„Wir haben mehr zu bieten“: Musik zur Politik

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Aug 312009
 

Die unermüdliche Vera Lengsfeld organisiert und lädt ein zu einem besonderen Abend:

 

Mittwoch, 02.09.2009, 19.00 Uhr: Lesung. Die Soziologin Lena Kornyeyeva liest aus ihrem Buch „Putins Reich“, begleitend und anschließend: Konzert von und mit Irina Potapenko (Alt) und Lala Isakowa (Klavier). Zusammen bieten die beiden Lieder von Michail Glinka, Alexander Dargomyschski, Anton Rubinstein, Tschaikowskij, Rachmaninow, Rimskij-Korsakow dar. In russischer Sprache mit kurzer vorheriger deutscher Inhaltsangabe. Max und Moritz, Oranienstraße 162, Berlin, Kreuzberg.

 

Welches Russland-Bild scheint da durch? Ich habe mich ja immer wieder mit diesem großen, beeindruckenden Land befasst, das mir in den letzten Jahren so sehr ans Herz gewachsen ist – so sehr, dass ich eine Tochter dieses großen Landes heiratete – oder war es eher umgekehrt, nämlich so, dass ich eine Tochter dieses großen Landes heiratete und mir das Land dann ans Herz wuchs?  Egal, wo Herz zum Herzen findt … ich gehe übermorgen hin, in das lustige Alt-Berliner Restaurant, in das Max & Moritz. In der Oranienstraße, nicht weit von der Roten Harfe, wo Rot und Rot zusammenfindt …  Ihr könnt auch kommen! Der Eintritt ist frei!

 

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Aug 312009
 

30082009006.jpg Eine merkwürdige Wähleransprache bieten die Grünen auf einem Wahlplakat. In Anlehnung an das berühmte Plakat „Uncle Sam wants you!“ drücken die Grünen uns Wählern ein „Du bist verdächtig!“ auf die Augen.

Was mag dahinter stecken? Am ersten Tag der Schule mag folgender Hintergrund plausibel erscheinen: Jedes Jahr beginnt in den Berliner Innenstadtbezirken erneut der Tanz um die „Wunschschule“. Die deutschen Eltern unternehmen alles, nur damit ihr Sprössling nicht in eine Klasse mit türkischer oder arabischer Mehrheit kommt. Alle Mittel werden genutzt. Beliebt ist die Scheinummeldung. Man meldet sich dort an, wo man größere Chancen hat, auf die Wunschschule zu kommen, wo dann möglichst die Deutschen unter sich sind. Dies alles in einem Bezirk, der zu 80% „links“ oder „grün“ wählt!

Das links-grüne Bezirksamt beginnt sich gegen diesen Betrug zu wehren. Kreuzberger Eltern haben mir berichtet, dass unser Bezirksamt mittlerweile hochnotpeinliche Fragen stellt. Alles muss vorgelegt werden: Mietvertrag, Zahlungsbelege, amtliche Anmeldung, Bankauszüge, ja selbst Grundbucheinträge. Die Obrigkeit des Bezirks lässt nicht mit sich Schlitten fahren. Der Kindesentzug durch die wohlmeinenden Eltern wird nicht so einfach hingenommen.

So mag denn die Vorliebe der Grünen für den Slogan „Du bist verdächtig“ ihren Sinn haben: Wenn die Bürger nicht mitspielen, wenn sie dem Staat die Wahrheit verheimlichen, dann entsteht ein Klima der allgemeinen Verdächtigung. Die Bürger in unserem Stadtteil haben kein Vertrauen zur staatlichen Schule – und der Staat, vertreten durch das Bezirksamt, hegt einen allgemeinen Verdacht gegen die Eltern. Das von den Grünen dominierte Bezirksamt sucht größtmögliche Aufklärung. Es fordert und fördert die gläsernen Eltern. Es sammelt offenbar die Daten und wertet sie aus. Alles muss auf den Tisch. Vielleicht machen die Grünen deshalb Werbung für den Innenminister?

Ich meine: Falsche Angaben gegenüber den Behörden sind kein Kavaliersdelikt.  Wer hier in Kreuzberg wohnt, der sollte seine Kinder auch hier in die Grundschule schicken. Sonst entsolidarisiert sich die Gesellschaft – getreu dem Spruch unseres Bürgermeisters Wowereit: „Ich würde meine Kinder auch nicht nach Kreuzberg in die Schule schicken.“

Ich habe diese Frage „Würden Sie Ihre Kinder in eine staatliche Kreuzberger Grundschule schicken?“ dem Bundestagskandidaten Björn Böhning am 22.08.2009 in seinem Blog vorgelegt.  Denn er war derjenige, der sich eindeutig gegen die weitere Desintegration in unserer Gesellschaft aussprach. Löblich! Dann sollten wir Eltern damit anfangen, so meine ich. Wird der Kandidat  sich gegen die links-grüne Elternmehrheit in unserem Bezirk, wird er sich gegen den Bürgermeister Klaus Wowereit aussprechen?

Wird er sagen: „Eltern, schickt eure Kinder in die Schule, der ihr zugewiesen seid?“ Ich würde mich freuen!

Mal sehen, wie er darauf antwortet.

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„Gentrification sucks“

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Aug 292009
 

 26082009011.jpg „Gentrification sucks“  „Der Zuzug des Kleinadels (gentry) saugt uns das letzte Blut aus den Adern“. So liest man auf dem Wahlplakat eines nicht chancenlosen Bundestagskandidaten in unserem Bezirk. Kennt ihr diesen Hochadligen, diesen König von Kreuzberg?

