80.000 leerstehende Mietwohnungen in Berlin suchen verzweifelt Menschen

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Jul 122011
 

02072011794.jpg10 Tage lebte der Blogger in Mecklenburg-Vorpommern mit seiner Familie auf 6 Quadratmeter Wohnfläche! Das eigene Heim ist halt doch Gold wert! Es ging schon einigermaßen, zumal das Außenzelt uns nachts zuverlässig vor dem pladdernden Dauerregen schützte. Mit wie wenig kann der Mensch doch auskommen! Gebadet wird in der Ostsee, Essen und Trinken findet im Freien statt, Körperpflege in den Gemeinschaftsduschen.

Nur nachts dachte ich manchmal bei Blitz und Donnerschlag: Um wieviel besser wäre es jetzt, eine Mietwohnung am Stadtrand Berlins zu haben! Weiterhin verschenken die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Boni und Anreize, damit die Menschen aus den beliebten Innenstadtquartieren in die grünen Randbezirke ziehen. Das berichtet die BZ heute auf S. 14.  80.000 Wohnungen stehen in Berlin leer! Aus Steuergeldern finanziert werden 300-Euro-Starter-Boni, mietfreies Kinderzimmer, 500-Euro-Gutschein und und und …

Aus Berichten von Freunden und Bekannten weiß ich: Die Wohnqualität in den Großsiedlungen ist gut, sie bieten gerade für junge Familien jede Menge bezahlbaren Wohnraum. Den öden Hype um den Bergmannkiez und den Caffe-Latte-Prenzl-Berg sollte man nicht mitmachen! Was nicht durchgentrifiziert wird, fällt eh dem Spielhallenvirus zum Opfer. Konsequent: Bei meiner Rückkehr nach Kreuzberg entdeckte ich vor wenigen Stunden die erste Spielhalle in der Stresemannstraße. Meine Kinder können also jetzt wählen zwischen 2 Spielcasinos am Mehringdamm und einem in der Stresemannstraße.

Der Berliner Hätschel- und Verwöhnstaat schüttet über seine landeseigenen Wohnungsgesellschaften weiterhin sein Füllhorn aus. Buen provecho!  Eine Quadratmetermiete von 3 Euro, wie sie die GSW anbietet, kann niemals kostendeckend sein.

Dauerjammerer und Schlechtwettervögel: Greift zu – statt zu klagen!

Bild: So trübe sah es vor unserem 6-qm-Eigenheim tagelang aus.

Schnäppchen: Sonderangebote für Berliner Platten – B.Z. Berlin – Plattenbau, Sonderangebote, Sanierung

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Jun 302011
 

Die durchschnittlichen Wohnungsmieten in diesen vier Städten sind etwa vergleichbar teuer wie die durchschnittlichen Berliner Wohnungsmieten. Soll man also nach Bielefeld umziehen? Ich würde sagen: ja, wenn man dort eine Arbeit findet. Nein, wenn man dort keine Arbeit findet. Denn Berlin bietet bei vergleichbarem Mietpreisniveau wie Bielefeld unvergleichbar mehr Spaß, Unterhaltung und Freibäder. Die Schulen erhalten in Berlin pro Schüler weit mehr Geld als in Bielefeld, die Kinderbetreuung ist hier in Berlin viel besser ausgebaut. Das Freibadwasser ist in Berlin beheizt. Der öffentliche Nahverkehr ist billiger und besser ausgebaut.

Warum sollte man etwas daran ändern?

Immobilienmakler: Mieten in Berlin angeblich billig wie in Bielefeld – Berlin – Tagesspiegel
Trotzdem sind die Makler überzeugt, Berlin sei weiterhin billig. Nach wie vor seien für 4,50 Euro pro Quadratmeter ausreichend Wohnungen im Angebot, „die ein Bad haben, wo es nicht hineinregnet und wo die Fenster vernünftig schließen“, sagt der Verbandsvorsitzende Dirk Wohltorf.

Dies entspreche dem Preisniveau von Bielefeld oder Rostock.

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Jun 192011
 

Etwa 10.00 bis 15.000 Menschen sterben nach Schätzungen jährlich in Deutschland an vermeidbaren Krankenhausinfektionen. Bis zu 500.000 stecken sich an. Viele der Patienten sind alt, und ihr Immunsystem ist geschwächt. Das Thema der mangelnden Krankenhaushygiene ist seit Jahren bekannt, dennoch haben sich die Medien daran gewöhnt und berichten kaum mehr. Wer will schon erfahren, dass man sich bei jedem Krankenhausbesuch und während des Aufenthaltes sehr sorgfältig regelmäßig die Hände unter lauwarmem Wasser und mit Seife waschen sollte, und dass allein dadurch sehr viele unnötige Todesfälle verhindert werden könnten?

Mindestens 38 Menschen sind in Deutschland in diesem Jahr am heimtückischen EHEC-Darmkeim gestorben! Viele von ihnen waren alt, und ihr Immunsystem war geschwächt!! Das Thema war ein willkommener Aufhänger für die Medien, um Auflagen zu steigern!! Behörden und Politiker konnten sich durch rasche, unbedachte Warnungen in Szene setzen!!!  Die Landwirte in verschiedenen europäischen Ländern sind massiv geschädigt worden und müssen nunmehr den Schaden tragen – oder wir Steuerzahler tragen ihn!!!! Das ist ist eine Folge des Ausrufezeichenjournalismus, der so viel Schaden in die Politik bringt!!!!! Der den Menschen unnötige Ängste einflößt durch lauter unnötige Ausrufezeichen!!!!!

