Lodenjanker oder Hoodie?

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Jan 182010
 

Eins der wichtigsten Parteipapiere der letzten Monate ist die „Berliner Erklärung“ vom vergangenen Freitag. Es ist nichts Revolutionäres, aber doch eine klärende Erinnerung an das, was die CDU ausmachen sollte. Warum sage ich das? Weil hier verschiedene Grundbegriffe klar herausgestellt werden, die wirklich die Tore der Partei für alle öffnen könnten, auch hier in Friedrichshain-Kreuzberg. Wenn man etwa in der Kreuzberger Bergmannstraße die einzelnen Aussagen zu den Grundwerten herausschneiden wollte und den Menschen auf der Straße vorlegen würde, ohne zu sagen, dass sie auf dem Mist der CDU gewachsen sind, dann würden 60-70% der Menschen  diesen Grundvorstellungen zustimmen. Vor 10 Jahren wären es noch weniger gewesen, aber heute wäre es die Mehrheit. Die CDU könnte hier im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ebenso wie im hintersten Niedersachsen 40 oder 50 Prozent holen. Davon bin ich überzeugt.

Erst wenn man dann sagte: „Wissen Sie wer das gesagt hat? Die CDU“, dann würden sich die Menschen abwenden und weitergehen. Hab ich selbst erlebt! Darin liegt das Problem.

Diese völlig richtigen Grundüberzeugungen der CDU müssen glaubwürdig und anschaulich in Geschichten, Bilder und Gesichter übersetzt werden. Wer kann das am besten? Wen soll die Partei aufstellen? Diesem Erkenntniszweck dienen innerparteiliche Auseinandersetzungen und Wahlen.

Gut, dass in der Berliner Erklärung mit Nachdruck der Unions-Gedanke und der Gedanke der Volkspartei gestärkt wird. Wenn das Volk unterschiedlich und anders ist, so ergibt sich daraus zwingend: Den typischen CDU-ler, die typische CDU-Frau gibt es nicht. Ob er Lodenjanker oder schwarze Jeans und grünes Hoodie trägt, ob er Fahrrad oder BMW oder BVG fährt, ob er Esel oder Araber reitet oder zu Fuß geht, spielt keine Rolle. Entscheidend sind allein Überzeugungen, Werte, Standpunkte und sinnvolles politisches Handeln.

Lest selbst:

Als Volkspartei hat die Union die Aufgabe, einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft zu leisten. Deshalb sprechen wir mit unserer Politik alle Schichten und Gruppen, alle Wählerinnen und Wähler an. Die CDU muss ihre traditionelle Stärke einbringen – eben nicht nur eine Partei, sondern eine echte Union sein.

100115-Berliner-Erklaerung.pdf (application/pdf-Objekt)

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Es lebe die Republik!

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Jan 182010
 

Eine knappe Meldung aus der Berliner Morgenpost:

Schreiber-Prozess – Ab heute steht die „Bimbesrepublik“ vor Gericht – Politik – Berliner Morgenpost
Heute beginnt vor der 9. Strafkammer des Landgerichts Augsburg der Prozess gegen den 75-jährigen Karlheinz Schreiber. Den Vorsitz hat Richter Rudolf Weigell, Chefankläger ist der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz. Über 160 Seiten umfasst die Anklageschrift.

Ein Sieg des Rechtsstaates! Wir leben in einem Rechtsstaat!

Unvergesslich sind die Worte der damaligen Generalsekretärin Merkel, mit denen sie ihrer Partei empfahl, sich wie in der Pubertät von ihrem alten Schlachtross, wie Helmut Kohl sich selbst immer wieder bezeichnete, zu lösen. Die Partei müsse lernen, auf eigenen Füßen zu gehen. Das „System“ brach in sich zusammen.

