Nov 272012
 

Immer wieder höre ich derartige Sätze: „Also, wir Deutsche haben gar keinen Grund, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Zwar stimmt es, dass auch Stalin einiges auf dem Kerbholz hat, aber am schlimmsten ist und bleibt der Holocaust. Am schlimmsten sind und bleiben die Nationalsozialisten, also die Faschisten, also die Deutschen. – Die Deutschen sollen deshalb mal ganz schön stillhalten.“

Kein Zweifel: Der Holocaust wird häufig in den ehemals westlichen, außerhalb des kommunistischen Machtbereichs liegenden Ländern Europas stillschweigend als absoluter, negativer Ursprungsmythos des heutigen Europa ausgegeben. Claus Leggewie nennt ihn deshalb treffend und offenbar ganz ernst gemeint einen „negativen Gründungsmythos Europas„. Der Holocaust ist singulär und beispiellos für unser Land, beispiellos für Europa, beispiellos für die Weltgeschichte. Jeder, der die Beispiellosigkeit des Holocaust auch nur im Mindesten anzweifelt, die Einzigartigkeit des Holocaust, die Zentralität des Holocaust relativiert, sieht sich dem Verdacht der Verkleinerung, des Revisionismus, der Kontextualisierung ausgesetzt. Selbst ein Zweifel am zutiefst religiös aufgeladenen Begriff „Holocaust“ wird nicht mehr zugelassen, verfällt dem Anathema des strafrechtlich bewehrten Holocaustleugnungsverbotes.

Und die zwischen 1885 und 1908 10 Millionen durch belgisch-europäische Truppen bestialisch ermordeten, die im Dschungel verstümmelten Afrikaner im belgisch beherrschten Kongo? Ist dieses Massenverbrechen nicht ebenfalls beispiellos? Und die beispiellose Mordserie der Zwickauer Terrorzelle mit 10 Ermordeten in weniger als zehn Jahren? Hatte Bundeskanzlerin Merkel denn etwa nicht Recht, als sie diese Mordserie „beispiellos für unser Land“ nannnte?  Und die beispiellose Kreuzberger Serie an Ehrenmorden hier um die Ecke an muslimischen Frauen durch ihre eigenen Brüder und Ehemänner in den Jahren 2007 bis (vorläufig)  2012 – ist sie nicht auch einzigartig? Oder zählt ein Mordopfer der Zwickauer NS-Terrorzelle mehr als ein Mordopfer der Familien, die Ehrenmorde beauftragen? Und die Giftgasangriffe der Italiener im besetzten Abessinien – waren sie nicht auch beispiellose Verbrechen für unseren Kontinent?

Der italienische Kommunist Antonio Gramsci hat es immer wieder gelehrt: WER DIE HERRSCHAFT ÜBER DIE BEGRIFFE ERREICHT, DER WIRD AUCH DIE POLITISCHE MACHT ERRINGEN. Das ist das Streben nach der hegemonialen Herrschaft im Reich des Geistes, von dem neuerdings die Grünen Baden-Württembergs ebenfalls beseelt sind.

In diesem Sinne bemühen sich starke gesellschaftliche Kräfte, das Attribut der Einzigartigkeit für den Holocaust und für die deutschen Massenverbrechen  zu beschlagnahmen. Punktsieg für die Kriegsgegner des Deutschen Reiches von Sowjetunion bis USA, Punktsieg auch für die ehemals zahlreichen Verbündeten des Deutschen Reiches – zu denen auch – was nur wenige wissen –  bis 1942 das unbesetzte Frankreich gehörte.

Ein später Sieg der Kommunisten über die Nationalsozialisten ist es auch ganz offensichtlich, dass die beispiellosen Verbrechen der Kommunisten heute weithin unter dem Eitikett „Stalinismus“ zusammengefasst werden.

Dabei spricht alles gegen diesen personalisierten Begriff! Warum? Ein Beispiel muss her!

„Die Polen müssen vollständig vernichtet werden.“ So lautet ein gut dokumentierter handschriftlicher Befehl eines führenden sowjetrussischen Kommunisten. Klarer Fall von Stalinismus, möchte man meinen! Also – ein klarer Fall von eliminatorischem Völkermord, diesmal gerichtet auf die Ausrottung der polnischen Minderheit in der Sowjetunion! Handschriftlich erteilt im Jahr 1937 vom NKWD-Chef Nikolai Iwanowitsch Jeschow. Wie üblich wurden diese Befehle durch Massenerschießungen umgesetzt. Eine zweistellige Millionenzahl von inneren Feinden wurde von den Kommunisten aufgrund derartiger schriftlicher, gut dokumentierter Befehle in den Jahren 1917 bis 1953 in Massenerschießungen hingerichtet. Für all diese Gräuel hat sich nach 1956 zunehmend der Tarn- und Verhüllungsbegriff Stalinismus durchgesetzt und wird heute in den westlichen Ländern (nicht in den ehemals besetzten Ländern) weiterhin ohne kritische Fragen treugläubig verwendet, übrigens auch von dem hier zitierten Claus Leggewie. Die Vernichtungsbefehle gingen dabei keineswegs alle von Stalin aus, im Gegenteil, manchmal unterband Stalin sogar den Massenmord während der „Jeschowschtschina“, also der „Jeschow-Zeit“. Nicht Stalin, sondern Jeschow wurde damals als Hauptverantwortlicher der Massenmorde entmachtet und von der kommunistischen Parteiführung hingerichtet wie Hunderttausende andere auch.

