Was brauchen die kleinsten Kinder?

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Jun 022013
 

2013-05-23 15.42.29

 Do ut des! „Wenn ich dir ein Linsengericht abtrete, verrate du mir bitte eine kleine Wahrheit über die staatliche Kleinkindbetreuung! Wir haben eine Riesendebatte am Dampfen in Deutschland über die staatliche Kleinstkindbetreuung! Wie seht ihr Schweizerinnen das?“  

Eine finnisch-schweizer Mutter einer kleinen Tochter erklärte mir am 2. Januar 2013  im Speisewagen des ICE, nachdem ich ihr das letzte vegetarische Linsengericht abgetreten hatte: „An meinem Arbeitsplatz in der Schweiz endete der Mutterschaftsurlaub samt Arbeitsplatzrückkehrgarantie im Alter von 10 Monaten des Kindes. Dann müssen wir eine Betreuung suchen, oder wir verlieren den Arbeitsplatz.  Wenn mein 1- bis 3-jähriges Kind die Tagesbetreuung wie eine Art Familie, wie eine Art Erweiterung seiner Familie erlebt, dann ist es gut!“ Das bedeutet: Höchstens 4-5 Kinder pro Einrichtung, für die jeweils eine bzw. zwei feste Bezugspersonen verlässlich da sind.

Der verlässliche „Betreuungsanspruch für 1-3-Jährige“ der Bundesregierung ist hingegen ein Muster unbedachter Zusagen der gesetzlichen Kinder-Planwirtschaft, ist ein schweres Unrecht an den Kindern! Am besten schneidet wohl da bei den 1-3-jährigen die häusliche Betreuung durch eine Oma, Mama, Tante, eine Tagesmutter und ältere Geschwister ab.

Die heutige Betreuung in den Krippen und Babynestern der 16 Bundesländer ist offenkundig nicht gut für die Kinder im Alter von unter 3 Jahren.  Die Kinder lernen Angst, werden blockiert, weil es ihnen an Bindung und Geborgenheit fehlt.

Ganz ähnlich äußern sich ein paar Fachleute, die Heide Oestreich unter dem Titel „Und die Kinder lernen die Angst“ in der  taz  vom 30.05.2013 zitiert:

http://www.taz.de/!117158/

 

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Ist es gerecht, dass Ingas Baby die Mutter nur kurz am Abend bewusst erlebt?

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Mai 282013
 

2013-05-23 15.42.29

„Ist es gerecht, dass Inga schlechtere Karrierechancen hat, weil sie Mutter ist? Nein“

So die nachdenklich stimmende Mahnung der INS – Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft -, die mich vor drei Tagen im Berliner Hauptbahnhof zum Innehalten aufforderte.

„Von dem Kind in Ingas Kinderwagen sprechen wir nicht?“, frug ich fragenden Blicks eine zufällige Passantin, die ebenfalls staunend stehenblieb.

Wir fragen tiefer: Ist es gerecht, dass Frauen Mütter werden? Ist es gerecht, dass Frauen schlechtere Karrierechancen haben, weil sie Mütter werden bzw. bis zum Alter von etwa 45 Jahren stets die Gefahr droht, dass sie Mütter werden könnten?

Es gibt höchst erfolgreiche weibliche Politiker, allerdings weniger als  männliche. Wir haben in der paganen Antike Cleopatra, in der Bibel die Königin von Saba, in der Neuzeit Margret Thatcher und Indira Gandhi gehabt.

Frauen sind in der Politik und in der Machtausübung und auch in Straßennamen sogar in Friedrichshain-Kreuzberg (und weltweit) deutlich unterrepräsentiert. Woran liegt das? Ich meine, es liegt daran, dass Frauen in allen Kulturen und allen Gesellschaften, auch in der unsrigen, eben doch anders sind als wir Männer. Vor allem liegt es am unleugbaren naturgegebenen Grundbestand des Mensch-Seins: Wir werden alle von Müttern geboren, nur Frauen – nicht Männer – können Mütter werden, mit all den unleugbaren und unvermeidbaren Einschränkungen, die das für Karriere und Beruf mit sich bringt.

Die allermeisten Frauen streben folglich auch nicht so sehr nach Glanz und Gloria, nach Scheinen und Gelten wie wir Männer. Für die meisten Frauen ist es eben doch das Schönste, Leben, Glück und Freude zu verspüren dadurch, dass sie Leben, Glück und Freude weitergeben, etwa als Mütter. Für die meisten Frauen ist von Anfang an – im Gegensatz zu den meisten Männern – eindeutig ein glückliches Familienleben wichtiger als eine Karriere.

Wenn hingegen den Frauen das Mutterwerden und überhaupt Mütterlichkeit als eine Art Unfall, als schreiende Ungerechtigkeit auf dem Weg zum vollkommenen Glück, also zur völligen hälftigen Machtteilung und Gleichheit mit den Männern ausgemalt wird, dann löst sich eine Gesellschaft auf und verspielt die eigene Zukunft. In genau dieser Gefahr stehen wir in Deutschland.

Wir Männer hingegen streben von unserer biologischen Natur aus und durch kulturell verankerte  Tiefenprägungen eher hinaus ins feindliche Leben, wir raffen und schaffen, wie es Friedrich Schiller in seinem Lied von der Glocke völlig zutreffend erkannt hat.

Schauen wir uns doch uns Männer an: Macht, Machtsicherung und Machterweiterung im Außenbereich sind wichtige Themen im Leben fast jedes Mannes, und zwar auf andere Art als für die Frauen.  Unsere vornehmste Aufgabe als Männer ist es meiner Überzeugung nach grundsätzlich, den Frauen und Kindern einen gesicherten Raum zu schaffen, in dem sie friedlich blühen und gedeihen können.  Der gesicherte Raum ist grundsätzlich die Familie. Für den Staatsmann ist es die Gesellschaft als ganze.

Das ist weltweit zu allen Zeiten in allen erfolgreichen Gesellschaften so, nur in Teilen Westeuropas und insbesondere Deutschlands versucht man zur Zeit davor die Augen zu verschließen, etwa indem man Frauen den Wahn einredet, sie müssten unbedingt ebenso erfolgreich im Beruf, ebenso mächtig in der Politik werden, ebenso viele Straßennamen erhalten wie wir Männer.  Alles andere sei doch furchtbar ungerecht. Ein verhängnisvoller Irrtum, der zur Aushöhlung der Familie beiträgt und einer der Auslöser für den demographischen Niedergang unserer Gesellschaften  ist. Bereits heute haben wir viel zu wenige Familien mit Kindern, in denen die Kinder gehegt und in denen die Alten und Kranken gepflegt werden.  Der Pflegenotstand, also der akute Mangel an Pflegepersonal in allen Altenheimen und in der Altenbetreuung ist in Deutschland bereits heute Realität. Zu glauben, dass man mit aus dem Ausland geholten professionellen Pflegekräften oder durch die Versendung der Alten von Europa nach Indonesien dem Mangel an Pflegekräften Abhilfe schaffen könnte, geht völlig an den Wünschen und Bedürfnissen unserer Alten vorbei.

Zu glauben, dass der Staat oder das staatliche Sozialsystem das Mutterwerden, die Kindererziehung, die Krankenfürsorge und die Altenpflege nach und nach immer stärker oder gar vollständig direkt in eine eigene Regie übernehmen können, ist ein törichter Wahn, dem bereits die antike Kriegergesellschaft Spartas und der Philosoph Platon im 4. Jahrhundert vor Chr. erlegen ist.

Kindererziehung, Pflege der Kranken und Pflege der Alten war immer und wird immer in allen erfolgreichen Gesellschaften eine vorrangige Aufgabe der Familien bleiben. Gelingendes Muttersein ist und bleibt eine Aufgabe der Frauen, Vaterwerden und Vatersein eine lebenslang zu erlernende Aufgabe der Männer.

