Leitbild Friedrichshain-Kreuzberg: Der zusammenwachsende Bezirk

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Nov 262009
 

Immer wieder habe ich es meiner eigenen Partei und auch den anderen Parteien ins Gesicht gesagt: „Ihr habt kein Leitbild für unseren Bezirk, ihr bosselt hier herum, ihr werkelt da an einem Schräubchen. Ihr kocht euer Süppchen!“ Aber keine der hier in Friedrichshain-Kreuzberg vertretenen Parteien lässt erkennen, dass sie wirklich an einem guten, umfassenden Modell  bezirklichen Lebens arbeitet, in dem alle sich wiederfinden können. So kommt es immer wieder zum großen Zusammenprall der getrennten Milieus, zum gähnenden Abwinken, zum erregten Disput, in dem jede der Untergruppen ihre und nur ihre Interessen durchzudrücken versucht.

Keine Partei hat es bisher verstanden, die beiden Bezirkshälften im Wahlkampf zu thematisieren oder gar das Zusammenwachsen von Kreuzberg und Friedrichshain als Ziel auszugeben. Dies gilt auch für die Partei, der ich angehöre. Meine Analyse des Wahlausgangs blieb in diesem Punkt unwidersprochen. CDU-intern habe ich ein Papier vorgelegt, in dem ich von „schweren strategischen Fehlern“ sprach, die „wir alle gemeinsam zu verantworten haben“. Wie erwartet, kam das Papier nicht gut an. Es liegt in der menschlichen Natur, die Fehler bei anderen zu suchen. Nicht jeder bringt die Größe auf, eigene Fehler zuzugeben, wie dies etwa Konrad Adenauer tat und wie es erst vor wenigen Wochen wieder Bundespräsident Horst Köhler eingefordert hat.

Aber die Bezirks-CDU hat zum wiederholten Male bundes- und berlinweit die schlechtesten Wahlergebnisse eingefahren. Dafür muss es Gründe geben, und diese Gründe sind in der Partei selbst zu suchen. Ich habe diese Gründe zu benennen versucht.

Ich werde zusammen mit allen, die mitmachen wollen, das Leitbild „Der zusammenwachsende Bezirk“ ausarbeiten und dann bei der nächsten Gelegenheit zur Abstimmung stellen.

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Nov 242009
 

24112009.jpg Das Konzert „Fanny und Felix – das geheimnisvolle Band“ hat stattgefunden! Es war sehr sehr schön für mich! Nebenstehend seht ihr ein Foto des jungen Publikums.

Erik, Mischa, Mark, Natalia spielten, dass es eine Freude war. Ira sang Fanny Hensel, ich geigte Mendelssohn.

Zum ersten Mal unternehme ich den Versuch, die tägliche Rückschau als Video einzustellen. Klickt hier drauf!

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„Ich möchte ein Vorbild sein“

 ADFC, Jugendgewalt, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für „Ich möchte ein Vorbild sein“
Nov 232009
 

 Letzten Mittwoch fand eine Bezirksratssitzung des ADFC statt. Gute, anregende Debatten. Das Tolle ist, dass in diesem Gremium tatsächlich alle 12 Berliner Bezirke vertreten sind und sich austauschen, Beschlüsse fassen oder auch offene Fragen aufwerfen!  Berlin ist ein reich gegliederter Mikrokosmos, mit dem Rad ideal erfahrbar!

Gegen Ende werde ich für eine weitere Amtszeit als Sprecher bestätigt, ebenso Stellvertreter Holger Martin.

Und damit kommen wir zum Presseartikel des Tages. Thema: Das Fahrrad im Mikrokosmos der migrantischen Kulturen. Ein zu wenig beackertes Feld – denn in der Tat sind wir im ADFC nur „Ur-Deutsche“, wie uns Seyran Ates mit einem kaum merklichen Augenzwinkern nennt, als wären wir so etwas wie spreewaldentsprungene Pygmäen. Das ist in den Parteien schon anders – zum Glück! Aber warum ist das so? Wer dies wissen will, der muss die neueste Radzeit 6/2009 lesen!

„Ich möchte ein Vorbild sein und meinen Patienten zeigen, dass es möglich ist, etwas gegen Übergewicht und schlechte Gesundheit zu tun.“

So spricht Neriman Fahrali, eine Kreuzberger Ärztin. Tolles Interview! Fahrali schafft es, das Radfahren nicht nur als gesund und lustig darzustellen, sondern sie bettet diese gute Gewohnheit auch in einen kulturellen Zusammenhang ein: Radeln steht für eine ruhige, unauffällige, rücksichtsvolle Art der Fortbewegung. Also etwas Uninteressantes!

Und dann lacht mein politisches Herz bei der folgenden Aussage:

„Ich selbst versuche es immer mit Konfrontation. Wenn mich zum Beispiel Patientinnen ansprechen, ich sei so schön schlank, sage ich ihnen direkt, ich täte ja was dafür, würde radfahren und laufen – und säße nicht immer knabbernd vor dem Fernseher. Mit immer mehr Angeboten und Geschenken, wie es die deutsche Politik so lange versucht hat, kommt man jedenfalls nicht weiter.“

Den Satz habe ich fett gedruckt. Ich habe selbst noch bis vor zwei Jahren des öfteren gesagt: „Wir müssen mehr Angebote machen.“ Selbst bei einem Bundestagshearing zur Jugendgewalt  habe ich das so wörtlich behauptet.

