Apr 152014
 

Loch im schwerbelastungskörper 2014-04-13 14.01.23Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. „Wenn ihr Kinder unter 8 Jahren wäret, würde ich euch ein Märchen zu diesem Loch erzählen!“, rief ich aus, als wir am  vergangenen Samstag dieses Loch im Schwerbelastungskörper in der General-Pape-Straße nahe der Roten Insel Schöneberg anstarrten. „Welches Märchen?“

Ringsum seht ihr noch die Schuhe der staunenden Betrachter. Wie tief mochte es wohl in dieses Loch hineingehen? Wer konnte dies wissen? Was bedeutete dieser Schwerbelastungskörper? Tief ist der Brunnen der Vergangenheit! Schwer ist die Last der Vergangenheit!

Heute rief uns in der Wilhelmstraße eine Freundin der Familie aus uralten Kindheitszeiten an. „So war das! – Ja, so war das!“  Wir tauschten alte, halbverwehte Erinnerungen aus.

„Und immer wenn ich kam, wolltest du gleich ein Märchen hören!“  „Welches Märchen?“ „Das Märchen von den drei Federn!“,  erwiderte die Freundin aus uralten Tagen. „Wirklich? Ich erinnere mich gar nicht an das Märchen!“, staunte ich. „Ja, weißt du denn nicht?“

„Es ist das Märchen vom König, der drei Söhne hatte. Davon waren zwei klug und gescheidt, aber der dritte sprach nicht viel, war einfältig und hieß nur der Dummling.“

Und der König kam zu sterben und wollte sein Reich vererben. Aber an welchen der drei Söhne? Und da führte er sie vor das Schloß, blies drei Federn in die Luft und sprach: „Wie die fliegen, so sollt ihr ziehen. Wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll der König sein nach meinem Tod.“

Die erste Feder flog nach Osten, die zweite flog nach Westen. Die dritte Feder flog gar nicht, sondern taumelte zur Erde. Und der Dummling setzte sich nieder, während der eine Bruder nach Osten, der andere nach Westen ging. Aber des Dummlings Feder war nur kurz geflogen und fiel gleich zur Erde.

Der Dummling war traurig und setzte sich nieder, da bemerkte er eine Falltüre, hob sie hoch, fand eine Leiter und stieg hinab. „Eine Leiter – grade so wie in diesem Schwerbelastungskörper!“ „Ja, genau so eine Leiter!“ Da kam er vor eine eiserne Türe, klopfte an und hörte wie es inwendig rief:

Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
Hutzelbeins Hündchen,
hutzel hin und her,
laß geschwind sehen, wer draußen wär.

Und als der Dummling eintrat, da saß da eine große dicke Itsche, und rings um sie eine Menge kleiner Itschen…“

Ja, so begann das Märchen! Und wie es weiterging, das wird die Zukunft lehren!

Was werden die Itschen dem Dummling sagen?

Was glaubt ihr denn? Wird die große dicke Itsche dem Dummling helfen?

Eines ist klar: Die Feder des Dummlings flog nicht weit. Sie spürte die Lasten der Vergangenheit.  Sie führte ihn zu einer tiefen Wahrheit, die die hochfliegenden Federn ihm nie und nimmer hätten weisen können!

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