Der Kandidat belebt mal wieder alle reaktionären Vorurteile gegenüber den blutsaugerischen kleinadligen Zuzüglern aus West- und Ostdeutschland.

Die Gentrifizierung – also die Aufwertung eines Wohnumfeldes durch wirtschaftliche Tätigkeit, durch Zuzug von Selbstverdienern – wird als Gespenst überall in Friedrichshain-Kreuzberg an die Wand gesprayt.  Dieses Gepenst der Gentrifizierung übernimmt unser konservativer hochadliger Kandidat in kluger Anpassung an die Wetterfahne der herrschenden Stimmung auf sein Wahlplakat.

Und unser guter Tagesspiegel greift das Thema ebenfalls auf:

Wer schick baut, kann in Berlin Angst bekommen
Die sogenannten Aktionswochen im Juni sollten auf die „Gentrifizierung“ aufmerksam machen. Der Begriff bezeichnet einen Verdrängungsprozess in einem Kiez. Zum Beispiel wenn Studenten und Kreative in eine billige Wohngegend ziehen, Cafés und Galerien folgen, die Gegend „aufgewertet“ wird und die Mieten steigen – bis die nicht so zahlungskräftige Bevölkerung vertrieben wird. Die Veranstalter hatten allerdings nicht zu Brandanschlägen aufgerufen.

ICH HALTE DAGEGEN:

 

Durchmischung fördern! Keine Apartheid!

“ … bis die nicht so zahlungskräftige Bevölkerung vertrieben wird“. Leider plappert sogar Frau Heitmüller den Unsinn nach, es werde die angestammte Bevölkerung „vertrieben“. Das ist grober Unfug. Eine Vertreibung wie etwa die der Indianer in den USA, der Hereros durch die Deutschen, der Deutschen aus der Tschechoslowakei ist nicht im Ansatz zu erkennen. Nicht einmal eine Verdrängung der bisherigen Mieter findet in nachweisbarem Umfang statt, das hat selbst Bürgermeister Franz Schulz festgestellt. Sicherlich hat dank der über Jahrzehnte fortgesetzten Mietpreisbindung im sozialen Wohnungsbau eine Verdrängung der angestammten Mieter stattgefunden. Die künstliche Niederhaltung der Mieten hat zu Mauerzeiten in weiten Teilen Kreuzbergs zu einer massiven Verschlechterung der Wohnqualität geführt. Die deutschen Familien mit Kindern haben Reißaus ergriffen, sobald sie es sich leisten konnten. Für nachziehende Familien aus der Türkei, für Sozialhilfeempfänger, für Arbeitslose und Studenten wurde billiger, bezahlbarer Wohnraum frei. Politisch gewollte Niedrigstmieten wie im alten SO 36 führen zu einer Ballung sozialer Probleme. Das Ergebnis sind heute Verhältnisse wie am Kottbusser Platz. Eine bessere Durchmischung der sozialen Milieus ist dringend geboten. Die neuen Wohnungen und sanierten Häuser in gehobener Qualität müssen allen willkommen sein, die das Wohnumfeld in Kreuzberg für Familien von Selbstverdienern wieder attraktiv machen wollen. Die reaktionäre Parole der ewiggestrigen Konservativen „Yuppies vertreiben – Junkies bleiben“ ist das falscheste Signal. Die Mischung macht’s. Wir brauchen ein sichtbares Zeichen gegen Vertreibungen! Und die Vertreibungen werden einzig und allein von den reaktionären Kräften der Zündler, Schmierer und Plärrer angedroht.

 

HEY PEOPLE! STOP HOOLIGANISM. STOP THE SELF-DECLARED PETTY TALIBAN. STOP GRAFFITI. IT SUCKS.


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“Frau Lehrerin, ich werde Hartzer“

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Aug 282009
 

Und wieder mal haut Heinz Buschkowsky in die richtigen Kerben! Der Neuköllner SPD-Bürgermeister redet Tacheles und er zeigt Herz. Seine Beobachtungen treffen sicherlich zu – soweit ich das vergleichen kann. Kreuzberg und Neukölln – das sind nicht so unterschiedliche Welten.  Ganzes Interview lesen – es lohnt sich! Und ich unterstreiche ausdrücklich, was er sagt.

Reden wir über Geld – “Frau Lehrerin, ich werde Hartzer“ – Reden wir über Geld – sueddeutsche.de
In vielen Herkunftsländern der Migrantenfamilien ist Kinderreichtum auch heute noch üblich und wird auf hiesige Verhältnisse übertragen. Die Wohnungen sind häufig überbelegt und oft haben die Kinder keine eigenen Betten und Schreibtische, sie schlafen auf Matratzen und machen die Hausaufgaben, wenn überhaupt, liegend auf dem Fußboden. Als Statussymbol hat Elektronik große Bedeutung. Der Flachbildschirm kann nicht groß genug sein, Handy und MP3-Player immer neuester Standard. Hinzu kommt die informelle Wirtschaft, also die Schwarzarbeit. Es handelt sich um Parallelgesellschaften, und die funktionieren nicht so wie die deutsche bürgerliche Gesellschaft.

SZ: Was wollen Sie anders machen?

Buschkowsky: Wir können das bei den Eltern nicht mehr ändern, aber wir dürfen nicht zulassen, dass sich diese Defizite in den Kindern fortpflanzen.

