Dez 072010
 

10112010052.jpg Schaut euch dieses schöne Bild an! Dies ist eine bundesweit als vorbildlich gerühmte Schule. Freundliche, helle Farben herrschen vor.

Runde, gewölbte Formen umschmeicheln die Kanten der Fenster. Es ist, als sollte alles Sperrige, Herrscherlich-Gebietende durch einen sanften, weiblichen Ton abgemildert werden.

Eine fröhliche Elefantenkuh lädt groß und klein zu fröhlichem Spiel ein. „Hier seid ihr alle willkommen, oh ihr niedlichen Menschen-Babys!“, scheint sie zu trompeten.

Die Schule zeigt sich schmeichelnd, einladend, freundlich, beruhigend, stillend. Sie tritt wie eine große Kuh auf. Die Verheißung ist: Bei mir geht es euch gut. Ihr bekommt zu essen und zu trinken – und hier seid ihr behütet.

Bis in die Architektursprache hinein präsentiert sich unser Staat heute gerne als hegend-mütterliche  Gestalt.

Alma mater – die nährende Mutter bietet allen Zöglingen ihre stillende sanfte Brust an. Im Bild: Eine Schule in Neukölln. Dort wird der Schwur auf den allesversorgenden, gütigen Staat, den MUTTERSTAAT feierlich abgelegt und flugs gebaut.

Vor den verantwortlichen Frauen der Rütli-Schule hege ich allergrößte Hochachtung. Sie sind Vorbilder für alle Mädchen!

Wir haben starke Frauen in Berlin, in Deutschland! Sie sind Vorbilder, an die wir uns stets wenden können! Kaum gibt es irgend ein Problem, schreien die Kinder, also die Bürger, und die Politiker, die Sprachrohre und Trompetenrüssel der infantilisierten Bürger,  sofort nach dem gütigen, dem mütterlichen Staat.

„Stadtteilmütter“  – dieses ebenfalls vielgerühmte Projekt setzt erneut ganz auf das Mütterliche! Die Väter werden buchstäblich abgeschrieben. Von ihnen wird offenbar nichts mehr erwartet.

Ich halte dieses Phänomen – also die Überlastung des Mütterlich-Weiblichen, die Entlastung des Väterlich-Autoritären – für eine der größten Fehlsteuerungen unserer Sozial- und Bildungspolitik überhaupt.

Es sind unsere JUNGS, die meist keinerlei Vorbilder erkennen können. In den Schulbüchern wimmelt es von weiblichen Allesversteherinnen. Die Jungen, denen ich begegne, sind meist komplett ausgehungert nach der Erfahrung echter männlicher Vorbilder. Das kann ein Direktor sein, ein Lehrer, der eigene Vater, ein Fußballtrainer. Auch die besten weiblichen Kräfte können das männliche Vorbild nicht ersetzen. Im Gegenteil. Der allzu mütterliche Staat verwöhnt die Jungen, sie fahren Schlitten mit ihm.

Der allzu mütterliche Staat verzieht die Jungen (nicht die Mädchen) zu Zügellosigkeit und Zuchtlosigkeit, zu Kriminalität und Faulheit. Redet mit den männlichen Kindern und Jugendlichen in unseren sogenannten Schwerpunktschulen – sie werden euch gleich zu Beginn eindecken mit einer langen Liste an unflätigen Ausdrücken, einer Suada an Wörtern, die sie schon kennen und beherrschen wie richtige Männer. Das beginnt schon bei Sechs- und Achtjährigen.

Damit üben sie, die 6-8-jährigen Kinder, sexistische verbale Gewalt über ihre Lehrerinnen und Mütter aus. Sie beweisen ihren schrankenlosen Männlichkeitswahn. Die Männer können sich alles herausnehmen, können sich alles leisten.

Ich erlebe und erlebte so viele Kinder, die ohne greifbaren Vater aufwachsen oder aufwuchsen. Alle hatten sie lebenslang daran zu tragen. Vor allem aber war und ist es für die Mütter eine fast nicht zu stemmende Belastung, die der Mutter-Kind-Beziehung sehr schadet und geschadet hat. Gerade unsere arabischen und türkischen Jungen (aber auch die deutschen) brauchen eigentlich deutliche männliche Vorbilder. Sie brauchen den Vater als grenzensetzende Autorität. Den Müttern und den Lehrerinnen tanzen sie sonst auf der Nase herum.

Das ist die Erfahrung, die viele Lehrerinnen machen.

 Posted by at 00:32

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