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„MEHR STAAT!“ – „HILF UNS, OH STARKER STAAT!“

 Gute Grundschulen, Kinder, Sozialstaat, Staatlichkeit, Türkisches  Kommentare deaktiviert für „MEHR STAAT!“ – „HILF UNS, OH STARKER STAAT!“
Mai 172013
 

2013-05-05 13.44.47

„Mit viel weniger Geld im Bildungssektor, mit schlechterer Ausstattung und in größeren Klassen haben wir in der Sowjetunion weit bessere Ergebnisse in der Grundschule erzielt! Alle Kinder lernten in der Sowjetunion  in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – sie konnten einfach mehr als die Grundschulkinder in Berlin.“ So höre ich es sinngleich und wortähnlich von vielen Miteltern, die selbst noch in der Sowjetunion eingeschult wurden.

„Mit viel weniger Geld und in größeren Klassen haben wir in der Türkei bessere Ergebnisse in der Grundschule! Alle Kinder lernen in der Türkei in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – sie können einfach mehr als die Grundschulkinder in Berlin.“ So berichten es mir Berlinerinnen. Der Kreuzberger Bürger Cem Özdemir wiederum, der selbst in Baden-Württemberg beschult wurde, vergleicht türkische und deutsche Grundschulen und schreibt in seinem Türkei-Buch (S. 187) lapidar und politisch höchst inkorrekt über die türkischen Grundschulen: „Über die Unterrichtsform allgemein kann gesagt werden, dass sie größtenteils als Frontalunterricht angelegt ist. Die Schüler lernen wesentlich schneller lesen und schreiben als in Deutschland und müssen in den Folgejahren in allen Fächern viel auswendig lernen.“ (Hervorhebung durch dieses arme Kreuzberger Blog).

Das Staunen und der Ärger der Eltern mit Migrationserfahrung über die bundesdeutsche Grundschulerziehung kennt keine Grenzen – er ist kulturen- und grenzenüberschreitend, er ist ein multikulturelles Faktum, das offenbar kein bundesdeutscher Bildungsforscher zur Kenntnis nimmt. Riesige Summen werden stattdessen für die Bildungsforschung, für Bildungsreformen, für Bildungsforscher und für Bildungsforscherkongresse ausgegeben, um endlich den Stein der Weisen oder den Nürnberger Trichter zu finden, damit irgendwann auch in der Bundesrepublik Deutschland die Grundschulkinder wieder in 3 oder 4 Jahren lesen und schreiben lernen.

Mit viel weniger Geld und in größeren Klassen hatten wir in der DDR bessere Ergebnisse in der Grundschule als nach der Wende! Alle Kinder lernten in der DDR in ein bis zwei Jahren lesen und schreiben – wir in der DDR  konnten und lernten  einfach mehr als die Grundschulkinder in der Nachwendezeit.“ So vernehme ich es nahezu wortgleich von zahlreichen Miteltern, die in der DDR eingeschult wurden.

Sind das alles nur rückwärtsgewandte Nostalgiker? Hört euch um, fragt selber!

Und was verlangen meine lieben Mit-Deutschen angesichts der Bildungsmisere an den Grundschulen, wo sehr viele Kinder auch nach 8 Jahren nicht richtig lesen und schreiben lernen? Na klar: Noch mehr Geld, noch mehr Staat, noch mehr Betüttelung! Lest DAS hier:

Umfrage: Deutsche wollen höhere Steuern für Reiche und mehr Staat – SPIEGEL ONLINE.

Vielsagende Umfrage!

Was meist unterschlagen wird: Der Anteil der Sozialausgaben und der Anteil der Bildungsausgaben am Gesamthaushalt und auch am BIP steigt ohnehin seit Jahren und wird auch fast automatisch in den nächsten Jahren weiter steigen. Ebenso steigt auch das kindliche Vertrauen der deutschen Bürgerinnen und Bürger in die Heilkräfte der Politik, von den deutschen und europäischen Politikern kräftig genährt, können die europäischen Politiker doch absahnen, die eigene Macht stärken und mehr vom schuldenfinanzierten Kuchen verteilen. Die Bürger flehen: HILF UNS AUS ALLER NOT, oh STARKER, LIEBER, GUTER STAAT!

Passt doch alles gut zusammen. Am besten bei uns im herrlichen, bis zur Halskrause verschuldeten  Bundesland Berlin.

Bild: So schön blühen jetzt gerade die Blumen im herrlichen Tiergarten-Park in Berlin!

Zitat: C. Özdemir, Die Türkei, Weinheim 2008, S. 187

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Das Labyrinth der Welt und das Lusthaus des Herzens in Böhmisch Rixdorf

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Mai 062013
 

2013-05-04 13.23.05

Labyrint světa a lusthauz srdce – das Labyrinth der Welt und das Lusthaus des Herzens. Dieses Buch des Jan Amos Komenský fiel mir vor zwei Tagen ein, als ich dankbar den Wanderweg zum Comenius-Garten in Böhmisch Rixdorf, dem heutigen Berliner Bezirk Neukölln einschlug.

Dem großen Comenius versuche ich immer wieder die Werbetrommel zu rühren! Er ist für die Tschechen das, was der große Lomonossow für die Russen ist. Ein sich vereinigendes Europa sollte nicht nur an scheppernd klingende Euros, Target-II-Salden, Defizitsünder, Geldhaus-Rettungen denken – sondern auch den Denkern und Lehrern danken! Man denke auch an die golden klingenden Taler des guten, gelingenden Wortes! Man höre sie!

Komenský war wohl einer der ersten, vielleicht sogar der erste große europäische Denker und Erzieher, der die Pädagogik ganz vom Kind her dachte – getreu dem Wort seines Meisters: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Paradies des Herzens nicht erlangen.

Ganzheitliche Erfahrung, Unterweisung und Pflege nicht nur in der lingua franca, dem Lateinischen, sondern auch in der lingua materna, also in seinem Fall dem Tschechischen, sinnlich gestützte Erfahrung, … ich komme gar nicht zu Ende, wenn ich schildern soll, weshalb sich die Befassung mit Iohannes Amos Comenius heute noch für alle überzeugten Europäer in vielerlei Hinsicht lohnt!

Ein Besuch im Comenius-Garten in Böhmisch Rixdorf kann der erste Anlass dafür sein. Gerade im Mai 2013 sollte man das Tor zum Herzensparadies, zum Raj srdce, zum Orbis sensualium pictus freudig und zuversichtlich durchschreiten!

via Labyrint světa a ráj srdce – Wikipedie.

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Nicht die „traditionellen Familienmodelle“ leiden, die Kleinstkinder leiden, wenn Mama fehlt!

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Apr 182013
 

Interessant! Niemand spricht von dem, was den kleinsten und kleinen Kindern fehlt, wenn Frauen bewusst in die Karriereschiene, in die Vollzeitberufstätigkeit und in die Spitzenpositionen gedrängt werden.

Niemand spricht von dem, was Kinder brauchen, um eine glückliche Kleinstkindheit zu verleben.

Ich bin überzeugt: Die Nähe der leiblichen Mutter ist in den ersten Lebensmonaten für das neugeborene Kind unendlich wichtig.

Aufgabe und Verantwortung des Vaters – oder ersatzweise des Umfeldes, der Gesellschaft – ist es, den Müttern und Kindern in den ersten Lebensmonaten ein gesichertes Umfeld zu schaffen, in dem die Mutter für das Kind jederzeit in Ruf- oder Fühlbereitschaft ist. Das Kind braucht in den ersten Lebensmonaten die möglichst umfassende Nähe der leiblichen Mutter – mehr als die Nähe des Vaters.