Mittlerweile stimme ich mit denen überein, die sagen: Konfrontation ist oft nötiger als zusätzliche Angebote. Und selber Vorbild sein! Das gilt gegenüber all denjenigen, die wir als „die Schwachen“ bezeichnen.

Ich halte das von Kerstin Finkelstein geführte Interview mit Neriman Fahrali für einen wichtigen, erhellenden Beitrag zum Thema: „Warum ich noch nicht Rad fahre.“  Unbedingt lesen!

Das Foto zeigt einen Bewohner des Berliner Zoos, aufgenommen am vergangenen Sonntag.

Leseempfehlung:

„Ich bin Ärztin und sollte eigentlich Mercedes fahren“. Interview und Foto von Kerstin Finkelstein. RadZeit 6/2009, S. 16-17

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CDU im Feindesland

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Nov 222009
 

Ein echter Meister der falschen Fährten, ein brillanter Taktiker des Wahlkampfs und der Parteiarbeit war  – Konrad Adenauer. Mit der Bundesrepublik Deutschland brachte er mit anderen zusammen eins der größten Experimente auf den Weg! Die Verabschiedung des Grundgesetzes, die Saarfrage, die Wiederbewaffnung, die Westbindung – das alles waren gewaltige Vorhaben, die zum Teil gegen bestehende Mehrheiten, gegen den Rat der Fachleute, gegen Widerstände in der eigenen Partei durchgesetzt wurden! Dennoch wurde er 1957 bekannt mit dem treuherzigen Slogan: „Keine Experimente!“ Gemeint war natürlich: „Keine zusätzlichen Experimente mehr!“  Schlau, schlau!

Seine neugegründete Partei, die CDU, erreicht in den ersten Wahlen zum Deutschen Bundestag aus dem Stand heraus fast soviel Stimmen wie die Unionsparteien 2009 einsammeln konnten (1949: 31%, 2009: 33,8%). Die CDU ist DIE große Erfolgsgeschichte in der deutschen Parteienlandschaft. Dabei war sie ausdrücklich als Union gegründet worden, also als Bündnis verschiedener Kräfte, die sich zunächst von den „Altparteien“ absetzen wollten.

Ich lese immer wieder mit großem Gewinn in den Protokollen des CDU-Bundesvorstandes 1950-1953. Mann, was war die CDU doch damals für eine wagemutige, kluge, nach vorne denkende Partei! „Es musste alles neu gemacht werden“, unter dieses Motto stellen die Herausgeber die internen Besprechungsprotokolle. Die meisten wichtigen Themen, die wir heute noch besprechen, wurden dort schon erörtert: z. B. der Parteienüberdruss, die ständige Suche nach Mehrheiten, der Einfluss der neuen Medien auf den Wahlkampf (damals: der Lautsprecherwagen).

Daneben bieten diese zum großen Teil wörtlichen Protokolle eine Methodenlehre der Politik! Greifen wir aus gegebenem Anlass eine Frage heraus: Wie soll sich eine Partei „im Feindesland“ verhalten? Was kann sie tun, wenn sie erkennbar eine Mehrheit der Bevölkerung gegen sich hat? Die junge CDU stand tatsächlich mitunter in dieser Position, und zwar beispielsweise im Saarland! Das Saarland wollte unter seinem beliebten Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann weg von Deutschland, erlangte sogar für 2 Jahre die staatliche Selbständigkeit. Die CDU blieb außen vor, trat vor 1953 gar nicht an. Adenauer sagte am 26. Januar 1953 etwa folgendes: „Die Leute an der Saar wollen uns nicht … Es ist doch tatsächlich so. Die Leute haben ein vergnügtes Leben; sie haben keine Evakuierten, sie haben keinen Lastenausgleich, und es geht ihnen gut.“ Wieso hätten die Saarländer für Deutschland stimmen sollen? „Vaterlandsverräter“ scholl ihnen entgegen!

Was sagt Adenauer dazu? Er hielt solches Geschimpfe für einen schweren Fehler! „Ich komme zu der Auffassung, Herr Kaiser, daß es ein schwerer Fehler von uns gewesen ist – ich weiß, Herr Altmeier wird anderer Aufassung sein -, daß wir von Anfang an die Leute diffamiert haben, die sich losgetrennt und dem Saarregime zugestimmt haben.“ Adenauer fährt fort, damit habe man das Tischtuch zerschnitten. Man habe den Saarländern die Rückkehr nicht erleichtert. „Nun wollen wir nicht das Tischtuch zwischen uns zerschneiden, sondern sehen, wie wir die Sache allmählich wieder in Ordnung bringen. Das wäre höchstwahrscheinlich viel klüger gewesen, als die Leute einfach zu diffamieren, die – und das kann kein Mensch bestreiten – die Mehrheit dort sind.“

Wir halten fest: Adenauer besaß die Größe, eigene Fehler offen einzugestehen und daraus für die Zukunft zu lernen. Er erkannte, dass Mehrheiten nicht mit der Brechstange, nicht mit Schimpfen zu holen sind. Er sah ein, dass das trotzige  Beharren auf dem eigenen Standpunkt – sofern er eine Minderheitenposition darstellt – eher die Wähler noch stärker gegen die Partei aufbringt. Schließlich erkannte er den Zeitfaktor an: „Das Übrige müssen wir der Entwicklung an der Saar überlassen.“

Das genaue Lesen einiger Seiten aus den Protokollen vermag sicherlich dem einen oder anderen Politiker in der Ratlosigkeit des heutigen Politikbetriebes Anregungen zu verschaffen. Die 50er Jahre waren eine Zeit äußerster Wagnisse, nur dank der fundamental richtigen Einsichten und der überlegenen Strategien von Politikern wie etwa Adenauer oder Kurt Schumacher konnte diese großartige Aufbauleistung gelingen.