Claus Leggewie fragt deshalb, ob Nationalsozialismus und Stalinismus gleichermaßen verbrecherisch seien. Im Licht der heute weitverbreiteten Holocaust-Theologie gilt: Die Frage muss verneint werden. Denn da der Holocaust durch den Nationalsozialismus verübt wurde, der Stalinismus hingegen nur durch Stalin verursacht wurde – und da der Holocaust als negativer Gründungsmythos Europas qua definitionem einzigartig ist, und da drittens Stalin – wie der Name schon sagt – Urheber der stalinistischen Verbrechen ist, trifft das damals kommunistische Land und auch die an sich gute Idee des Marxismus-Leninismus keine Schuld! Stalin ist letztlich an allem schuld. Und da Stalin tot ist, kann der Stalinismus sich nicht wiederholen, der Friede ist gesichert, der Kommunismus kann weiterhin ausprobiert werden. Der singuläre Rang des Holocaust bleibt auf alle Zeiten gesichert.

Alle Anstregungungen müssen gemäß der Holocaust-Dogmatik darauf gerichtet sein, dass der Holocaust sich nicht wiederholt. Alle anderen beispiellosen Massenverbrechen sind zweitrangig, sogar die beispiellose NSU-Mordserie der unvorstellbar grausamen Nazi-Zwickauer  Terrorzelle gewinnt ihre abscheuliche, teuflische Wucht nur deshalb, weil sie von Nazis verübt wurde. Der RAF-Terror der Baader-Meinhof-Gemeinschaft hat zwar weit mehr Morde ausgeführt und hatte im Gegensatz zur NSU-Terrorzelle ein klares Programm und eine erkennbare Propaganda, wie es sich für echte, reinrassige Terroristen geziemt,  war aber definitorisch weit weniger schlimm, da er nur von deutschen Linksterroristen, nicht von deutschen Rechts-Terroristen verübt wurde. Ganz zu schweigen von der fundamentalistischen Terrorserie der Kreuzberger Ehrenmorde. Diese Ehrenmorde sind definitorisch-dogmatisch nicht so schlimm wie die NSU-Morde, da sie weder von Nazis noch von Deutschen verübt worden sind.

Dies ist – knapp zusammengefasst – das Grundprinzip der negativen Theologie des Holocaust.

Dies ist ein stillschweigend akzeptiertes Dogma, das ich für das Gegenteil historischer Erkenntnis halte.  Es ist sogar ein fürchterlicher Unsinn, dem Teile der Soziologen und Geschichtspolitiker wie etwa Claus Leggewie aufsitzen. Schlimmer noch:  Unterschwellig durchherrscht dieses Dogma noch die heutigen Verhandlungen über die Euro-Krise: „Da die Deutschen am allerschlimmsten gehaust haben, sollen sie jetzt aber mal im Dienste des lieben Euro-Friedens schön die Füße stillhalten und zahlen.“  Diese Grundhaltung werden außer Dienst stehende Politiker wie Helmut Schmidt oder Martin Bangemann jederzeit erneut bestätigen.

Zum Weiterlesen:
Claus Leggewie: Der Kampf um die europäische Erinnerung. Ein Schlachtfeld wird besichtigt. Verlag C.H. Beck, München 2011, hier bsd. S. 14, S. 72, S. 144-151
Jörg Baberowski: Verbrannte Erde, München 2012, hier bsd. S. 350

Bild: Blick auf das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, den zentralen Erinnerungsort für den negativen Gründungsmythos Europas

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Von der alltäglichen Gewalt zum gewaltfreien Miteinander

 Faulheit, Frau und Mann, Leitkulturen, Männlichkeit, Rassismus, Sozialadel, Sozialstaat, Vorbildlichkeit, Weihnachtsgans  Kommentare deaktiviert für Von der alltäglichen Gewalt zum gewaltfreien Miteinander
Nov 272012
 

2012-10-28-152633.jpg2012-10-28-152633.jpg„In der Türkei wird Gewalt immer noch verherrlicht und in traditionellen Familien ein falsches Männlichkeitsbild anerzogen.“ Oftmals fehle der Vater jugendlichen Heranwachsenden als Vorbild, weil für die Erziehung in traditionellen Familien ausschließlich die Mutter zuständig sei.“ Mit diesen Worten äußert sich Gülcin Wilhelm laut WELT vom 24.11.2012 in einem Beitrag von Freia Peters: „Wäre das Opfer türkisch, gäbe es einen Aufschrei.“http://www.welt.de/politik/deutschland/article111464365/Waere-das-Opfer-tuerkisch-gaebe-es-einen-Aufschrei.html

Der Vorwurf des Artikels lautet: Wenn die Mörder türkischer Herkunft sind, wird in der Sicht der Migrantenverbände geschwiegen oder allenfalls Schuld in der sozialen Diskriminierung gesucht.

So etwas kommt überall vor„, das habe ich immer wieder nach Ehrenmorden, nach innerfamiliärer Gewalt gehört. Viele Türken bestreiten, dass es in der türkischen Gesellschaft eine hohe Akzeptanz von Gewalt gebe. Gibt es denn wirklich immer einen Aufschrei der Migrantenverbände, wenn das Opfer einer Gewalttat türkischer Herkunft ist? Ein klares Nein!  Nur dann, wenn die Täter Deutsche sind, wird von den Verbänden groß die Trommel geschlagen. Dann sieht man sofort den Beweis erbracht, dass Deutschland ein Hort des finstersten Rassismus ist.

Aber die meisten Morde und die meisten Gewalttaten  werden in Deutschland „innerethnisch“ verübt! Und unter den Tätern und den Opfern sind wiederum die Herkunfts-Deutschen absolut und relativ gesehen in der Minderheit, die türkisch- und arabischstämmigen Männer hingegen überwältigend überrepräsentiert.