Wer will schon erfahren, dass man sich nach jedem Toilettenbesuch und vor jeder Mahlzeit sehr sorgfältig die Hände mit reichlich fließend Wasser und Seife waschen sollte, dass man ferner vor dem Verzehr Gemüse, Salat und Obst sorgfältig putzen und waschen soll, und dass allein dadurch sehr viele unnötige Ansteckungsfälle verhindert werden könnten?

Erneut zeigt es sich triumphal: FEAR SELLS. FEAR WINS OVER TRUST. Angst vor dem Strahlentod durch AKWs, Angst vor dem EHEC-Tod, Angst vor der Überfremdung durch fremde Kulturen, Angst vor der Vertreibung durch Gentrifizierung, Angst vor den Touristen in Kreuzberg, Angst vor den Linken in Friedrichshain, Angst vor den Rechten in Kreuzberg, Angst vor dem Heimatverlust durch Schlafboxen im Prinzenbad, Angst vor Investoren usw. usw. Ein riesiger Teil der Politik arbeitet mit Angst! Ich halte dies für verheerend. Es ist Beleg für die auffallende Konzeptlosigkeit, den Mangel an konstruktiven Vorschlägen, an Mut, Tatkraft und Zutrauen in die Menschen.

Dieser Mangel an Zutrauen in den Menschen hat sich wie Mehltau über die Berliner Landespolitik gelegt. Das muss sich ändern.

Politik, die Verantwortung übernimmt, Politik, wie ich sie sehe, muss mit Ermutigung arbeiten und muss unnötige Ängste vermeiden.

Neueste, bewusst geschürte Angst: Angst vor  Vertreibungen, vor Wohnungsverlust. In Hellersdorf, Mahrzahn, in Reinickendorf stehen in manchen Lagen reichlich Wohnungen leer, in manchen Lagen bis zu 30 Prozent! Niemand spricht davon. Man meldet die Wohnungen nicht, um künstlich die Mieten hochzuhalten. Jetzt wird in einer Geisterdebatte das Thema Mietenanstieg gefahren. ANGST wird von den Parteien künstlich geschürt, um sich selbst als Angstlinderer in Szene setzen zu können. Dabei weiß jeder: Insgesamt sind die Mieten in ganz Berlin in den letzten zehn Jahren nicht signifikant stärker als die Inflation gestiegen.

Woher kommen die unbestreitbar in den letzten Jahren in einigen Lagen  stärker anziehenden Mieten? Nun, der Mietenmarkt ist in Berlin über Jahrzehnte hinweg mit pharaonischen Subventionen bis zur Besinnungslosigkeit vollgepumpt worden. Daran haben die Berliner Parteien mit ihren Gefolgschaften, ihren Geschäftsführern, Aufsichtsräten, ihren Tausenden von Sachbearbeitern in den landeseigenen  Wohnungsbaugesellschaften kräftig mitverdient. In dem Maße, wie die riesigen Quersubventionen der Mieten zurückgefahren werden, müssen selbstverständlich die Nettomieten für die Mieter in bestimmten Lagen steigen. Alles andere ist pure Augenwischerei. Von echten Notlagen sollte man im statistisch signifikanten Sinne nicht reden. Die Zahlen der sogenannten Zwangsumzüge geben das einfach nicht her. Es findet sich immer eine zumutbare Lösung.

Es gibt jedenfalls noch genügend Platz für alle Berlinerinnen und Berliner. Fragt doch herum in Marzahn oder Lichtenberg, in Lichterfelde und Staaken. Notfalls muss man halt zusammenrücken oder umziehen ans schöne Wuhletal in Marzahn-Hellersdorf.

Für öffentliche Wohnungsbauförderungsfonds, wie sie jetzt von verschiedensten hätschelsozialistischen Parteien ins Gespräch gebracht werden,  besteht kein Anlass!  Dies würde wie in der Vergangenheit nur erneut zu stärkerer Verschuldung des Landeshaushaltes führen. Durch den öffentlichen Wohnungsbau würde erneut die Staatsquote ansteigen. Der Staat würde in einen schon weitgehend überregulierten Markt zusätzlich verzerrend eingreifen. Die Mieten werden durch ein nochmals verstärktes Eingreifen des Staates in den Markt keineswegs niedriger gehalten. Das belegt allein schon ein Blick auf die aktuellen Durchschnittswerte, die zeigen, dass landeseigene Sozialwohnungen im Schnitt etwas teurer sind als solche in Privateigentum.

Der vorige Berliner Finanzsenator hat völlig zu Recht überdurchschnittlich steigende Mieten in den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften verlangt, um weitere operative Verluste und weiteren Schaden vom Land Berlin abzuwenden. Sein Nachfolger Nußbaum ist gut beraten, diese Linie seines Vorgängers fortzusetzen. Das Motto muss lauten:  unnötige Verluste vom Land Berlin abwenden – Mietermärkte  nicht durch fehlgeleitetes eigenes unternehmerisches Handeln verzerren!

