Jul 132019
 
Vorüberfahrendes Rad im Hans-Baluschek-Park, Schöneberg, 28.06.2019

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen,
Nach dem Gesetz wonach du angetreten.

Blühendes Gedeihen ringsumher begrüßte mich am Morgen des 28. Juni, Wegwarte, Schafgarbe, Goldrute und Wiesenschaumkraut dufteten und leuchteten mir entgegen. Ein gelingender Tag, den ich im Zeichen und mit dem Beistand Goethes begann!

„Du bist der Welt verliehen von einem Tag.“ Merkwürdiger orphischer Gedanke, dass du der Welt verliehen seiest, dass du ihr nicht fest angehörest; gelockertes Band an das Irdische, gefestigte Bindung an das Dämonische! Nichts, was dir begegnet am Wegrand, kann dich endgültig festhalten. Und nichts von dem, was du behandelst, womit du handelst, gehört dir ewig an. Es ist dir alles nur verliehen, so wie du dem All nur verliehen bist.

Du bist immer unterwegs, nie ganz zuhause. Du schwebst dahin, da bist ein rollendes Rad durch blühende Landschaften. Du bist – ein Vorübergehender, nicht bestimmt zum Bleiben.

Quellennachweis
Johann Wolfgang Goethe: ΔΑΙΜΩΝ, Dämon. In: Urworte. Orphisch. Zitiert nach: Johann Wolfgang Goethe. Gedichte 1800-1832. Herausgegeben von Karl Eibl. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt 1998, S. 501


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