Genau hier in meinem engeren Kreuzberger Wohnumfeld, wo zufällig auch die Türkische Gemeinde Deutschland ihren Hauptsitz hat, geschahen in den letzten Jahren etliche Morde und Mordversuche, von denen einige es in die Schlagzeilen brachten. Alle Mörder und auch alle Mordopfer waren türkeistämmig. Zufall? Soll man dann immer noch sagen: Das kommt überall vor?  Darüber, über diese Häufung von Gewalttaten gerade in  türkeistämmigen und den arabischen Gemeindeverbänden,  wird aber in der Tat von den Migrantenverbänden vornehm geschwiegen. Der Mordversuch gegen die türkeistämmige Anwältin Seyran A.,  die Ehrenmorde  junger Kreuzberger Türkinnen, die nicht nach den Vorstellungen ihrer Brüder lebten und deswegen umgebracht wurden, die grausame, vielleicht fundamentalistisch motivierte  Hinrichtung von Semanur S. im Fanny-Hensel-Kiez, die nicht nach den Vorstellungen ihres Ehemannes lebte, das vor wenigen Wochen berichtete Blutbad einer Familie in der Oranienstraße  … das sind schreckliche Taten, die mich erschüttern. Müssen wir hier in diesen Gewalttaten ein kulturelles Problem erblicken – oder ist alles nur sozial bedingt, wie die Migrantenverbände nicht müde werden zu betonen?

Wie sieht es in der alten Heimat, in der Türkei selbst aus?

Ein anderes grundsätzliches Problem liegt in der breiten gesellschaftlichen Akzeptanz von Gewalt. Es sind die schrecklichen Ehrenmorde oder die Diskriminierung von Mädchen und Weigerung der Eltern, ihre Töchter auf die Schule zu schicken. […] Vor dem Hintergrund einer solchen Akzeptanz und Rechtfertigung der Gewalt in ihrer alltäglichen Form ist die Abschaffung von Folter auf institutioneller Ebene mit Gesetzen allein kaum zu erreichen.“  So schreibt es  Cem Özdemir, der Bundesvorsitzende der Grünen über die türkische Gesellschaft (Die Türkei, Weinheim 2008, S. 165).

Gülcin Wilhelm, aber ebenso auch der Kreuzberger Ercan Yasaroglu werfen den Migrantenverbänden mehr oder minder unverblümt vor, das hohe Gewaltpotenzial der türkischen Gemeinde zu verharmlosen.

Die Türkei scheint in der Tat einen anderen Umgang mit Gewalt gegen Menschen zu haben. So sind auch scheinbar rassistische Äußerungen wie die folgende zu erklären:“ „Je mehr Türken wir im Land haben, desto mehr Unruhe haben wir.“ Für diese Aussage wurde Bilkay Öney, die Integrationsministerin des Landes Baden-Würtemmberg (Ex-Grüne, jetzt SPD), heftigst gerügt. Ich selbst muss sie ebenfalls rügen. Derartige Zahlenspielereien bringen doch nichts.

Denn: Ich kenne viele Türken in Kreuzberg, die entsetzt sind über das Ausmaß der Verharmlosung oder Beschönigung von Alltagsgewalt, über das Wegducken bei Schlägen gegen Kinder und Frauen, über das vornehme Schweigen, wenn ein Türke einen Türken oder eine Türkin ermordet. „Diese wenigen türkischen Gewalttäter haben unseren Ruf als anständige, fleißige, rechtschaffene Türken völlig runiert! Warum macht ihr Deutschen denn nichts dagegen? Seid ihr denn total blind? Warum lasst ihr euch so hinters Licht führen?“

Hinter diesen Verzweiflungsrufen meiner guten Kreuzberger Vatandaşlar ist deutlich spürbar: „Ihr Deutschen durchschaut nicht, was hier abgeht. Ihr lasst euren Sozialstaat hemmungslos ausplündern, finanziert damit Faulheit und Kriminalität heran und lasst euch dann noch als Rassisten beschmimpfen ohne mit der Wimper zu zucken! Das kann nicht lange gutgehen!“
Ich meine: Es nützt nichts, die verhängnisvolle Spirale zwischen uralten Ehrbegriffen, Bejahung von Gewalt zur Wiederherstellung der Ehre, Sozialhilfeexistenz, Staatsausplünderung und Bildungsunwillen zu leugnen. Wir alle sind gefordert.

Nur eine Absage an Gewalt gegen Menschen und gegen Sachen im Alltag, eine klare, konsequente Erziehung zur Gewaltlosigkeit und zum anständigen Broterwerb kann hier Abhilfe schaffen. Wir brauchen eine Kultur der klaren Regelsetzung, eine Kultur der Verantwortung und der anständigen, ehrlichen Arbeit.

Mit diesen Betrachtungen soll selbstverständlich nichts von der Schwere der Gewalttaten gegen Menschen mit Migrationshintergrund geleugnet werden. Die Morde von Mölln, Solingen und Dresden sind erschütternd und furchtbar, wie all die Morde hier in Kreuzberg auch.

Gewalt, Mord bleiben etwas Furchtbares. Wir müssen der Gewalt, dem Mord entgegentreten, wo immer sie sich zeigen. Aber man muss auch erkennen, dass nicht nur die Deutschen, sondern auch die sogenannten Migranten ein Gewaltproblem haben – und dem Umfang nach steht es der „rassistischen“ Gewalt in nichts nach.

Bild: Blick auf die Kochstraße und die Wilhelmstraße, Kreuzberg

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Nov 262012
 

Gutes, vorbildliches Mutterverhalten beobachteten wir gestern im Zoo Leipzig! Das Nashorn-Mädchen Naima („die Glückliche, die Sorglose“ auf Suaheli) weiß seit der Geburt die Mutter stets um sich. Die Mutter kümmerte sich hingebungsvoll, säugte und stillte die Kleine, die bei der Geburt am 10.12.2011 immerhin 37 kg wog, aber jetzt schon das Kleinkindalter hinter sich gelassen hat. Die Mutter erdrückt die Tochter nicht mit Fürsorge, sie lässt ihr nunmehr Freiraum, eigene Wege zu gehen!

Beide Tiere zeigten Wachheit und Interesse an der Umwelt, bewegten sich im Raum, wussten um die Nähe der anderen. Dies gab mir Anlass, über die Wichtigkeit der Mutter-Kind-Bindung bei den Säugetieren nachzudenken.

