Sep 262009
 

25092009001.jpg Das gestrige Schulfest besuchte ich mit großen Erwartungen. Es hat sich eine hübsche kleine Gemeinschaft gebildet. Ich lerne einige Eltern kennen – nicht alle sprechen türkisch oder arabisch, sondern hinter mir in der Reihe höre ich – Italienisch! Was für eine Freude! Ich mische mich ein, stelle mich artig vor, erzähle, was mich mit Italien verbindet. Um aber die umstehenden Eltern nicht auszuschließen, gehe ich zum Deutschen über. Nur Deutsch ist hier an der Schule eine gemeinsame Plattform, obwohl die Mehrheit der Kinder zuhause arabisch spricht. Alle Lehrer sprechen an dieser Schule Deutsch als Muttersprache. Das halte ich für ganz wichtig. Die meisten Eltern meiner Klasse sind erneut zuhause geblieben. Wie schon beim Elterntreffen. Schade.

„Was halten Sie von dieser Schule? Sind Sie zufrieden?“, werde ich gefragt. Ich sage: „Ich bin nicht nur zufrieden mit dieser Schule. Ich halte sie sogar für vorbildlich. Die Lehrer leisten Herausragendes!“

Ich werbe für meine Idee eines Klassen-Blogs im Internet. Ich lege einen Briefentwurf bei den wenigen Eltern unserer Klasse vor, die gekommen sind. Werden die Eltern und die Kinder mitmachen?  Mit folgenden Worten will ich dafür werben:

Bei der ersten Elternversammlung habe ich vorgeschlagen, dass unsere Klasse sich zusammen in einem Internet-Blog darstellt. Die Kinder und die Eltern können erzählen. Unsere Kinder wachsen unter der Aufsicht der Eltern in die Welt der elektronischen Medien hinein.

 

Sie können Bilder zeigen. Verwandte und Freunde in aller Welt können dann lesen und sehen, wie es uns geht und was in der Schule an Schönem und Aufregendem geschieht.

 

Gefällt Ihnen  die Idee?

Mal sehen. Insgesamt aber hat sich für mich durch viele, viele Gespräche in den vergangenen Monaten folgendes Bild ergeben:

In Kreuzberg und Neukölln haben sich geschlossene arabisch-sprachige muslimische Milieus gebildet, die am öffentlichen Leben nicht teilnehmen und nicht teilnehmen wollen. Sie kommen aus arabischen Ländern und praktizieren eine strenggläubige Variante des Islam mit strenger Kontrolle über Sitten und Kleidung, insbesondere der Töchter und Ehefrauen. In einigen Wohngebieten haben sie die seit Jahrzehnten ansässige türkische Volksgruppe bereits weitgehend verdrängt. Von einer gezielten islamistischen Unterwanderung der Bundesrepublik sollte man nicht sprechen. Das würde man auch gar nicht bemerken. Wohl aber von zunehmenden, bewusst sich abschottenden Sektoren, in denen weder europäische Sprachen noch freiheitlich-demokratische Grundüberzeugungen eine Rolle spielen.

Die europäischen Familien haben Kreuzberg und Neukölln bereits weitgehend verlassen und ziehen weiterhin weg. Da die arabischen Familien häufig acht bis zehn Kinder haben, dauert es nur wenige Jahre, bis eine Nachbarschaft durcharabisiert ist – mit Verdrängungseffekten auf die türkische und europäische Bevölkerung. Dieser Prozess ist im Gange.

Die europäischen Eltern meiden die Schulen mit arabischer oder türkischer Schülermehrheit, indem sie beizeiten irreführende Scheinummeldungen vornehmen. Dadurch fällt die Schülerpopulation immer stärker auseinander. Die Separierung der Volksgruppen von Grundschulklasse 1 an nimmt zu. Die deutschsprachigen Medien weichen dem Thema aus, zumal die europäischen Journalisten selber keinerlei Zugang zu den geschlossenen islamischen und islamistischen Milieus haben. Wir steuern sehenden Auges auf eine noch stärkere Spaltung des Gesellschaft in Bezirken wie Neukölln, Wedding und Kreuzberg zu.

Die aus Deutschland zuziehenden Kreuzberger jungen Akademiker haben keinerlei Absicht, hier in diesem Bezirk Familien zu gründen. Sie werden nach einigen Jahren wieder abziehen, nachdem sie sich hier in allerlei Grüppchen, Initiativen und Netzwerken ausgetobt haben.

Das Herumdoktern am Berliner Schulsysten ist vergebliche Liebesmüh, solange derartige Strukturen nicht erkannt und offen benannt werden. Dies tut aber – mit wenigen Ausnahmen – niemand. Es wird alles nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Insbesondere die Parole „Länger gemeinsam Lernen“ klingt in meinen Ohren wie Hohn. Wir haben bereits jetzt kein gemeinsames Lernen, nicht einmal in der Grundschule. Die Aufsplitterung der Schülerschaften geschieht völlig unabhängig von Schulsystemen. Sie ereignet sich auch in Ländern mit einem Einheitsschulsystem.

 Posted by at 11:55

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