Dez 272009
 

Mein Großvater Robert Hampel war ein Bauer in dem Dorf Klein-Herlitz in Schlesien. Er hatte 8 Kinder. Alle Kinder mussten recht bald im Hof und auf den Feldern mithelfen. Man hatte ein Auskommen, da alle mit anpackten. Hungern musste niemand, aber reich waren sie auch nicht. Einige der 8 Kinder durften sogar das Gymnasium in der Kreisstadt Troppau besuchen. Mein Opa las gerne abends in einem Buch. Oft schlief er dabei ein. Im Jahr 1946 wurde der Familie die Staatsbürgerschaft mit einem Federstrich aberkannt, der Besitz wurde ersatzlos zugunsten des tschechischen Staates eingezogen. Mein Vater trug nach dem Krieg ein „N“ für „Nemec“ auf der Jacke aufgenäht. Die Familie musste das Land verlassen.

Im Westen angekommen, fing man wieder bei Null an. Man unterstützte sich gegenseitig, so gut es ging. Wenn eine Tante erkennbar nicht für sich selbst sorgen konnte, wurde sie mitgezogen. Mehrere Verwandte in der riesigen Sippe wurden einfach „mitgefüttert“.

Mit dem Lastenausgleichsgesetz leistete die Bundesrepublik Deutschland eine willkommene Starthilfe.

Vier dieser 8 besitzlosen Bauernkinder wurden nach dem Krieg Lehrer, zwei wurden Universitätsprofessoren. Die anderen wurden Unternehmerinnen und haben ihr Glück in anderen Ländern gemacht.

Von der üppigen Grundsicherung des Staates, wie sie heute den Familien angedeiht, konnten meine Vorfahren nur träumen. Sie hatten über weite Strecken hin ganz sicher ein geringeres Einkommen, einen geringeren Besitz als die heutige durchschnittliche Hartz-IV-Familie.  Aber gerade deshalb strengten sie sich an.

Was sagt mir das heute, am Fest der Heiligen Familie? Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft. In der Familie übernehmen und erlernen wir Verantwortung für uns selbst, für andere, für den Staat.

Die Familie trägt die Hauptlast der sozialen Sicherung. Nicht der Staat, wie es heute leider immer wieder behauptet wird.

Zwar wissen Finanzexperten längst, dass unsere staatlichen Sicherungssysteme die Grenzen der Belastbarkeit überschritten haben. Aber niemand traut sich, die Familien stärker heranzuziehen und dies auch deutlich, unerschrocken und klar auszusprechen. Niemand? Nun ja, die katholische Kirche tut es schon noch. Aber bereits die vermeintliche C-Partei (im Klartext: die CDU) tut es nicht mehr. Es könnte Wählerstimmen kosten.

Man schüttet lieber Geld ohne Ende in die Sozialarbeiterisierung der Gesellschaft. Man schüttet Geld in die Hände dieser Familien, die doch alle nebenher noch ein gutes Zubrot verdienen. Letzter genialer Einfall: das Betreuungsgeld unserer bekanntlich im Geld schwimmenden Bundesregierung.

Der Staat zieht sich weiterhin durch üppige Sozialleistungen einen satten, vergnügten, bewegungsunfähigen Sozialadel heran. Irgendwann erwartet der Staat auch – wie heißt es? „Gegenleistungen“. So drückte sich Bürgermeister Wowereit in einem seiner butterweichen Interviews kürzlich aus (Tagesspiegel, 25.12.2009). Zitat:

Wowereit sagte, er befürworte das Prinzip, fördern und fordern. „Wenn wir den Familien Hilfen geben, dann muss es auch eine Gegenleistung geben.“ Er habe allerdings Schwierigkeiten mit Vorstößen Buschkowskys, wie etwa Kinder aus bildungs- und leistungsfernen Zuwandererfamilien gegen den Willen ihrer Eltern zu erziehen. „Wir wollen die Mithilfe der Familien. Wenn das in einzelnen Fällen nicht klappt, dann muss man die Kinder aus den Familien herausnehmen. Denn sonst gibt es nur Konflikte, die nicht produktiv sind.“

„Lernt ein bisschen Deutsch!“ Pustekuchen!  Der Zug ist abgefahren.