Die mahnende Stimme der Vernunft muss hier, angesichts der nächsten drohenden Geldverteilungswelle, rechtzeitig erhoben werden! Staatlicher Wohnungsbau führt in jedem Fall angesichts der nicht kostendeckenden Gesamtrechnung des öffentlich geförderten Wohnungsmarktes entweder zu zusätzlichen Defiziten der öffentlichen Hand oder zu weiteren Mietsteigerungen. Der staatlich quersubventionierte Wohnimmobilienmarkt hat der Selbstbereicherung Tür und Tor geöffnet und würde dies erneut tun.

Dennoch überbieten sich die Parteien schon jetzt mit Hilfszusagen: „Die Mieter brauchen rasche Hilfe!“ „Wir müssen den Mietern die Ängste nehmen!“ Von neuaufgelegten Fonds ist die Rede. Man fasst sich als Finanzpolitiker an den Kopf. Immobilienfonds des Landes Berlin sollen wieder aufgelegt werden! Ja lernen sie denn gar nichts! Nach all den  Skandalen und Selbstbereicherungen, die die Berliner Politik in den letzten Jahrzehnten mit öffentlichen Liegenschaftsfonds gemacht hat! HOWOGE lässt grüßen!

Gut, dass wenigstens die Berliner CDU es in ihr aktuelles Wahlprogramm geschrieben hat:

„Darüber hinaus treten wir dafür ein, die exorbitant hohe Staatsquote der Berliner Wirtschaft von zurzeit 60 Prozent in merklichen, aber sozial verantwortbaren Schritten abzubauen. Die hohe Staatsquote ist eine wesentliche Ursache für den hohen Schuldenstand des Landes“ (Wahlprogramm „Das muss sich ändern“, Seite 30).

Diese Sätze, die der von dem hier bloggenden Kreuzberger Mieter vertretene CDU-Ortsverband Kreuzberg-West auf dem 34. Landesparteitag am 6. Mai 2011 durchgesetzt hat, sind goldrichtig! Sie sind ein eiserner Riegel gegen die Anwandlungen des alten Berliner Hätschelsozialismus, der jetzt wieder in panischen Zuckungen fast alle Berliner Parteien befallen hat.

Wer wie die CDU richtigerweise die Staatsquote Berlins senken will, der kann und darf in einem bis zur Halskrause verschuldeten Bundesland wie Berlin nicht für neue Hilfsfonds für die Mieter eintreten.  Richtig ist es hingegen, private Investoren zu holen, Quartiere aufzuwerten, ingesamt die verstärkte Migration zwischen Stadtteilen, zwischen Brandenburg und Berlin zuzulassen und zu begrüßen. Die Bezirke sollten in einen Wettbewerb um Zuzügler treten, sie sollten die Menschen ermuntern, durch wirtschaftliche Tätigkeit die Mieten in dem jeweils gewünschten Objekt bezahlbar zu machen.

Viele Berliner Bezirke – auch Kreuzberg – brauchen Zuwanderung von außerhalb durch tatkräftige, gut ausgebildete Eltern samt ihren Kindern!

Vemeintliche Billiglagen haben umgekehrt ungeahnte Reize!

Zurück zur Ausgangsfrage! Gibt es die EHEC-Katastrophe? Gibt es die Mietenanstiegskatastrophe? Meine Antwort: Das EHEC-Problem gibt es. Aber es wurde unverantwortlich aufgeputscht. Die Darstellung hat mehr Schaden als Nutzen erzeugt.  Steigende Mieten gibt es ebenfalls in Berlin. Aber die Dimensionen des Problems werden vollkommen verzerrt dargestellt, die durch mehrere Parteien vorgeschlagenen Lösungsansätze zeugen von einer gewissen Dummheitsvermutung, die manche Politiker gegenüber den Wählern zu hegen scheinen.

Das Schüren von unbegründeten Ängsten ist unverantwortlich, wenn die Parteien daraus Kapital für sich schlagen wollen.

Ihnen allen rufe ich zu: Habt keine Angst! Ich traue es euch zu, dass ihr ohne Eingreifen des Staates gute Lösungen finden werdet! Krempelt die Ärmel hoch! Wir schaffen das!

Bild: Ein Blick auf einer Wanderung in Marzahn-Hellersdorf, einem der Aufsteigerbezirke Berlins. Mietfrei und kostenlos erhascht vor 2 Wochen. Herrlich!

 Posted by at 23:20

„Nein, er gefällt mir nicht, der linke Bürgermeister …“

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Jun 012011
 

Nein er gefällt mir nicht, der neue Burgemeister!
Nun, da er’s ist, wird er nur täglich dreister.
Und für die Stadt was tut denn er?
Wird es nicht alle Tage schlimmer?

So holprig reimte ein heute weitgehend vergessener deutscher Dichter mal. Ja, es wird alle Tage schlimmer mit den Mieten! Es ist allgemein bekannt: Gegen Mietsteigerungen kann die linke Politik auch in einem teilsozialistischen Bundesland wie Berlin kaum etwas ausrichten. Das wissen auch linke Bürgermeister wie etwa Franz Schulz (Friedrichshain-Kreuzberg) oder Klaus Wowereit (Berlin).

