Aug 242010
 

Meine eigene Beziehung zum Islam nährt sich zuallererst aus den vielen Begegnungen mit einzelnen Moslems, mit Kindern, Vätern und Müttern muslimischen Glaubens in Kreuzberg, daneben, etwa gleich stark, aus dem Studium des Koran und der Hadithe. Und selbstverständlich verfolge ich die aufgeregte Debatte in den Feuilletons, in BILD, in Spiegel und im ZDF Nachtstudio.

Den Islam schlechthin gibt es eigentlich nicht als abgeschlossenes System. Es gibt Muslime. Mit diesen sollte jede und jeder den Gruß, das Gespräch, die fürsorgliche Hilfe füreinander suchen. Ich habe so viele schöne Gespräche, Begegnungen und echte wechselseitige Bereicherung erfahren in unverhofften Begegnungen mit Muslimen!

Den Islam als politische, als staatsprägende Macht insgesamt hingegen kann man kritisch sehen. Ich sehe ihn in der Tat kritisch. Dazu sollte man immer wieder muslimisch geprägte Länder besuchen, Nachrichten zur Kenntnis nehmen: etwa aus Marokko, Türkei, Syrien, Saudi-Arabien, Afghanistan, Algerien, Pakistan, Indonesien. Wie leben die Menschen in diesen Ländern? Wie steht es um die Freiheit? Wie steht es um die Bildung? Wie steht es um die Frauenrechte? Wie leben die Christen, die Angehörigen anderer Religionen, die Konfessionslosen in jenen Ländern? Was mir Kreuzberger assyrische Christen kürzlich über ihre frühere Lage in Syrien erzählten, stimmt mich besorgt. Sie fühlen sich mehr oder minder an den Rand gedrängt, gleiches galt ehedem für die Christen in der Türkei, die bei der Staatsgründung noch ein Drittel der Bevölkerung ausmachten.

In Deutschland könnte ein weltoffener, aufgeklärter Islam entstehen, der bestenfalls sogar in die Herkunftsländer ausstrahlt.

Kritik am Islam ist sehr wohl vereinbar mit der Sorge um die deutschen Muslime, mit der Zuneigung zu deutschen Muslimen.

Das Wichtigste aber ist die Frage: Wie finden die Menschen zueinander? Wie kümmern sie sich umeinander? Wie gelingt das Leben jedes einzelnen Menschen in unserem Land? Welchen Beitrag kann jede und jeder dazu leisten?

Vergessen wir das hohe Gut der Fremden- und Gastfreundschaft nicht! Denn viele schon haben im Fremden einen Engel aufgenommen, ohne dessen gewahr zu werden.

 Posted by at 20:10

Sorry, the comment form is closed at this time.