Jul 172015
 

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Hier an der Wuthaer Verwerfung, einem schrundig aufragenden, wohl an 100 m mächtigen Gefüge aus Wellenkalkschichten, ward mir heute klar, was die personalistische Naturerkenntnis eines Goethe, eines Heisenberg, eines Plato ausmacht. Überall erkannten sie das Wirken und Walten mächtiger Triebkräfte und Wirkprinzipien. In der Natur und in der Seele des Menschen erblickten sie das Abbild des anderen. Sie deuteten das Naturgeschehen im Spiegel des Seelischen. Und das Seelische erfuhren sie als Zwiesprache mit der Natur. So mag man etwa von den „Tiefenschichten des psychischen Geschehens“ sprechen wie von „magmatischen Prozessen des Symbolischen“. Ich selbst spreche gerne von „historischen Tiefenprägungen“ des politischen Geschehens. Das sind Bilder, Sprachbilder, wie sie auch die Geologen verwenden! Giordano Bruno und der mittlere Sigmund Freud gehören ebenfalls zu dieser einen Hälfte des Doppelchores europäischen Naturerkennens. Descartes, Aristoteles, Locke, Galilei hingegen sind Vorsänger der anderen Chorhälfte. Sie blicken skeptisch hinter den Spiegel. Natur als Analogon des Seelischen? Niemals. Sie misstrauen der Spiegelschrift. Naturerkenntnis soll sich stattdessen aufs Messen und Rechnen stützen. Das Bild trog.

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