Frauen, die nicht Mütter werden oder werden können oder werden wollen, erfahren heute bereits keine echte Diskriminierung, wenn sie sich um Spitzenpositionen bewerben. Das ist sogar statistisch nachweisbar.

DARÜBER sollte man mal reden. Es wird aber stets unterschlagen.

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Frauenquote im Bundestag: Was spricht dafür, was dagegen? – SPIEGEL ONLINE – KarriereSPIEGEL.

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Der Mann aus den Brennnesseln der 68er Generation: Kai Ove Knausgård

 1968, Das Gute, Gedächtniskultur, Kinder, Liebe, Parkidyllen, Vaterlos, Verdummungen, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Der Mann aus den Brennnesseln der 68er Generation: Kai Ove Knausgård
Apr 172013
 

2013-04-09 17.20.26

Karl Ove Knausgård erweist sich in seinem Buch „Lieben“ als ein typischer Vertreter meiner Generation:

Wir sind so cool, wir sind so belesen, es hat uns von frühester Kindheit an nichts Materiellem gefehlt, wir haben immer reichlich Zeit gehabt, unsere Liebschaften und Hobbies zu pflegen. Wir sind gegen Hitler, wir sind gegen die Diktatur, wir sind gegen das Unrecht dieser Welt, wir wollen das Gute – wir halten uns für grundsätzlich gute Menschen. Wir halten uns für grundsätzlich bessere Menschen als unsere Eltern es je waren und unsere Kinder je sein werden. Wir sind fest überzeugt, dass kein Mensch illegal ist. Wir sonnen uns im Lichte unserer moralischen Überlegenheit, da wir nie an Massenmorden beteiligt waren. Die Kirche haben wir im Alter von 16 oder höchstens 24 Jahren verlassen. Wir führen die Mülltrennung durch und lernen Türkisch, damit die armen Migranten sich bei uns endlich endlich angenommen fühlen. Wir sind für Klimaschutz und für Umweltschutz, wir sind für Meinungsfreiheit und Menschenrechte, wir sind gegen Krieg und gegen Hunger, gegen Klimawandel, gegen Zwangsräumungen und für Chancengerechtigkeit.  Wir fahren Rad statt Auto.

Und doch? Stimmt etwas nicht?

Ja. Etwas stimmt in unserer moralischen Buchhaltung nicht. Unsere Generation hat kein einziges großes Projekt gestemmt.  Wir haben die Häuser von unseren Eltern schlüsselfertig übernommen, aber uns fehlen die Kinder, denen wir sie weitergeben könnten. Unsere Gesellschaften schrumpfen, die Städte in den flachen Landschaften verfallen. Ganze Wohnviertel werden in Zwickau und Gera abgerissen, während wir in Berlin die urbane Nachverdichtung mit staatlichen Zuschüssen fordern. Die Provinz stirbt. Wir haben keinen Krieg miterleben müssen, aber wir rümpfen die Nase über unsere Eltern, die im Muff der Adenauer-Jahre befangen waren. Wir sind stolz auf die Errungenschaften der 68er, aber etwas Besseres als das Grundgesetz hat keine nachfolgende Politikergeneration hervorgebracht. Wir lehren unsere Kinder keine Lieder mehr. Wir rümpfen die Nase über die klerikal geprägten Südstaaten, aber wir lassen die südlichen Bundesländer alle Kosten unseres Schulversagens und des Umweltschutzes fast allein tragen. Das Schwierigste und Lohnendste, das zwei Erwachsene zustandebringen können, nämlich lebensfrohe, verantwortliche, dem Guten verpflichtete Kinder zu erwachsenen Menschen heranzubilden, gelingt uns immer weniger. Rein demographisch und rein statistisch gesehen sind wir als Generation große Versager. Wir sind Meister darin, die Hand hinzuhalten. Wir sind schlecht darin, selber Hand an den Spaten anzulegen, bleibende Projekte zu schaffen, statt nur neue Handys in Empfang zu nehmen.

Unsere eigenen Kinder wachsen ohne Leitbild auf. Wir sind ihnen kein Vorbild. Ungefähr 2000 Jahre Kultur werfen wir zu den Brennnesseln. Alles, was vor 1980 geschaffen worden ist, durchforsten wir eifrigst auf untrügliche Beweise des Rassismus, des Kolonialismus, des unaufgeklärten Bewusstseins, des Ewiggestrigen, des Sexismus. Sigmund Freud – ist ein Rassist. Heinrich Heine – ist uns ein unerträglicher Schwulenfeind. Günter Grass – ein verkappter Nazi und Werwolf. Heinrich Böll ist uns ein unverbesserlicher Evangelikaler, der immer noch an Gott und an Jesus und Maria glaubte und in der Rückbesinnung auf die Bibel das Menschliche in der Trümmerlandschaft Kölns wieder einzurenken versuchte. Über den amtierenden Bundespräsidenten brachen wir alle Stäbe. Vor unserem untrüglichen Strafgerichtshof hat niemand Bestand, der 1945 älter als 5 war. Die Älteren und die Eltern, das sind die Würdelosen, die es nicht so weit gebracht haben wie wir.

Wir sind die Würdelosen, die nichts anerkennen und nichts gelten lassen. Wir sind die Lieblosen.

Das ist ungefähr der Ausgangspunkt in der großen Gewissenserforschung des 1968 geborenen norwegischen Autors.

Karl Ove Knausgård: Lieben. Roman. Aus dem Norwegischen von Paul Berf. Luchterhand Verlag, München 2012

Bild: Das Idyll unserer Werte auf dem Kreuzberger Oranienplatz, aufgenommen vor einer Woche

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Apr 092013
 

2013-03-25 14.01.41

Hassenden läuft der Hass nach, Liebenden kommt die Liebe entgegen. So spricht eine gezettelte Botschaft des Talmud auf der Wilhelmstraße.

Mit einem Lesezirkel hochbetagter, hochweiser Damen und Herren in der nämlichen Wilhelmstraße besprach ich Theodor Fontanes unsterbliches (es wird uns alle überleben!) Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Gemeinsam kramend, suchend stöbernd in den Herzkammern des Gedächtnisses, gelang es uns, einen Großteil des Gedichts wiederherzustellen, das früher jedes Berliner Schulkind kannte.

Merkwürdig, ja fast anstößig  ward mir beim Rezitieren folgende Strophe, und in ihr insbesondere die fettgedruckten Zeile:

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn – eine starke, harte, grob treffende Zeile!

Die Literatur, aber mehr noch die gesamte politische Debatte ist ja heute reich, überreich an Vorwurfsdiskursen der Jungen gegen die Alten. Hier bei Fontane erhebt einmal der Alte einen stillen Vorwurf gegen den Sohn. Könnte es sein, dass einmal, ein einziges Mal in der Weltgeschichte, die Väter bessere Menschen als die Söhne, die Mütter bessere Menschen als die Töchter sind? Ich hege diese Vermutung, ich bin davon überzeugt! Es können durchaus die Väter und Mütter mehr geleistet haben, mehr Bleibendes zum Wohl und Gedeihen der Nachkömmlinge hinterlassen als umgekehrt die Söhne und Töchter schaffen!

Insbesondere die 68er Generation brüstet sich in Teilen bis heute damit, erstmals das Versagen, Verdrängen und Vergessen der Vätergeneration in den Jahren 1933-1945 aufgedeckt zu haben.

Voll Mißtraun gegen den eigenen Vater – das könnte das Motto eines Christoph Meckel, eines Günter Seuren, eines Günter Grass, eines Bernward Vesper, einer Gudrun Ensslin, einer Ulrike Meinhof  und tausender anderer Kämpfer der 68er Generation sein! Diese Geisteshaltung prägt heute große Teile der meinungsprägenden Redaktionen und Feuilletons. All diese Söhne und Töchter bezogen ihre unerschütterliche Überzeugung der eigenen moralischen Überlegenheit aus dem wiederholten, ritualisierten, gemeinschaftlich vollzogenen Prozess gegen die eigenen Eltern – einer Art ständig wiederholten symbolischen Hinrichtung der Mörder.

