Apr 062012
 

Heute besuchte ich eine Trauerfeier. Es ging um einen vor Gericht abgeurteilten Menschen, der nicht viel hermachte. Deshalb gibt’s auch keine Fotos. Er, um den es ging, hatte keine schöne und edle Gestalt. Hatte er Freunde? Er hatte zwar einige Freunde, aber als es hart auf hart kam, als es darum gegangen wäre, sich für ihn einzusetzen, ging jeder seiner Wege.

Zitat aus der Berichterstattung: „Ich kenn doch den Menschen gar nicht!“ Ein merkwürdiger Prozess – zu urteilen nach der Berichterstattung – vor einem eigentlich gar nicht zuständigen Gericht entspann sich, geprägt von Missverständnissen und endlosem Aneinander-Vorbeireden. Der Richter zeigte sich heillos überfordert, im Gerichtssaal tobte der aufgehetzte Mob. „Ja, was soll ich denn jetzt noch für wahr halten?“ Selbstaufgabe des Richters!

Ein paar erbauliche Reden wurden gehalten. Beeindruckend fand ich die folgenden Sätze:

Jeder ging für sich seinen Weg.“ Diagnose: Die Menschen kümmerten sich nicht umeinander. Jeder lebte nach dem Motto: Für mich. Die perfekte Jeder-ging-für-sich-seinen-Weg-Gesellschaft! War das die Ursache der endlosen Missverständnisse?

Wer war gemeint? Wir doch nicht etwa? Ich doch nicht etwa?

 

 Posted by at 18:45

Sorry, the comment form is closed at this time.