Jul 222017
 

Leichtes, gefälliges Hineinplätschern in das Wochenende! Gern packe ich mir bei Schwimmbadbesuchen das eine oder andere Kinder- und Jugendbuch ein, um mich an zeitüberdauernden Werten und Einsichten zu stärken und zu ergötzen! Besonders gefällt mir das fesselnde Jugendbuch über Giovanni Falcone, diesen vorbildlichen, unerschrockenen und mutigen Richter. Hier wird von einem Richter-Kollegen namens Rocco erzählt, der in die Schulen geht, um den jungen Menschen rechtzeitig etwas über Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Mut zu erzählen. Früh muss man den Kindern dies beibringen, sagt der Richter Rocco, das sei wie bei einer Pflanze, heißt es:

„Quando la pianta è piccola è più facile raddrizzarla. Più cresce storta, più sarà difficile raddrizzarla. – Wenn die Pflanze noch klein ist, kann man sie leichter geradebiegen. Je mehr sie krumm wächst, desto schwieriger wird es, sie gerade zu richten.“

Dieses Bild der Erziehung des Menschen, der wie eine Pflanze beizeiten in die richtige Richtung gezogen werden muss, kenne ich auch aus einem meiner Lieblingsmärchen der Grimms – dem Meisterdieb. Auch hier wird gezeigt, wie leicht sich die junge Pflanze in die falsche Richtung verknorzt und dann schlechterdings nicht mehr strack, also gerade wachsen kann.

Der Meisterdieb kehrt unerkannt nach langer Zeit in sein Elternhaus zurück und fragt den Vater bei einer Besichtigung des Gartens:

„Aber sagt mir,“ sprach der Herr, „warum bindet ihr den krummen knorrichten Baum, der dort in der Ecke fast bis auf den Boden gebückt liegt, nicht auch an einen Pfahl, wie diesen, damit er strack wächst?“ Der Alte lächelte und sagte „Herr, ihr redet wie ihrs versteht: man sieht wohl daß ihr euch mit der Gärtnerei nicht abgegeben habt. Der Baum dort ist alt und verknorzt, den kann niemand mehr gerad machen: Bäume muß man ziehen, so lange sie jung sind.“

Quellen:

Luigi Garlando: Per questo mi chiamo Giovanni. Con la prefazione di Maria Falcone e un’intervista all’autore. BUR ragazzi, 19a edizione, Milano 2016, S. 56

192. Der Meisterdieb.  In: Brüder Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen. Herausgegeben von Heinz Rölleke. Philipp Reclam jun. Stuttgart 2009, S. 759-767, hier S. 760

 

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