Geradezu kindlich-frommes Staatsvertrauen drückt sich dagegen immer wieder im  flehentlichen Ansinnen linker Protestierer aus: „Tu doch endlich was, Bürgermeister! Lieber lieber Bürgermeister! Mach, dass die Mieten nicht steigen! Du bist doch auch ein echter Linker wie wir alle!“

Umsonst. Nichts zu machen. Selbst die landeseigenen Wohnungsgesellschaften verlangen heute höhere Mieten als der Durchschnitt. Das müssen sie auch, denn alles andere würde die Verluste für das Land Berlin erhöhen. Der einzige Strohhalm, den die in die Enge getriebenen linken Bürgermeister noch darreichen können, ist, eine Bundesratsinitiative für „nach dem nächsten Wahlsieg“ in Aussicht zu stellen.  Oder eine Erhöhung der „Richtwerte für Wohnkosten in allen Wohnungsarten“, wie es die Berliner Sozialsenatorin Carola Bluhm fordert. Das ist klassische Geldverteilungspolitik, das ist alte Berliner Schule aus besten Mauerzeiten!

Denn was geschieht? Die Erhöhung der Richtwerte ist nichts anderes als eine Einladung an die Vermieter, exakt diese Erhöhung bei den Mieten draufzusatteln. Ülker Radziwill, die sozialpolitische Sprecherin der linken SPD scheint dies immerhin erkannt zu haben. Der fürsorgliche Sozialstaat scheffelt also den Vermietern das Geld direkt in den Rachen. Natürlich fordert der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) ebenfalls eine Anhebung der Regelsätze für die Kosten der Unterkunft (siehe WELT, Berlin-Ausgabe, heute S. 30).

Bessere Bundesgesetze und Erhöhung der Regelsätze, um weiterhin zu verhindern, dass die Gesetze des Marktes im teilsozialistischen, fast komplett durchregulierten  Mietwohnungsmarkt einziehen könnten! Wer daran glaubt, wird selig.

Ansonsten setzt man wie gehabt auf Verbote, „Umwandlungsverbote“, Anordnungen, konservativen Milieuschutz und Bestandsschutz. Das übliche Repertoire der Profiteure des Status quo. Linke Politik ist heute in Berlin fast ausschließlich konservative Bestandssicherung geworden. Klammerreflexe landauf landab! „Wählt uns linke Parteien, dann werden wir euch Benachteiligten dieser Erde (also den Wohnungsunternehmen) mehr Geld zukommen lassen!“

Von konstruktiver Kommunalpolitik weit und breit keine Spur! Man klammert sich am Bestehenden fest.

Im übrigen herrscht seitens der linken Bürgermeister weiterhin gewinnende Höflichkeit im Umgang mit linken Besetzern oder vielmehr Gästen, und zwar vor allem „aus menschlich-persönlichen Gründen: um nicht bei ihnen anzustoßen und sie nicht unmittelbar in ihren politischen Gesinnungen zu verletzen, die heutzutage natürlich schrecklich zerklüftet und gegensätzlich sind, so daߠ viel Zündstoff vorhanden ist und man sich leicht das Gescharr der einen Seite zuziehen, womöglich Skandal erregen kann …“

Man möchte eben vermeiden, den kindlich-frommen Feuerköpfen in all der teilsozialistischen Unordnung noch frühes Leid zuzufügen!

01.06.2011: Besetztes Haus geräumt Tageszeitung Neues Deutschland
Mit dem Einsatz scheiterten auch die Bemühungen des Bezirksbürgermeisters von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz Grüne, die Besetzung zu legalisieren. Zeitgleich zu der Besetzung in der Schlesischen Straße war auch das Büro des Bezirksbürgermeisters von zehn Mietaktivisten besetzt worden. Da Schulz die Besetzer jedoch »als Gäste« bezeichnete, kam es hier zu keiner gewaltsamen Räumung.

 

 Posted by at 10:22
Mai 312011
 

Kaum jemand weiß es, aber den klimaschützerischen Grünen müsste es wenigstens bekannt sein: Seit 1970 hat sich die durchschnittliche Wohnfläche, die jedem Bundesbürger zur Verfügung steht, verdoppelt. Und Gebäudeheizung verursacht etwa 35-40% der Treibhausgase. Wäre es da nicht eine gute Idee, die Menschen zum freiwilligen Verzicht auf Wohnraum aufzufordern?  Ebenso wie ich sie seit Jahren zum Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad und den ÖPNV auffordere?

Nicht der Verkehr, sondern das Wohnen, Heizen und Kochen hinterlässt den größten CO2-Abdruck!

Am klimaschädlichsten sind ja zweifellos die um sich greifenden Einpersonenhaushalte. Die Versingelung der Berliner Gesellschaft schreitet voran, sie liegt jetzt bei 55% aller Haushalte. Selbst der Regierende Bürgermeister fordert, das Land solle neue Ein-Personen-Wohnungen für Studenten bauen und anbieten. Nun, früher wohnte man „zur Untermiete“. Ich selbst fing mein Studentendasein an der FU als Untermieter einer Witwe an, die ihre Zehlendorfer 4-Zimmer-Wohnung auch durch das Vermieten zweier Zimmer an Studenten finanzierte.

Der Klimaeffekt  der Untermieter ist minimal, weil die Grundheizung der Wohnung sowieso erfolgt.