Etwas weniger als 6000 Säugetierarten (Mammalia) sind weltweit bekannt. Auch unsere eigene Art, der Mensch – homo sapiens sapiens – , gehört zu dieser Klasse. Wir sind in allen biologischen Eigenschaften nichts anderes als eine Art der Säugetiere und teilen mit allen anderen Säugetierarten einige Merkmale, darunter die namengebende Aufzucht der Kinder, eben das „Säugen“. Bei allen Säugern übernehmen die Mütter bald nach der Geburt die Ernährung der Kinder.

Während einige Jahrzehnte lang die Wissenschaft glaubte, die Muttermilch beim Menschen durch eine wissenschaftlich abgesicherte Formel gleichwertig ersetzen zu können, raten heute alle namhaften Ärzte- und Gesundheitsorganisationen nahezu ohne Ausnahmen zum Stillen mit Muttermilch.

Alle Säuger entwickeln durch das Säugen, durch Hegen und Pflegen eine besonders innige Mutter-Kind-Beziehung, nur sehr wenige Säugetierarten ersetzen gelegentlich die leibliche Mutter durch eine Ersatzmutter, die „Amme“. Bei allen Säugern gibt es eine deutlich unterschiedene Profilierung des männlichen und des weiblichen Verhaltens in der Paarung und gegenüber den Jungen – im Gegensatz etwa zu den brütenden Vögeln, bei denen Männchen und Weibchen oft gleiche Aufgaben übernehmen, etwa das Abwechseln beim Brüten, die gemeinsame Futterbeschaffung bei den Geiern.

Im Sozialverhalten gibt es außer der engen Mutter-Kind-Bindung in der ersten Lebensphase des Neugeborenen sonst keine Gemeinsamkeiten unter allen 5000-6000 Arten Säugern! Das Säugen und Stillen, das Hegen und Pflegen des Nachwuchses durch die Mutter sind ein ganz entscheidender Grundzug des natürlichen So-seins aller Säugetierarten. Bei allen Säugern halten sich die Kinder in der ersten Lebenszeit „von Natur aus“ ausschließlich im Umfeld der Mutter auf, während der Vater teils anwesend ist, teils als leiblicher Vater überhaupt nicht in den Horizont der Kinder gelangt.

Danach ist nichts mehr so, wie es war. Die Gemeinsamkeiten unter allen Säugerarten verschwimmen und verschwinden. Eine riesige Fülle an Verhaltensweisen stehen etwa nach der frühesten Kindheit den Primaten zu Gebote: Fürsorge, Aggression, Kriege, Gruppenbildung, Versöhnung, Diskrimination und „Rassismus“ gegenüber anderen Affenhorden, soziales Lernen, erste Ansätze einer spezifischen Gruppenkultur, einer spezifischen Gruppensprache  – diese vielfachen Ausfächerungen des sozialen Verhaltens von Primaten werden am Primatenzentrum des Zoos Leipzig erforscht.

Entscheidend aber wurde mir die folgende Einsicht gestern überdeutlich klar: Die enge, die nahezu überlebensnotwendige  Mutter-Kind-Bindung ist das entscheidende Merkmal im anfänglichen Erziehungsverhalten aller, wirklich aller Säugetiere.

Wenn behauptet wird, dass in der Erziehung des Säuglings oder des Menschen-Kleinstkindes alles oder fast alles durch kulturelle „Gender“-Konstruktionen bedingt sei, so widerspricht dies allen Befunden, die jeder ökologisch bewusste Naturfreund in Feld und Flur, in Steppe und Busch – aber auch in Zoos gewinnen kann. Dies würde ich gerne einmal im Leipziger Zoo mit Judith Butler besprechen, die kürzlich unter rauschendem Beifall der geistigen Führungsschicht Deutschlands den Adorno-Preis gewonnen hat – und die seit ihrem Buch Gender Trouble genau dies zu unterstellen scheint: Es gibt keine naturgegebenen Geschlechterrollen, alles ist Kultur, alles ist soziale Konstruktion. Judith Butler stellt die Frage nach Mutterschaft nicht. Sie spart diesen entscheidenden Grundtatbestand des Lebenszyklus – das Mutterwerden – höchst vorsorglich aus.

Eine Leugnung des naturhaften Unterschiedes der beiden Geschlechter, wie Judith Butler sie ins Werk setzt, kommt einer Leugnung der Naturgebundenheit des Menschen überhaupt gleich. Es ist eine gewaltige Überhebung, eine Selbstüberschätzung des Menschen, wenn er dies behauptet.

Bild: Vorne Tochter Naima, hinten Mutter Sarafine. Zoo Leipzig, aufgenommen gestern.

 Posted by at 18:59
Nov 242012
 

„Man muss aber auch sagen, dass es eine ganz erhebliche Faulheit bei Muslimen gibt, allerdings auch bei anderen Migranten, sich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen und die eigenen Interessen im deutschen Kontext oder am besten als Deutsche zu vertreten. Man beteiligt sich einfach nicht genug. Was die muslimischen Organisationen und auch die Migrantenorganisationen betrifft, so muss man natürlich auch immer Kompromisse machen, aber es wird immer noch zu sehr auf Dialog gesetzt. Ich glaube durchaus, dass es nicht immer Sinn macht, auf Konfrontation zu gehen, aber für mich gibt es ein bisschen zu wenig Konfrontation. Man muss die Dinge noch deutlicher beim Namen nennen, muss sagen, „das ist rassistisch“, „das ist eine Unverschämtheit“, „da reden wir gar nicht mehr weiter“.“

Als Vorbedingung für das Entstehen von Rassismus gilt heute meist die Einteilung von Menschen in WIR und IHR und das daran anschließende Zuschreiben von Eigenschaften an ganze Kollektive. Muster: „WIR deutsch – IHR Ausländer!“

Derartige Aussagen gelten mitunter als latent rassistisch:

„Die  Deutschen haben ganz überwiegend folgende Eigenschaft:… „(z.B. fleißig / humorlos / hundelieb / pflegen ihr Auto und ihren Vorgarten sorgfältig / sind gegen Atomkraft / haben ein Riesenproblem mit ihrem Rassismus / kümmern sich zu wenig um ihre greisen Eltern usw. usw.)