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Aug 282009
 

Man reibt sich die Augen. Wieder einer.

Mich freut es.

Badr Mohammed ist einer der wenigen Politiker, der das formuliert, was ich hier mit weit unbeholfeneren Worten seit Monaten in die Tastatur hämmere und als Mensch vorzuleben versuche: Wir müssen zusammenstehen, wir brauchen eine gemeinsame, in steter Bewegung sich weiterentwickelnde Identität als Deutsche, bei der die unterschiedliche ethnische Herkunft sekundär ist.

Ich vermute: Das Migrantenghetto ist zur Sackgasse geworden, in der es mittlerweile vor allem um Pfründe und Besitzstandswahrung für professionelle Retter und Helfer geht.

Hat man diesen Mechanismus einmal durchschaut, kann man sich zumindest in dieser Frage nicht mehr als Linker fühlen.

Parteiübertritt – Berliner SPD-Politiker wechselt zur CDU – Berlin – Berliner Morgenpost
Nach 18 Jahren Parteimitgliedschaft sei ihm der Schritt schwer gefallen, aber ausschlaggebend sei sein Mitwirken bei der Islam-Konferenz gewesen: „Da habe ich mich gut aufgehoben gefühlt.“ Vor allem Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble CDU und dessen interreligiöser Dialog hätten ihn schwer beeindruckt. In der SPD war der 43-Jährige mit seinen Thesen zum „Neuen Deutschen“ nicht durchgedrungen. „Das war mit der Sozialdemokratie nicht machbar.“ Deswegen wolle er in einer anderen Volkspartei einen Neuanfang wagen.

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Aug 282009
 

Eines schlechten Rufes erfreuen sich in der Radler-Szene die Radwege. Sie sind meist handtuchbreite Rüttelstrecken und Holperteppiche. Sie sind nachweislich unfallträchtig. Sie sind die Pest für jeden gesunden, jungen, kräftigen und selbstbewussten Radler!  Hierzu schreibt der STERN auf seinen Auto-Seiten in einem sehr lesenswerten Artikel:

Radfahr-Offensive: Freie Fahrt für freie Radler – Auto | STERN.DE
Radwege sind die Pest – für den, der vorankommen will. Viel zu schmal, mit aufgeplatztem Asphalt behindern sie den Pedalisten. Meistens sind es bauliche Verlegenheitslösungen. Sie führen plötzlich auf eine Parkspur, enden gern einfach mal so und folgen unmöglichen Kurven – nur um dem Autofahrern das Abbiegen zu erleichtern. Für Oma auf dem Weg zum Markt reicht das aus. Wer das Rad als Alternative zum Auto begreift, morgens zur Arbeit will und dabei eine Geschwindwindigkeit von mindestens 25 km/h einplant, muss dagegen auf die Straße.

Aber was ist mit den nicht ganz so jungen, den unsicheren, den zittrigen Radfahrerinnen und Radfahrern? Immer wieder spreche ich mit solchen. So gehen in den Fachdebatten häufig unter, werden an den Rand gedrängt. Sie fühlen sich sicher, wenn sie ihren breiten, schön markierten Radweg haben, wo sie nicht bedrängt und nicht angehupt werden.

Ich meine: An manchen Straßen, insbesondere an vielbefahrenen Durchfahrtsstraßen sind breite, ebene, gut gepflegte, vom Fußgänger- und Autoverkehr eindeutig abgesetzte jederzeit gut einsehbare Radwege keineswegs empörend, unsittlich, oder entwürdigend. Sie sind keine Pest. Sie sind ein Argument auch für langsame, unsichere und ältere Radler, das Auto öfter stehen zu lassen.

Unser Foto zeigt eine „Rad-Autobahn“ in der Stadt Padua.

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„Es gibt Menschen, die nie vorkommen …“

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Aug 272009
 

Guter Spruch von Philippa Ebéné  im Gespräch mit inforadio: „Menschen die nie vorkommen“ – und genauso gibt es Völker, die nie vorkommen: die Tscherkessen, die Uiguren, die Abchasen, die Tschuktschen – in der Tat, unsere Wahrnehmung ist eine beschränkte. Wir müssen den Blilck erweitern!

Streit um Ausstellung – muss man Nazi-Kollaboration erwähnen? 27.08.2009 17:06 | Inforadio – Aus der Hauptstadt für Berlin und Brandenburg

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Aug 272009
 

Na bitte! Das ist Wasser auf meine Mühlen! Nicht nur den Germanozentrismus – also die Haltung, wonach der 2. Weltkrieg der „Krieg der Deutschen“ (wie der SPIEGEL fabuliert) gegen den Rest der Welt gewesen sei, gilt es zu überwinden, sondern auch den Eurozentrismus. Der Skandal um die Zensur in der Werkstatt der Kulturen belegt, wie viel an Aufklärung noch zu leisten ist. Es gab nicht nur in allen wichtigen Regionen der Welt überzeugte Waffenbrüder und Kollaborateure der Nationalsozialisten, sondern es gab auch ganze Staaten und Länder, die auf Seiten der deutschen Nationalsozialisten und der italienischen Faschisten gegen die Bolschewisten, die Kapitalisten und die Kommunisten und ferner gegen die angebliche „jüdische Weltverschwörung“ kämpften oder besser zu kämpfen glaubten.

