Jun 132015
 

La transition énergétique allemande est au bord de l’échec – die deutsche Energiewende steht am Rande des Scheiterns“, mit diesem Zitat des Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel vom 25.11.2014 fasst der Wirtschaftswissenschaftler Jean de Kervasdoué im Figaro vom 12. Juni 2015 seine Analyse der deutschen Energiewende zusammen.

Er rät den Franzosen und den anderen EU-Staaten mit aller Entschiedenheit davon ab, die deutsche Energiewende nachzuahmen oder auch nur im geringsten als Anregung zu nehmen. Die Zahlen, die Kervasdoué gegen das derzeitige deutsche Modell der Energieversorgung und stärker noch gegen den deutschen Atomausstieg und die deutsche Energiewende ins Feld führt, sind in der Tat beeindruckend:

– Die deutschen Energieerzeuger emittieren 10 Mal mehr Kohlendioxid als die französischen.

– Kohlekraftwerke verursachten pro erzeugter KWh in den letzten 50 Jahren 4200 Mal mehr Todesfälle als Atomkraftwerke. Windkraftwerke haben 10 Mal häufiger als Atomkraftwerke getötet. Solarstromanlagen töten 4 Mal öfter als Atomkraftwerke.

– Weitgehend emissionsfreie Atomkraftwerke und Wasserkraftwerke erzeugen 90% des französischen Strombedarfs und erfordern nur im Winter flankierend den Einsatz von klimaschädlichen Wärmekraftwerken.

– Wenn man im Jahr 2050 den gesamten Energiebedarf in Deutschland aus erneuerbaren Energien beziehen will und zugleich annimmt, dass in dieser Zeit die Windkraftanlagen ihren Leistungsgrad verdoppeln, müssen dafür 43500 Quadratkilometer, also 8% der Fläche Frankreichs (oder ca. 12% der Fläche Deutschlands) mit Windkraftanlagen bedeckt werden.

Ich meine, es lohnt sich, die Argumente Kervasdoués vorurteilslos zu prüfen, zumal auf derselben Seite die deutsche Botschafterin in Frankreich, Susanne Wasum-Rainer, ebenso engagiert für die deutsche Energiewende wirbt und sie ausdrücklich zur Nachahmung empfiehlt.

Zwischen beiden Standpunkten, so meine ich, ist eine Vermittlung nahezu unmöglich. Wichtig ist, dass beide Positionen gehört und rational im Für und Wider abgewogen werden. Dem Figaro gebührt Dank, dass er die gegensätzlichen, prinzipiell unvereinbaren Argumentationsketten ungeschmälert zur Geltung bringt!

Schließlich sollte man auch noch die einzige Gemeinsamkeit beider Autoren anführen, dass sie nämlich beide die Energieversorgung als nationale, nicht als europäische Lenkungsaufgabe ansehen, bei der zentrale nationalstaatliche Planung gefordert ist und ein EU-Konsens nicht erreicht werden kann und auch nicht angestrebt wird.

Quelle:
Susanne Wasum-Rainer: Le tournant énergétique en Allemagne
Jean de Kervasdoué: L’électricité française: un atout
Le Figaro, 12 juin 2015, Seite 14

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