Quelle: Adenauer: „Es mußte alles neu gemacht werden.“ Die Protokolle des CDU-Bundesvorstandes 1950-1953. Bearbeitet von Günter Buchstab. Klett Cotta Verlag, Stuttgart 1986, hier: S. 412-413

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Nov 202009
 

Mit größter Bewunderung besuchte ich am 17.11. die neue Ausstellung im Martin-Gropius-Bau: taswir. islamische bildwelten und moderne. Es ist eine üppig sprießende, mit Gelehrsamkeit gesättigte, künstlerisch neue Pfade beschreitende Landschaft des Denkens und Fühlens. Auffallend ist die karge Gegenständlichkeit! Das Ornamentale, Großflächige herrscht vor. Bei einem alten Kodex islamischen Rechts aus dem 13. Jahrhundert fühlte ich mich unwillkürlich an Seiten aus dem jüdischen Talmud erinnert, die ganz ähnlich aufgebaut sind: In der Mitte steht der kanonische Text, darum herum haben verschiedene „Hände“, also verschiedene Schreiber, ihre Deutungsversuche angefügt. So sieht das aus:

Man könnte auch an die „Worte in Freiheit“, die „parolibere“ der italienischen Futuristen denken – großzügig, weiträumig über das ganze Blatt ausgeteilte Worte und Fragmente, deren Gesamtsinn sich erst in der Zusammenschau dem Auge erschließt.

Die Ausstellungsmacher haben nicht versäumt, auch unseren Heros des christlich-islamischen Dialogs, den von mir so sehr verehrten Meister Goethe, mit einem Sinnspruch zu würdigen, und zwar im Saal „Picasso und Qur’an“. Qur’an kommt ja von arabisch lesen, rufen, rezitieren, so wie das Wort lehren – nach Meinung der Begleittexte aus der Ausstellung – von altdeutsch „löhren“ = „laut Krach machen“ kommt.

Zum guten Lehren gehört das Rufen, das Sprechen und Vernehmen.  Erst ganz spät wird Lehre und Lernen zur stummen, einsamen Beschäftigung. Ich selbst lese mir immer wieder Texte in allen Sprachen, die mir zu Gebote stehen, laut vor. So habe ich mir nach und nach über viele Jahre hinweg eine gewisse Kenntnis mindestens meiner deutschen Muttersprache durch Lärmen und Rufen erarbeitet.

Auch Hamed Abdel-Samad, der Sohn des ägyptischen Imams, berichtet, dass er vor allem durch das laute Hören und Rufen nach und nach den ganzen Koran auswendig lernte. Eine Schulung, die es ihm ermöglichte, nach und Englisch, Französisch, Deutsch und Japanisch bis zur Beherrschung zu „erlärmen“.

Auch Musik ist ein Lärmen und Lehren. Heute stellte ich die vier Lieder zusammen und ließ sie den Lehrern unserer Schule mit folgendem Schreiben zukommen:

 

An das Lehrerkollegium Fanny-Hensel-Grundschule 

Kreuzberg, den 20.11.2009 Lieder für das Schulkonzert am 24.11.2009 Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
 wir freuen uns auf das Konzert am kommenden Dienstag. Zur Vorbereitung habe ich Ihnen die vier von Fanny und Felix vertonten Lieder abgedruckt, die Ira Potapenko in der Lukaskirche singen wird. Da ich selbst „in alten Zeiten“ jahrelang als Lehrer gearbeitet habe, kam ich nicht umhin, Ihnen einige Vorschläge für den Einsatz im Unterricht hinzuzufügen. Diese vier Lieder eignen sich hervorragend, um unsere Kinder mit spannenden Bildern und Rätseln zu fesseln, sie zum Erzählen, Schreiben und Malen anzuregen. Nicht zuletzt bieten sie Ansätze für das so häufig verlangte multikulturelle Arbeiten. Bitte bedenken Sie: Goethe ist wohl derjenige Autor, der am ehesten unseren muslimisch geprägten Kindern und Eltern einen Zutritt zur deutschen Literatur ermöglichen kann. Zögern Sie nicht, aus dem reichen Schatz der Goetheschen Sprüche, Kinder- und Spottgedichte weitere Beispiele für den Deutschunterricht auszuwählen. Für Fanny Hensel wiederum und ihren Bruder Felix war Goethe ein Fixstern. Ich wage zu behaupten: Wer Goethe nicht kennt, wird auch keinen Zugang zu Fanny Hensel und Felix finden. 

Mit herzlichem Gruß 

 

 

 

Pagenlied Wenn die Sonne lieblich schiene, aus: „Der wandernde Musikant. “Worte von Joseph von Eichendorff Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging‘ ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauschte
An dem Fenster süß verwacht,
Wünschte mir und ihr, uns beiden,
Heimlich eine schöne Nacht.
Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging‘ ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
 

 

 

 

 

Aufgaben für die Kinder:  

Was ist ein wandernder Musikant? 

Was ist Welschland?  

Was ist eine Mandoline? Zeichne eine! 

Stell dir vor, Du wärest so ein wandernder Musikant! Du hättest kein Geld. Du müsstest dir dein ganzes Geld durch Musikmachen verdienen. Irgendwo im Ausland. Wie würdest du dich fühlen? Erzähle! Wohin würdest du wandern? 