Dieser Vorgang wiederholt sich  in lebendigen Demokratien wieder und wieder. Wieder und wieder erleben wir, wie die berühmten „alten Schlachtrösser“ im Laufe der Jahre und Jahrzehnte sich ein personengebundenes System aufbauen. Man spricht dann vom „System Müller“, vom „System Schmidt“, vom „System Meier“. Die Namen sind austauschbar, das Prinzip ist immer dasselbe: Durch ein weitverzweigtes Netz an persönlichen Gefolgschaftsverhältnissen, durch ein System an Belohnungen und Bestrafungen errichten diese Männer ihre Erbhöfe, ihre kleinen Hofstaaten. Wichtig ist dabei das Prinzip der „Anciennität“: Der Mann im Zentrum des Systems, der Platzhirsch, muss über lange Jahre hin mehr oder minder unveränderlich auf demselben Posten bleiben, sich in denselben Kreisen bewegen. Nur so kann er sein kleines Königreich errichten, ausbauen und gegen von außen oder von innen auftauchende Widersacher verteidigen. Jede Versetzung in einen anderen Wahlkreis, in ein anderes Bundesland würde sofort das personengebundene System gefährden.

Aus diesem Grunde müssen Diplomaten etwa regelmäßig versetzt werden. Jeder Staat muss größten Wert darauf legen, dass seine Vertreter auch den leisesten Anschein von Schattenkönigreichen vermeiden.

Immer dann, wenn ein Politiker über viele Jahre oder gar Jahrzehnte im selben Wahlkreis, auf denselben Ämtern wirkt, besteht die Gefahr, dass er sein persönliches System, sein kleines Königreich errichtet, sein Netz an Erbhöfen und Futterkrippen – zum Schaden der Demokratie, zum Schaden seiner demokratischen Mitbewerber, zum Schaden der Stadt.

Um politische Inhalte geht es bei diesen Systemen der Gefolgschaft meist nicht. Es geht um Macht, um Geld, um Ansehen – Macht, Geld, Ansehen, das sind für viele Männer die stärksten Verlockungen.So sind wir. Bereits die Römer erkannten die enorme Gefahr, die in solchen personengebundenen Gefolgschaftssystemen ruht. Sie schufen für ihre wichtigsten Ämter den Grundsatz der „Kollegialität“ und der „Annuität“. Was heißt das? Es gab zwei derselben Art, etwa zwei Konsuln, zwei Aedilen, zwei Liktoren. Sie schauten sich gegenseitig auf die Finger. Und nach einem Jahr mussten die gewählten hohen Beamten Platz machen.  Sie mussten Rechenschaft ablegen. Folge: Korruption und Amtsmissbrauch waren in der römischen Republik auf ein Minimum beschränkt. Zwar wissen wir von zahllosen Fällen der Korruption, der Durchstechereien, der Klientelwirtschaft. Aber eben dies belegt, dass die Grundeinsicht richtig war: Niemand sollte öffentliche Ämter zur schamlosen persönlichen Bereicherung nutzen können. Dass dies immer wieder geschah, war zwar bekannt. Aber gerade durch das Aufdecken von Skandalen, durch die Entfernung korrupter Beamter von ihren Posten blieb die Republik erhalten.

Die Folge war: Die römische Republik konnte sich etwa 5 Jahrhunderte lang halten, eine auch nach heutigen Maßstäben unvorstellbar erfolgreiche Karriere! Sie überdauerte und besiegte zahllose Königreiche und Stammesgesellschaften, stieg zur bis heute unerreicht kraftvollen Vormacht des Westens, des sogenannten Abendlandes auf – ja sie schuf die Grundlagen dessen, was wir heute noch als Grundpfeiler der funktionierenden Staatlichkeit ansehen: Trennung von Person und Mandat, Rotation der Ämter, Herrschaft des Rechts über persönliche Willkür, zeitliche Beschränkung der Ämter.

Worauf die Grünen zu recht stolz sein konnten, nämlich die „Trennung von Amt und Mandat“, das „Rotationsprinzip“, die „Quotenregelung“, ja selbst die „Doppelspitze“, das war im Grunde nur eine Wiederbelebung dieser kostbaren Einsicht der Römer: Die Republik braucht den regelmäßigen Wechsel. Niemand darf auf seinem Posten kleben. Wenn dann doch die großen Männer aufgebaut werden, die Schlachtrösser, dann drohen selbstverständlich dieselben Gefahren wie in jedem anderen Gefolgschaftssystem auch: Inhaltliche Beliebigkeit, Verquickung von Amt und wirtschaftlichen Interessen. Dies tritt etwa dann ein, wenn ein Grüner plötzlich für die Autolobby arbeitet.