Später merkte ich, dass ich für weniger Geld im Subventionsparadies West-Berlin eine 1-Zimmer-Wohnung mieten und bewohnen konnte. So zog ich in die Hornstraße in Kreuzberg – nur einen Steinwurf von meinem jetzigen Wohnort entfernt. Ich zahlte 56 DM kalt und schippte Kohlen in den Kachelofen. Die Außentoilette im Treppenhaus und das Fehlen einer Dusche störten mich nicht.

Meine Klimabilanz verschlechterte sich allerdings, denn nun trug ich über den Kachelofen zur Feinstaubbelastung der Luft und zur Freisetzung schädlichen Kohlendioxids viel mehr bei als vorher. Das dank der eigenen Mietwohnung eingesparte Geld kratzte ich zusammen und leistete mir einen 10 Jahre alten Ford Escort, den ich für 1000 DM bei einem Autohändler am Südstern kaufte. Eine Stelle als studentische Hilfskraft an der FU ermöglichte mir einen Lebensstil, von dem ich früher nur hätte träumen können – auch dank der Berlin-Zulage.

Ich war reich, denn ich hatte eine eigene Mietwohnung, ein Auto und jede Menge Spaß! Ich hatte damals mehr Geld in der Tasche als heute ein türkischer Arbeiter mit seinem gesetzlichen Mindestlohn!

Und heute? In manchen Bezirken der Stadt Berlin stehen riesige Flächen innerhalb der Wohnungen und Häuser leer, es gibt enorm viel ungenutzten Platz in den Wohnungen, den die Menschen teilen könnten. Das Geschrei über Mietsteigerungen und „Vertreibungen“ ist groß und grotesk, dabei stehen in Berlin sehr viele Zimmer leer. In den Plattenbausiedlungen etwa in Marzahn kümmern oftmals 30% aller Wohnungen leer vor sich hin! Ich finde: Da sollten die Leute rein, ehe weitere kostbare grüne Flächen durch 1-Zimmer-Appartments verbaut und verbraucht werden.

Dem Klimaschutz tut’s gut. Holt euch den Wohnraum zurück, Berlinerinnen und Berliner!

Bild: Sumpfe und Moore sind natürliche CO2-Senken! Hier ein Bild von einer Radttour aus dem Fläming.

Klimaschutz – Wowereit warnt vor zu starker Belastung von Mietern – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost – Berlin

 Posted by at 19:48
Mai 312011
 

 30052011661.jpg

Ein typisches Bild aus meiner Nachbarschaft in Kreuzberg-West: leerstehende Geschäfte, die nicht mehr vermietet werden. Graffiti breiten sich aus. Hier wurde noch vor drei oder vier Jahren kaum gesprüht. Heute dagegen: Ganze Straßenzüge sind mit Schmierereien verunstaltet, der Müll übersät den Kreuzberg nach jedem schönen Wochenende. Das war vor 5 Jahren noch anders.

Der Schlecker in meiner Straße hat ebenfalls dichtgemacht, der Laden ist unvermietet. Ich spreche mit den Leuten aus den Geschäften: Umsatzrückgänge in den vergangenen Jahren! Die Wohnungsmieten ziehen nicht merklich an, nur sehr gute Objekte verzeichnen bei Neuvermietung kräftige Mietsteigerungen. Es gibt erheblichen Wohnungsleerstand. Finanziell nicht vom Staat abhängige Familien mit Kindern ziehen weiterhin aus Kreuzberg weg, sobald die Kinder das Schulalter erreichen. Auf- und Abwertung halten sich in Kreuzberg-West insgesamt einigermaßen die Waage.

Schade. Das müsste alles nicht sein. Not tut eine echte Aufwertung des Wohnumfeldes.

 Posted by at 17:28

„Sie hingen Transparente auf …“

 Deutschstunde, Mieten  Kommentare deaktiviert für „Sie hingen Transparente auf …“
Mai 302011
 

30052011652.jpg „Was regst du dich auf? Wir Berliner unterscheiden nicht zwischen Genitiv, Dativ und Akkusativ, das solltest du wissen!“ wies mich ein Bekannter zurecht, als ich kürzlich säuerlich anmerkte, „entsprechend des Falles“ sei kein gutes Hochdeutsch. Es müsse „entsprechend dem Fall“ heißen.

Gebongt! Wir bewegen uns offenkundig auf die Abschleifung der Kasus hin, in 100 Jahren wird bei einem Besuch Yodas niemand mehr Goethe oder Hegel oder das Grundgesetz ohne Übersetzung ins Neudeutsche verstehen können, wenn die Deutschen so weitermachen wie bisher.

Nächstes Beispiel: Ist dies gutes Deutsch? Die Morgenpost berichtet:

Bei der Vorstellung des Mietspiegels „machten etliche Demonstrierende ihrem Ärger Luft, hingen Transparente auf …“

Vergleich zu 2009 – Berliner Mieten steigen um acht Prozent – Berlin – Berliner Morgenpost – Berlin

Ich vertrete die Meinung, es müsste auf Hochdeutsch „hängten“ heißen. Aber in Berlin ist transitives „hingen“ ebenfalls häufig zu hören. Gebongt.