Die ab 1949 vollbrachte Aufbauleistung der Bundesrepublik Deutschland wurde und wird nicht gewürdigt. Sie wird verleugnet. Bis zum heutigen Tag brüsten sich Vertreter der 68er Generation damit, sie hätten den „Muff der Adenauer-Jahre“ beseitigt. Ein großer, ein grotesker  Irrtum, wie ich finde! Die deutsche Literatur der Jahre 1946 bis 1965 bestätigt die satte, selbstverliebte, selbstzufriedene moralische Überlegenheitsgeste der Jüngeren, also der ab 1935 bis 1960 Geborenen, schlechterdings nicht. Die frühen, vielgelesenen  Erzählungen Heinrich Bölls, die 1952 bei der Eröffnung des Mahnmals Bergen-Belsen gehaltene Rede des Bundespräsidenten Theodor Heuss zeigen ebenso wie zahlreiche Reden von Bundeskanzler Adenauer eindeutig, dass – von den Spitzen der Literatur und der Politik ausgehend – ein klares Bewusstsein von deutscher Schuld und Schande zu erwachsen begann.

Die 68er-Generation fiel jäh hinter den schmerzhaften Prozess der Gewissenserforschung der Väter und Kriegsheimkehrer zurück, sie prahlte, drohte, johlte, sie fiel zwar nicht auf Hitler herein, aber sehr wohl auf Mao, Ho Tschi Minh, Lenin, Fidel Castro, Che Guevara, später Ghaddafi  – diese waren aber wie Hitler allesamt Diktatoren, an deren Händen reichlich Blut klebte. Und die 68er – etwa Rudi Dutschke, ebenso Teile der späteren Grünen wie etwa Joschka Fischer oder Hans-Christian Ströbele  – bejahten Gewalt als politisches Druckmittel. Hinhören, Einfühlen, Verzeihen, Gewaltverzicht kannten sie nicht. Sie glaubten nicht an die Liebe, nicht an die Erinnerung, nicht an die Versöhnung.

Mahler, Dutschke, Cohn-Bendit, Günter Grass und viele andere haben damals ein Scherbengericht veranstaltet, mit dessen letzten Hinterlassenschaften wir uns heute herumzuschlagen haben. Die völlige Delegitimation der demokratischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland, die die 68er-Bewegung versuchte, brachte jahrelang, bringt auch heute noch ein erhebliches Potenzial an Gewaltbereitschaft hervor. „Wehrt euch“. Unser Bild zeigt einen gezettelten Anschlag auf der Ohlauer Straße/Reichenberger Straße, Kreuzberg, aufgenommen heute, direkt vor der besetzten Grundschule, einem der neu entstandenen rechtsfreien Räume.

2013-04-09 17.46.13

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„Wir rocken Deutschland!“ – Brauchen wir, brauchen die Kinder beliebig viele Eheformen?

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Mrz 052013
 

Wir rocken Deutschland!“ Kaum besser als in diesem Jubelruf des Bundesvorsitzenden einer bekannten Partei drückt sich das überschäumende Politikvertrauen, die nahezu kindliche Gläubigkeit gegenüber den Heilungs- und Lenkungskräften des Staates aus.

Das Kind rocken heißt auf Englisch „hin und her wiegen“. Die Politik soll das Land hin und her wiegen, soll das Land erschüttern und in den Schlaf wiegen. „Wir rocken Deutschland!“  Das ist der klassische Bevormundungsanspruch der Politik und der linken Parteien gegenüber dem rückständigen dumpfen Volk.

In diesem Sinne: Spannende gesellschaftspolitische Debatten laufen über die ehe-, familien- und steuerrechtliche Gleichstellung der Mann-Mann-Ehe und der Frau-Frau-Ehe mit der Frau-Mann-Ehe hier in diesem Lande ab. Es ist eine Auseinandersetzung, die noch einige Jährchen weitergeführt werden muss, ehe man zu Gesetzesänderungen schreitet! Ich bin überzeugt: Zu Gesetzesänderungen besteht jetzt kein dringender Anlass, außer dass das Bundesverfassungsgericht uns in der der ach so rückständigen Restgesellschaft mal wieder an den Karren fährt und das Land rockt.

Aber Vorsicht: Jeder, der sich schwertut mit der völligen Gleichstellung der Homosexuellen-Ehe mit der Mann-Frau-Ehe, muss gewahr sein, als Hinterwäldler und Ewiggestriger abgestempelt und mundtot gemacht zu werden.

Er „lässt sich nicht rocken“ von dem, was jetzt in Deutschland als cool und angesagt gilt. Ich konstatiere: Mit atemberaubender Hast werden derzeit Kernstücke der gesellschaftsprägenden, geschichtlich wirksamen Institutionen ins Unverbindliche hin ausgeweitet. Denn selbstverständlich muss jetzt auch die Frage der höchst aktuellen scharia-gemäßen Polygamie und der dann grundgesetzlich einzufordernden Polyandrie steuerrechtlich und eherechtlich besprochen werden. Davor drücken sich aber diejenigen, die Deutschland rocken. Sie liefern keine klare Definition von Ehe.

Es ist schon auffallend, dass – außer im vorchristlichen antiken Griechenland und in den christlich geprägten modernen Ländern des ehemals  lateinischen Westens – in den allermeisten Kulturkreisen die offen gezeigte und ausgelebte Homosexualität stark verdammt, ja verspottet und verboten wird, z.B. massiv in den islamisch geprägten Ländern, aber auch massivst im heutigen China und massivst gerade in diesen Tagen im heutigen Russland beispielsweise.

Die drei Europa prägenden abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam haben jedenfalls jahrtausendelang nicht ohne Grund der Ehe zwischen Mann und Frau einen deutlichen rechtlichen und ökonomischen Vorrang eingeräumt. Im Großen und Ganzen hat sich nämlich das gesellschaftstragende Modell der Familie, bestehend in unterschiedlichsten Ausprägungen aus Vater und Mutter und Kindern weltweit als überaus tauglich erwiesen, es ist seit Menschengedenken das absolut vorherrschende Ideal der Kinder-Erzeugung und Kinder-Erziehung, auch wenn es beispielsweise in den Gemeinschaftsklöstern der Kirchen durchaus alternative Lebens- und Wirtschaftsformen gab, freilich ohne dass die Klöster auf Kinder-Zeugung und Kleinkind-Erziehung hin angelegt wären.

Was brauchen die Kinder? Auch hier spricht das Zeugnis der Jahrtausende eine eindeutige Sprache. Alle Märchen, alle Religionen, fast alle Gesetzeswerke, fast alle Psychologen, Psychiater, Kriminologen, Soziologen, Psychoanalytiker (wie etwa Sigmund Freud) und ich selbst auch kommen darin überein, dass die kleinsten und kleinen Kinder am dringendsten gute Eltern brauchen, also zumeist und zunächst vor allem eine gute Mutter und dann auch einen guten Vater. Nirgendwo gibt es Belege dafür, dass Kleinstkinder ohne eine gute Mutter leben und gedeihen können. Es gibt umgekehrt tausendfache Belege dafür, dass unvollständige, zerbrechende oder zerbrochene Familien – also insbesondere Mutterlosigkeit und Vaterlosigkeit – eine große Gefahr für das Kindeswohl darstellen können.

Ich bestreite beispielsweise, dass zwei Männer einem Kleinkind auch nur im Ansatz eine Muttergestalt, geschweige denn seine leibliche Mutter ersetzen können. Doch genau dies läge unweigerlich in der Konsequenz einer adoptionsrechtlichen Gleichstellung der Homo-Ehe mit der herkömmlichen Mann-Frau-Ehe!