Es bleibt abzuwarten, ob oder besser wie der Sieg des Rechtsstaates vor dem Landgericht Augsburg ab heute zu neuen Bestätigungen dieser uralten Grundsätze führen wird.

Es lebe die Republik! Es lebe der Rechtsstaat!

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Der Schlag ans Hoftor

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Jan 172010
 

Wenn jemand im Vorbeigehen ohne Grund an ein Hoftor schlägt, dann werden ihm vielleicht Leute aus dem Dorf entgegenkommen. Sie werden ihn warnen oder, selbst gebückt vor Angst, mit deutlichen Gebärden ihn dazu auffordern, sich an die Hauswände zu drücken. Sie werden stumm den Zeigefinger auf die Lippen legen. Ihr verstohlenes  Bedeuten und Zeigen, all dieses Nicken, dieses heimliche Raunen scheinen ihm zu sagen: Ach, hättest du doch nicht ans Hoftor geschlagen!

Aber warum sollten die Leute ihn mit allerlei Zeichen vor dem Richter und dem Polizisten warnen wollen? Werden Richter und Polizist, die gerade heute zufällig im Dorf ihren Amtsgeschäften nachgehen, den Schlag ans Hoftor überhaupt als strafwürdig einschätzen? Wollen die Leute aus dem Dorf den Mann einschüchtern oder warnen? Was für einen Grund sollten sie haben, ihm ihr Mitgefühl auszudrücken? Könnte es sein, dass sie den Mann, der ans Hoftor geschlagen hat, in die falsche Richtung lenken und ihn so dem Richter geradezu in die Arme treiben? All diese Fragen werden den Mann beschäftigen, während er den Weg weitergeht. Sie werden ihn nicht loslassen, sodass er zu zweifeln beginnt, ob er den Schlag ans Hoftor überhaupt ausgeführt hat. Ich habe es getan, sagt seine Erinnerung. Ich habe es nicht getan, sagt sein Gewissen. Und schließlich gibt die Erinnerung nach.

Zuletzt wird der Mann, der ans Hoftor geschlagen hat, selbst nicht mehr wissen, ob er es mit Absicht getan hat oder ob es ihm nur widerfahren ist. Einem solchen Mann wird es zuletzt vorkommen, als habe es nur so aus ihm herausgeschlagen. Und mit diesem Wissen durchquert er das Dorf, verlässt das Dorf und zieht weiter. Kein Richter und kein Polizist hat ihn gesehen. Er ist frei zu gehen, wohin er will.


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Jan 162010
 

Wie können zwei Politiker gleichzeitig nach Wahlen sehr zufrieden sein? Oftmals schütteln Zeitgenossen den Kopf, wenn sie so etwas lesen. „Das kann doch nicht sein!“ Und doch mag in diesem Fall etwas dran sein. So schreibt der Tagesspiegel:

Kreuzbergs CDU will mit Grünen sprechen
Der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner ist seit Sonnabend erneut Kreisvorsitzender der Friedrichshain-Kreuzberger Union. Wansner wurde mit 35 Stimmen vor seinem Herausforderer Johannes Hampel gewählt, der 13 von 50 abgegebenen Stimmen erhielt. Beide CDU-Politiker äußerten sich „sehr zufrieden“ über ihr Wahlergebnis.

Versucht euch mal in die Lage der beiden Kontrahenten hineinzuversetzen: Der eine gewann haushoch mit mehr als doppelt soviel Stimmen vor dem Widersacher. Der andere trat zum ersten Mal überhaupt in einer wichtigen Parteiwahl an – er konnte sehr viel lernen und erhielt das zweitbeste Ergebnis von allen.

Für mich am wertvollsten: die Kritik an meiner Bewerbungsrede. „Zu lang“ höre ich drei Mal, „zu viele Geschichten – wo bleibt die ernsthafte Politik?“, – das waren nur zwei der Kritikpunkte, die mir entgegengebracht wurden. Weitere Kritik: „Wie oft waren Sie eigentlich auf unseren Stammtischen, Herr Hampel?“ Tja, ich stotterte: „Ich bitte um Verzeihung – vielleicht sechs oder acht Mal.“

Wir halten fest: Trotz einer mittelmäßigen, zu langen Bewerbungsrede, trotz fehlender geistiger Durchdringung der politischen Materie und trotz kläglich geringer Präsenz bei den obligatorischen Stammtischen habe ich also immerhin gegen einen langjährigen, erfahrenen Parlamentsabgeordneten mit mehr als 10 Mal soviel Jahren Parteimitgliedschaft in einer Kampfkandidatur aus dem Stand heraus etwa 30% der Stimmen geholt.  Nicht schlecht. Also: ich bin zufrieden. Sehr. Bitte glaubt es mir.