 

 

Suleika von Johann Wolfgang von Goethe aus: West-östlicher Divan Musik von Fanny Hensel

        Ach, um deine feuchten Schwingen,
West, wie sehr ich dich beneide!
Denn du kannst ihm Kunde bringen,
Was ich in der Trennung leide.
Die Bewegung deiner Flügel
Weckt im Busen stilles Sehnen;
Blumen, Augen, Wald und Hügel
Stehn bei deinem Hauch in Tränen.
Doch dein mildes sanftes Wehen
Kühlt die wunden Augenlider;
Ach, für Leid müßt ich vergehen,
Hofft ich nicht zu sehn ihn wieder.
Eile denn zu meinem Lieben,
Spreche sanft zu seinem Herzen,
Doch vermeid, ihn zu betrüben,
Und verbirg ihm meine Schmerzen!
Sag ihm, aber sag’s bescheiden:
Seine Liebe sei mein Leben!
Freudiges Gefühl von beiden
Wird mir seine Nähe geben.

 

Aufgaben für die Kinder:

Suleika ist ein arabischer Name. Was bedeutet er? Kannst du so gut Arabisch, dass du uns den Namen übersetzen kannst? Kennst du ein Mädchen oder eine Frau, die so heißt? Erzähle uns von ihr!

Was glaubst du: Wer singt hier? Ein Mann oder eine Frau?

Stell dir vor: Du spürst den Wind wehen. Was erzählt dir der Wind? Schreibe einen kleinen Brief an den Wind!

 

Hexenlied

von Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy

Die Schwalbe fliegt,
Der Frühling siegt,
Und spendet uns Blumen zum Kranze!
Bald huschen wir
Leis‘ aus der Thür,
Und fliegen zum prächtigen Tanze!

Ein schwarzer Bock,
Ein Besenstock,
Die Ofengabel, der Wocken,
Reißt uns geschwind,
Wie Blitz und Wind,
Durch sausende Lüfte zum Brocken!

Um Belzebub
Tanzt unser Trupp,
Und küsst ihm die dampfenden Hände;
Ein Geisterschwarm
Fasst uns beim Arm,
Und schwinget im Tanzen die Brände!

Und Belzebub
Verheißt dem Trupp
Der Tanzenden Gaben auf Gaben;
Sie sollen schön
In Seide gehn,
Und Töpfe voll Goldes sich graben.

Die Schwalbe fliegt,
Der Frühling siegt,
Und Blumen entblühn um die Wette!
Bald huschen wir
Leis‘ aus der Thür,
Und lassen die Männer im Bette!

 

Aufgaben für die Kinder zum Hexenlied:

Was glaubst du: Gibt es Hexen? Wo wohnen sie? Erzähle!
Male ein Bild zu diesem Lied!
Was ist ein Wocken? Zeichne einen!
Wer ist Belzebub? Wie heißt Belzebub im Islam?

Schilflied

 

von Nikolaus Lenau 

Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy 

Auf dem Teich, dem regungslosen,
Weilt des Mondes holder Glanz,
Flechtend seine bleichen Rosen
In des Schilfes grünen Kranz.

Hirsche wandeln dort am Hügel
Blicken in die Nacht empor;
Manchmal regt sich das Geflügel
Träumerisch im tiefen Rohr.

Weinend muss mein Blick sich senken;
Durch die tiefste Seele geht
Mir ein süßes Deingedenken,
Wie ein stilles Nachtgebet.

 

Aufgaben für die Kinder: Zeichne die Tiere aus diesem Gedicht. Zeichne alle Pflanzen aus diesem Gedicht. Wo gibt es Schilf in der Nähe unserer Schule? Zeige uns das Schilf! Stell dir vor, du sollst einem Touristen deine Schilflandschaft zeigen. Was sagst du? Wo gibt es einen Teich?

Erzähle!

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War Goethe Moslem?

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Nov 172009
 

Zu den Liedern von Fanny Hensel, die Irina Potapenko am 24.11. vorsingen wird, gehört auch das Lied der Suleika aus Goethes West-östlichem Divan. Was muss man dazu wissen?

 

In seinen späten Jahren zeigte Goethe eine starke Sympathie für den Islam, während er zu den christlichen Kirchen lebenslang eine gewisse Zurückhaltung wahrte und manchmal offen über die „Pfaffen“ ablästerte.  Das Ich des West-östlichen Divans ist eindeutig muslimisch! Goethe hatte sich in Geist und Buchstaben des Islam hineinversetzt, ja er bezeichnete sich selbst in seinen späten Briefen gelegentlich offen als „Muselmann“.

 

Ich suche gerade die Texte der Lieder für unser Konzert heraus und werde sie den Lehrern der Fanny-Hensel-Schule überreichen. Goethe wäre eigentlich ein idealer Brückenbauer zwischen den orientalischen Kulturen der Türken, der Araber, der Kurden usw. und den abendländischen Kulturen der Deutschen, Franzosen, Polen usw. Leider weiß dies kaum jemand. Oder liest man heute an den Schulen noch Goethe? Wenn nein, wäre das jammerschade. Kennen die Kinder der ersten Klassen heute noch das herrliche „Ein großer Teich war zugefroren“?

 

Welche Gedichte lernen die Kinder heute noch auswendig? Welche Lieder lernen sie noch auswendig?