 Posted by at 23:34
Mai 302011
 

30052011660.jpg „Der rot-rote Senat opfert Mieterinteressen dem Kommerz“, „die Stadt gerät unter dem linken Senat in die Hand der Spekulanten“, „rot-rot plündert die Mieter aus“, so klagen und wettern maskierte Besitzstandskonservatoren und Heimatschützer, revolutionäre Status-Quo-Bewahrer und radikale Schutztruppen unisono. Was tun? Die Grünen – die Stammpartei der Besserverdienenden – sollte man nicht wählen, denn die ständige Forderung nach energetischer Gebäudesanierung hat schon viele Mieten in die Höhe schießen lassen. Alle wissen doch: Höhere Mieten dienen dem Klimaschutz, denn die Leute werden gezwungen, zu mehreren zusammenzuwohnen, um sich gegenseitig Körperwärme zu spenden und so Heizkosten zu sparen. „Na, dann wählt halt CDU, die hat wenigstens ein Herz für Mieter!“, möchte man trockenen Auges erwidern.

Wahrhaftig: In Berlin droht ein Mietpreisnivau wie in Bottrop oder Castrop-Rauxel! Dagegen regt sich Widerstand. Ein Mittel, das Journalist Stefan Strauss heute auf S. 17 der Berliner Zeitung empfiehlt: bewusste Verschlechterung des Aussehens, etwa dadurch, dass man Aldi-Tüten aus dem Fenster hängt oder Kabel aus der Wand ragen lässt. Dann würden potenzielle Investoren und reiche Mieter abgeschreckt.

Ein wichtiges Mittel vergaß er zu erwähnen: Die Verschönerung und Auszierung des Umfeldes mit zersprungenen Glasflaschen, liegengebliebenem Müll, alten Fernsehern und Sofas  und Graffiti.  Kreuzberg bietet für diese Strategie reiches Material!

Z.B. das Antiquariat in der Großbeerenstraße oben! Werden bücherliebende Kunden durch derartige  Graffiti eher angezogen oder abgestoßen? Wirken sich Graffiti umsatzfördernd aus? Ich vermute eher nein. Folge: Viele Läden machen zu, das Mietniveau sinkt eher.

Die Hausbesitzer sehen sich einer Alternative ausgesetzt: Entweder lassen sie Graffiti sofort kostenpflichtig entfernen und legen die Kosten auf die Miete um, wodurch die Mieten steigen  – oder sie lassen alles, wie es ist, und sehen dem Auszug der Mieter, vor allem dem Fortgang der kleinen Geschäfte tatenlos zu. Beides kommt hier in Kreuzberg vor.

Graffiti, Müll, Raubüberfälle auf kleine Läden führen zu einer Verschlechterung des Umfeldes, die Investoren und die zahlungskräftigeren Mieter bleiben aus oder ziehen weg.

Ich würde es  so sagen: Über mangelnde Abwertung des städtischen Umfeldes durch Graffiti und Müll können wir in Kreuzberg nicht klagen! Davon haben wir genug. Sprüche wie „Immobilienheinis raus“, „Berlin mag keine Touristen“, „Wir bleiben Alle“ oder „Yuppies sind hier unerwünscht“ lese ich in Friedrichshain-Kreuzberg immer wieder. Das erinnert mich an Sprüche vom Typ: „Ausländer raus“, „Juden sind hier unerwünscht“, „Deutsche raus“, „Deutschland verrecke“. Alles die gewohnte Kost für strapazierfähige Nerven.

Kuckt eben mal das Video an, das ich soeben in der Großbeerenstraße geschossen habe: Neben dem wie stets zugeparkten Radstreifen fällt die prachtvolle, flächig gestaltete Bemalung verschiedener Häuserfassaden auf. Mindestens jedes zweite Haus ist graffitiverziert. Manche Häuser werden jede Woche neu überstrichen, man kann auch dies deutlich erkennen. Es ist ein zähes Ringen zwischen Aufwertern und Abwertern, das zur Zeit die Abwerter für sich entschieden zu haben scheinen. Die Graffitikünstler spülen den Malern und Handwerkern viel Geld in die Tasche – aus der Tasche der Buchhandlungen und Mieter! Umverteilung des Reichtums auf die etwas andere Art!

Erfolgreich abwerten : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv
Volle Wäscheständer an die Balkonbrüstung hängen, Kabel aus Hauswänden ragen lassen, auf Klingelschilder ausländisch klingende Namen schreiben. Während der Besichtigung stehen die Hausbewohner im Unterhemd vor der Wohnungstür, mit Bierflasche und Zigarette.

Ob so eine aufwendige Inszenierung erfolgreich sein kann? Sicherlich löst sie nicht das Problem der Aufwertung, aber eine gute Idee ist es allemal.

 Posted by at 16:05
Mai 192011
 

Wird Berlin jetzt bald so teuer wie der Rest der Bundesrepublik? Die Gefahr besteht. Es besteht die reale Gefahr, dass Berlin den Status einer milieuschutzgehegten Nische verliert und sich in die Schar der anderen 15 Bundesländer einreihen muss. Das würde bedeuten, dass man sich als Mieter in Berlin für denselben Betrag Euro keine größere Wohnung leisten kann als in Städten wie etwa Bottrop-Rauxel, Augsburg oder Kiel.

