Mrz 062013
 

„Deutschland wird Hitlers Familienbild nicht los.“ So betitelt Antje Rávic Strubel ihre unbewusste Hommage an Hitler in einem flammenden, zornigen Erguss über eines der – wie sie sagt – rückständigsten Länder Europas, nämlich  über – Bayern? Schwaben? Vatikan? – nein: über Deutschland.

http://www.welt.de/kultur/article113632737/Deutschland-wird-Hitlers-Familienbild-nicht-los.html

In der Tatsache, dass so viele Frauen nur in Teilzeit arbeiten, sobald sie Mütter werden, erblicken viele geschworene Frauenrechtlerinnen einen Beweis für die Verhaftung der Deutschen an Hitlers Familienbild – so etwa Karin Bennhold in einem hübschen Artikel für die New York Times. Sie zitiert zustimmend Thomas Sattelberger, den Manager von der Deutschen Telekom:

“There is a very traditional image of women and men that was taken to an extreme in the Third Reich: female mother cult and male fraternity. These mental stereotypes have not yet been culturally processed and purged.”

Was ist dran?

Ich meine: Zu den größten Versäumnissen der deutschen Presselandschaft gehört, dass die Menschen sich zu klug, zu gebildet, zu faul und zu feige sind, um all die Politiker und politischen Denker des 19. und 20. Jahrhunderts, die so viel Schaden angerichtet haben, im Original zu lesen. Selbstverständlich sollte und muss man Karl Marx, Lenin, Mussolini, Stalin, Hitler, Mao, Trotzkij, Che Guevara, Castro und all die anderen in ihren Schriften zur Kenntnis nehmen, ehe man wieder einen so krausgeqirlten  Unsinn über „Hitlers Familienbild“ von sich gibt, wie er regelmäßig die deutschen Feuilletons und die deutschen Plauder- und Plappershows füllt und auch schon die eine oder andere Medienkarriere zerstört hat.

Lohnend ist es, etwa Hitlers Vorstellungen zur Erziehung der Kleinkinder zu lesen. Sie ähneln in ihrer Strenge und auf Höherzüchtung des Menschentums zielenden Grundanlage in mancherlei Hinsicht denen, die Plato für seine Erziehungsdiktatur in Anschlag bringt. Wie Plato unterteilt Hitler den Menschen in drei Schichten: das Körperliche, das Seelische und das Geistige, wobei dem Körperlichen in der Erziehung der Knaben und Mädchen die größte Bedeutung zukommt.

Man lese doch etwa den Abschnitt „Erziehungsgrundsätze des völkischen Staates“ in „Mein Kampf“!  Der Befund beim Lesen Hitlers ist eindeutig: Die Familien werden entmachtet, der völkische Staat regelt die gesamte Kindererziehung von der Geburt an. Der völkische Staat ergreift von der Geburt an in jedem Sinne Besitz von den zukünftigen Kämpferinnen und Kämpfern. „Wenn wir als erste Aufgabe des Staates im Dienste und zum Wohle seines Volkstums die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der besten rassischen Elemente erkennen, so ist es natürlich, daß sich diese Sorgfalt nicht nur bis zur Geburt des jeweiligen kleinen jungen Volks- und Rassegenossen zu erstrecken hat, sondern daß sie aus dem jungen Sprößling auch ein wertvolles Glied für eine spätere Weitervermehrung erziehen muß“ usw. usw. Man könnte – wenn man nicht Widerwillen empfände – endlos weiterzitieren.

Die heute in der aufgeklärten Linken so stark beweihräucherte Geschlechterneutralität, also die Gender equality, war ebenfalls bereits ein wichtiges Prinzip der völkischen Erziehungslehre der Nationalsozialisten. Die Grundsätze der körperlichen Fitness (der körperlichen Ertüchtigung, wie Hitler sagt), gelten gleichermaßen für Jungen und Mädchen: „Analog der Erziehung des Knaben kann der völkische Staat auch die Erziehung des Mädchens von den gleichen Gesichtspunkten aus leiten. Auch dort ist das Hauptgewicht vor allem auf die körperliche Ausbildung zu legen, erst dann auf die Förderung der seelischen und zuletzt der geistigen Werte.“

Mütter und Väter sollen sich in den Dienst des ehernen Leitsatzes der völkischen Weltanschauung stellen: „Du Einzelner, du Familie bist nichts, dein Volk ist alles.“ Die Familie fungiert allenfalls als hilfreiche Brutstätte des Völkischen. Die Grundsätze der völkischen, vom Gedanken des Bündischen und des Sozialistischen herstammenden, weitgehend genderneutralen Erziehung im Sinne der NSDAP waren das Gegenteil einer familienzentrierten, mütterzentrierten bürgerlichen Erziehung, wie sie heute gerade von der aufgeklärten Linken immer wieder perhorresziert wird.

Wer heute immer noch dreist und dumm und töricht behauptet, dass Hitlers Familienbild einem Übergewicht des Mütterlichen, einer Überhöhung des Mutterbildes Vorschub geleistet habe, weiß nicht, wovon sie redet.

Nach der deutschen Niederlage, nach dem von Deutschen verschuldeten Holocaust und dem vom völkischen Staat ins Werk gesetzten Massenmord erst besannen sich die Deutschen auf die Eigenständigkeit der Familie. Sie kehrten auf das zurück, was Hitler zerstört hatte: auf den Ewigkeitswert der Familie, der Liebe zwischen Mann und Frau, der Liebe zwischen Eltern und Kindern, die dem Staat vorgelagert ist und sogar ein Bollwerk gegen den totalen Allmachtsanspruch der Politik bildet.

Freundinnen, Freunde, Schwestern, Brüder!  Die deutsche Familiendebatte läuft völlig aus dem Ruder, ist geschlagen von einzigartiger historischer Unwissenheit und Blindheit. Antje Rávic Strubel gebührt unser Dank, dass sie ihre Hommage an Hitler so prominent platziert hat.

Möge sie stellvertretend für alle Deutschen in diesem unserem so rückständigen Land allmählich ihre Verhaftung an Hitlers Familienbild loswerden.

Quellen:

http://www.welt.de/kultur/article113632737/Deutschland-wird-Hitlers-Familienbild-nicht-los.html
Adolf Hitler: Mein Kampf. Verlag Franz Eher Nachfolger, München 1933, S. 451-460, hier bsd. S. 451 und S. 459
Katrin Bennhold: Women Nudged out of German Workforce. In: New York Times, 28.06.2011
http://www.nytimes.com/2011/06/29/world/europe/29iht-FFgermany29.html?pagewanted=all&_r=1&

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