 

Hier kommt das Gedicht, das Marianne von Willemer schrieb und das Goethe – ohne Nennung der Dichterin – dem West-östlichen Divan einverleibt hat. Fanny Hensel hat es vertont. Dieses Lied steht auf unserem Konzertprogramm.

 


Suleika

       

Ach, um deine feuchten Schwingen,
West, wie sehr ich dich beneide!
Denn du kannst ihm Kunde bringen,
Was ich in der Trennung leide.

Die Bewegung deiner Flügel
Weckt im Busen stilles Sehnen;
Blumen, Augen, Wald und Hügel
Stehn bei deinem Hauch in Tränen.

Doch dein mildes sanftes Wehen
Kühlt die wunden Augenlider;
Ach, für Leid müßt ich vergehen,
Hofft ich nicht zu sehn ihn wieder.

Eile denn zu meinem Lieben,
Spreche sanft zu seinem Herzen,
Doch vermeid, ihn zu betrüben,
Und verbirg ihm meine Schmerzen!

Sag ihm, aber sag’s bescheiden:
Seine Liebe sei mein Leben!
Freudiges Gefühl von beiden
Wird mir seine Nähe geben.

 

 

 

 

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Wer war Antonescu? Wer war Horthy?

 Revisionismus, Sündenböcke, Vergangenheitsunterschlagung  Kommentare deaktiviert für Wer war Antonescu? Wer war Horthy?
Nov 172009
 

Kaum ein Deutscher wird mit dem Namen Antonescu etwas anfangen können, den Herta Müller auf S. 299 ihrer „Atemschaukel“ nennt. Es war der faschistische Diktator Rumäniens, der den Vorläufer zu linksgerichteten Diktatoren wie etwa Ceausescu abgab. Man könnte sagen: „Alles vorbei, ziehen wir endlich einen Schluss-Strich! Fangen wir doch ganz von vorne an!“

Und doch sollten, ja müssen wir uns mit der Vergangenheit der faschistischen und der kommunistischen Diktaturen der neuen EU-Staaten befassen. In Ungarn, aber auch in den östlichen Bundesländern Deutschlands hat sich eine weit verzweigte totalitäre, rechtsradikale Ideologie gehalten. Während des Kommunismus war sie geächtet, wurde kriminalisiert. Da der Sozialismus  nach und nach jeden Kredit verspielt hatte, wurde es unter Jugendlichen schick, rechtsradikal und nationalistisch zu sein.

Der Sozialismus ging aber listigerweise in den Staaten des Ostblocks ein Bündnis mit dem nationalen Gedanken ein. Alles, was die Erinnerung an eigene Verstrickungen hätte aufrühren können, wurde totgeschwiegen. Die eigene Nation – ob nun Slowakei, Ungarn oder Rumänien – gewann unter dem Sozialismus die Unschuld zurück, indem man die dunklen Flecken verschwieg.

Die Welt, ja selbst die meisten Deutschen glauben bis zum heutigen Tage, nur die Deutschen hätten eine rassistische Vernichtungspolitik gegenüber dem Judentum betrieben. Die Shoah wird ausschließlich auf das Konto der Deutschen geschrieben. Die Deutschen akzeptieren dies willig und wissentlich – aus Unwissenheit. Und doch gab es in den Staaten Ungarn und Rumänien, im besetzten Teil Frankreichs, ja sogar im nicht besetzten Teil Frankreichs, in der Sowjetunion, in der gesamten arabischen Welt in den vierziger Jahren eine aktive, eine keinesfalls erzwungene, sondern aktiv betriebene Verfolgungs- und Entrechtungspolitik gegenüber den Juden und anderen ausgegrenzten Minderheiten, etwa den nationalen Minderheiten innerhalb der eigenen Staatsgrenzen. Diese mündete dann in vielen besetzten und nicht besetzten Ländern in eine aktive Zuarbeit, eine wissentliche Unterstützung der verbrecherischen Ausrottungspolitik der deutschen Nationalsozialisten. Kaum ein Land hat diese Vergangenheit bisher offen zu bewältigen gewagt. Es ist viel einfacher, viel bequemer, die alleinige Schuld an der Katastrophe des Holocaust den Deutschen und nur den Deutschen, am besten nur den Westdeutschen anzulasten!

Dem war nicht so. Darüber gilt es zu reden, sonst kommen die Gespenster der Vergangenheit wieder zurück.

Der ungarische Historiker Paul Lendvai schreibt heute in der Morgenpost:

Antisemitismus – In Ungarn müssen sich Juden wieder fürchten – Kultur – Berliner Morgenpost
In einem bemerkenswerten Aufsatz betont der bedeutende ungarische Schriftsteller Ivan Sandor die Gefahr der verspäteten Distanzierung der Rechten von den Rechtsradikalen: Statt der „verschönten Scheinvergangenheit“ müsse man deutlich aussprechen, dass vom Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und nach dem schrecklichen Zwischenspiel der kurzweiligen „Räterepublik“ 1919 mit rotem und anschließendem weißem Terror alle rechtsgerichteten ungarischen Regierungen den Weg zum verhängnisvollen Bündnis mit Hitler-Deutschland und damit auch zum ungarischen Holocaust geebnet haben.
Tragödie des Judentums ist Tragödie des Ungartums

Der ungarische Historiker György Ranki hat darauf hingewiesen, dass sich die Juden nirgendwo in Osteuropa mehr mit einer Nation identifiziert haben wie in Ungarn. Deshalb war die Tragödie des Judentums auch eine Tragödie des Ungartums.

