Jul 262009
 

22072009001.jpg Eine herbe Enttäuschung erlebte ich am Mittwoch bei folgendem Abend im Café Sybille:

Diskussionsabend mit Vera Lengsfeld:  Die zunehmende Gewalt gegen Polizisten in Berlin. Mit Bodo Pfalzgraf, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, und Horst Pawlik, Bundespressesprecher der Bundespolizeigewerkschaft.

Denn ich hatte mir gewünscht, dass Anja kommt! Anja, die mich und uns alle im wähltvera-Blog als FaSCHISStInnen bezeichnet hatte. Ich bin dafür, dass man einander Vorwürfe und Anklagen direkt ins Gesicht sagt.  Mit voller Namensnennung und unter Angabe von Gründen. Aber ich wartete vergebens. Dennoch: Ich erwähnte die abwesende anja, stellte die Frage nach dem Täter-Opfer-Ausgleich. Ich stelle mir in der Tat vor, was in so jemandem vorgehen mag, der eine Flasche auf eine Polizistin wirft – und ihr später vielleicht gegenübersitzt und erfährt, dass sie eine Tochter in genau jenem Alter hat.

Dennoch spannender Abend! Pfalzgraf und Pawlik konnten mit vielen Einsichten aus dem Polizeialltag aufwarten. Die meisten Gewaltvorfälle gegen Polizisten – etwa 9 pro Tag – ereignen sich im Alltag bei Routineoperationen, etwa bei Personenkontrollen. Die Polizei wird häufig angegriffen als Vertreterin des Staates Bundesrepublik Deutschland. Eines Staates, den man ablehnt, obwohl man von ihm lebt, eines Staates, der störend in kriminelle Machenschaften hineinleuchtet. Noch einmal hörte ich aus erster Hand die Geschichte von den zwei Polizisten im Wedding, die sich bei einer harmlosen Kontrolle plötzlich von 40 Männern umstellt und eingeschüchtert sehen. Die Nationalität dieser 40 Männer hat unerwähnt zu bleiben.

Gut gefallen hat mir, dass weder Pawlik noch Pfalzgraf die Mitleidsdrüsen drückten. Die Polizei hält täglich ihren Kopf für unsere Sicherheit hin. Genügend Anerkennung erhalten die Polizisten nicht dafür. Aber nicht deswegen braucht die Polizei mehr Rückendeckung. Völlig zurecht hoben Pfalzgraf und Pawlik hervor, dass unsere Demokratie selbst angegriffen wird, wenn Polizisten angegriffen werden.

Es war spannend zu sehen, wie die Politikerin Vera Lengsfeld die Forderungen der Polizeivertreter aufgriff. Sie hat genau darüber ausführlich im wähltvera-Blog berichtet. „Ich werde mich darum kümmern, wenn ich im Bundestag bin.“ Genau das sollen die Abgeordneten auch tun! Sie sollen die berechtigten Anliegen der gesellschaftlichen Gruppen zu Gehör bringen. Wir wählen sie nicht als Wahl- und Akklamationsorgan für die neue Bundesregierung, sondern als deren Aufsicht.

Überhaupt wählen wir am 27. September nicht die Bundesregierung, sondern den Bundestag. Das wird sträflich vernachlässigt. Das wird fast völlig unterschlagen. Immer wieder schießt einem da der Gedanke durch den Kopf: Wo bist du, BUNDESTAG? BITTE MELDE DICH! Es geht um deine Zukunft!

Genau jetzt, vor den Wahlen,  ist die spannendste Zeit unserer Demokratie. Anja, Leute, geht hin zu den Kandidaten, schüttet euer Herz aus, beeinflusst die Kandidaten, verlangt etwas von ihnen. Wenn sie erst mal im Bundestag sitzen, sind die Einflussmöglichkeiten geringer. JETZT ist die Zeit!

 Posted by at 08:43

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