„Die Juden sind doch ganz überwiegend … „(z.B. witzig, selbstironisch, klug, familienbewusst, sprachgewandt  usw.usw.).

„Die Muslime sind doch überwiegend … (z.B. so kinderlieb, ehren Vater und Mutter, pflegen ihre behinderten Eltern zuhause statt im Heim, sie haben viel mehr Verwandten- und Familiensinn als die Nichtmuslime, sind gegen Abtreibung  usw. usw.)“.

Wenn einer Gruppe von Menschen negative Merkmale zugeschrieben werden, wird dem so definierten Rassismus der Nährboden bereitet. Ein Beispiel muss her!

Bist auch du ein guter Antirassist? Mach den Rassismus-Check anhand folgender Sätze:

„Bei Muslimen und anderen Migranten gibt es eine erhebliche Faulheit. Die beteiligen sich einfach nicht genug. Die müssen sich mehr beteiligen, am besten als Deutsche. Das muss man doch auch noch sagen dürfen.“

Kommentar: Im Subtext enthalten diese Sätze die Unterstellung, die Muslime und andere Migranten seien fauler als Nichtmuslime. Das Stereotyp vom faulen Muslim, vom trägen, untätigen Türken wirkt als kapillares Gift in derartigen Aussagen weiter. Ferner wird Druck auf die sich als Nicht-Deutsche fühlenden Syrer, Kurden, Tscherkessen, Griechen usw. ausgeübt, sie sollten sich endlich als Deutsche fühlen. Subtext: „Es wäre besser, die Muslime würden ihre Faulheit überwinden – und zwar am besten als Deutsche!“

Also, Hand aufs Herz!

1) Hältst du folgende Sätze für rassistisch? Ja oder nein? Entscheide – begründe Deine Meinung!

Man muss aber auch sagen, dass es eine ganz erhebliche Faulheit bei Muslimen gibt, allerdings auch bei anderen Migranten, sich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen und die eigenen Interessen im deutschen Kontext oder am besten als Deutsche zu vertreten.

2) Sollte man diese zitierten Sätze als rassistisch brandmarken und verbieten?

3) Darf man mit dem Urheber dieser Sätze noch reden – oder sollte man ihm einfach entgegensetzen: „das ist rassistisch“, „das ist eine Unverschämtheit“, „da reden wir gar nicht mehr weiter“? Was meinst Du?

Quelle der im Rassismus-Check untersuchten Sätze:

Interview mit Mark Terkessidis. Islamische Zeitung vom 16.05.2006

http://www.islamische-zeitung.de/?id=7226

 

 Posted by at 14:49
Nov 232012
 

Soeben las ich das großartige Buch „Die Türkei“ von Cem Özdemir, einem tscherkessischstämmigen Deutschen, der immer wieder die Vertreibungen, welche die  Griechen, die Armenier, die Tscherkessen, aber auch die Türken selbst in den vergangenen zwei Jahrhunderten erleiden mussten, beklagt und offen anspricht. Die Tscherkessen sind ja ihrerseits ein Volk, das der Zar im 19. Jahrhundert zu Hunderttausenden aus dem Russischen Reich hinausgeworfen hat und das dann umfangreichen Umerziehungsmaßnahmen unterworfen wurde, beginnend mit dem erzwungenen Verlust der tscherkessischen Sprache.  Es ist gut, dass ein namhafter deutscher Politiker das Thema in seiner Breite anzusprechen wagt. Das wäre nicht gut, wenn man eine derartig prägende kollektive Erfahrung, die das Antlitz des heutigen Europa genauso stark bestimmt wie die Kriege, totschwiege. 

 Posted by at 00:08

Analı babalı büyüsün (3) – was braucht jedes Kind am dringendsten?

 Analı babalı, Familie, Faschismus, Kinder, Naturwissenschaften, Platon, Sozialismus, Türkisches  Kommentare deaktiviert für Analı babalı büyüsün (3) – was braucht jedes Kind am dringendsten?
Nov 222012
 

Hören wir doch auf die Stimme des Volkes! Während Politikerinnen und Politiker aller deutschen Parteien sich mehrheitlich darin überschlagen, den massiven, rechtlich garantierten Kita-Platz-Ausbau für die unter 3-Jährigen zu fordern, damit die Wirtschaft schön brummt und die Folgen des demographischen Wandels nicht zu Einbußen im Bruttosozialprodukt führen, und während das Betreuungsgeld als „Herdprämie“ für die hochkomplexe Erziehungsarbeit der Mütter und Väter verunglimpft wird, frage ich meine Kreuzberger Türkinnen, meine Araberinnen, meine Deutschen, meine Russinnen:

Was braucht ein Kind in den ersten drei Lebensjahren am nötigsten?

Antwort der Völker: Es braucht Mutter und Vater. „Möge es mit Mutter und Vater aufwachsen“, wie der Türke seit Jahrhunderten sagt. Es ist aberwitzig, die Mütter dank massivster Kita-Förderung (ca. 800-1000 Euro Kosten pro Monat und Kind) möglichst rasch wieder in die Produktion zu schaffen. Die frühe Trennung von Mutter und Kind, wie sie beispielsweise Platon in seiner Erziehungsdiktatur „Staat“ forderte, wie sie im antiken Sparta, aber auch im System der UDSSR- und der DDR-Krippenerziehung praktiziert wurde, hat Folgen, die erst einmal zu besprechen sind! Möglicherweise sind Bindungsscheu, Ablehnung des eigenen Kinderwunsches, tiefe Verunsicherung im Erwachsenenleben späte Nachgeburten eines Mangels an Familienerfahrung in der frühesten Kindheit.