Drei Judengesetze1938-1941 zerstörten die Existenz von Hunderttausenden Menschen, und nach dem Einmarsch der Deutschen am 19. März 1944 lief die „Endlösung“ auf Hochtouren. Unter Aufsicht Adolf Eichmanns und seiner Schergen hat die ungarische Polizei in knapp sieben Wochen 437.402 Juden in 147 Zügen nach Auschwitz deportiert. Insgesamt 564.000 ungarische Juden wurden, zum Teil auf den Straßen von Budapest, umgebracht. Heute leben schätzungsweise nur noch 80.000 bis 100.000 Juden in Ungarn, überwiegend in Budapest.

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Fanny und Felix bei Lukas aus Syrien

 Fanny Hensel  Kommentare deaktiviert für Fanny und Felix bei Lukas aus Syrien
Nov 172009
 

Unser nächstes Konzert findet in der St.-Lukas-Kirche statt. Der heilige Lukas stammt der Überlieferung nach aus Antiochia im damaligen Syrien – also aus dem heutigen Antakya in der heutigen Türkei. Wie gut trifft es sich, dass die meisten Kinder unserer Schule aus der Türkei und aus Libanon stammen – dem antiken Syrien! Wenn sie die Lukaskirche besuchen, ist es also eine Art Heimkehr zu den Wurzeln ihrer kulturellen Überlieferung, die weit hinter den Islam zurückreichen.

Folgende Einladung habe ich soeben gebosselt:

Eltern der Fanny-Hensel-Grundschule laden ein:

 

 

Das geheimnisvolle Band

 

Fanny Hensel und ihr Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy

 

Konzert mit Werken von Fanny Hensel, Felix Mendelssohn Bartholdy, Mozart und anderen

 

St. Lukas-Kirche

Bernburger Str. 3-5

Berlin-Kreuzberg

 

Dienstag, 24. November 2009, 10.00 Uhr vormittags

 

Es spielen Kinder im Alter ab 4 Jahren

 

sowie:

Irina Potapenko, Alt

Johannes Hampel, Violine

Natalia Christoph, Klavier

Lala Isakowa, Klavier

 

 

Eintritt frei

 Posted by at 00:45
Nov 162009
 

Noch gut erinnere ich mich an das ungute Gefühl, das mich immer wieder beim Passieren der DDR-Grenzanlagen beschlich. Dennoch behielt ich meine Gedanken über Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl bei allen Kontrollen stets für mich, legte brav meinen Ausweis vor und verhielt mich unauffällig.

Nur ein einziges Mal sind mir gegenüber den Ordnungskräften die Nerven durchgegangen: Das war, als ich bei einem „Tagesbesuchs“-Versuch aus irgendeinem Grund im Jahr 1987 komplett – einschließlich der Brieftasche – durchsucht wurde und mir dann die Einreise über die Übertrittsstelle Friedrichstraße verweigert wurde. „Warum darf ich nicht in die Hauptstadt der DDR?“, fragte ich. „Darüber geben wir keine Auskunft“, hörte ich. Ich schluckte. „Was SEID ihr doch für lächerliche Wichtelmänner!“ entfuhr es mir. Ich schimpfte drauf los. Ich war so wütend! Mann! Die DDR-Grenzer ließen stoisch alles an sich abprallen. Dies empfand ich noch einmal als demütigend. Nicht einmal beleidigen konnte ich sie also. Darüber wurde ich noch wütender.

Soeben  lese ich, was die Beleidigung „Wichtelmann“ nach heutigem Recht kostet: 1000 Euro! So führt es der in der Morgenpost wiedergegebene Bußgeldkatalog auf.

Ich finde das zu hart.

Was ist denn soo schlimm daran, wenn man jemanden einen Wichtelmann nennt? Wir schauen häufig im Kika die sehr schöne Verfilmung von Nils Holgersson an, jeden Tag um 19.00 Uhr. Auch Nils empfindet es als Beleidigung, wenn er als Wichtelmann bezeichnet wird. Denn er ist in Wahrheit ein verzauberter Mensch.

Oft habe ich mir gewünscht, mit jenen Grenzern zusammenzutreffen, die ich damals als „Wichtelmänner“ bezeichnete. Ich würde sie fragen, wie sie das empfunden haben. Und ich würde sie wegen meiner damaligen Beleidigungen um Verzeihung bitten. Waren die Grenzer auch verzauberte Menschen?

1000 Euro werde ich aber nicht bezahlen. DAS finde ich viel zu hoch!

Lest hier den Katalog der Bußgelder in der Morgenpost:

ADAC-Bericht – Jeder zweite Radfahrer gefährdet sich und andere – Motor – Berliner Morgenpost

 Posted by at 13:53
Nov 122009
 

Den Reden und Ansprachen zu 20 Jahren Mauerfall habe ich mit höchster Aufmerksamkeit gelauscht. Die Tonlage, oder die „Tonalität“, wie manche sagen, war doch recht unterschiedlich, je nachdem, aus welchem Land die Redner stammten. Spricht man mit einfachen Menschen aus dem Volk, wird man diese Beobachtung auf Schritt und Tritt bestätigt finden. Ein Russe hat nun einmal einen anderen Blickwinkel auf den Mauerfall als ein Franzose oder ein Pole. Für Franzosen stehen Ideale wie Liberté oder Solidarité im Vordergrund, für die Russen hingegen ist das Faktum der Aussöhnung zwischen den beiden Völkern, den Russen und den Deutschen, viel wichtiger: der Fall der Mauer ermöglicht endlich das, was die Russen seit jeher wünschen – nämlich eine lebendige, bewusst gepflegte Freundschaft der Länder Russland und Deutschland.  Für die Polen steht die Wiedergewinnung der nationalen Identität im Vordergrund, nachdem die als Fremdherrschaft empfundene Macht des Kommunismus gebrochen ist. Geblieben jedoch ist in Polen ein gewisses Misstrauen gegenüber der „hohen Politik“.