Ist das schon alles? Nein! Als große, vorwärtsweisende Alternativbewegung erweist sich wieder einmal wie seit 2 Jahrtausenden das Christentum. Das Christentum ist genau die Voraussetzung für jene Umwertung aller Werte, die in diesen Jahren unter Umständen zur völligen Gleichstellung der Homo-Ehe – freilich nur im lateinisch geprägten, ehemals christlichen Westen – führen könnte.

Bei den Kirchenvätern des ersten Jahrtausends finden sich „Vorstellungen von der Kirche als Mutterschoß Christi auf Erden“.

Aus einem geistlichen Lied der unfrei Geborenen in den USA ist uns noch der Vers geläufig:

O-a-rock-a my soul
In the bosom of Abraham

Wiege meine Seele
im Mutterschoß Abrahams

Der Mutterschoß Abrahams – ein klares Ideal der männlich-weiblichen Natur des vollkommenen Menschen, der in sich den Zwiespalt von Mann und Frau überwindet.

Und Jesus selbst? Er predigte  – auch hierin seinen Zeitgenossen um mindestens zwei Jahrtausende voraus – die völlige Gleichberechtigung von Mann und Frau im Eherecht (Markusevangelium 10,12) und verglich sich gerne mit einer Mutter. Der jüdische Mann Jesus und die christlichen Kirchen ebenso vereinigen in sich also klar männliche mit klar weiblichen, ja mütterlichen Zügen.

Quelle zum Zitat „Kirche als Mutterschoß Christi auf Erden“:
Joachim Hake: Loben. Vom Warten, Lesen und Bewundern. EOS Verlag, St. Ottilien 2012, S. 159

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Welchen monetären oder moralischen Wert, welche Daseinsberechtigung haben eigentlich Kinder?

 Familie, Kinder  Kommentare deaktiviert für Welchen monetären oder moralischen Wert, welche Daseinsberechtigung haben eigentlich Kinder?
Feb 062013
 

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Fast alle deutschen Journalistinnen und Journalisten, fast alle deutschen Politikerinnen und Politiker jammern und barmen nach dem Staat, jammern und barmen nach der Politik. Die Politik soll die Menschen glücklich machen. Die Parteien überbieten sich darin, all jenen, denen sie vorher Gefühle der Benachteiligung eingeredet haben, dann postwendend Förderung, Geld, Geld und nochmal Geld zu versprechen. „Wartet, liebe Bürger, wenn ihr uns wählt, dann geht’s euch aber richtig gut, dann hat alle Ungerechtigkeit auf Erden ein Ende!“

Neuestes Beispiel: Kinder. Erneut wird allein monetär über den Wert der Kinder geredet. Niemand stellt sich hin, der sagt: „Egal ob man nun besser oder schlechter dasteht – es ist immer ein großes Glück und manchmal auch ein großes Unglück, Kinder zu haben. Ehe und Familie sind eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Form, in der volles Menschsein zur Entfaltung kommt, und zwar unabhängig von der Politik, unabhängig von jeder Staatsform.  Die unleugbaren materiellen Nachteile, die das Kinderzeugen und das Kindererziehen mit sich bringt, werden durch tausendfältiges Glück, durch tausendfältiges Leiden in den Gefühlen und den Gedanken mehr als wettgemacht. Das lässt sich mit Geld und Gold gar nicht aufwiegen. Die Entscheidung für oder gegen Familie im Wesentlichen von den Wohltaten des Staates abhängig zu machen, ist unmoralisch.“

Dabei wird in den familienpolitischen Debatten gelogen und betrogen, gefeilscht und gezankt wie in den besten Familien, die sich über das Erbe des Oheims zerstreiten. Es wird gehauen und gestochen, dass es eine Wonne ist. Eine große Lüge ist es beispielsweise, wenn behauptet wird, Kinder bräuchten im Alter von 0-3 Jahren unbedingt die Kita zum besseren Lernen, zum besseren Spracherwerb. Es gibt keinen Beleg dafür. Nichts, keine Biographie, keine seriöse wissenschaftliche Untersuchung, die eindeutig besagt, dass Kinder bessere Sprachfertigkeiten erwerben, wenn sie bereits vor dem Alter von 3 Jahren die Krippe oder die Kita besuchen!

Exemplarisch dafür der folgende nette kleine Clip:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1768634/Betreuungsgeld-in-der-Kritik

Fast nicht wird geredet darüber, was die KINDER im Alter von 0-3 Jahren brauchen: Bindung, Geborgenheit, Urvertrauen durch die enge räumliche Nähe an Mutter und/oder Vater bzw. an Ersatzmutter oder Ersatzvater.

Wohl und Wehe des Kindes wird nicht gesehen. Im Mittelpunkt stehen die Erwachsenen mit ihren finanziellen Ansprüchen und karrieretechnischen Wünschen, steht die Volkswirtschaft und die Karriere!

Man lese nur etwa die Stellungnahmen aus dem SPIEGEL:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/zehn-jungpolitiker-ueber-den-unsinn-in-der-familienpolitik-a-881532.html

Soeben erreichte uns hierzu auch diese öffentliche Stellungnahme aus der Feder Hedwig von Beverfoerdes, die wir hier wiedergeben und zur Diskussion stellen:

 Berlin, den 06.02.2013 Ungenannte „Experten“ arbeiten derzeit im Auftrag des Finanzministeriums sowie des Familienministeriums an einer Studie zur Bewertung der Wirksamkeit familienpolitischer Leistungen. Vor wenigen Tagen hat das Magazin DER SPIEGEL einen „internen Zwischenbericht“  der Studie veröffentlicht. Aus der sicheren Deckung vermeintlicher Wissenschaftlichkeit heraus wird darin die finanzielle Basis der Familien in Deutschland unter Beschuß genommen.

Die Studie basiert allerdings auf Grundlagen, die so grob fehlerhaft sind, daß man sowohl bezüglich des Inhalts als auch des Prozederes ihrer Veröffentlichung von einem interessegeleiteten Propagandamanöver sprechen muß. Das Fazit der „Studie“ überrascht deshalb nicht. Es ist ebenso simpel wie durchsichtig: Gelder, die den Familien direkt zukommen zur eigenverantwortlichen Verwendung, werden im Bericht fast durchgängig als „unwirksam“ beurteilt, während die Subventionierung außerhäuslicher Betreuung positive Bewertung erfährt.

Dazu die Sprecherin der Initiative Familienschutz, Hedwig von Beverfoerde: „Das hat mit seriöser Evaluation nichts mehr zu tun. Hier wird Krieg geführt gegen die Familie.“

Drastischster Beleg für die mangelnde Seriosität der Studie ist die Tatsache, daß sie nach wie vor an der erwiesenermaßen falschen Zahl von 200 Milliarden Euro Familienleistungen festhält. Diese seit Jahren in der Debatte umherirrende falsche Zahl hatte das Familienministerium erst vor wenigen Wochen im Familienreport 2012 auf 55 Milliarden als „Familienförderung im engeren Sinne“ korrigiert. Hedwig von Beverfoerde stellt dazu klar: „Die Autoren dieser Studie haben offenbar erneut Leistungen zur Familienförderung gezählt, die überhaupt nicht dazu gehören. Das Kindergeld ist zu zwei Dritteln eine Rückzahlung des Staates von zu viel bezahlten Steuern der Familien mit Kindern. Die Mitversicherung von Familienangehörigen in der Krankenkasse wird über die Krankenversicherungsbeiträge vom Versicherten selbst finanziert, nicht vom Staat. Es ist eine Frechheit, nach der jüngst endlich erfolgten Richtigstellung des Familienministeriums hier nach wie vor etwas anderes zu behaupten.“

Auch die Diskreditierung des Ehegattensplittings als „Förderung der traditionellen Versorger-Ehe“, in der ein Hauptverdiener (meist der Mann) den Rest der Familie versorge, ist unredlich, da sachlich falsch. Das Splittingverfahren dient vielmehr der Vermeidung von Überbesteuerung von Ehegatten im Verhältnis zu Singles, da Ehegatten in einer Wirtschafts- und Erwerbsgemeinschaft leben, die ihnen auch vielfältige finanzwirksame gegenseitige Verpflichtungen auferlegt. Das Ehegattensplitting erfüllt, anders als in der Studie behauptet, genau seinen steuerlichen Gleichbehandlungs-Zweck.