Vieles deutet darauf hin, dass Kinder in den ersten 2 oder 3 Lebensjahren in unmittelbarer räumlicher Nähe der schützenden, hegenden Mutter oder einer Ersatzmutter am besten aufgehoben sind.  Bei Betreuungseinrichtungen  für unter 3-Jährige sollte eine Mutter oder eine Ersatzmutter nicht mehr als 5 oder 6 Kinder betreuen. Davon sind wir aber meilenweit entfernt in unseren Kleinkind-Kitas!

Das ausgeprägte Hege-, Schutz- und Anlehnungsbedürfnis des unter 3-jährigen Menschenkindes scheint biologisch bedingt zu sein. Wir sind doch alle auch naturgeprägte Angehörige einer Spezies! Das „Menschenjunge“ braucht vermutlich zum besten Gedeihen für eine gewisse Zeit eine Art „Kinderstube“ wie andere Arten von Lebewesen auch.

Erstaunlich, dass gerade die naturnahen Grünen hier so wenig auf Mutter Natur hören wollen. Sie sind halt doch irgendwo auch politikversessene, staatsgläubige SozialistInnen! Aber viele in der  CDU möchten ihnen kaum darin nachstehen.

http://www.lehrer-info.net/kompetenz-portal.php/cat/14/aid/117/title/Sprachliche_Rituale

 Posted by at 23:50
Nov 212012
 

So äußerte sich die Rechtsanwältin Nizaqete Bislimi gestern in einer Fernsehsendung über das Schicksal des Volkes der „Unberührbaren“ (atsinganoi), in der der Vorwurf des Rassismus, der Vorwurf der Stigmatisierung inflationär zu hören war.  Das beste Wort, das berührende Wort!

Ich sprach vor einigen Monaten mit einem Menschen, dessen Leben nach einem schweren Verkehrsunfall am seidenen Faden hing. Er erzählte mir: „Ich war so schwer verletzt, die Ärzte haben mir nachher gesagt, dass ich einige Tage in Lebensgefahr schwebte. Es gab Tage, an denen ich fast nicht mehr gewollt hätte. Aber es hat Menschen gegeben, die mich im Krankenhaus besucht haben. Sie haben an mich geglaubt. Sie haben gesagt: Du schaffst das schon. Damit haben sie mir geholfen. Ich fasste den Willen wieder aufzustehen.“

Dieser unerlässliche Glauben an den Menschen in Not, die Hilfe, die Menschen einander leisten – das ist es. Ohne den Glauben an den Menschen scheitern alle Antidiskriminierungspläne, alle wohlgemeinten antirassistischen Initiativen und Petitionen. Auch das ständige Pochen auf den Status eines benachteiligten Volkes hilft nichts, wenn nicht vorrangig und gleichzeitig  das wechselseitige Vertrauen entstehen kann.

Das gute, das berührende Wort bricht Mauern, ebnet dem Menschen den Weg, das Wort des Glaubens an den Menschen hilft dabei, auf eigenen Beinen zu stehen.

 Posted by at 11:13
Nov 202012
 

Naturschutz, Umweltschutz, Klimaschutz – diese Werte liegen heute wie ein fein verstäubter Nebel im öffentlichen Diskursraum. Eine bekannte deutsche Partei verdankt ihren Erfolg zum Teil der Berufung auf das unvorgreifliche Erste, auf die Natur.

„Geht es der Natur gut, so geht es dem Menschen gut. Der Mensch muss sich der Natur einordnen. Er ist letztlich nur Teil der Natur. Die Natur ist das erste, ihr folgte der Mensch. Er stört also die Natur. Sein erstes und oberstes Gebot ist also, dass er die NATUR nicht so sehr stören oder zerstören darf.“

Der gute Mensch ist der Mensch, welcher sich der Mutter Natur oder Mutter Erde überantwortet und sich in den Dienst der Natur stellt. „Der Mensch mache sich der Natur untertan! Er gebe sich der Natur zu eigen. Wer die Natur rettet, rettet den Menschen.“

Knapp und bündig fasste Hermann Claudius diesen Glauben an die Natur als oberste Richtschnur so zusammen:

Birkengrün und Saatengrün:
Wie mit bittender Gebärde
hält die alte Mutter Erde,
daß der Mensch ihr eigen werde,
ihm die vollen Hände hin;
ihm die vollen Hände hin.

Alles, was den Vorrang der absolut gesetzten Natur sehr stört oder zerstört, wird in dieser Denkungsart verworfen. Der ungeborene Juchtenkäfer hat mehr Daseinsrecht als eine projektierte ICE-Trasse! Uralte, kippgefährdete Bäume sind wertvoller als Wege, Plätze und Häuser für den Menschen, den großen Störfaktor der Natur.

Umgekehrt wird in dieser Hypostasierung der verehrten Natur alles begrüßt, was das Naturhafte im Menschen fördert und pflegt. Im Menschen selbst als einem Teil der Natur quillt der Urquell der Wahrheit. Befreiung des Menschen bedeutet demnach, alle von der Geschichte auferlegten Gesellschaftsverhältnisse, ja den eigenrechtsetzenden  Staat insgesamt  abzuwerfen und die Natur zu sich selbst kommen zu lassen.

Mittel zu dieser Selbstbefreiung ist in den Jahren 1797-1815 neben der Stärkung des Naturgedankens vor allem die Stärkung des Naturhaften im Menschen, die Pflege der naturähnlich gesehenen Herkunft, also des Nationalen. Von daher die überragende Bedeutung der Muttersprache im Naturdenken der Romantik. Stärkung der Natur, Stärkung der Nation, Stärkung der Muttersprache! Das ist der Dreiklang, mit dem Deutschland und andere europäische Völker das Napoleonische Joch der welschen Fremdherrschaft abschütteln.

