessischen Staatspreises ganz verzichten? Nein! Man sollte sich so aus der Affäre ziehen, dass niemand sein Gesicht verliert. Meinen salomonischen Vorschlag für die Preisträgerliste untermauere ich nunmehr wie folgt mit erfundenen Begründungen für die Preisvergabe:

Navid Kermani erhält den Hessischen Staatspreis. Kermani hat durch seine vielfältigen Bemühungen, sich in die Denkart des abendländischen Chistentums hineinzuversetzen, auf beispielhafte Weise Denkräume eröffnet, die eine Einladung an Christen, Juden, Muslime und konfessionell nicht Gebundene darstellen,  ähnliche Wagnisse einzugehen.

Salomon Korn erhält den Hessischen Staatspreis. Durch seine kluge Zurückhaltung in dem Meinungsstreit um die Vergabe des Hessischen Staatspreises, verbunden mit zahlreichen Versöhnungs- und Gesprächsangeboten, hat er sich erneut als kundiger Mittler und Brückenbauer erwiesen.

Johann Wolfgang von Goethe erhält den Hessischen Staatspreis für sein Werk „West-östlicher Divan“. Nicht nur in den darin enthaltenen Gedichten, sondern ebenso sehr auch in seinen Noten und Abhandlungen erweist er sich als der bis zum heutigen Tage beste, einfühlsamste und kundigste, bis heute nicht annähernd gewürdigte Anreger eines wahrhaft befreienden interreligiösen Dialogs. Das Land Hessen erkennt mit der postumen Preisverleihung an seinen größten Sohn an, dass sich unter den lebenden Persönlichkeiten christlich-abendländischer Herkunft nach hartnäckiger Suche kein geeigneter Kandidat fand.

Der Tagesspiegel kommentierte heute:

Beim Kreuze des Propheten
Staatsposse nennt Bundestagspräsident Norbert Lammert das Theater um den Hessischen Kulturpreis und dessen Aberkennung gegenüber Navid Kermani. „Provinzposse einer überforderten Landesregierung“, schimpft der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir. Auf die Vergabe verzichten, rät Berlins Landesbischof Wolfgang Huber – und kommt nach der Lektüre von Kermanis umstrittenem Zeitungsartikel zu dem Schluss, „dass der Autor eine bemerkenswerte Offenheit für Aussagen der christlichen Theologie“ an den Tag legt.

 Posted by at 15:16

 Leave a Reply

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

(required)

(required)