Mai 052011
 

In einem internen Papier für die Berliner CDU schrieb ich vor wenigen Tagen: „Die Ursachen der in Schwere und Bösartigkeit alarmierenden Jugendgewalt liegen fast ausschließlich in einem Versagen der Familie. Die allermeisten jugendlichen Gewalttäter kommen aus einem häuslichen Umfeld, in dem es entweder an emotionaler Geborgenheit oder an fester Regelsetzung fehlt – im schlimmsten Fall an beidem: Prügeleien, häufige Brutalitäten in der Familie können sich ebenso nachteilig auf die Kinder auswirken wie grenzenlose Verhätschelung, gleichgültige Vernachlässigung oder plötzlicher, unerklärter Fortfall eines Elternteils. Kurzfristig ist raschere, fühlbar als Nachteil  empfundene Bestrafung das Mittel der Wahl.

Langfristig besteht die beste Gewaltprävention in der intensiven Vorbereitung aller Kinder auf ein gutes Leben in Familien, auf gutes Erziehen in Familien. Diese Aufgabe der frühzeitigen Familienbildung und Familienerziehung kommt mehr und mehr den Kitas und Schulen zu. Sie müssen durch ihr Beispiel die Kinder jene Achtung und Liebe, jene Strenge und Wertschätzung lehren, die die beste Gewähr für einen gewaltfreien, respektvollen Umgang aller Menschen ist.“

Es ist auffallend zu sehen, wie sehr die Fachleute doch mittlerweile übereinstimmen, dass die Familie die entscheidende Größe im Aufwachsen der Jugendlichen ist und bleibt – mehr als die Schule, mehr als die Gleichaltrigen. Die Ursachen der Jugendgewalt sind nicht „gesellschaftlich“ und nicht „politisch“, sondern „familiär“. Gäbe es keine zerrütteten und moralisch korrumpierten Familien, dann hätten wir kein Problem mit Jugendkriminalität!

Als beliebigen Beleg kann ich hier ein Interview mit Hans-Jürgen Kerner  anführen, in dem er den familiären Ursprung der Jugendgewalt als ein unbezweifelbares Faktum hinstellt:

 Kriminologe Hans-Jürgen Kerner: „Junge Gewalttäter sind keine Monster“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – SchulSPIEGEL
Gewalt von Söhnen aus sogenanntem guten Hause überrascht mich nicht sonderlich. Nach außen hin geordnete Familien können innerlich zerrüttet und moralisch korrumpiert sein. Das sehen wir in Forschungen immer wieder. Vom mittleren Mittelstand aufwärts sind die Fähigkeiten, eine Fassade zu erstellen und aufrecht zu erhalten, erstaunlich kreativ ausgeprägt.

Es ist schon merkwürdig, dass bisher keine Partei – selbst meine Partei nicht – aus diesen so offenkundigen Befunden die Schlussfolgerung zieht, die Schule müsse bewusst auf gutes Zusammenleben in Familien hin erziehen. Dabei liegt es doch fast auf der Hand:

Wenn die Kinder Glück haben, lernen sie “Familie” in der Herkunftsfamilie. Wenn sie Pech haben, lernen sie es nie – und werden es auch durch die Sozialhilfe nicht lernen.

Würden Kinder an den staatlichen Bildungseinrichtungen auf allen Altersstufen bewusst und sorgfältig auf das Zusammenleben in Familien hin erzogen, könnten sie später den überragend wichtigen Schritt zur Gründung einer Familie selbstbewusst und voller Zutrauen in die eigenen Kräfte gehen. Von überragender, vielleicht sogar von entscheidender  Bedeutung ist dabei das Einüben einer tauglichen Rollenerwartung für die werdenden Väter.

Familienbildung, Familienerziehung muss deshalb bereits in der Grundschule beginnen. Die Schulen sollen wichtige Themen des Familienlebens entsprechend dem Reifegrad der Kinder fest in den Sach- und Deutschunterricht einbauen. Dazu gehört vor allem das Kochen, die Haushaltsführung, die Pflege eines geordneten häuslichen und städtischen Umfeldes, die Achtung vor den Eltern und Lehrern, die Höflichkeit, die Erziehung und Pflege von Babies und kleinen Kindern. Alle Jungen und Mädchen sollen gleichermaßen in diesen wichtigen Themenkreisen unterwiesen werden.

Was zurzeit noch zunehmend dem Staat und seinen Institutionen (der Sozialarbeit, der Polizei, der Justiz) aufgebürdet wird („darum muss ER –  der STAAT sich kümmern!“), muss wieder von den subsidiären Gemeinschaften, also der Familie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft im Geiste des „WIR“ ausgefüllt werden

Wo ER war, soll WIR werden!

 Posted by at 23:40

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