Wir verallgemeinern hier – aber es gibt nun einmal in allen Ländern Europas gewisse allgemeine Grundhaltungen, die auf die Mehrheit der Bevölkerung zutreffen. Zum Beispiel sind die Franzosen und die Polen und die Russen stolz auf ihr Land, die meisten Deutschen sind es nicht. Linke Deutsche sind gegen Atomkraftwerke, linke Israelis sind für Atomkraftwerke usw. usw. Die Deutschen sind eher für Umweltschutz, die Polen sind eher für Wirtschaftswachstum usw.usw. Solche Dinge sollte man wissen.

Wichtig ist es, diese allgemeinen Unterschiede wahrzunehmen. Nur so werden wir im Laufe der Jahrzehnte zu einem gemeinsamen europäischen Geschichtsbild kommen.

Das heutige Bild zeigt den hier bloggenden deutschen Unterschichtler im lockeren Geplauder mit zwei Russinnen: der Pianistin Natalia Christoph und der Sängerin Irina Potapenko. Den Hintergrund bilden Gemälde aus der Schule des Sozialistischen Realismus, derzeit zu sehen in der Galerie Jeschke van Vliet in Berlin-Mitte.

Es sind Bilder aus einer Zeit, über die wir weiterhin das Gespräch suchen müssen. Auf den Mauerfall folgen die Mauerabrissgespräche.

 Posted by at 14:18
Nov 112009
 

mauer11112009001.jpg Der Gedenktag 9. November brachte mir eine Fülle von Offenbarungen. Die erste, die wichtigste: der Mauerfall geht weiter! Freiheit muss stets weiter erkämpft und verteidigt werden.

Das versuche ich im Klitzekleinen, in meinem winzigen Umkreis, fernab der großen, der ernsten, der richtigen Weltpolitik. Ich bin ja nur ein nichtssagender Miniaturpolitiker im klitzekleinen Kreuzberg. Ich werde dennoch mein stetes Eintreten für die gemeinsame staatliche Grundschule fortsetzen. Ich werde weiterhin dafür werben, dass die linken, die grünen, die roten, die gelben und die schwarzen Deutschen ihre Kinder zu uns Migranten, Ausländern und Unterschichtlern in die staatliche Grundschule schicken. Das ist die große Barriere, die die deutschen bildungsbewussten Eltern mit allerlei listigen Vorwänden errichtet haben. Es herrscht eine unsichtbare Mauer in unseren Unterschichtquartieren – die guten Deutschen sondern sich mit allerlei Vorwänden und Ausreden ab. Das halte ich für gefährlich. An der Abtragung der Mauer zwischen den guten deutschen Bildungsbürgern und uns Migranten und uns Unterschichtlern werde ich beharrlich weiterarbeiten. Egal ob andere Väter und Mütter  meinen Standpunkt teilen oder nicht.

Das aktuelle TIME Magazine (16. November) bringt auf S. 38 einen hellsichtigen Bericht über unsere Zukunft. Uns in Kreuzberg, Wedding, Neukölln blüht – wenn wir nichts tun – dasselbe, wie es Detroit 1967 erlebt hat: Rassenunruhen brachen aus, 43 Menschen wurden getötet – danach zogen die weißen Amerikaner fluchtartig aus den Innenstadtbezirken weg. Die Bevölkerungszahl ging um 50% zurück. 47% der Bevölkerung in den Innenstadtbezirken sind funktionale Analphabeten. Nur die katholische Jesuit High School and Academy trotzt dem Sturmwind, bildet unermüdlich weiter die Ghetto-Kids für College und Hochschule aus. 99% der Kinder verlassen die Schule mit einem Abschluss, der sie zu weiteren Studien befähigt. Ein Lichtblick!

In a city where 47% of adults are functionally illiterate and only 25% of high school freshmen make it to graduation, U of D is the chute through which bright young men can get to college. The school boasts a near perfect graduation rate and sends 99% of its graduates on to higher education.

Dem grünen Newsletter Frieke entnehme ich lachenden und weinenden Auges: Die Bezirksgrünen haben einen flammenden Antrag gegen den bösen Herrn Sarrazin in die BVV eingebracht. Sie zeihen ihn des abgefeimtesten Rassismus. Lest und genießt einen Abschnitt daraus:

Sarrazins Pöbeleien sind kein „Tabubruch“, sondern mobilisieren eine Mentalität der Ausgrenzung und die Suche nach „schuldigen Kollektiven“.

Die Folgen erleben wir vor Ort: Die Ängste und Einschüchterungen, die großen Verunsicherungen, die viele MigrantInnen empfinden und mit denen sie fertig werden müssen, tragen zur Zerstörung eines ohnehin erst langsam gewachsenen Vertrauens in die politische und alltägliche Kultur unseres Landes bei. Die Berliner Soziologin Nevim Cil hat in ihrer Studie über die „Topografie des Außenseiters“ gezeigt, wie sehr sich etwa in der Generation der in den 1980er Jahren geborenen TürkInnen ohnehin die Enttäuschungen über mangelnde Teilhabechancen und schlechte Aussichten auf Erwerbsarbeit verfestigt haben.
Infolge anhaltender Diskriminierungen misstrauischer geworden, ziehen sich viele resigniert zurück.