Von Beverfoerde: „Ein Staatsziel zur Erzwingung gleichmäßiger Voll-Erwerbstätigkeit von Müttern und Väter bei maximaler staatlicher Kindesbetreuung, zu dessen Erreichen staatliche Familienleistungen in ihrer Wirksamkeit zu messen wären, existiert nicht. Ein solches Ziel wäre mit unserer Verfassung auch nicht vereinbar. Diese Studie ist daher das Papier nicht wert, auf dem sie steht.“

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Schamt’s eahna! Nur 20% Kinderbetreuungsquote bei Unter-3-Jährigen!

 Familie, Gouvernance économique, Kinder, Mutterschaft  Kommentare deaktiviert für Schamt’s eahna! Nur 20% Kinderbetreuungsquote bei Unter-3-Jährigen!
Feb 052013
 

Meine beiden Lieblings-Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg haben mit 20% Betreuungsquote bei den unter-3jährigen Kindern fast die hintersten, also die schlechtesten  Plätze unter allen Bundesländern. Sie haben die hohen Erwartungen, die die Bundespolitik in sie setzte, bisher nicht erfüllt. Besser sind Berlin und Brandenburg mit 41% Betreuungsquote, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt (56%) sind die Klassenbesten unter allen Bundesländern! Die hohen Zahlungen der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg in den Länderfinanzausgleich sind als  eine Art gerechte Bestrafung für die Plan-Untererfüllung zu werten.

Scham di Bayern! Scham di, Schwaben – Schäme dich, Bayern und Schwaben! In beiden Ländern, die ich ja auch aus eigener Lebenserfahrung kenne, werden Kinder zu redlichen, anständigen, fleißigen Menschen erzogen. „Ehre Vater und Mutter!“, „Väter und Mütter: Kümmert euch um eure kleinen Kinder!“, „Du sollst nicht lügen!“, Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst!“, „Du sollst nicht ehebrechen!“,  „Du sollst nicht morden!“, „Bekämpfe Schmutz und Schund in der Zeitschriftenliteratur!“ (=“Steck deine Nase nicht in Sexheftla“)   – derartige Gebote wurden uns damals wohl tausendfach eingeschärft, in die Seele einmassiert! „Familien – haltet zusammen!“, ist ebenfalls überall zu hören.

Wer will, möge Caroline Links 1996 gedrehten Film „Jenseits des Schweigens“ sehen, der in Bayern spielt: lauter kantige, schwierige, aber dem Guten zugewandte, umeinander ringende, füreinander sorgende Menschen!

Ergebnis: schlechte, niederschmetternd niedrige Werte bei der staatlichen Kleinkindbetreuung, ebenfalls sehr niedrige Werte bei Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Schulversagern, ebenfalls niedrige Werte bei Umweltverschmutzung, aber hohe Werte bei Produktivität, Innovation und Wirtschaftskraft in den beiden Südstaaten.

Niederschmetternd auch: der Bundesratspräsident Winfried Kretschmann und seine Ehefrau lassen es zu, dass eine eigentlich durchaus aufgeklärte, linksliberale Zeitung wie die Süddeutsche Zeitung geradezu ein Andachtsbild der christlichen Ehe, der christlichen Familie zeichnete – dieses Blog berichtete. „Ich musste mich um unsere drei Kinder kümmern, ich kann kochen und backen, ich bin nur die Mutter meiner drei Kinder“, so etwa Gerlinde Kretschmann. Es entsteht hier wie überall sonst in Bayern und Baden-Württemberg immer wieder der Eindruck, als sei die traditionelle Familie mit Vater, Mutter, mehreren Kindern und Verwandten der ideale Rahmen, um Kinder zu glücklichen, lebensfrohen und tüchtigen Menschen zu erziehen.

Dabei scheint viel dafür zu sprechen, dasss es das beste ist, wenn die Kinder bis zum Alter von etwa 3 Jahren von ihrer Mutter oder einem Mutter-Ersatz, also einer weiblichen Pflegerin oder Hegerin,  in einem  familienähnlichen Rahmen erzogen werden, in einer „Kinderstube“ behütet und beschützt werden, wie das die Zoologen nennen.

Erst im Alter von etwa 3 oder eher 4 Jahren sind die Kinder dann gefestigt genug, um täglich mehrere Stunden außerhalb der Kinderstube zu verbringen.

Tja, Freunde, genau so sehe ich das auch – im Gegensatz zu allen im Bundestag vertretenen Parteien. Die Steigerung der außerhäusigen Kleinstkindbetreuungsquote hätte niemals zum erklärten Planerfüllungsziel der Familienpolitik werden dürfen.

Ich halte es für verheerend, wenn die Politik sich anmaßt, eine staatliche Betreuungsquote, eine Soll-Größe für außerhäusige Betreuung der unter 3-Jährigen als Ziel festzusetzen. Besser ist es, wenn die Familie enger zusammenrückt und um des Glückes der Kinder willen materielle Einbußen erleidet. Das ist meine Meinung. Notfalls leiden halte die Karrieren der Väter oder der Mütter.

Mit materiellen Anreizen die viel zu niedrige Kinderzahl erhöhen zu wollen, ist ein Irrweg. Nein, wir müssen es wieder lernen, dass die auf Kinder hin sich erweiternde Ehe und die Familie, also die natürliche, in den ersten 2-3 Jahren aufgebaute und dann lebenslang gefestigte  Verbundenheit zwischen Eltern und Kindern  der Ursprung und der Keim des gesellschaftlichen Zusammenhaltes ist.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bericht-zur-familienpolitik-befeuert-wahlkampf-um-kindergeld-und-co-a-881370.html

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Sich vom Kind führen lassen! Preisträgerkonzert Jugend musiziert Berlin-Mitte

 Kinder, Musik, Nachtigall, Singen  Kommentare deaktiviert für Sich vom Kind führen lassen! Preisträgerkonzert Jugend musiziert Berlin-Mitte
Jan 272013
 

Und so betrat sie die Bühne, die fünfjährige Anna-Tessa, setzte sich, griff sich ihr Cello, holte sich den Raum, holte sich die Aufmerksamkeit des Begleiters und setzte den Bogen zu Stücken von Bohuslav Martinů und Alexander Gretchaninov an. Und ein kleines Wunder geschah, ein Wunder wie immer dann, wenn der kleine, unscheinbare Mensch uns zeigt, was wir in uns entdecken können, wenn wir dem Kleinen im Menschen Raum geben. Anna-Tessa spielte vollkommen selbstbewusst, textsicher, genoß den Auftritt, holte sich die Ritardandi, die sie brauchte … der erwachsene Pianist folgte ihr. So, ungefähr so, muss damals das kleine Nannerl Mozart aufgetreten sein.

Besonders wird mir auch der Auftritt von Mert Caner, der wohl etwa 13 Jahre alt sein mag, mit seiner Bağlama im Gedächtnis bleiben. Er strahlte mit seinem Gesang, einem bekannten Lied des alevitischen Dichters Pir Sultan Abdal: „Dostum Dostum – Oh mein Freund mein Freund!“ Ein stolzer wehmütiger Klagegesang auf einen fernen, abwesenden, herbeigesehnten Gefährten! Auch hier erfuhren wir, dass gutes, gesellschaftsbildendes Musizieren und Singen darin besteht, sich und anderen die Zeit zu geben und zu nehmen, sich und anderen einen gemeinsamen Raum des Hörens zu schaffen.

