Jul 082014
 

Tolles Interview mit Isabel Schnabel gestern auf S. 16 in der Süddeutschen Zeitung! „Es ist doch abstrus, dass in der Finanzkrise die Banken noch größer geworden sind, als sie zuvor waren.“ – „Wir brauchen nicht nur Superfrauen.“ „Ohne Druck aus Brüssel wäre doch die WestLB nie abgewickelt worden.“ Da könnte man noch viele Schmankerln zitieren aus diesem Interview. Gesamteindruck: Sehr klug, sehr lesenwert! Endlich mal jemand, der sich auskennt – eine gute, sachkundige, wortgewandte Kennerin der Materie, also der unbewältigten Finanzkrise innerhalb und außerhalb des Euro-Raumes, eine Finanzökonomin, mit der es sich trefflich zu streiten lohnen würde! Mit Frau Schnabel würde ich gern einmal ganz entspannt über Verbriefungsmärkte und das OMT-Programm der EZB plaudern. Sie hat in sehr sehr vielem recht, zum Beispiel in einer Kritik an den zaudernden, unentschlossenen Politiker*innen der EU-Staaten, die sich das Heft des Handelns von den Finanzmärkten ohne Not aus der Hand nehmen ließen und Mario Draghi anhimmeln, als wäre er ein charismatischer Politiker. Wir brauchen doch nicht Super-Marios! 

In anderem liegt sie einfach falsch, z.B. in ihrem Glauben an die supranationale Abwicklung der gestressten Großbanken. Das ist eine reine Glaubenssache, da kann man auch die gegenteilige Ansicht vertreten. Ich meine: wir brauchen im Euro-Raum dringendst eine Zerlegung der übergroßen Banken. Wir brauchen ähnlich dem Kartellrecht eine Machtbeschränkung der einzelnen übergroßen Bankhäuser, weniger die Verschärfung der Mindesteinlagensicherungsregeln nach Basel III. 

 Da ist wahrlich Musike drin! Was Frau Schnabel wohl zu dem Satz Raiffeisens „Das Geld des Dorfes dem Dorfe“ sagen würde, also zu dem Titel eines  uralten, keineswegs verstaubten Klassikers der Finanzwissenschaft? Keiner traute sich in der EU bisher an das Problem der ZU GROSSEN BANKEN ran! Dabei diskutiert man das Problem in den USA schon lange. Nur bei uns in der EU  leben sie noch hinter dem Mond. In den USA haben sie den Bankenmarkt schon zum Teil bereinigt durch zahlreiche gesteuerte Konkurse. Richtig so!  So kommt auch die Konjunktur in den USA wieder in Fahrt, während sie im Euro-Raum wegen zahlloser politischer Fehler lahmt und humpelt.

Beleg: „Wir brauchen nicht nur Superfrauen.“ Interview mit Isabel Schnabel. Geführt durch Marc Beise und Andrea Rexer. Süddeutsche Zeitung, 07. Juli 2014, Seite 16

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