Na prima! Ei wie treuherzig, ei wie gutmütig! Ein Beweis, dass die Grünen mal wieder auf der richtigen Seite stehen! Es ist so leicht abzulästern! Sarrazin ist ein guter, ein vortrefflicher Sündenbock.

Aber wo sind die Kinder all derer, die auf der richtigen Seite stehen? Warum hat der grüne Bezirksbürgermeister seine Kinder nicht zu uns in die Unterschichtschule geschickt? Warum schicken die schicken Bezirkspolitiker ihre Kinder nicht zu uns Unterschichtlern?

Heute habe ich mit einigen Musikern ein Konzert für unsere Unterschichtschule vereinbart. Es findet statt am  24.11.2009 um 10 Uhr in der St.-Lukas-Kirche in Kreuzberg, einen Steinwurf von unserer Schule entfernt. Thema: Zum Geburtstag von Fanny Hensel. Darauf freue ich mich. Sehr sogar!

Der Kampf gegen die Mauern geht weiter! Venceremos!

Das Bild zeigt Reste der Berliner Mauer auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs, aufgenommen heute.

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Mauerfall im Kleinen anpacken!

 Das Gute, Fanny Hensel  Kommentare deaktiviert für Mauerfall im Kleinen anpacken!
Nov 092009
 

mauerfall.jpg Diesen großartigen Tag begann ich mit einer Feier in der Fanny-Hensel-Grundschule. Eine Baumpflanzung war genau für den heutigen Tag angesetzt. Die Bürgerstiftung Berlin und der Sponsor Boeing hatten Hand in Hand mit der Schule gearbeitet. Ein Feldahorn wurde eingesetzt. Ein Modell der Berliner Mauer war aus Kartons nachgebaut.

Zuvor gab es Musik und Ansprachen. Mein Sohn spielte das Hirtenlied von Mozart. Ich sprach mit Lehrern, Sponsoren und Schülern. Ich war stolz auf die Schule. An dieser Schule wirken alle zusammen, um die neue Gesellschaft Deutschlands wachsen zu lassen.

In wenigen Augenblicken werden die Dominosteine am Brandenburger Tor stürzen. Mit dabei: Ein Stein, den die Kinder der Fanny-Hensel-Grundschule bemalt haben!

Ich freue mich sehr!

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Nov 092009
 

 blucherstrase.jpg Unser Bild zeigt einen herrlichen neu asphaltierten Radweg in der Kreuzberger Blücherstraße: breit, eben, deutlich abgesetzt vom Fußweg. Toll!

Der Radverkehr verbessert das Zusammenleben in den Großstädten. Da man sich nicht in den Autos, den fahrenden Blechgehäusen verbarrikadiert, entsteht jene spezifische Nähe, die seit Jahrtausenden den Zauber der Stadt begründet. Die Anonymität wird verringert, die Menschen fühlen sich sicherer. So leistet also der Radverkehr auch einen Beitrag zu mehr subjektiver Sicherheit auf den Straßen, zu einem urbaneren Gemeinschaftsleben. Ganz abgesehen davon, dass die objektive Unfallgefahr mit jedem nichtgefahrenen Autokilometer abnimmt. Jeder Verzicht auf den PKW erhöht die Sicherheit der Bürger! Denn Jahr für Jahr sterben weit mehr Menschen durch den PKW-Verkehr als durch Mord oder Totschlag.

Jede Partei, die sich das Thema Innere Sicherheit auf die Fahnen schreibt, muss für eine Stärkung des Radverkehrs eintreten.

Schon seit vielen Monaten begleiten wir mit Sympathie den Londoner Bürgermeister Boris Johnson. Durch sein unerschrockenes Eintreten für den Radverkehr und durch seine unangepasste wehende blonde Mähne hat er sich die Sympathien vieler Wähler errungen.  Jetzt hat er sogar – vom Dienst nachhause radelnd – drei Übeltäter, die eine Frau überfielen, in die Flucht geschlagen! Ein echter Ritter, ein Kavalier der Straße! Ob ihn die Gerettete beim nächsten Mal wählen wird? Ein häßlicher Fleck auf der weißen Weste des Ritters könnte sie daran hindern: Er ist ja kein Mitglied der Labour Party, sondern Mitglied der äußerst uncoolen Konservativen. Egal. Die Londoner müssen sich über manche Vorurteile hinwegsetzen lernen. Die Mauern der Vorurteile schmelzen dahin wie das grönländische Gletschereis im Treibhauseffekt. Dies zu sagen, muss am 20. Jahrestag des Mauerfalls erlaubt sein.

Le Figaro – International : La nuit où le maire de Londres est devenu un héros
Son appel à l’aide est entendu par un cycliste qui passe par là : le maire de Londres. Plus connu pour sa tignasse blonde, ses tenues débraillées et ses nombreuses gaffes que pour ses talents de pugiliste, Boris Johnson n’hésite pas une seconde. Il fonce sur les trois assaillantes, se saisit de la barre en fer qu’elles ont lâchée et, profitant de sa stature imposante, les met rapidement en fuite avant de les poursuivre sur son vélo. Puis, fort galamment, il revient sur le lieu de l’agression pour raccompagner la jeune femme chez elle. Boris Johnson «a été pour moi un chevalier servant sur son vélo étincelant », a raconté le lendemain Franny Armstrong.

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