Der Nationalismus der verschiedenen europäischen und außereuropäischen Völker speist sich zweifellos aus der Gleichsetzung von Volk, Nation und Natur. Nationalismus ist eine Spielart des Denkens der Natur als eines unhintergehbaren Ersten.

Fichtes Reden an die deutsche Nation begründen für die nachfolgenden zwei Jahrhunderte mit unübertroffener Klarheit diesen innig verschränkten Zusammenhang von Naturanrufung und Selbstbefreiung des Menschen durch Abwerfen des widernatürlichen Jochs der Herrschaft des Fremden:

So wie die Gegenstände sich in den Sinnenwerkzeugen des Einzelnen mit dieser bestimmten Figur, Farbe u.s.w. abbilden, so bilden sie sich im Werkzeuge des gesellschaftlichen Menschen, in der Sprache, mit diesem bestimmten Laute ab. Nicht eigentlich redet der Mensch, sondern in ihm redet die[315] menschliche Natur, und verkündiget sich anderen seines Gleichen.

So schrieb Johann Gottlieb Fichte im Jahr 1809 – mit für ihn unabsehbaren Folgen.

Quellen:
“Wann wir schreiten Seit’ an Seit’” Text: Hermann Claudius. Musik: Michael Englert. In: Volksliederbuch. Herausgegeben von Andreas Kettel. Bilder von Sabine Wilharm. rororo rotfuchs. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1984, S. 228-229

Johann Gottlieb Fichte: Reden an die deutsche Nation

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Fichte,+Johann+Gottlieb/Reden+an+die+deutsche+Nation/4.+Hauptverschiedenheit+zwischen+den+Deutschen+und+den+%C3%BCbrigen+V%C3%B6lkern+germanischer+Abkunft

 Posted by at 12:42
Nov 172012
 

„Mann und Weib und Weib und Mann
sind nicht Wasser mehr und Feuer.“

So dichtete Hermann Claudius in seinem Volkslied „Wann wir schreiten Seit‘ an Seit‘.“

Das in verschiedensten Zusammenhängen erfolgreiche Lied fiel mir ein, als ich das bunte Bildchen betrachtete, das vom Parteitag der Grünen über die WELT versandt wurde. „… wenn die bunten Fahnen wehen“. Eine befreit und glücklich aufspielende junge Schar, die die grüne Fahne über ganz Deutschland wirbeln und wehen lässt!

Mann und Weib und Weib und Mann, das sind in diesem Fall (von links nach rechts):

Jürgen Trittin (Mann… ), Claudia Roth (… und Weib), Katrin Göring-Eckhardt (… und Weib… ) und Cem Özdemir (und Mann) .

Hermann Claudius würde sich sehr sehr freuen, wenn er die vier sähe! Man lese und singe sein Lied als Ganzes! Uraltes, seit der Romantik eines Fichte oder Hölderlin tief in der deutschen Nation verankertes,  bündisches, sozialistisches und naturwüchsiges Gedankengut feiert bei den Grünen triumphale Vermählung.

Die Bilder und die Reden lassen keinen anderen Schluss zu.

Quellen:
„Wann wir schreiten Seit‘ an Seit'“ Text: Hermann Claudius. Musik: Michael Englert. In: Volksliederbuch. Herausgegeben von Andreas Kettel. Bilder von Sabine Wilharm. rororo rotfuchs. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1984, S. 228-229

http://www.welt.de/politik/deutschland/article111222807/Goering-Eckardt-wirft-der-Union-Planwirtschaft-vor.html

 Posted by at 13:19

Eine klassische Ohrenbeichte bei der Psychotherapeutin Susanne Lothar

 Das Gute, Gemeinschaft im Wort, Theater  Kommentare deaktiviert für Eine klassische Ohrenbeichte bei der Psychotherapeutin Susanne Lothar
Nov 172012
 

Tiefe verwandtschaftliche Gefühle erregt in mir eine Filmszene mit der leider viel zu früh verstorbenen Susanne Lothar und der jungen Schauspielerin Jana Hampel – mit der ich Vor- und Zunamen teile. Jana ist ja nichts anderes als die tschechische weibliche Form des uralten hebräisch-griechisch-christlichen Namens Johannes.  Sie könnte meine Base sein und ist es auch.

http://www.schauspielervideos.de/video/jana-hampel?vs=s

Eine Szene wie im katholischen Beichtstuhl, der wir hier beiwohnen dürfen  – allerdings in der completely upgedateten Fassung der katholischen Ohrenbeichte, nämlich der themenzentrierten Gesprächs-Psychotherapie. Die Psychotherapeutin Susanne Lothar nimmt der leidenden Sünderin Jana Hampel das Eingeständnis des Versagens ab. „Ich habe nichts geschafft, ich bin schon 38 Jahre alt. Meine Eltern haben so viel in mich investiert, jetzt muss ich aber auch was zurückzahlen!“

Im Klartext: „Ich kann meine Schulden nicht zurückzahlen. Ich fühle mich persönlich wie  Griechenland in der Euro-Währungsunion.“

Dann folgt die contritio cordis, die Zerknirschung des Herzens, wie das seit etwa 2000 oder 3000 Jahren genannt wird, die Einsicht in Schuldhaftigkeit und Verfehlung, die befreienden Tränen (der Fluss der „Zähren“, wie es bei J.S. Bach hieß …). Schließlich das Erbarmen der gütigen Therapeutin, die der eingebildeten Sünderin auf dem Weg der Umkehr hilft.

Die gute Hirtin sagt: „Du hast nichts falsch gemacht. Und wenn du etwas falsch gemacht hast, so werde ich dir helfen, Dich selbst anzunehmen, indem ich dich annehme. Nimm dich selbst an, so wie ich dich annehme!“ Dann folgt der Erlass der Schuldgefühle, der Erlass der Schulden: remissio omnium peccatorum.

