Okt 212009
 

Einen sehr lesenswerten Artikel aus der Feder Armin Laschets finde ich heute in der FAZ auf S. 8:

Die Gegenwart – Politik – FAZ.NET
Die dritte deutsche Einheit
Von Armin Laschet

Sozialer Aufstieg war ein Leitgedanke der ersten Regierung Konrad Adenauers. In der Bundesrepublik Deutschland mussten damals die Flüchtlinge und die Vertriebenen eingegliedert werden. Nach der Vereinigung Deutschlands vor zwanzig Jahren steht als nächste große Aufgabe die Integration der Mitbürger mit einer Einwanderungsgeschichte an. Gelingen wird das nur, wenn auch für sie in Deutschland Aufstieg möglich ist.

Die Grundeinsichten Laschets teile und unterstütze ich: Die Aufnahme der Zugewanderten ist eine Riesenaufgabe, die in ihrer Bedeutung etwa an die Eingliederung der Vertriebenen herankommt.

Laschet akzentuiert jedoch recht stark das politische Handeln, er fordert Maßnahmen, Pläne, steuerndes Eingreifen des Staates. Er unterschätzt meines Erachtens den Beitrag, den die Einzelne oder der Einzelne leisten muss. Er unterschätzt Mentalitäten, Grundhaltungen, Religion, Herkunft, Sitte und Brauchtum der Zugewanderten. Diese stehen einem Aufstieg aus eigener Kraft regelmäßig entgegen.

Bereits heute ist der Aufstieg für jeden Zugewanderten möglich. So hebt Güner Balci immer wieder hervor.  Die strukturellen Defizite, die Laschet bemängelt, die leugne ich nicht. Aber es wird immer wieder übersehen: Die heutigen Migranten kommen in ihrer überragenden Mehrheit als Kollektive. Sie wandern aus Kollektiven in Kollektive hinein, in intakte Familien. Sie gelangen als Sippenverbände und als lokale Gemeinschaften nach Deutschland. Sie sind keine Einzelzuwanderer, sondern Gruppenzuwanderer, die zunächst keine Notwendigkeit sehen, aus eigener Kraft den Aufstieg zu schaffen. Sie sind integriert, jeder individuelle Aufstieg wäre zunächst einmal ein schmerzhafter Ausstieg aus dem Milieu. Das ist schwer, das schaffen nur ganz wenige. Es tut richtig weh!

Den Netzwerkcharakter der Zuwanderung gilt es zu begreifen! Selbst bei dem recht kundigen Armin Laschet vermisse ich Hinweise darauf. Der vielbeschworene Aufstieg wird aber innerhalb dieser aus den Herkunftsländern importierten Netzwerke nicht gelingen. Die Stellung des einzelnen ist ja bereits definiert – durch seine Position im Netzwerk. Nur ganz wenige schaffen es, sich aus der Festgelegtheit durch Netzwerke, durch Gruppen und Sippen zu befreien.

 Posted by at 14:34

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