Jul 282010
 

Sie steigt und steigt in meiner Hochschätzung. Wer? Lamya Kaddor. Wie das? Neben vielen anderen richtigen Einsichten, die sie in ihrem Buch ausbreitet, hat sie es gewagt, den Film „Fitna“ von Geert Wilders im islamisch-christlich gemischten Religionsunterricht einer zehnten Klasse vorzuführen – als „problemorientierten Einstieg in das Thema religiöse Vorurteile“. Wohlgemerkt ohne einen Vorab-Kommentar zu liefern!

Als der Abspann lief, hatte die ganze Klasse Fragezeichen in den Augen“ (S. 124).

Eine Journalistin einer namhaften deutschen Tageszeitung war anwesend, spitzte die Ohren.

Aber so sind wir doch gar nicht“ – so die einhellige Reaktion der Klasse, die zu 80% aus muslimischen Jugendlichen bestand. Dennoch entspann sich ein lebhafter, im Streit geführter Dialog.  Ein Dialog zwischen rassistischen Vorurteilen, verletztem Stolz und – allmählichem Umdenken auf seiten des „Rassisten“.

Ich halte das Vorgehen Kaddors für vorbildlich. Den Gegner auf seinem Feld stellen, Vertrauen in das offene Wort setzen, vorhandene negative Empfindungen anerkennen, ernstnehmen – und im Gespräch und mit viel Geduld eine Wandlung, eine Läuterung im Gegenüber herbeiführen. Diese Wandlung durch Umdenken ist ein zutiefst jüdisch-christlich-muslimischer Gedanke!

Andreas, der Schüler, der offen rassistisches Gedankengut geäußert hatte, meldete sich zu Wort: „Also, ich wollte euch und Ihnen, Frau Kaddor, noch etwas sagen. Was ich da gesagt habe, mit den Ausländern und den Arbeitsplätzen und so, das tut mir leid.“

Staunen in der Klasse, dann brandete Applaus auf!

Ich empfehle allen, die in Berlin mühsam um ein Zusammenkommen der drei abrahamitischen Religionen ringen, die Seiten 124-128 in dem Buch „Muslimisch – weiblich – deutsch“ zu lesen.

Lamya Kaddor: Muslimisch – weiblich – deutsch. Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam. Verlag C. H. Beck. München 2010

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