Mrz 152012
 

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Von großer, ungewöhnlicher Redlichkeit sind die Worte Joachim Gaucks geprägt. Das bestätigt sich immer dann, wenn ihm von seinen zahlreichen Gegnern, die er ja auch haben muss, etwas vorgeworfen wird, was er nie behauptet hat. „Der war doch gar kein Bürgerrechtler! Der war keiner von uns!„, sagen die zahlreichen selbsternannten „echten“ Bürgerrechtler. Weder saß Gauck in Bautzen ein noch forderte er zum Sturz der SED auf, was übrigens auch die 100% waschechten Bürgerrechtler kaum je getan haben, als es noch richtig gefährlich war.

Gauck soll also zu DDR-Zeiten gewesen kein waschechter Bürgerrechtler von echtem Schrot und Korn gewesen sein.

Richtig! Genau das steht auch in Gaucks Selberlebensbeschreibung. Er schreibt selbst auf S. 212:

„Bis zum Herbst 1989 war ich ein Pastor gewesen, der im kirchlichen Dienst aufging, dabei seinen Jugendlichen, seinen Gesprächskreisen und seiner Gemeinde im Gottesdienst die Wahrheit nicht schuldig blieb – das war in Rostock bekannt-, aber ich gehörte keiner außerkirchlichen Opposition an. Im Herbst 1989 wuchs ich Schritt für Schritt in eine politische Rolle hinein.“

Gauck beschreibt, was er gemacht, gedacht, getan und unterlassen hat. Er stilisiert sich nicht zum waschechten Bürgerrechtler empor. Das sollte man zur Kenntnis nehmen, ehe man Dinge über ihn verbreitet, die er weder gesagt noch getan hat.

Also gilt auch hier wie so oft: Erst lesen, dann denken, dann Dampf ablassen!

Besonders tun sich mit derartiger Schmähkritik an Gauck einige DDR-Politiker mit der Gnade der letzten Stunde hervor, die freilich ebenfalls kaum als waschechte Bürgerrechtler zu bezeichnen sind.  Davon bietet dieser Artikel reichlich Beispiele:

Late Night: Bei Anne Will wird Gauck zum Zersetzer erklärt – Nachrichten Fernsehen – WELT ONLINE

Bild: Wölfe und Raben um einen ruhigen Mann am Themenpfad, Ostseebad Dierhagen, Aufnahme aus dem Juli 2011

Zitat: Joachim Gauck: Winter im Sommer – Frühling im Herbst. Erinnerungen. In Zusammenarbeit mit Helga Hirsch. Pantheon. Siedler Verlag München 2009, S.212

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