Apr 242010
 

Kaum etwas beglaubigt einen Politiker mehr als das Erzählen seiner Lebensgeschichte. Kaum etwas anderes macht ihn so verletzbar. Kaum etwas anderes macht ihn aber auch so stark oder unverwundbar, als wenn er erzählen kann, wie er sich aus widrigen Umständen herausgearbeitet hat. Und wie ihm andere dabei halfen. Wie ist dieser Politiker der geworden, der er ist?

„Meinen Vater habe ich sehr früh verloren. Meine Mutter hat Vater- und Mutterrolle ausfüllen müssen. Wir kamen aus dem Libanon hier in Deutschland an, als ich neun Jahre alt war. Wir hatten nichts. Auf ihren Schultern lag die Verantwortung für alle zehn Kinder. Mutter hat immer dafür gesorgt, dass wir vor der Schule Frühstück aßen, dass wir jeden Tag zur Schule gingen, dass wir ordentlich angezogen waren und dass wir unsere Hausaufgaben machten.“ In einem Wort: Die Mutter hat sich gekümmert. Die Mutter hat die Familie geleitet. Sie hat den Vater nach Kräften ersetzt – so gut es eben ging. Die Mutter hat es ermöglicht, dass die Kinder ihren Weg ins selbständige Leben fanden.

Voller Spannung hörte ich meinem Parteifreund Badr Mohammed zu, als er bei einer öffentlichen Veranstaltung in Friedrichshain-Kreuzberg am 24.03.2010 in etwa diesen Worten sein Leben erzählte.

Gestern erkannten wir in diesem Blog an der Lebensgeschichte Aygül Özkans, welchen prägenden Einfluss der Vater für den gesamten späteren Lebensweg haben kann. Heute besinne ich mich darauf, dass auch die Mütter eine ähnlich überragende Rolle spielen.

Ein guter Vater, eine gute Mutter – das sind die beiden prägenden Einflüsse, die man jedem Kinde mehr als alles andere wünschen muss. Sie sind es in den meisten Fällen, die hinter dem Erfolg stehen. Hat ein Kind einen guten Vater und eine gute Mutter, wird es seinen Weg in unserem Land machen. Wenn ein guter Vater fehlt, wird es für die Mutter viel schwerer, den Kindern das Erwachsenwerden zu ermöglichen. Auf ihren Schultern lastet eine doppelte Last. Aber eine gute, starke Mutter wird es meist schaffen.

Wenn ein guter Vater und eine gute Mutter fehlen, dann wünsche ich den Kindern vor allem – einen väterlichen Mann, eine mütterliche Frau, die diesen Mangel ersetzen kann. Das kann der Großvater oder ein älterer Bruder sein oder eine Tante.

Das kann eine gläubige Muslima sein oder ein gläubiger Christ aus der Nachbarschaft, der sich aus Nächstenliebe dieser Kinder annimmt.

Nicht werden es die Einrichtungen des Staates sein, die diesen Mangel ersetzen können. Es müssen nach meiner festen Überzeugung Menschen sein, leibhaftige Menschen aus Fleisch und Blut. Menschen, nicht Institutionen.

Die große Not vieler Heranwachsender in dieser Stadt Berlin liegt meines Erachtens darin, dass ihnen viel zu oft ein guter Vater fehlt und dass die Mutter überfordert wird darin, diesen Mangel auszugleichen.

Der ständige Ruf nach einer besseren Schule, nach einer besseren Kita lenkt eher ab von diesem grundlegenden Mangel. Die Grundschule als solche, die Kita als solche wird niemals die Eltern wirklich ersetzen können.

Wer glückliche, selbständige, lernbegierige Kinder will, der tue alles dafür, dass sie gute Väter und gute Mütter haben – oder guten Ersatz dafür in Gestalt leibhaftiger Menschen.

Erst weit danach sollte die Sorge um die gute Schule kommen.

Gute Eltern sind das erste und das wichtigste, was ich den Kindern wünsche.

Was sind gute Eltern? Darauf haben wir erste Antworten gestern und heute schon gefunden:

Sie kümmern sich um die Kinder. Gute Eltern sorgen dafür, dass ihre Kinder das Nötige bekommen, ohne verwöhnt zu werden. Sie lassen den Kindern Freiheit, ziehen aber auch klare Grenzen.  Sie wollen den Erfolg ihrer Kinder. Sie beschützen sie.

Die Gesellschaft, wir alle müssen allergrößtes Interesse daran haben, gute Väter, gute Mütter zu erziehen. Damit sollten wir jetzt anfangen.

 Posted by at 21:05

Sorry, the comment form is closed at this time.