Selbstverständlich lebt die Mär von der „jüdischen Weltverschwörung“ in der arabischen Welt bis zum heutigen Tage ungemindert weiter, sie dient weiterhin als Rechtfertigungsgrund für Terrorattacken wie etwa die vom 11. September 2001.

Applaus für das Kölner Journalistenbüro Recherche International, das heiße Eisen mutig anpackt! So konnten sie unter anderem nachweisen, dass die deutschen Islamwissenschaftler und die deutschen Lateinamerikanisten über Jahrzehnte hinweg mit unbequemen Wahrheiten über die Unterstützung deutscher Nationalsozialisten durch hochgestellte Kreise in der arabischen und südamerikanischen Welt nichts zu tun haben wollten.

Die Presseerklärung des Veranstalters der verdrängten Ausstellung empfehle ich nachdrücklich eurer Aufmerksamkeit:

Ausstellungsort verlegt – Presseerklärung vom 24.8.2009
Vom 1. bis 30. September sollte die Ausstellung «Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg» in der Werkstatt der Kulturen in Berlin-Neukölln ihre Premiere erleben, bevor sie bis Ende 2011 durch zahlreiche weitere Städte touren wird. Als Tag der Eröffnung wurde bewusst der 1. September gewählt, der 70. Jahrestag des Kriegsbeginns in Europa (!), um der gängigen eurozentristischen Sichtweise auf den Zweiten Weltkrieg eine globale Perspektive entgegen zu setzen.

 Posted by at 20:56
Aug 272009
 

Ein zufälliger Beleg dafür, wie einseitig, wie blind, wie germanozentrisch das weltweit vorherrschende Geschichtsbild immer noch ist, zeigen die Vorgänge um die geplante Berliner Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“. Sie kann nicht wie vorgesehen stattfinden, weil die Leitung der Werkstatt der Kulturen drei Schautafeln über die Komplizenschaft arabischer Führer mit Hitlers Deutschland ablehnt. Wie bei unseren europäischen Nachbarländern, so wird auch in der gesamten arabischen Welt die Komplizenschaft mit Deutschlands kriminellem Verbrecher-Regime weiterhin großzügig unterschlagen. In tausenden von Dokumentarfilmen und Spielfilmen, Ausstellungen und politischen Reden wird weiterhin eine bequem monokausale Weltsicht gehätschelt. Sie lässt sich in drei Merksätzen zusammenfassen: „Deutschland war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts  der Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte – alles Böse wurzelt letztlich in Deutschland. Alle anderen Länder sind Opfer Deutschlands. Alles Gute kommt von außerhalb Deutschlands.“ Eine groteske Verzeichnung, die aber in der Popular- und Trivialkultur von Cinecittà Rom bis Hollywood, von den Mosfilm-Studios bis zur BBC weit verbreitet ist!  Es erleichtert das Leben, wenn alles sehr einfach zurechtgeschnitten werden kann. Wer spricht heute noch etwa über die 15 bis 25 Millionen Todesopfer der belgischen Kolonialherrschaft in Kongo? Niemand. Denn Belgien ist ein Opfer. Über die Kolonialkriege und Konzentrationslager des faschistischen Italien? Über die Hungersnöte in der Ukraine der 30er Jahre? Über das ab 1918 eingerichtete Lagersystem der bolschewistischen Sowjetunion? Über das Lagersystem Kubas? Niemand außer einigen wenigen Fachkreisen.

Kaum bekannt ist auch, dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein schwunghafter Handel mit hochrangigen NS-Militärs einsetzte. Sie setzten sich zu Hunderten in andere Länder ab, boten ihre Dienste als Militärberater an – und wurden gerne in Sold genommen. Südamerika war das wichtigste Hauptaufnahmegebiet für Militärs der Nationalsozialisten, aber gleich danach kamen die arabischen Unabhängigkeitsbewegungen. Viele deutsche Militärs mit tiefbrauner Vergangenheit wurden – oft unter Verschleierung ihrer Identität – Militärberater und Ausbilder in den arabischen Ländern.

Der blühenden Feindseligkeit gegenüber den Juden, dem sogenannten „Antisemitismus“, welcher heute gerade bei deutsch-arabischen Jugendlichen zu beobachten ist, wurde nicht zuletzt durch die deutschen Generäle und Militärs nach dem Zweiten Weltkrieg Vorschub geleistet. Wir re-importieren also gerade die braune Saat aus den arabischen Ländern nach Deutschland. Wer spricht davon in Deutschland? Eigentlich fast niemand. Der Skandal um die Werkstatt der Kulturen der Welt ist ein zufälliger Anlass für das Aufreißen der gewaltigen Gedächtnislücken. Aber in Frankreich und Algerien ist dieser Vorgang – also die Verquickung von Nationalsozialismus und arabischem Integralismus – immerhin ein Thema, so etwa in den Schriften von Boualem Sansal.

Lest hier einen Auszug aus dem Tagesspiegel von gestern:

Kritik an Arabern unerwünscht
Der Palästinenserführer Hadj Amin el-Husseini war eine umstrittene historische Figur. 1933 gratulierte er dem deutschen Generalkonsul von Jerusalem zur Machtergreifung der Nationalsozialisten, später warb er muslimische Freiwillige für die Waffen-SS und propagierte die „Endlösung“. Nach dem Krieg wurde er zum obersten Repräsentanten der Araber Palästinas. Die Verstrickungen el-Husseinis sind bekannt. Aber jetzt führte unter anderem eine Schautafel mit diesen Informationen dazu, dass die Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ nicht wie geplant in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen ab dem 1. September gezeigt werden kann, sondern in die Uferhallen in Wedding ausweichen musste.

