Aug 172017
 

10. August

Mit der Gitsch-Gondelbahn fuhren wir bei strahlender Morgensonne hinauf zur Bergstation auf der Gaisraste, die in 2058 m Höhe liegt. Von hier bot sich ein herrlicher Rundblick über das Pustertal bis hin zu den Geislerspitzen.

 

 

 

 

 

 

Ein bequemer Weg brachte uns um den Rücken von Breiteleben herum an diesem plätschernden Brunnen vorbei. Etwa eine Stunde lang querten wir Wiesen und durchschritten einige Almweiden, auf denen das Vieh graste.

 

Dann wurde es ernst: Ein Hinweisschild kündigte den ungesicherten Schellebergsteig an, der an abschüssigem, felsdurchsetztem Schrofengelände quer durch die zerschrundene Westflanke des Fallmetzers (2568 m) führt.

Wir stiegen ein. Jetzt galt es, jeden Schritt sorgfältig zu setzen! Oftmals war die Trittspur ausgesetzt. sorgfältig sicherten wir uns mit den Händen ab.

Doch ließen wir auch den Blick hinab in das grüne Altfaßtal fallen, das sich in 300 m Tiefe unter unseren Füßen ausbreitete.

Am Ufer des Großen Seefeldsees, der auf 2271 m liegt, hielten wir die wohlverdiente Mittagspause.

„Wie ein Fjord hockt das Gewässer in einem engen Graben – wenn Wolken ziehen, Licht und Schatten rasch wechseln, ein Bild von schaurig-wilder Schönheit“, schreibt Eugen E. Hüsler in seinem Wanderführer.

An den Hängen des Talkessels fielen uns große Flächen auf, die üppig mit einer betörend schönen Blume besetzt waren. Ein zweiter Blick belehrte uns: Die bezaubernde, von emsigen Hummeln besuchte Alpenschönheit war nichts anderes als der Blaue Eisenhut. Die giftigste Pflanze ganz Europas, deren Wurzel von alters her als todbringendes Gift bekannt ist und auch als Pfeilgift bei Jägern Verwendung findet! Wer weiß, vielleicht wurde es schon in der späten Kupferzeit verwendet? Vielleicht fiel der hinterrücks mit einem Pfeil erschossene Ötzi ihm zum Opfer?
Hier ist er jedenfalls, der Blaue Eisenhut in all seiner Pracht:

Bald mussten wir von der rauhen Schönheit des Talksessels Abschied nehmen, denn für den Nachmittag waren Gewitter angekündigt.

Wir stiegen hinab ins Tal des Altfaßbaches, der sich mäandernd durch den Talboden schlängelt. In der Wieserhütte stärkten wir uns mit einem Teller Suppe.
Gegen Ende der Wanderung führte uns eine bequeme Sandstraße zurück nach Meransen. Hochwillkommen war uns dabei eine Kneippstation. Dort konnten wir im eisig kalten Wasser des Altfaßbaches Erquickung und Erfrischung für die Füße schöpfen.

Das letzte Stück lief wie von selbst. Jetzt wurde die Landschaft weicher, das Felsige verschwand, eine üppige Pflanzendecke breitete sich über die sanfter geschwungenen Hügel. Der Blick weitet sich ins Ungeahnte hinüber zu den entfernten Bergen jenseits des Pustertales.

 

 

Wir waren zurückgekommen. Eben als wir die Gondelbahn bestiegen, die uns zurück nach Meransen bringen sollte, fielen die ersten Regentropfen.

 

Die für den Nachmittag angekündigten Gewitter setzten erst spät am Abend ein. Von unserem Quartier aus konnten wir Blitz und Donner verfolgen, und dann begann ein Hagelschlag ungeheuren Ausmaßes. Bis zur Größe eines Apfels hatten sich die Hagelgeschosse zusammengeballt, unseren Ohren bot sich ein betäubendes Trommelfeuer!
Am nächsten Tag wurde klar: es war in dieser Gegend am Eisack der schlimmste Hagelschlag seit vielen Jahren.

Beleg:
Eugen E. Hüsler: Tauferer Ahrntal mit Pfunderer Bergen. 50 ausgewählte Berg- und Talwanderungen. Rother Wanderführer. Bergverlag Rother GmbH, München 2016, darin: Route 47: Seefeldsee, 2271 m. Spannender Weg zu einem versteckten Alpenfjord, S. 142-143

 

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