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Jan 162010
 

Klar gegen das Arbeits- und Pflichtgefühl Rosa Luxemburgs spricht sich erneut die Linke aus. Während Luxemburg eine Arbeitspflicht für alle forderte, weist die Linke dies als mittelalterlich zurück. Niemand soll arbeiten müssen.

Arbeitspflicht bei Hartz IV – Linke-Vize findet Kochs Vorstoß „mittelalterlich“ – Politik – Berliner Morgenpost
Linke und Erwerbslosenvertreter haben empört auf die Forderung von Hessens Ministerpräsident Roland Koch nach einer Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger reagiert. Linke-Parteivize Klaus Ernst sagte: „Was Koch da absondert, ist mittelalterlich.“ Wer in die Arbeitslosenabsicherung ein Abschreckungselement einbauen wolle, riskiere „mit voller Absicht, dass Menschen auf der Strecke bleiben“.

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Achtungserfolg

 Friedrichshain-Kreuzberg  Kommentare deaktiviert für Achtungserfolg
Jan 162010
 

Kleiner Achtungserfolg für meine Wettbewerbskandidatur: Ich erhalte bei der Wahl des Kreisvorsitzenden der CDU Friedrichshain-Kreuzberg 13 Stimmen, der von der Wahlfindungskommission empfohlene Kandidat Kurt Wansner MdA erhält 35 Stimmen, 2 Enthaltungen, 1 ungültig.

Ich gratuliere als einer der ersten dem klaren Sieger der Wahl.

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Jan 162010
 

Letzte Vorbereitungen zur Bewerbungsrede vor dem Parteitag in drei Stunden. Die gestern verabschiedete „Berliner Erklärung“ der CDU-Bundesspitze ist reinstes Wasser auf meine Mühlen! Alle Schichten müssen angesprochen werden. Richtig. Die CDU ist Volkspartei. Und wenn das Volk anders tickt als die örtliche CDU? Soll das Volk ausgetauscht werden? Oder soll man sich bemühen, das Volk hereinzuholen in die Partei? Spannende Frage!

Ich finde zahlreiche Positionen und Formulierungen, die ich intern seit April 2007 schriftlich bei den Gremien eingereicht habe. Das kann ich alles nachweisen, schriftlich. Toll! Gut gefällt mir die Formel von der „hereinholenden Volkspartei“.

Hier in Friedrichshain-Kreuzberg muss es allerdings heißen: Die zurückholende Volkspartei. Die CDU steht hier seit Jahren bei 8-11 Prozent.

Berliner Erklärung-Tagesspiegel

Zudem hat Merkel für ihren grundsätzlichen Kurs der CDU als, wie sie selber sagt, „hereinholende Volkspartei“ allseits Zuspruch bekommen.

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Jan 152010
 

Ich lese die große Patmos-Hymne von Friedrich Hölderlin, die mich seit meiner Jugend begleitet. Es sind im Grunde Meditationen über Johannes den Täufer.

„Im Finstern wohnen die Adler“, heißt es da, „und furchtlos gehn die Söhne der Alpen über den Abgrund weg.“

Dies sei eins meiner Leitworte!

 Posted by at 23:11

CDU will sich neuen Schichten zuwenden

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Jan 152010
 

CDU will sich neuen Schichten zuwenden
„Wir sind keine konservative Partei“, diktiert Volker Kauder in das Mikrofon vor seiner Nase, „wir sind christliche Demokraten!“

Na prima, beim Lesen dieser Meldung des Tagesspiegels fällt mir ja ein Stein vom Herzen! Ich habe immer gesagt: „Die CDU ist die Christlich-Demokratische Union.“

„Wir Christdemokraten“, „wir christlichen Demokraten“ – diese Formel habe ich bereits als Frischling und Neumitglied bei meinen allerersten Anträgen an den Kreisparteitag der CDU Friedrichshain-Kreuzberg im Jahr 2007 ganz bewusst gewählt, und gerade in den letzten Wochen habe ich diese Formel immer wieder geschrieben und gesagt, auch in diesem Blog.