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Aug 262009
 

Besorgniserregend: Der Aufmacher der Berliner Woche, Nr. 34, 19. August 2009, Lokalausgabe für Kreuzberg. Der Mieterrat Chamissoplatz beklagt das „Rad-Chaos in der Bergmannstraße“.  Heinz Kleemann vom Mieterrat sagt, an der Ecke Friesen-/Bergmannstraße herrschten unhaltbare Zustände. Auf die Passanten nähmen viele Radler keine Rücksicht. „Hier wird einfach das Recht des Stärkeren durchgesetzt.“

Der Mieterrat kritisiert außerdem die seiner Meinung nach vorliegende bisherige Untätigkeit des Bezirkamtes. „Offensichtlich besteht kein besonderes Interesse an sicheren Verhältnissen für Fußgänger und Radfahrer:“

Als ADFC-Stadtteilgruppe sollten wir da aufmerken! Liegt ein Problem der Verkehrsführung vor? Wir konnten das bisher nicht erkennen, sonst hätten wir das dem Bezirksamt längst mitgeteilt. Wir haben eine satte Mängelliste angefertigt. Diese liegt dem Tiefbauamt vor und wurde/wird in Rücksprache mit uns abgearbeitet.

Meine persönliche Meinung: Wenn Radler keine Rücksicht nehmen, liegt es nicht notwendigerweise an „den Verhältnissen“. Ich vertrete die Auffassung, dass jeder Radfahrer für sein Verhalten selbst verantwortlich ist.  Niemand wird durch die Verhältnisse an der Ecke Bergmannstraße/Friesenstraße daran gehindert, bei roter Ampel anzuhalten. Niemand wird durch die Verhältnisse daran gehindert, auf Fußgänger Rücksicht zu nehmen.

„Der Mieterrat fordert in diesem Bereich eine Spielstraße. Dann würde hier auch für Radler eine Schrittgeschwindigkeit gelten. […] Außerdem wird drei Meter vor der Straßenkante der Friesenstraße eine Markierung verlangt, vor der die Zweiräder bei Rot zu halten haben. Das ermögliche den Fußgängern ein gefahrloses Passieren.“

Ich wäre vorsichtig damit, „die Politik“ für alles verantwortlich zu machen, was durch individuelles Fehlverhalten erklärbar ist.

Was meint ihr? Das Foto zeigt genau die Stelle, von der der Artikel in der auflagenstärksten Wochenzeitung Berlins handelt.

Hier geht’s  zum Artikel der Berliner Woche:

Berliner Woche: Letzte Ausgabe

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„Deutschland, Deutschland über alles“!? – Braunen und roten Terror aufarbeiten!

 1917, Faschismus, Italienisches, Kommunismus, Krieg und Frieden, Sozialismus, Vergangenheitsunterschlagung  Kommentare deaktiviert für „Deutschland, Deutschland über alles“!? – Braunen und roten Terror aufarbeiten!
Aug 262009
 

Du grinsest gelassen über das Schicksal von Tausenden hin ...“ diese Ziel aus Goethes Faust fiel mir ein, als ich die Titelgeschichte des aktuellen Spiegel las. „Der Krieg der Deutschen – als ein Volk die Welt überfiel“. Die komplizierte außenpolitische Lage der Zwischenkriegszeit wird zwar durch Autor Klaus Wiegrefe annähernd korrekt angeführt – soweit ich dies beurteilen kann. Schärfsten Widerspruch lege ich aber ein, wenn alles unter dem Generalnenner „Deutschland gegen den Rest der Welt“ gelesen wird.

Meine Sicht auf die europäische Geschichte hat sich wesentlich verändert, seit ich immer wieder mit den Menschen aus den osteuropäischen Ländern – etwa Tschechien, Ungarn, Polen – und aus Russland spreche.

Es ist entscheidend zu begreifen, dass Europa  in der Zwischenkriegszeit durch ein multipolares Gegeneinander unterschiedlicher Macht- und Interessenbündnisse geprägt war. Die neuentstandenen Staaten und die in neuen Grenzen wiedererstandenen Staaten bekämpften einander. In den meisten Staaten herschten autoritäre Regime. Die Tschechoslowakei benachteiligte ein Drittel des eigenen Staatsvolkes, nämlich alle Nichtslawen, die in den Grenzen dieses neuen multiethnischen Landes lebten. Präsident Edvard Benes dachte bereits ab 1937 über einen ethnisch reinen, slawischen Staat nach, der sich seiner deutschen und ungarischen Bevölkerung entledigt hätte. Polen und Tschechoslowakei arbeiteten gegeneinander, hatten Gebietsstreitigkeiten auszufechten. Polen und Russland hatten noch viele Rechnungen offen, lagen nach dem Ersten Weltkrieg erneut im Krieg miteinander. Die europäische Landkarte war übersät mit vielen kleinen Konfliktherden. Jeder dachte, sann, agitierte und intrigierte irgendwie gegen jeden.

