Jan 142011
 

Als unübersetzbare deutsche Wörter gelten Schadenfreude und Wanderlust – dem ich mit gestrigem Blog-Eintrag das bisher nicht bezeugte Klagenfreude hinzugefügt sehen möchte.

Nach all dem Klagen und Jammern der Eltern möchte ich aber heute ein Lob, ein „Bienchen“, eine „Eins mit Stern“ verteilen, und zwar an den Schulsenator Zöllner. Er wird in der Berliner Zeitung heute auf S. 15 so zitiert: „Es gibt in Berlin jedes Jahr Hunderte Lehrer, über die sich die Eltern beklagen.“ Mit dieser Begründung lehnt der Senator es völlig zu recht ab, sich über eine Personalie zu äußern.

Aus meiner jahrzehntelangen „Karriere“ als Berliner Elternvertreter kann ich diese Einschätzung bestätigen. Dass in diesen Tagen über eine einzelne Lehrerin in breiter Öffentlichkeit verhandelt wird, ist genauso schädlich und unerträglich wie wenn über einen einzelnen auffälligen Schüler öffentlich berichtet würde.

Ich protestiere hiermit ausdrücklich gegen das Verhalten des amtierenden Landeselternsprechers, der sich in abfälliger Weise öffentlich über eine Lehrkraft geäußert hat. Das darf er nicht. Es ist ein grobes Fehlverhalten.

Ich habe viele sogenannte „Problemschüler“ und viele sogenannte „Problemlehrer“ erlebt. Ich kenne die reflexartigen, schulöffentlich oder gar öffentlich vorgetragenen Forderungen nach „Versetzen“, „Verweisen“, „Zurechtweisen“. Das sind fast immer untaugliche Mittel.

Die „Problemschüler“ oder „Problemlehrer“ einer Schule sind meist Symptom, nicht Ursache eines nicht offen ausgetragenen Konfliktes. Diesen gilt es zu erkennen, einzugrenzen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber mit Einschluss der unmittelbar Beteiligten zu lösen, etwa durch Gespräche oder durch einfache, leicht zu befolgende Verhaltensänderungen, die wie ein Vertrag zwischen den Beteiligten ausgehandelt und vereinbart werden.

Erzwungene „Wanderlust“, also Versetzung der Lehrkraft und Schulverweis des Schülers, sind nur die allerletzte Möglichkeit. In einigen wenigen Fällen mag es keinen anderen Ausweg geben. Auf keinen Fall darf aber so etwas über die Presse ausgetragen werden. Das ist schlimme Rufschädigung.

Zu Recht lehnt Schulsenator Zöllner ein derart unzulässiges An-den-Pranger-Stellen ab. Und dafür verdient er Lob.

 Posted by at 13:46

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