Damals sprach man in Berlin nicht von den „Christdemokraten“. Man sprach abschätzig von „der Berliner CDU“, man sprach abschätzig von „CDU-lern“, man sprach abschätzig von den „Konservativen“.

Ich schlug sogar einmal ohne Ironie als Motto der unabdingbaren Erneuerung der Berliner CDU das Motto vor: „Wir Christdemokraten in der Berliner CDU“. Abgeschmettert. Das wurde als Affront empfunden.

Ich meinte, darauf würde es hinauslaufen müssen. Jetzt ist es so gekommen.

Das Christlich-Demokratische ist es, was die Union zusammenhält.  Das zeigt ja auch der Name.

 Posted by at 09:31
Jan 152010
 

Bei meinen  Nachforschungen zum Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ stieß ich auf eine bemerkenswerte Tatsache: Der Stoff des Märchens stammt nicht aus Hans-Christian Andersens Phantasie, sondern aus der maurischen Tradition! Also aus der islamisch-spanischen Kultur des 14. Jahrhunderts!  Allerdings war es dort, in der ursprünglich muslimischen Erzähltradition, nicht ein Kind, das die einfache, allen zutage liegende Wahrheit aussprach – „der Kaiser ist nackt!“ – sondern ein Rossknecht, also jemand von ganz unten. Einer, der selber kein politisches Amt anstrebte, sondern der einfach in der Hierarchie viel zu weit unten stand, als dass er sich selbst hätte Vorteile erwarten dürfen, wenn er die Wahrheit mit klaren, schlichten Worten benannte:

„Der Kaiser ist nackt!“

Die Wikipedia schreibt in ihrem Artikel über dieses zeitlos gültige Märchen:

Die Erzählung wird gelegentlich als Beispiel angeführt, um Leichtgläubigkeit und die unkritische Akzeptanz angeblicher Autoritäten und Experten zu kritisieren – vergleichbar mit Kleider machen Leute und dem Hauptmann von Köpenick. Aus Furcht um seine Stellung und seinen Ruf spricht wider besseres Wissen niemand, nicht einmal der treueste Minister des Kaisers, die offensichtliche Wahrheit aus; vor die Entscheidung „Ansehen und Wohlstand oder Wahrheit“ gestellt, entscheidet man sich letzten Endes gegen die Wahrheit und für die materiellen und ökonomischen Vorteile.

Es lohnt sich, das ganze Märchen Andersens „Des Kaisers neue Kleider“ nachzulesen:

Projekt Gutenberg-DE – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Kultur

 Posted by at 08:41
Jan 142010
 

Unter das herrlich doppeldeutige Motto Umdenken werde ich meine Bewerbungsrede am Samstag stellen. Denket um, das ist ja das große Leitwort Johannes‘ des Täufers, meines Namenspatrons.

Schon einige Wochen habe ich aus keiner Rede des Bundespräsidenten mehr zitiert. Aber genau jetzt hat er wieder eine Rede gehalten, die ausgezeichnet zu einem Schwerpunkt meiner Bewerbung passt: zur Umgestaltung des städtischen Raumes. Ich werde fordern, dass Friedrichshain-Kreuzberg zu einem Fahrrad-Modellbezirk entwickelt wird. Johannes der Täufer hätte das zwar abgelehnt. Das Fahrrad wäre ihm als Luxus erschienen. Er ging stets zu Fuß. Aber wir brauchen weiterhin eine hochwertige, flexible und effiziente Mobilität in den Städten. Busse, Taxis und Bahnen allein werden das nicht sichern können. Auch das Fahrrad muss hinzukommen. Und ab und zu ein knallrotes Automobil;-)

Ausgerechnet bei einer Veranstaltung des ADAC fordert er das Umdenken in der Verkehrspolitik – weg vom Auto, hin zu umweltgerechterer Mobilität. Der Bundespräsident beklagt, dass 80% der Arbeitnehmer mit dem Auto zur Arbeit fahren.