Im Osten lauerte die Sowjetunion. Die Berichte des roten Terrors hatten die Staaten Westeuropas erreicht. Das Grauen, das Lenins und Stalins Truppen ab 1917 im eigenen Land anrichteten, konnte man in den Zeitungen nachlesen. Der weiße und der rote Terror hatten Russland verwüstet. Mehr Menschen starben in Russland in diesem Bürgerkrieg als während des gesamten Ersten Weltkriegs. Lenins und Stalins Terror erzeugte Sympathien für den Anti-Bolschewismus in allen anderen Ländern. Davon profitierten die Nationalsozialisten ebenso wie spanische Frankisten und Militärdiktaturen, wie etwa die Pilsudski-Regierung in Polen.

Zu recht herrschte in Europa Angst vor der roten Gefahr. In der Ukraine starben Millionen am Hunger. In der Sowjetunion wurde ein gigantisches Netz an Arbeits- und Umerziehungslagern ausgebaut – das Vorbild für das spätere deutsche KZ-Lagersystem. Viele kleinere Länder waren unentschlossen, ob sie sich eher Deutschland oder den Westmächten anschließen sollten. Polen schloss noch 1934 einen Bündnispakt mit Hitlerdeutschland!

Eine Woche vor dem 1. September 1939 wurde die Sowjetunion plötzlich zum Verbündeten Deutschlands. „Als ein Volk die Welt überfiel“ – dieser Untertitel stimmt einfach nicht. Denn auch die Sowjetunion überfiel andere Völker im Jahr 1939: Lettland, Litauen, Polen, Finnland – das sind einige der Länder, die der Sowjetunion zum Opfer fielen. Zugleich lief eine gewaltsame Russifizierung der asiatischen Teilrepubliken. Der SPIEGEL erwähnt selbst die Hunderttausenden von polnischen Opfern. Er schreibt auf S. 68:

„Die Angst vor den Sowjets bestand zu Recht, wie man heute weiß. Experten schätzen die Zahl der Menschen, die nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpolen 1939 dem roten Terror zum Opfer fielen, auf mehrere hunderttausend.“

Es ist erneut ein falsches Geschichtsbild, ein Geschichtsbild, das nur die eine Hälfte der Wahrheit kennt, das der SPIEGEL in seiner neuen Titelgeschichte auftischt. Was sollen die Letten, die Litauer, die Finnen, die Polen, die Griechen, die Abessinier, die Serben, die Slowenen denken, wenn sie wieder einmal lesen müssen: Deutschland hat den Rest der Welt angegriffen? Nein, nicht nur Deutschland hat verbrecherisch einen verheerenden Krieg vom Zaun gebrochen – es war auch die Sowjetunion, die dank deutscher Vorleistung ihren eigenen Einflussbereich nach und nach erweiterte und angrenzende Länder mit Krieg und vernichtendem Terror überzog. Es war auch Italien, das bereits 1935 einen Verwüstungsfeldzug in Afrika führte, das an der anderen Adriaküste Konzentrationslager einrichtete und eine gewaltsame Italianisierung betrieb und somit eine Art Startsignal für deutsche und sowjetische Großmachtgelüste gab.

Eine ausgewogene Darstellung der komplizierten außenpolitischen Lage vor dem 1. September 1939 und während  der Kriegsereignisse muss unbedingt die multipolare Welt des damaligen Europa berücksichtigen. Italien, die Sowjetunion und Deutschland, die Entente-Mächte Frankreich und Großbritannien – sie alle standen gegen- und miteinander, dazu kamen die kleineren europäischen Staaten, die mehr oder minder geschickt zwischen den verschiedenen größeren Mächten lavierten.

Ein niederschmetternder Befund aus der Lektüre der SPIEGEL-Titelgeschichte bleibt: Es herrscht bei uns in Deutschland weiterhin eine absolut germanozentrische Sicht der Weltgeschichte vor. Die kleineren Länder kommen einfach als eigenständige Subjekte nicht vor. Als sei Deutschland der einzige Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte gewesen. Es fehlen Hinweise auf die zahlreichen Kollaborateure in den anderen Ländern. Es fehlt das unendlich wichtige psychologische Moment der Angst vor der kommunistischen Weltrevolution. Es fehlt ein Blick auf die komplizierte Gemengelage der widerstreitenden nationalen und politischen Interessen in Ländern wie Lettland, Ukraine, Polen und Tschechoslowakei.

Genauso wichtig wie Nazideutschland war in der Bewusstseinslage der 30er Jahre die Sowjetunion.  Man lese die Zeitungen der roten und der braunen Kampfpresse aus jener Zeit, und man wird erkennen: Die europäische Geschichte ist nicht so einfach gebaut, wie es das holzgeschnitzte Schwarz-Weiß-Bild der hartnäckigen Geschichtslegenden wahrhaben möchte.

 Posted by at 16:29

Auf dem Friedhof der Weltgeschichte: die Ströbele-Wimmelbilder aus der Kita Kreuzberg

 1917, Grünes Gedankengut, Rosa Luxemburg, Sozialismus  Kommentare deaktiviert für Auf dem Friedhof der Weltgeschichte: die Ströbele-Wimmelbilder aus der Kita Kreuzberg
Aug 262009
 

26082009010.jpg „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu  …“ Diese Zeilen eines national gesonnenen deutschen Burschenschaftsliedes aus dem Jahr 1814 kamen mir in den Sinn, als ich heute durch die Bergmannstraße wanderte. Neben mir die ehrwürdigen Mauern des Jerusalemkirchhofes, des Dreifaltigkeitskirchhofes,- doch halt: da ward mein Sinn erfreut durch bunte, farbenprächtige Malerei. Ein richtiges Wimmelbild, wie ich es aus den riesigen Bilderbüchern kennen, mit denen unsere Kinder in den Kitas Deutsch lernen! Was oder wen sehen wir da, in Treuen fest? Liebe Kinder, bitte schaut genau hin!