Das könnte im Extremfall bedeuten, dass sich ein Mieter mit etwa der Hälfte des Raums begnügen müsste, den er heute hat. Etwa wie vor 30 Jahren in Deutschland, oder wie heute in Japan. „Wir brauchen die Kultur des Weniger“, wie es Katrin Göring-Eckardt (Grüne) so hübsch auf den Punkt bringt: 4 Personen statt 2 in einer 60 qm-Wohnung! Wie im Jahre 1970! Gut! Dem Klimaschutz wird es nützen!

Gegen steigende Mieten kann man – außer vielleicht einer wohlfeilen Bundesratsinitiative – kaum etwas machen. So immer wieder sinngemäß der Regierende Bürgermeister Wowereit (SPD/Linke-Koalition) und unser Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Recht haben sie, unsere linken Parteien. Zumal die Mieten der Berliner städtischen Wohnungsbaugesellschaften leicht über dem freien Markt liegen und folglich zusätzlich preistreibend wirken. Ich glaube in der Tat, dass Berlin nach und nach ebenso teuer sein wird wie etwa die anderen 15 Bundesländer auch. Die Sonderrolle unseres Hätschelkindes neigt sich dem Ende zu. Sollte man dann auch noch die landeseigenen Wohnungen verkaufen, würde sich endlich ein funktionierender Markt einstellen.

Trendviertel 2011: Berlin boomt – in der Mitte und im Westen – Berlin – Tagesspiegel
Das Beratungsunternehmen CB Richard Ellis ermittelte, dass die Mieten von am Markt angebotenen Wohnungen im vergangenen Jahr um durchschnittlich 4,5 Prozent zulegten.

 Posted by at 07:48

Simca 1200. Oder: Doppelt so viel Ressourcenverbrauch = doppelt so viel Lebensglück?

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Apr 142011
 
Tolles Spiel gestern auf Schalke mit Schalke gegen Inter! Raúl, der den genialen Pass zum entscheidenden 2:1 auf  Höwedes zauberte, hat einmal erzählt , wie sein Vater, ein Elektriker, ihn im Simca 1200 von einem dürftigen Außenbezirk Madrids zum Training der Nachwuchskicker  von Atletico Madrid chauffierte. Lest:

L‘ anti-bamboccione Raul ha scoperto interessi nuovi: si è appassionato all‘ hockey su ghiaccio e al jazz; ha riscoperto sensazioni antiche, proletarie, di quando suo padre Pedro, elettricista, lo accompagnava, con la Simca 1200, dal povero barrio a sud di Madrid agli allenamenti della cantera dell‘ Atletico Madrid (Corriere della sera, 13 Aprile 2011, p. 35).

Der SIMCA 1200 – schaut euch das tolle Bild dieses Gefährts hier an! Das waren Zeiten! Wir hatten damals,  als ich noch den Simca 1200 herumgondeln sah, kein Auto. Ich dachte: Das mussten aber reiche Leute sein, die sich einen Simca 1200 leisten konnten!

Als Kind lebte ich im Jahr 1970 mit beiden Eltern und drei Geschwistern auf 90 qm in einem Häuschen.  Heute lebe ich mit meiner Familie zu dritt auf etwa ebensoviel Wohnfläche. Wer damals den Simca 1200 fuhr, fährt heute vielleicht einen 5 Jahre alten BMW 320 d. Der BMW ist vielleicht dreimal so schwer wie der Simca 1200, kostet in heutigem Geldwert drei Mal so viel, bietet drei Mal so viel Platz und geht drei Mal so selten kaputt.

Merkwürdig: Wir Deutschen haben insgesamt im Durchschnitt heute etwa doppelt so viel Wohnraum zur Verfügung wie 1970. Die Energieeffizienz der Gebäude ist andererseits auf etwa das Doppelte gestiegen. Dank gestiegener Ansprüche der Menschen ist der Gewinn höherer Effizienz komplett wettgemacht. Japaner leben auf viel weniger Raum als wir. Sind sie unglücklicher?

Würden wir unsere Ansprüche an Komfort und Ressourcenverbrauch einschränken, wären wir dann unglücklicher?

Wäre Raúl der brillante Techniker geworden, der er ist, wenn sein Vater einen BMW 320d gefahren hätte? Wäre er gestern abend so glücklich gewesen? Ich glaube es nicht. Es hätte ihm der letzte Ansporn gefehlt.

Ein Schritt zum Umweltschutz ist sicherlich auch eine bescheidenere Lebensführung.  Unglücklicher wird man nicht, wenn man das Auto öfters mal stehen lässt und 5 km zur Arbeit radelt.

Unser Foto zeigt einen Wagen am Potsdamer Platz, der etwa so schwer sein dürfte wie der Simca 1200 von Raúls Vater Pedro … aber viel weniger Benzin verbraucht. Warum? Schaut genau hin!

