Jan 082013
 

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Viele wunderbare Begegnungen brachte mir die Weihnachtszeit – deshalb entbiete ich den rastlosen Immen des Lorscher Bienensegens, die ich, der armselige Worte-Imker, als besinnliches Signal des Innehaltens weitgestreut unters Menschenvolk brachte, meinen tiefen Dank! „Ach wie süß – ein summender Spruch an die Bienen in althochdeutscher Sprache!“ Ja wirklich, erwidere ich: Nous sommes les abeilles de l’invisible – wir sind die Bienen des Unsichtbaren!

Ich meine: die Bienen des Lorscher Bienensegens haben uns unendlich viel zu lehren und zu sagen. Die Bedrohung der Bienenvölker, der wir uns ausgesetzt sehen, ist ein echtes Warnzeichen. Ohne Bienen überlebt ein Großteil unserer Pflanzen nicht. Schützen und hegen wir doch die Bienen! Weihnachten ist aber nicht nur ein Fest des Innehaltens selbst für die Bienen, sondern auch ein Fest der schöpferischen Weiblichkeit! Wir Männer sind zu Weihnachten und überhaupt im Christentum eher Zuschauer und Beschenkte, weniger die Macher und Macker – beginnend von der Geschichte zwischen Elisabet und Maria, bei der die Männer keine Rolle spielen.  Und so erlebte ich denn die geistliche Musik dieses Mal durchweg als bewusste Einübung der Weiblichkeit für die Seele des Mannes  – so insbesondere die großartige Arie „Bereite dich Zion“ aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.

„Wir haben hier eine Geburtsvorbereitung für uns alle, besonders aber für uns Männer“, führte ich das Publikum in der Schwartzschen Villa ein. „Merkt ihr, wie sich hier die Geburt eines Menschen – die Geburt jedes Menschen – ankündigt?“ Und dann vertraute ich mich ganz der herrlichen Führung durch die Altistin Irina Potapenko und die Pianistin Lala Isakova an. Erneut – zwei Frauen, die hier die Führung übernehmen, ein armer Obligatgeiger, dem hier die Rolle des Geburtshelfers zugedacht wird! In den kräftig zu spielenden, ja zu „stoßenden“ akkordischen Sechzehnteln der Geige enthüllte sich mir das anpochende keimende Leben des kleinen Buberls, das sich schon kräftig hüpfend bemerkbar macht und nach draußen will! Eine besondere Freude war es mir, dass im Publikum auch Andreas Zimmermann saß, der Berliner Geigenbaumeister, der mir vor 10 Jahren diese damals frisch geborene herrliche Geige anvertraute, die mittlerweile schon eine kleine Lebensgeschichte mit mir teilt.

Als Lohn  für unser fleißiges Tun erhielten wir bei einer anderen Aufführung der Bachschen Arie „Bereite dich Zion“ in der Kirche der Elisabet auf der roten Insel in Schöneberg aus den Händen des Pfarrers Dori ein großes Glas slowenischen Berghonigs, erzeugt nach der EU-Öko-Verordnung. „Das ist ja schön, genau das habe ich mir gewünscht, ich danke dir!“, rief ich aus. Und danach zog ich aus der roten Ortlieb-Fahrradtasche meinen zweisprachigen Weihnachtswunsch hervor und überreichte dem Pfarrer der slowenischen Gemeinde meine grob tastende Übersetzung des Lorscher Bienensegens und führte als Begründung an: „Denn der Mensch lebt nicht von wildem Honig allein, sondern auch von der Gemeinschaft im Wort!“ Gemeinschaft im Wort? Aber das ist Johannes!

Wenn ich an all diese Begegnungen zurückdenke, muss ich sagen:

Danke danke bina!

Bild: Der wilde slowenische Berghonig aus der Kirche der Elisabet in Schöneberg

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