Eigentlich würde so eine Rede besser zum ADFC passen, aber eine solche Rede beim ADFC zu halten, hieße ja, den Fischen Wasser predigen.

ADFC-Leser sollten also die folgende Rede nicht lesen, ADAC-Leser schon.

www.bundespraesident.de: Der Bundespräsident / Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler bei der ADAC-Preisverleihung „Gelber Engel“ 2010
Unser Planet würde es gar nicht aushalten, wenn die Menschen überall auf der Welt so viel im Auto durch die Gegend fahren würden, wie wir das hier bei uns tun. Dann bräuchten wir schon jetzt mehr als eine Erde. Um in Zukunft mobil zu bleiben – und auch, um die Mobilität von Menschen in ärmeren Ländern zu verbessern – müssen wir umdenken. Und zwar grundlegend.

Einfach ist das nicht. Veränderungen fallen den Menschen erstmal schwer. Wir halten gerne an lieb gewonnenen Gewohnheiten fest. Und trotzdem verändern wir uns fortwährend. Denken Sie ein halbes Jahrhundert zurück. Damals konnten vielerorts die Kinder noch auf der Straße spielen. Heute können sie es meist nicht mal mehr auf dem Bürgersteig – zu gefährlich.

Wir haben allmählich hingenommen, wie sehr wir im Straßenverkehr auf unsere Kinder aufpassen müssen und dass Autoabgase unsere Umwelt belasten. Wir haben unsere Freiheit eingeschränkt, um die Freiheit zu gewinnen, spontan mit dem Auto losfahren zu können, wohin wir möchten.

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Bist du bürgerlich oder links?

 Bürgerlich, Konservativ, Revisionismus  Kommentare deaktiviert für Bist du bürgerlich oder links?
Jan 142010
 

Immer wieder hört man die Einteilung in „bürgerliche“ und „linke“ Parteien. Was ist dran? Denkt nach! Stimmt diese Zweiteilung? Hat sie je gestimmt? Hier kommt das Zitat des Tages! Wer hat folgendes gesagt? Wer könnte es gesagt haben? Ratet!

„In alten Arbeiterhaushalten war es eine eherne Regel, unter allen Umständen mit Geld auszukommen. Es ist eine Lebensregel jeder Armut, dass man würdig bewältigt, dass man wirtschaften kann. Die klassische Sozialdemokratie, die Partei Bernsteins, war in ihren Werthaltungen eine zutiefst bürgerliche Bewegung, die sich unablässig um Bildung, um Fortkommen, Leistungsethos und Altruismus bemühte. Das hedonistische Element, die Auffassung, es sei doch egal, wie man mit anderer Leute Geld umgeht, ist ein spätes Erbe von Achtundsechzig.“

Zitat entnommen aus: Mariam Lau, Die letzte Volkspartei, DVA, Stuttgart 2009, S. 34-35

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Niedliche Sache: Müll wegschaffen mit dem Fahrrad

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Jan 142010
 

Zum Schmunzeln brachten mich beim morgendlichen Zeitungsstudium die Schweizer in Carouge. Sie lassen den städtischen Müll mit einem Müll-Fahrrad wegschaffen. Lest und seht selbst:

 Suisse : le vélo-poubelle après le camion-poubelle – Le Phare – Blog LeMonde.fr
En Suisse à Carouge, le vélo-poubelle est déja une réalité. Pas un gros camion-poubelle mais un vélo-triporteur avec assistance électrique. Voir la photo ci-dessus. Ce n’est pas de la communication, c’est vrai, le “cyclotris” est opérationnel.

Dabei fällt mir ein: Bekämpft Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, liebe deutsche Mitbürgerinnen und Mitbürger! Zeigt euch als Deutsche in der Schweiz stets höflich, bescheiden und freundlich. Keine deutsche Besserwisserei! Lasst antideutsche Gefühle gar nicht erst weiter aufkommen.  Wie könnt ihr Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bekämpfen? Na ja zum Beispiel dadurch, dass ihr alles Gute, das ihr in der Schweiz seht, über den grünen Klee lobt!

Das Schweizer Müll-Fahrrad ist ein Beispiel dafür.

 Posted by at 11:13