Sep 232010
 

Als Gastbeitrag bringen wir heute eine Rede, die Ertan Taskiran am 01.09.2010 beim Iftar-Empfang der Berliner CDU gehalten hat. Ich danke meinem Parteifreund Ertan, dass er mir die Erlaubnis gegeben hat, diese Rede unverändert in mein Blog zu stellen. Sie gefällt mir. Lest sie selbst, lasst sie euch durch den Kopf gehen:

Sehr geehrter Herr Bundesminister, Exzellenzen,

Sehr geehrte Damen und Herren, 

liebe Freunde,

ich freue mich, Sie heute Abend zum traditionellen Iftar-Empfang der CDU-Fraktion begrüßen zu dürfen!

Ganz besonders möchte ich den Bundesminister für Inneres, Herrn Dr. Thomas de Maiziere begrüßen.

Ich möchte der CDU Fraktion, insbesondere Herrn Frank Henkel und Kurt Wansner danken, dass Sie es uns seit Jahren ermöglichen, im Rahmen des Fastenmonats Ramadan zusammenzukommen!

Ich freue mich besonders diese für uns Muslime so wichtige Zeit des Jahres dazu nutzen, zusammenzukommen.

Wir alle gemeinsam stehen vor der Aufgabe, muslimisches Leben in unserem Land als Teil des deutschen Alltags zu gestalten. Das zeigt sich unter anderem daran, welche Feste Menschen in Deutschland feiern. Für viele muslimische Familien hierzulande ist der Fastenmonat Ramadan ein Höhepunkt des Jahres. Dazu gehört die schöne Tradition der gemeinsamen Mahlzeiten in den Abendstunden, zu denen auch ihre nichtmuslimischen Freunde und Nachbarn einladen.

Meine Damen und Herren, wenn wir uns die Frage stellen: Was sind die großen Themen Deutschlands in den nächsten Jahren?  Wo liegen die dringlichsten Herausforderungen? Welche Veränderungen stehen uns bevor? Dann bin ich mir sicher, dass viele der hier Anwesenden die kulturelle Zusammensetzung unserer Gesellschaft als großen Herausforderung ansehen. Aufgrund der demografischen Entwicklung steigt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund stetig an.

Diese Entwicklung ist offensichtlich in den Geburtenstationen von Krankenhäusern, in Kindergärten und Schulen, in den Betrieben sowie auf dem Fußballplatz, insbesondere auch bei der deutschen Nationalmannschaft. Überall spüren wir immer deutlicher die kulturelle Diversität unseres Landes.

Deutschland steht vor einem grundlegenden Perspektivwechsel bei der Integration der Zuwanderer. Integration ist angesichts der demographischen Entwicklung keine Minderheitenfrage mehr. Die bisher dominierende Defizitwahrnehmung von Zuwanderern muss von einem potenzialorientierten Ansatz abgelöst werden, der Vielfalt als Stärke dieses Landes begreift. Denn Deutschland ist in den nächsten Jahrzehnten dringend auf Zuwanderung angewiesen. Die Herausforderung besteht darin, angesichts steigender sozialer Spannungen den Zusammenhalt zwischen Einheimischen und Zuwanderern auf eine neue Grundlage zu stellen sowie Politik und Gesellschaft für weitere Zuwanderung zu öffnen.

Unsere neuer Bundespräsident Christian Wulff hat in seiner Antrittsrede einen großen Einsatz für Integration gefordert und will sich in seiner Amtszeit für ein besseres Miteinander der Kulturen engagieren. Bereits als MP hat er mit der Ernennung von Aygül Özkan als erste Ministerin in Deutschland zur niedersächsischen Sozial- und Integrationsministerin mit türkischer Herkunft, Zeichen gesetzt. 

Daher ist die Integration von Migranten eine der zentralen gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben in Deutschland. In den vergangenen 7 Jahren CDU geführter Regierungsarbeit ist die Integrationspolitik in Deutschland einem großen Schritt vorangekommen.

Die Bundeskanzlerin hat das Thema weit oben auf der Agenda platziert. Es begann mit der Benennung von Maria Böhmer als Staatsministerin im Bundeskanzleramt für die Integrationspolitik.

Der von Bundeskanzlerin Merkel angestoßene Integrationsgipfel und der Nationale Integrationsplan sind historische Projekte. Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte wird die Integrationspolitik konzeptionell von der Spitze unseres Staates angestoßen und gesteuert.

Und ein weiteres Megaprojekt ist natürlich, lieber Herr Dr. de Maiziere, die Deutsche Islamkonferenz. Mit der Deutschen Islam-Konferenz hat Ihr Vorgänger Herr Schäuble Mut bewiesen und erstmals mit Bund und Ländern und Vertretern des Islam in Deutschland, vor allem mit dem Koordinierungsrat der Muslime, die wichtigen Fragen des islamischen Lebens erörtert.