Mein Sohn Ivan durfte stolz seinen 2. Preis im Fach Violine abholen, etwa 70 andere Preisträger waren wohl ebenso glücklich und stolz.

Ich finde dies so großartig, dass wenigstens ein Junge und ein Mädchen, Elisabeth, die in der Fachrichtung Gesang (Pop) antrat, noch die lange, jahrhundertelange Tradition des sich selbst begleitenden Sängers fortführen. Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus, von den Zeiten eines Archilochos von Paros oder einer Sappho von Lesbos  bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts dauerte diese ununterbrochene Tradition, heute ist sie leider durch iPod und Karaoke, durch die jederzeitige Verfügbarkeit der kommerziell verwerteten und durch technische Reproduktion abgetöteten Mußik (Mußik=Musik, die man hören muß) fast schon ausgerottet.

Ich saß zufällig neben Eltern, die mir berichteten, ihr Sohn könne seinen Preis nicht abholen, da er mit seiner Schulklasse auf eine Skiwoche haben gehen müssen. „Er hat sich mit Händen und Füßen gegen die Skifahrt gewehrt, aber es half nichts. Das alpine Skifahren gilt heute an den Berliner Schulen offenbar als eine allgemeine Kulturtechnik, der die Kinder sich eben unterwerfen müssen. Gegen Rechtschreibung und Lesenlernen kann man sich auch nicht wehren. Wir haben über 600 Euro allein für die Ski-Ausrüstung und die obligatorische Skiwoche ausgeben müssen. Ein Ersatz des alpinen Skifahrens durch Winterwandern, Ski-Langlauf  oder Rodeln ist von der Schule nicht gestattet worden.“

Was die jungen Geiger und die Pianisten und die Bağlama-Spieler angeht, so war ich hocherfreut, sowohl über die Zahlen der Teilnehmer wie auch über die Vorträge und das Leistungsniveau. Weiterhin erlernen in Berlin sehr viele Kinder ein Instrument.

Anders sieht es bei dem ausgeschriebenen Fach „Vokalensemble“ aus. Es gab in allen Altersgruppen zusammen nur 4 teilnehmende Ensembles,  wie aus dem Programmheft hervorgeht und wie die Organisatoren auch bekanntgaben.  Das ist in meinen Ohren niederschmetternd, denn ich habe es in meiner Kindheit in Bayern noch erlebt, dass Kinder und Erwachsene jedes Bildungsgrades zu mehreren zusammensaßen und dann mehrstimmige Gstanzln oder Schnaderhüpfel oder Juchaza probten, sangen und aufführten. Dass jetzt gar nicht mehr im kleineren Kreis gesungen wird, ist in meinen Ohren ein schwerer Verlust für die „Erziehung zur Freiheit“, von der wir so gern reden.

Eine Gesellschaft, die zwar viel für den schwäbischen Juchtenkäfer tut, aber beispielsweise für den Juchaza des bairisch-schwäbischen Volksliedes nichts mehr übrig hat, lässt ihre eigenen Wurzeln verkümmern – sehr zu ihrem eigenen Schaden!

Großes Lob für die Kinder, die uns alle erfreuten – Dank an die bienenfleißigen Organisatoren, für die stellvertretend hier Geschäftsführerin Bettina Semrau genannt sei, an die sehr sachkundigen Juroren, die nach unseren Eindrücken als Eltern und Musiker ohne jeden Fehl und Tadel urteilten!

Meine Bitte für die Zukunft an alle Schulen, Kitas, Eltern und Lehrer und Bildungspolitiker:

Lasst das SINGEN nicht sterben. Das Singen ist viel wichtiger, viel grundlegender als das alpine Skifahren! Die Menschheit hat Jahrtausende ohne Ski alpin gelebt. Aber nahezu alle Völker der Erde haben den Gesang ausgebildet, ohne Singen droht die Kultur der Sprache abzusterben.

Ich würde dringend wünschen, neben Jugend musiziert einen ähnlich aufgebauten Wettbewerb Jugend singt einzurichten. Sowohl der begleitete und unbegleitete Liedgesang als auch der hochentwickelte Ensemblegesang der Deutschen und anderer Völker droht unrettbar verlorenzugehen. Mit ihm schwindet ein wichtiger Kitt der Gesellschaft!

Wie sang doch vor 500 Jahren Pir Sultan Abdal?

Dostum dostum, Gesang du mein geliebter Freund,
warum hast du uns verlassen, wer hat dich vertrieben?
Ich höre dich nur noch von fern im Abendhauch
wenn die Nachtigall ihr letztes Lied erklingen lässt
Die starren Geräte der Jäger haben dich verjagt
Dostum dostum, kehr wieder. Dostum dostum!

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Sie küssten und sie schlugen ihn: So ziehen wir unsere Intensivtäter heran

 Analı babalı, Familie, Kinder  Kommentare deaktiviert für Sie küssten und sie schlugen ihn: So ziehen wir unsere Intensivtäter heran
Jan 142013
 

Gestern sah ich mir „Les quatre cent coups –  Sie küssten und sie schlugen ihn“ von François Truffaut an. Ein unglaublich aktuelles Schicksal führt uns Antoine Doinel, der 12-jährige Schulschwänzer und Intensivtäter, während der Vernehmung durch einen Justizbeamten vor Augen. „Meine Mutter wollte mich eigentlich nicht haben, sie wollte mich abtreiben. Dass ich geboren wurde, verdanke ich meiner Oma. Meine Mutter gab mich nach der Geburt weg. Mit 8 Jahren nahm sie mich wieder auf. Mein Vater ist gar nicht mein Vater, sondern mein Stiefvater. Am Sonntag fährt er immer mit dem Automobilclub weg. Meine beiden Eltern arbeiten. So bin ich meistens allein.“

Der ungeliebte, ungewollte, von der Mutter fast abgetriebene, dann weggegebene, vom leiblichen Vater übersehene, vom Stiefvater vernachlässigte Sohn, der ständig aneckt und ständig ausbüchst: das ist Antoine Doinel. Sein ganzes Leben ist ein Hungern nach Liebe und Anerkennung, aber auch nach Grenzensetzung und Zugehörigkeit.

Der 1959 gedrehte Film von Truffaut führt in exemplarischer Weise vor Augen, was bei uns in Berlin und anderen deutschen Städten Zehntausende, ja Hunderttausende Kinder erleben. Antoine, hinreißend gespielt von Jean-Pierre Léaud, ist der Protoyp unseres berühmten Intensivtäters. Diese gewissermaßen zerschossene Familie ordnet sich nicht „um das Wohl des Kindes herum“ an. Beide Eltern „leben ihren Stiefel“. Sie haben es nie gelernt, sich dem Wohl des Kindes unterzuordnen. Sowohl Stiefvater wie leibliche Mutter setzen Selbstverwirklichung an die erste Stelle. Das Kind ist Zutat, die man haben kann oder auch theoretisch und praktisch wegmachen lassen kann.

Der Junge erfährt ein Wechselbad an Verhätschelung und Vernachlässigung. Er flüchtet in Schulverweigerung, Medienberieselung, Spielhallen, Rauchen und Kriminalität. Die einzige Anerkennung, die einzige Nähe erfährt er im Zusammensein mit gleichaltrigen Leidensgenossen.