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Richtig! Das ist Ernesto „Che“ Guevara – eindeutig erkennbar! Und da ist auch der Schlachte- und Siegesruf, mit dem Ernesto „Che“ erfolglos versuchte, die marxistische Revolution in einige Länder Südamerikas und Afrikas zu exportieren. Auch bei uns in der früheren BRD und der früheren DDR hatte dieser überragende Führer in den 70er und 80er Jahren eine bedeutende Anhängerschaft.

Wie Karl Marx, Friedrich Engels und Rosa Luxemburg entstammte Ernesto Guevara dem wohlhabenden Besitzbürgertum, ehe er sein Herz für die Arbeiterklasse entdeckte.  Noch heute wird er auf Kuba von den Schulkindern verehrt: „Wir wollen sein wie ER!“, so lautet die diktierte Losung. „Wir wollen sein wie ER“, so lautete auch in den dreißiger Jahren die Losung für Hunderttausende von Buben und Mädchen in der Sowjetunion und Deutschland. Wobei dieser ER wahlweise Adolf Hitler, Karl Liebknecht, Genosse Wladimir Iljitsch oder Väterchen Stalin sein konnte. Man lese doch nur die Grundschuldiktate jener Zeit nach!

Warum rühmen wir „Che“ als Muster der Treue? Nun, er war nach seiner Bekehrung zum Marxismus zeit seines Lebens ein glühender Anhänger Lenins und Stalins. Wie seine verehrten Vorbilder war er nach der erfolgreichen Revolution auf Kuba im Jahr 1960 an der Errichtung von Arbeitslagern und Internierungslagern beteiligt. Wie seine Vorbilder Lenin und Stalin beteiligte er sich an Massenerschießungen, steckte Dissidenten und Homosexuelle ins Lager. Wie seine Vorbilder Lenin und Stalin ließ er Volksgerichtshöfe abhalten, in denen summarisch Konterrevolutionäre, Bürgerliche und Andersdenkende verurteilt und hingerichtet wurden. An den Hinrichtungen Andersdenkender nahm er höchstpersönlich teil. Ernesto CHE Guevara  erschoss mit offen zugegebener Wonne Volksfeinde und Konterrevolutionäre. Politische Feinde abzuknallen machte ihm Spaß. Jeder, der Spanisch kann, möge dies in gut bezeugten Erinnerungen seiner Mitstreiter nachlesen. Wir lesen nunmehr einen Abschnitt aus der spanischen Wikipedia:

 Ernesto Guevara – Wikipedia, la enciclopedia libre
Guevara fundó el sistema cubano de campos de trabajo, cuando estableció el primero de ellos en Guanahacabibes, para reeducar a los directores de empresas estatales considerados culpables de violaciones a la «ética revolucionaria».[143] Jorge Castañeda, en su biografía del Che Guevara, ha señalado que, luego de la partida de Guevara de Cuba, „estos campos fueron utilizados para enviar disidentes, homosexuales y [más de dos décadas después de la muerte de Guevara] enfermos de sida“.[

Aber noch in einem anderen Sinne mag CHE als Vorbild für unerschütterliche Treue dienen: Ernesto „Che“ Guevara widersetzte sich der nach 1956 einsetzenden „Entstalinisierung“. Er hielt zeit seines Lebens am Rezept der von oben gelenkten, gewaltsamen Revolution  fest. Er glaubte unerschütterlich an die Diktatur des Proletariats und stellte sich mit Maschinengewehr, Machete und Handgranate in den Dienst der „guten Sache“.

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Diese historischen Reminszenzen schossen mir heute durch den Kopf, als ich am Wimmelbild unseres Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele vorbei wandelte. Schön auch, dass die züchtig verhüllte grüne Muslima sich freudig dem Schlachtruf „Venceremos“ anschließt! So viel Unterwerfung, so viel Selbstaufgabe, so viel Opfersinn war selten!

Bei Hans-Christian Ströbele kann man noch echten Respekt vor Autoritäten erkennen. In Treuen fest –  Marx und Ernesto CHE Guevara auf EINEM Plakat! Ach herrje! Was für eine Freude! Vom Kirchhof der Weltgeschichte, durchleuchtet von Hunderttausenden, ja Millionen von Opfern, die die marxistische Ideologie auf vier Kontinenten gekostet hat, grüßen die alten Ideale der gewaltsamen Diktatur, des Gesinnungsterrors, der freiwilligen Unterwerfung.

Besonders hervorzuheben: die unerschöpfliche, kindgerecht aufbereitete, farbenfrohe, kita-taugliche Darbietung komplizierter Zusammenhänge auf den Wahlplakaten der Grünen! Die Grünen sind und bleiben in meinen Augen die Partei der gut versorgten Söhne und Töchter aus höherem, aus gut bürgerlichem Hause. Wie es eben Karl Marx, Friedrich Engels, Rosa Luxemburg und Ernesto CHE Guevara auch waren.

Schön, dass die Kinder bis ins hohe Alter hinein so ausgelassen mitspielen und mithüpfen dürfen. Die Geister von Karl Marx und Ernesto Guevara lächeln von Wolke 7 herab!