Herr Schäuble hatte damals die Deutsche Islam Konferenz mit den  Worten „der Islam sei ein Teil Deutschlands“ eröffnet.

Herr Bundesminister, unter ihre Leitung konstituierte sich im Mai die zweite Deutsche Islam Konferenz. Sie  haben die Konferenz inhaltlich und personell neu aufgestellt. Ich bin davon überzeugt, dass die Islam Konferenz zahlreiche Projekte, Maßnahmen und Initiativen anstoßen wird, mit dem Ziel die Integration der Muslime in Deutschland durch Teilhabe zu fördern bzw. zu verbessern.

Ein Wandel hat in unserem Land begonnen. Gerade jüngere Muslime leiten ihr Selbstverständnis weniger von ihrer Herkunft ab. Ihre Wurzeln liegen in der Türkei, in Bosnien oder den arabischen Ländern, und sie pflegen die Traditionen ihrer Familien. Aber sie identifizieren sich mehr und mehr mit Deutschland und sehen die Verantwortung, die daraus erwächst. Ich wünsche mir, dass am Ende möglichst viele der hier lebenden Muslime von sich sagen: „Hier ist meine Heimat, diesem Land bin ich treu.“

Die muslimischen Gemeinden sind dabei als Brückenbauer gefordert, aber auch der Staat, die Medien und die Kirchen. Ein Anfang ist in vielen Bereichen gemacht. Lassen Sie uns daran weiterarbeiten und Deutschland als Vorreiterrolle für die EU ein Beispiel geben: Schaut her, mit gegenseitigem Respekt füreinander und Interesse aneinander gelingt es, ohne Misstrauen oder sogar Angst verschieden zu sein.

Wir leben in einem Land, das zu den freiheitlichsten Staaten der Welt gehört. Wir leben in einer Gesellschaft, die zu den tolerantesten in der Welt gehört. Zentrale Werte für ein gelungenes Zusammenleben sind Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit und sind damit fundamentale Säulen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Das sind Werte, die in Deutschland mit Überzeugung und Nachhaltigkeit durch die CDU vertreten werden können. Deswegen bin ich überzeugt, die CDU ist die Schlüsselpartei für den Integrationsprozess in Deutschland.

Wir müssen mehr für unsere Themen werben und gemeinsam für eine starke Integrationspolitik in Deutschland kämpfen.

Es gibt aber hier im Lande Personen, wie das SPD-Mitglied Sarrazin, die eine sachliche und produktive Diskussion zum Zusammenleben vom Migranten und Einheimischen massiv erschweren. Sarrazin hat eine billige Form gewählt, die Diskriminierung mit einschließt und einen positiven Dialog von vorn herein nicht zulässt. Er spaltet die Gesellschaft mit Provokationen und Hetze. Er erschwert damit die Diskussion über die Integration statt sie zu erleichtern. Sarrazin hat seinerzeit als politischer Verantwortungsträger im Berliner Senat nicht dazu beigetragen, die Entwicklungen zu begrenzen, deren Folgen er heute beklagt. Das Buch von Sarrazin bringt dort, wo er Recht hat, nichts Neues und dort, wo er neu ist, meist eine groteske Mischung von statistisch verbrämten Halbwahrheiten, Vorurteilen, Unterstellungen und unzulässigen Verallgemeinerungen. Es gibt unendlich viele fleißige Zuwanderer, diese verdienen Respekt. Er schadet auch dem Ansehen Deutschlands im Ausland

Wir müssen uns solchen Positionen vehement entgegen stellen. Hier sind insbesondere die Aussagen unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel zu würdigen.

Wenn Sarrazin sich in Fragen von Integration und Migration besser informieren will, empfehle ich einen Blick in das Jahresgutachten des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration.

Zu den vielbeachteten Ergebnissen dieses Jahresgutachtens zählt, dass die Integration in Deutschland viel besser funktioniert als vielfach angenommen. Sie ist in der Erfahrung der Menschen inzwischen alltäglicher geworden und hat eine positive Eigendynamik angenommen, in der sich Vielfalt und Wandel von Strukturen und Lebensformen positiv darstellen.

Meine Damen und Herren, zum Schluss möchte ich Ihnen das Buch des ehemaligen Integrationsminister des Landes NRW Armin Laschet empfehlen, „Die Aufsteiger Republik“. In seinem Buch sieht er die Zuwanderung als eine Chance für Deutschland. Eine sehr gute Alternative zum Sarrazins Buch.

Wir alle sollten weiterhin dafür arbeiten, dass die Integration in Deutschland gelingt.

Denn das ist gut für den Zusammenhalt. Das ist gut für unser Land. Ich wünsche Ihnen von Herzen einen gesegneten Ramadan.

 

 

 

 

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