Und die „Schule“, der „Staat“, die „Gesellschaft“? Tut was sie kann, ist aber machtlos im Bemühen, das zu ersetzen, was die Eltern dem Kind vorenthalten. Frankreich führt gerade in diesen Tagen eine leidenschaftliche Debatte über die Familie! Soll man Familie dem Zufall und der Willkür überlassen – oder gibt es gewisse Grundeinsichten über das gute Gedeihen von Kindern, die sich über Jahrhunderte herausgebildet haben? Braucht ein Kind die leibliche Mutter und den leiblichen Vater? Was macht es mit den Kinderseelen, wenn es in einer Gesellschaft immer wieder erfährt oder erfühlt: „Wir Kinder hätten auch abgetrieben werden können?“ Wenn es das Gefühl hat: „Eigentlich störe ich das Glück der Älteren?“

Was würde dem Kind Antoine  helfen? Zuwendung, Liebe, Verlässlichkeit, klare Regelsetzung, die Achtung vor dem kleinen, unscheinbaren, geringgeschätzten Menschen. Die Liebe einer Mutter, die Liebe eines Vaters. Alles das, was die gute Familie – bestehend aus Vater, Mutter, Kind – leisten kann und auch leisten soll. Es ist keine Geheimwissenschaft, es ist nichts Übermenschliches.

Der Film „Les quatre cent coups“ ersetzt zahlreiche Kongresse und Debatten über die sozialen Ursachen der Kriminalität und des Schulversagens bei unseren Jugendlichen. Er nimmt bereits 1959 die komplette Entkoppelung von Sexualität, Ehe und Familie vor, die sich ab den 60er Jahren dann in allen weuropäischen Gesellschaften mit Macht ausgebreitet hat. „Mach’s, aber mach’s mit“ – so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Von der Verantwortung für ein kleines Kind erfahren die Heranwachsenden in unseren Schulen nichts. Die Berliner Schulen erziehen nicht zum Zusammenleben in Familien. Sexualität wird in Berliner Schulen ausschließlich als Teil der Selbstverwirklichung und Selbstfindung gelehrt.

„Ich will’s endlich.“ ICH WILL ES.  Nur darauf kommt es an. So lehrt die Bundeszentrale im Auftrag der Bundesregierung den rechten Umgang mit Sexualität.

Die Politik berauscht sich an Erfolgen in der Erzielung einer höchstmöglichen Erwerbstätigenquote bei Mann und Frau. Dass immer weniger Kinder geboren werden – egal! Solange die Volkswirtschaft brummt, solange die Single-Männer und Single-Frauen sich ein Auto leisten können, alles paletti.

Die Folgen des derart zersplitterten und zerschossenen Familienbildes für das Kind hat Truffaut visionär vorweggenommen.

Bild: „Ich will’s endlich. Mach’s – aber mach’s mit.“ Aufgenommen im August 2012 in der Wilhelmstraße, Berlin-Kreuzberg.

 Posted by at 23:23
Dez 172012
 

Eine Fülle an Daten, einen wahren Goldschatz an Daten bietet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, nicht nur in dem heute vorgelegten Bericht (Keine) Lust auf Kinder?

Die Studie ist gar nicht hoch genug zu loben. Denn sie räumt mit der irrigen Vorstellung auf, das Kinderbekommen, die Fertilitätsrate, sei direkt oder indirekt von ökonomischen Verhältnissen abhängig. Zu recht stellt die Studie den Faktor der Einstellung ganz in den Vordergrund. Ob die Menschen Eltern werden, hängt zum allergrößten Teil davon ab, ob sie es wollen oder nicht, ob sie das Kind in ihre Lebensplanung einbauen können oder nicht. Der ökomische Status der Menschen in Deutschland hat sich im Durchschnitt seit 1991  verbessert. Von der wirtschaftlichen Unsicherheit früherer Jahrhunderte sind wir Lichtjahre entfernt.  Es liegt nicht am Geld oder am ökonomischen Unsicherheitsgefühl, wenn keine Kinder kommen.

Zweifellos bringen auch alle Versuche der Politik nichts, mithilfe von Geld oder sonstigen Statuszusicherungen die „Lust auf Kinder“ zu erhöhen.

Ob Kinder kommen oder nicht kommen, hängt vielmehr ganz vom Willen der Eltern ab. Es hängt davon ab, ob die Menschen Lust auf Kinder oder keine Lust auf Kinder haben, wie bereits aus dem Titel der empirischen Studie hervorgeht.

Der Elternwille entscheidet. Es liegt ganz im Willen der Eltern, ob Kinder kommen oder nicht kommen. Ihr, der Eltern Wille geschehe! Die Sicherung im Alter wird vertrauensvoll in die Hände der Sozialkassen gelegt, eigene Kinder sind als soziale Absicherung im Alter somit überflüssig geworden.

Kinder sind ein kontingentes Ereignis geworden, das bei Bedarf der Eltern geschehen oder auch auch entfallen kann. Ein Blick auf die Abtreibungsstatistik belegt dies schlagend. Seit 1996 weist das Institut eine leicht schwankende Kurve an Schwangerschaftsabbrüchen nach – sie liegt stets bei über 10% der Geburtenzahlen, oder auch in ganz Deutschland bei meist über 100.000 Abbrüchen pro Jahr.   In zehn Jahren werden also mehr als 1 Million Abbbrüche vorgenommen. Schwangerschaftsabbrüche sind Teil der Normalität des Kinderlebens in Deutschland, sie sind keine absolute Ausnahme, sondern eine Begleiterscheinung.

http://www.bib-demografie.de/DE/DatenundBefunde/07/Abbildungen/a_07_01_schwangerschaftsabbrueche_d_w_o_1996_2010.html?nn=3073206

In amtlicher Darstellung des Instituts der Bundesregierung wird das Kinderzeugen und Kindergebären als Frage der vorhandenen oder nichtvorhandenen Lust auf Kinder dargestellt:

(Keine) Lust auf Kinder?

Die große Kampagne „Wir haben abgetrieben“ des Jahres 1971, getragen von erfolgreichen Frauen, die glanzvoll im Scheinwerferlicht stehen,  gilt unumstritten als Meilenstein auf dem Weg zum Elternwahlrecht über das Leben des Kindes.

Angesichts dieses regierungsamtlichen Befundes – „Ob Kinder kommen, hängt ganz von Einstellung und Lust der Eltern ab“ – und angesichts der Abtreibungsquoten von konstant über 10% der Lebendgeborenen dürfen wir feststellen:

Wir alle leben und alle Kinder wachsen in Deutschland heute in dem Bewusstsein auf, dass sie ihr Dasein, ihr Leben der Lust oder Unlust der Eltern verdanken: Es besteht auch eine 10-15%-Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht hätten geboren werden können. „Ob ich geboren wurde oder nicht, hing von der Lust und der Entscheidung meiner Eltern ab. Sie hätten mich auch ablehnen können. Dann gäbe es mich eben nicht. Schön für mich, Gott sei Dank, da habe ich aber großes Glück gehabt.“

Dem Kindwerden und dem Vater- oder Mutterwerden, dem jungen, entstehenden menschlichen Leben und somit überhaupt dem menschlichen Leben wird in unserer Gesellschaft kein überragender, kein lebens- und überlebensnotwendiger Rang mehr zugesprochen. Kinder sind heute eine gesellschaftliche und private Option unter vielen, keineswegs eine Erfüllung und eine in sich ruhende Sinnsetzung des Lebens der Erwachsenen. Kinder sind heute kein Goldschatz für das Leben, sondern eine teils erfreuliche, teils hinderliche Begleiterscheinung, auf die man Lust oder nicht Lust hat.

Keine namhafte gesellschaftliche Kraft – keine Partei, keine große Zeitung, keine in die Öffentlichkeit kraftvoll hineinsprechende oder hineinschreiende Gemeinschaft, kein Sozialwissenschaftler, kein Politiker, der gewählt werden will   – diskutiert oder  beklagt diesen Zustand.

 Posted by at 23:35