Das gilt vor allem für Berlin.  Aber niemand packt die Familien an. Niemand nimmt sich die Väter und Mütter zur Brust. „Ihr Väter, kümmert euch um eure Kinder und schüchtert sie nicht ein!“ So das Evangelium heute.

Man wimmert stets: „Ach .. sie sind ja alle soo – wie lautet das Wort? – ÜBERFORDERT und BENACHTEILIGT!“

Und die Söhne dieser benachteiligten und überforderten Familien machen mit ihren BMWs und Mercedes die Straßen Neuköllns und Kreuzbergs unsicher, scheuchen uns Radler nach Gutdünken vor sich her.

Das kann so nicht weitergehen.  Hier muss man andere Saiten aufziehen.

 Posted by at 15:04

  One Response to “Die Familie: Überfordert? Benachteiligt?”

  1. Da wäre einmal die Frage: WARUM hat die Familie die traditionelle Rolle zumindest teilweise verloren?

    Darauf kommt die Erkenntnis: Mit Appellen oder Zwangsmaßnahmen bekommt sie diese Rolle nicht wieder zurück.

    Wenn der Staat Schwache stützt, DARF er von ihnen keine Dankbarkeit erwarten. Es ist ja kein moralischer Grund, warum er Schwache stützt, sondern ein kühl zu kalkulierender ökonomisch-sozialer Grund. (Der Staat ist keine Familie!). Der Staat muss strategisch vorgehen und sich überlegen: Wie bekomme ich möglichst viele meiner Bürger in eine Lage, in der sie gut lernen und viel leisten? Was muss ich dazu bereitstellen? Wo muss ich wie udn wie stark eingreifen?

    Unter diesem nüchternen Gesichtspunkt stellt sich u. a. heraus:
    1. Die Herdprämie zum Beispiel ist idiotisch.
    2. Wir müssen möglichst viele Migrantenkinder, deren Integration durch die Familie und ihre Umgebung nicht gewährleistet ist, GANZTAGS in Kinderkrippen, Kindergärten, Schulen unterbringen und dort durch kompetentes Personal vorbereiten auf das Leben als Erwachsene.
    3. Die unintegrierten Erwachsenen kann man kaum noch voll integrieren, aber man muss um ihrer Kinder willen dafür sorgen, dass sie nicht untergehen.
    4. Integration heißt nicht Assimilation. Man muss den Einwanderern erlauben, ihre eigenen Sprachen und kulturellen Besonderheiten zu pflegen. Das fördert die Lebensfreude und die Fähigkeit, die nötigen Qualifikationen für ein erfolgreiches Leben in Deutschland zu erwerben.

    Ich laufe als deutscher Staatsbürger nicht vor meiner Verantwortung weg: Wenn Integration nicht gelingt, ist das MEINE Verantwortung, und nicht die der Einwanderer. Wenn ein Teil der Migrantenboys sich für ein destruktives Leben entscheidet, dann frage ich MICH, was WIR falsch gemacht haben. (Im übrigen glaube ich nicht, dass sich viele von ihnen einen Mercedes leisten können.)

    ICH kann nur MICH selber ändern, nicht die anderen.

    Zurück zur Familie:
    Gibt es nicht unter den Einwanderern schöne Beispiele für die Kraft der Familie? – Meiner Erfahrung nach leben Türken überwiegend in starken Familienzusammenhängen, man hilft und stützt sich vorbildlich.
    Aber manchmal packt mich dabei ein Verdacht: Bedeutet Integration nicht auch, dass diese „intensiven“ Familien durch die Individualisierungstendenz unserer Umwelt geschwächt werden müssen?

    Individualisierung. Liegt da nicht die Wurzel unseres Problems? Unser Dilemma: Wie vereinigen wir Individualisierung und Familie? Wir bringen wir sie in eine Balance?
    (Ich persönlich habe das leider nicht geschafft.)

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