Würde denn Hans-Christian Ströbele ebenfalls Homosexuelle, Andersdenkende, bürgerliche Volksfeinde ins Internierungslager stecken oder auch hinrichten lassen wie sein gepriesenes Vorbild Ernesto CHE Guevara, dessen Schal er da trägt? Ich glaube es nicht. Es würde sich aber lohnen, eine Frage auf abgeordnetenwatch.de aufzugeben.

Jedem historisch Interessierten, jeder Kita, jedem Unterwerfungswilligen seien die fröhlichen Weltgeschichte-Friedhofsbilder der Grünen zur Besinnung und Andacht empfohlen. Empfohlen sei auch, dann das Burschenschaftslied aus dem 19. Jahrhundert anzustimmen. Nebenbei: Dieses Lied war dem Turnvater Jahn gewidmet, der nur einen CHE-Granatwurf, eine CHE-MP-Salve entfernt von diesem Friedhof  in der Hasenheide seine Turnübungen abhielt, zur Ertüchtigung der naturliebenden deutschen Jugend.

So singet denn ein Lied für die unerschütterlichen, hinter Hans-Christian Ströbele gescharten Konservativen in unserem Wahlkreis – und macht das Kreuz an der richtigen Stelle!

Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu,
daß immer noch auf Erden für euch ein Fähnlein sei.
I: Gefährten unsrer Jugend, ihr Bilder beßrer Zeit,
die uns zu Männertugend und Liebestod geweiht.:I

2.
Wollt nimmer von uns weichen, uns immer nahe sein,
treu wie die deutschen Eichen, wie Mond und Sonnenschein!
I: einst wird es wieder helle in aller Brüder Sinn,
sie kehren zu der Quelle in Lieb und Treue hin.:I

3.
Es haben wohl gerungen die Helden dieser Frist,
und nun der Sieg gelungen, übt Satan neue List.
I: Doch wie sich auch gestalten, im Leben mag die Zeit,
du sollst uns nicht veralten, o Traum der Herrlichkeit.:I

4.
Ihr Sterne seid uns Zeugen, die ruhig niederschaun,
wenn alle Brüder schweigen und falschen Götzen traun.
I: Wir woll’n das Wort nicht brechen, nicht Buben werden gleich,
woll’n predigen und sprechen vom heil’gen deutschen Reich! :I“Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu  …“


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Aug 252009
 

Vor  70 Jahren, am 24. August 1939 (offiziell: 23. August) wurde der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt unterzeichnet – von den Außenministern Ribbentrop und Molotow, aber zutreffend nennt man ihn Hitler-Stalin-Pakt. Er war eine Voraussetzung dafür, dass Hitlerdeutschland wenige Tage später Polen überfallen und dass im Einklang damit die Sowjetunion die drei baltischen Staaten und Ostpolen überfallen und annektieren konnte. Eins der ersten Massaker in diesem an Massennmorden reichen Krieg war das Massaker von Katyn an den 8.000 polnischen Offizieren, zuerst den Nazis in die Schuhe geschoben, begangen aber von den Sowjets bei ihrem Überfall auf Polen.

„Euer NS-Regime war aber recht menschenfreundlich im Vergleich zum Stalinismus“, erzählten mir (ironisch?) vor kurzem einige Russen, als ich ihnen berichtete, dass Karl Seiberl, mein Großvater mütterlicherseits, im Jahr 1933 der Bürgermeister von Berchtesgaden, für zwei Wochen in „Schutzhaft“ genommen wurde, weil er sich weigerte, die Hakenkreuzflagge an seinem Haus zu hissen. Danach wurde er abgesetzt. Weitere Widerstandsaktionen sind nicht überliefert. Mein Großvater fiel als Soldat in den ersten Monaten des Russlandfeldzugs. „Bei uns wurde man damals unter Stalin wegen geringerer Anlässe für ein oder zwei Jahre ins Gefängnis gesteckt. Viele wurden abgeholt, verschwanden für immer. Manche endeten elend im Arbeitslager. Andere wurden wegen kleinerer Vergehen als des Nicht-Hissens der Flagge oder wegen komplett eingebildeter und erfundener Vergehen hingerichtet. Und das ging über mehr als zwei Jahrzehnte so.“

Das dürfen wir nicht vergessen: es waren die zwei Waffenbrüder Hitler und Stalin, es waren das nationalsozialistische Deutschland und das bolschewistische Russland, die 1939 Europa mit einem geheimen Zusatzprotokoll unter sich aufteilten. Mit verheerenden Folgen für ganz Europa, ja die ganze Welt.

Soeben las ich noch einmal die Verse Mandelstams, die ihn selbst ins Verhängnis brachten. Das sind sie:

Мандельштам, Осип.
Мы живем, под собою не чуя страны,
Наши речи за десять шагов не слышны,
А где хватит на полразговорца,
Там припомнят кремлёвского горца.
Его толстые пальцы, как черви, жирны,
А слова, как пудовые гири, верны,
Тараканьи смеются усища,
И сияют его голенища.

А вокруг него сброд тонкошеих вождей,
Он играет услугами полулюдей.
Кто свистит, кто мяучит, кто хнычет,
Он один лишь бабачит и тычет,
Как подкову, кует за указом указ:

Кому в пах, кому в лоб, кому в бровь, кому в глаз.
Что ни казнь у него – то малина
И широкая грудь осетина.

Ноябрь 1933

Строфы века. Антология русской поэзии.
Сост. Е.Евтушенко.
Минск, Москва: Полифакт, 1995.

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