Jul 212010
 

21072010004.jpg Jeder Gang durch die Straßen Kreuzbergs bietet neue Gespräche, nette Plaudereien. Gerade in dieser übergroßen Hitze hält man sich am liebsten im Freien auf. Man erledigt Einkäufe und Besorgungen. So auch heute!

„Möchtest du diese Puppe verkaufen? Nur 5 Euro!“, sprachen mich soeben bei mir um die Ecke vier Mädchen im Alter von etwa 5-8 Jahren an. Da erwachte mein väterliches Herz: „Ah, ihr meint wohl kaufen?“, entgegnete ich. „Ihr könnt doch diese Puppe nicht verkaufen. Überlegt doch mal, wie die sich fühlt. Ihr habt für sie gesorgt. Ihr solltet sie behüten!“ „Nur 50 Cent!“, fingen die Kinder zu handeln an. Ich zauderte, tat so, als überlegte ich. Dann sprach ich: „Ich biete euch an, diese Puppe nachhause zu nehmen und für sie zu sorgen. Ihr bekommt sie später zurück“, beendete ich die durch die Kinder angebahnten Verkaufsverhandlungen. „Dann nicht!“, sagten die Kinder.

Ich wollte mehr bewirken: „Darf man denn als Puppenmutti Puppen so verkaufen? Man darf doch auch keine Kinder verkaufen, oder?“ Die vier Mädchen antworten unterschiedlich. “ Zwei Mädchen sagten: „Nein, darf man nicht!“, ein Mädchen sagte mit leichtem Lächeln: „Doch darf man!“, und ein Mädchen sagte sehr ernst: „Doch, man kann Kinder verkaufen.“ Ihr Gesicht war traurig. Oder bildete ich mir das nur ein? Wie gesagt: Keines der Mädchen war älter als acht Jahre.

„Ich finde, ihr solltet diese Puppe behüten und auf sie aufpassen!“ ermahnte ich die Kinder. „Aber darf ich sie fotografieren?“ Ja, das durfte ich.  Und oben seht ihr sie.

Die Puppe war die einzige Ware, die die Mädchen mir „zum Verkauf“ anboten. Sie meinten – so nehme ich an –  „zum Kauf“. Die Puppe war die einzige Ware, die mir angeboten wurde. Die Mädchen sprachen mit mir akzentfrei Deutsch, untereinander teils Deutsch, teils eine andere Sprache. Ort, wie gesagt: in meiner Wohngegend, Kreuzberg-West.

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