Feb 012016
 

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Einstein, der stolze, frohe, geschmeidige, prachtvoll gesunde, munter krällende Kater des Wissenschaftsparks Albert Einstein, den die Wissenschaftler dort offenbar kennen und schätzen, näherte sich uns gestern zutraulich, selbstbewußt, neugierig. Was mag er von der Arbeit des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) verstehen, das mitten in seinem Revier gelegen ist? Was bekam er vom Endspiel um die Handball-Europameisterschaft mit? Muss ihm die Relativitätstheorie Albert Einsteins ein Buch mit sieben Siegeln bleiben?

Recht wenig versteht er davon, so vermuten wir. Vieles, das meiste an Erkenntnissen, an kognitiven Leistungen aus unserer Menschenwelt wird ihm unverständlich bleiben. Was er indes durchaus verspürt, was er zweifellos teilt mit uns, das sind urtümliche Gefühle und Gemütszustände wie etwa Lust und Schmerz, Zutrauen und Neugierde, Anhänglichkeit und Abneigung, möglicherweise auch Gefühle wie Stolz, auch Besitzansprüche in seinem Revier, möglicherweise Behaglichkeit. Auch eine gewisse Objektkonstanz (wie das Sigmund Freud nennt), dürfen wir ihm zusprechen, denn er kennt Orte und Personen, die gut und günstig für ihn sind. Er hat seine Loge!

Über ein Ichbewußtsein in unserem menschlichen Sinne dürften andere Säugetiere wie etwa Katzen nicht verfügen; aber dies ist nicht sicher zu entscheiden; manche Biologen behaupten nachweisen zu können, dass Primaten, also Schimpansen etwa, ein echtes Ich-Bewußtsein ausgeprägt hätten.

Leben wir alle in einer Welt, alle Menschen, alle Tiere?

Zweifellos ist eine Verständigung zwischen Mensch und Tier möglich. Insofern teilen wir mit Tieren eine gewisse Welterfahrung. Menschen und Tiere teilen einander Gefühle und Wünsche mit. Sie kommunizieren miteinander.
Der Kater wird angelockt durch Zischen und Schnalzen. Er erwidert das Streicheln und das Zureden durch Zuneigung und Anschmiegsamkeit. Einstein zeigte uns gestern, was er alles kann! Er richtete sich stolz auf und krällerte hingebungsvoll die Baumrinde.

Ich sage – Stolz. Denn „Stolz“ mit bezug auf eine Katze scheint mir hier mehr zu sein als nur eine Projektion eigener Gefühle des Menschen auf das Tier. Katzen zeigen anderen, was sie sie können, sie behaupten gegenüber anderen ihr Revier, ihren Besitz. Und das ist zweifellos genau jene Haltung, die wir Menschen bei uns selbst ebenfalls als Stolz bezeichnen würden.

Wir begegneten einander in der physikalischen Welt, eben auf dem Gelände des Wissenschaftsparks Albert Einstein.

Aber Kater Einstein lebt auch in seiner eigenen Welt, von der wir nur unzulängliche Kunde haben. So wie wir auch in unserer eigenen Welt, der Menschenwelt eben, leben. Unsere Welten durchdringen sich, sind aber auch teilweise voneinander verschieden.

Immanuel Kant sagt: Der Begriff Welt ist bloß eine regulative Idee. Er übersteigt die Grenzen aller sinnlichen Erfahrung. Die Vorstellung, es gäbe eine Welt und nur eine Welt, ist also in höchstem Maße klärungsbedürftig!

Doch darüber mehr morgen!

Ein letzte Frage betrifft das Wort „krällen“. Eine mitwandernde Fränkin in unserer kleinen Wandergruppe verwendete diesen Ausdruck. Krällen, krällern – ein merkwürdiges Wort! Aus welcher Welt stammt es?

Es ist immerhin in Grimms Wörterbuch belegt, gerade für Franken; lest selbst einen Auszug aus dem Eintrag „krällen“:

3) heimisch ist es im schwäb., henneb. Fromm. 2, 413, mähr. 5, 461, erzgeb., sächs. (neben krallen), in Nürnberg kröllen Grübel 2, 88, in Ansbach erweitert krällern. mit dehnung oberlaus. krählen Anton 9, 11, schles. krêlen, s. über diese dehnung unter kralle I, 1, b. aber fremd ist es dem schweiz., bair. östr., wo kräueln gilt. auch dem nd. scheint es fremd.

http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GK12073#XGK12073

Foto: Der Einstein-Turm im Wissenschaftspark Albert Einstein, Aufnahme von gestern

 Posted by at 19:14

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