Zurückübersetzt: Nehmet einander an, so wie ich euch angenommen habe.

Nimm dich selbst an so wie deinen Nächsten.

Wer mag das wohl gesagt haben.  Ich freue mich, meine Cousine heute Abend auf der Bühne zu sehen!
Quelle:

Film „Staub auf unseren Herzen“. Regie: Hanna Doose, D 2012

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„Hör die Stimme der Natur!“

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Nov 162012
 

Die drei auf dem Baum. Was die wohl erleben?
Vorfreude auf das Stück morgen mit Roberta Ascani, Jana Hampel, Thomas Ruff.

Am 17. und 18. November 2012 im Ackerstadtpalast Berlin in der Ackerstraße 169 in Berlin Mitte. Um 20.30 Uhr.

www.ackerstadtpalast.de

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Nov 152012
 

Und wieder mal – wie schon 1990/91, als gegen die Lebensmittelgutscheine zu Felde gezogen wurde –  legen es Parteien des linken Regenbogens darauf an, ihre Empathiefähigkeit medienwirksam unter Beweis zu stellen.

„SOLIDARITÄT mit den Flüchtlingen! GELD statt Sachleistungen! KEINE Residenzpflicht! SOFORTIGE Anerkennung aller Menschen als ASYLBERECHTIGTER! Sofortige Aufhebung der Isolationshaft für den PKK-Chef!“

Hier im Camp  werden PolitikerInnen der Linken und der Grünen (und auch einige der CDU) vor den kurdischen und den afrikanischen Karren gespannt. Eine große inszenierte Heuchelei, bei der die Parteien, die  an das Rechtsstaatsprinzip erinnern, mal wieder als „unbarmherzig“ entlarvt werden sollen.

Ich genoss das Privileg Umfelder kennenzulernen, die auf diese Weise vollständig von sogenannten „Flüchtlings“-Familien in Beschlag genommen waren. Großes Theater! Frauenunterdrückung, Gewalt ohne Ende und leider auch Morde. Von den linken Bekenntnis-PolitikerInnen –  war weit und breit nichts zu sehen. Die haben sich in die Büsche geschlagen, darunter vor allem auch die IntegrationspolitikerInnen der Partei der Fernstenliebe „mit dem großen Atem“. Letztlich geht es meist darum, Gruppen und Sippen bequemst im deutschen System unterzubringen – und selber als Menschenrechtsapostel dazustehen. Großes THEATER. Applaus, Applaus.

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Dr Hölderlin und dr Hegel, die seind bei euch die Regel

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Nov 152012
 

Eine gute Kunde überbrachten mir fremdländische Besucher des Grabes von Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Am gestrigen Todestag des großen schwäbischstämmigen Philosophen hat der künftige Stuttgarter Oberbürgermeister dort einen Kranz niedergelegt oder hinterlegen lassen.  Den Zögling des Tübinger Stifts, den späteren „Ordentl. Professor der Philosophie an der Königl. Universität zu Berlin“, kennen einige also doch noch im Schwabenlande. Auch in China, den USA, Frankreich, Italien und Algerien und mehr als hundert anderen Ländern der Welt wird Hegel, nach und hinter Immanuel Kant einer der größten deutschen Philosophen, gelesen und studiert.

Kant, Hegel, Goethe lesen und verstehen! Ich denke, wir sollten ruhig dem Rat des türkischen Ministerpräsidenten, den er kürzlich seinen in Deutschland lebenden Vatandaşlar erteilt hat, folgen – und den Kant, den Hegel und den Goethe lesen und verstehen. Erdogan hat völlig recht. Soll man sie denn ganz vergessen, nur weil sie einmal als „große deutsche Dichter und Denker“ galten? Sind denn große deutsche Dichter und Denker allesamt böse? Wir sollten doch den Vorteil nutzen, Goethe, Hölderlin und Hegel ohne Wörterbuch lesen zu können, während weltweit Hunderttausende Philosophen und Philologen sich jahrzehntelang abmühen müssen, um Goethe, Kant und Hegel im Original lesen zu können.

Der obsiegende Stuttgarter Kandidat befolgte erkennbar einen Ratschlag Hegels, den er wiederholt dem Philosophen erteilt hat. Man müsse nämlich, meinte Hegel, um seinen Gegner zu widerlegen, sich auf das Feld der Stärke seines Gegners begeben.  Denn nicht das rein sich abscheidende Bewusstsein, das in diesem Für-sich-Sein sich unschuldig erhalte, sei die Wahrheit, sondern das aus sich hinausgehende Denken, das sich an der Stärke des Gegners messe. Nur das Ganze sei das Wahre.

Genau das hat Fritz Kuhn von den Grünen gemacht. Er hat, hierin dem italienischen Hegel-Leser Antonio Gramsci folgend, die hegemoniale Herrschaft über die Begriffe zu erlangen gesucht. Er hat die zentralen Wertbegriffe der Christdemokratie, nämlich Freiheit und Verantwortung, zu Stützpfeilern seiner Bewerbung gemacht und zwar nicht in versteckter Form, sondern ganz offen und ohne jede Scheu: „Aus Freiheit erwächst Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder.“ So Fritz Kuhn wörtlich. Dies ist Schelling, Hölderlin und Hegel pur. Ihr seht:  Es hat funktioniert. Das gebildete Volk will solche Töne.

Der Beweis ist erbracht, dass Hölderlin und Hegel uns heute noch etwas zu sagen haben und sogar beim Gewinnen von Wahlen helfen.

Durch die gestrige Kranzniederlegung hat der schwäbische Wahlsieger seinem großen schwäbischen Wahlhelfer eine überfällige Dankesschuld abgestattet.

Das ist wohlgetan von dem braven Mann, wie Johann Peter Hebel sagen würde. Bitte Hölderlins Todestag (7. Juni) ebenfalls vormerken!

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