 Posted by at 23:09
Mrz 302011
 

„Was für eine dumme Frage!“, werdet ihr mir antworten! „Sie tun es, wenn sie es wollen. Der Staat soll sich gefälligst heraushalten aus der Lebensplanung.“ Etwa 50% aller Haushalte in Berlin sind heute Single-Haushalte. Die Familie mit Kindern wird zum Ausnahmemodell, die WGs sind allenfalls eine Zwischenlösung. Der Staat übernimmt dank Sozialhilfe, Wohngeld, Hilfen zum Lebensunterhalt jede Garantie dafür, dass jeder so leben kann, wie sie oder er will. Es herrscht keinerlei wirtschaftlicher Druck mehr, zu Familien zusammenzuziehen oder in Familien zusammenzuwohnen. Das Single wird zur entscheidenden Größe der Wohnungspolitik, der Baupolitik, der Stadtplanung! Die Nachfrage nach kleinen Wohnungen wird zunehmen, das Geschrei von Wohnungsnot hebt schon an, da nicht mehr alle Wünsche nach Single-Wohnungen befriedigt werden können.

Mich stimmen solche Befunde eher nachdenklich. In dem Maße wie Familien zum Ausnahmemodell werden, werden Kinder zur Störgröße! Kinder, so meine ich, gedeihen am besten, wenn sie mit Vater und Mutter und mit anderen Kindern zusammenwohnen. Ökologisch gesehen sind Single-Haushalte kontraproduktiv, da besonders teuer.

Eine Stadtgesellschaft wie die unsrige, die de facto das Single zum Leitbild erhebt, lebt auf Kosten ihrer eigenen Zukunft. Sie fördert Egoismus und Einsamkeit. Ich finde das sehr problematisch – in jedem Sinne: psychologisch, ökologisch, ökonomisch und moralisch. Die Alten und die Kranken vereinsamen in der Single-Gesellschaft fast notwendigerweise.

Single-Boom: Deutschland wird zur Republik der Mini-Haushalte – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft

Besonders gering ist der Anteil der Haushalte mit drei oder mehr Mitgliedern in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Bereits 2009 lebte dort in jedem zweiten Haushalt nur eine Person. Bis 2030 steigt voraussichtlich der Anteil der Single-Haushalte in Bremen auf 54, in Hamburg auf 55 und in Berlin sogar auf 58 Prozent

 Posted by at 18:15
Mrz 242011
 

09032010.jpg Der große, bewegende Film Almanya beschäftigt mich noch! Er zeigt, wie eine türkische Familie in Deutschland Fuß fasst und doch zugleich die Rückbindung an das Vaterland Türkei zu halten, wiederzugewinnen und zu pflegen sucht. Der neu verliehene deutsche Pass, mit dem der Film beginnt, das ist „nur ein Stück Papier“. Die Sehnsucht gilt der Familie, gilt der Heimat. Die Loyalität gilt der eigenen Familie und der eigenen Kultur.

Erst bei der letzten Generation, der dritten Generation wird diese Loyalität brüchig: „Melek lässt sich scheiden …“ Diese Scheidungen, diese Ent-Scheidungen treffen die jungen Männer hart! Partner werden in Deutschland erstmals außerhalb der ethnischen Herkunft gesucht und gefunden. Die Integration der deutschen oder auch englischen Partner in die türkische Kultur erweist sich als schwierig, zumal ja die türkische Kultur sich ebenfalls zu ändern beginnt.

Almanya, „Deutschland“ – das war eine Chance für tausende von Familien in Anatolien, der bitteren Armut zu entkommen und doch die eigene ethnische Identität beizubehalten. Einmal Türke – immer Türke!

Szenenwechsel! Heute wird in Berlin erbittert um die Konservierung der Kieze gerungen. Das war auch Thema in der BVV-Sitzung Friedrichshain-Kreuzberg, der ich gestern beiwohnte. „Der Bezirk steht auf Seiten der Mieter!“ In Stein gemeißelt! Der Staat soll durch sein eigenes Geld die Menschen  in ihren Kiezen halten, soll durch Milieuschutz und Mieterschutz und Bestandsschutz garantieren, dass jeder lebenslang am selben Fleck bleibt. Selbst Reporter sprechen ohne laut über sich selbst aufzulachen von „Vertreibungen“ der alten Mieter! Man lese nur einmal die Interviewfragen (ohne die Antworten) in dem Tagesspiegel-Interview: „Es ist keine Beleidigung in Hellersdorf zu wohnen.“

Also bitte – liebe deutsche und türkische Landsleute, arkadaşlar  – schaut euch den Film Almanya an! DA wird noch von Schicksalen erzählt! Es ist so schön, dies zu sehen, wie eine Familie durch dick und dünn zusammensteht, wie sie Widrigkeiten wegsteckt, wie sie letztlich alle Sorge dem Menschen, den eigenen Angehörigen angedeihen lässt.

Heute dagegen sagen die Arbeitslosen aller ethnischen Gruppen: „Warum soll ich wegziehen? Ich habe hier in Kreuzberg doch alles.“ Es fehlt in unserem Bundesland Berlin die Bereitschaft, die Härte des Lebens anzunehmen und der Arbeit buchstäblich nachzugehen, wie sie die Menschen in Almanya noch haben.

Am Samstag schauten wir uns diesen Film an. Meine uralte Sehnsucht in den Mittelmeerraum entbrannte da wieder – nach Italien, in die Türkei! Die heutige Türkei ist ein großartiges Land, gespickt mit den Spuren uralter Kulturen: Perser, Griechen, Assyrer, Türken, Armenier, Kurden, Araber – DAS ist eine Mischung! Zusammengefügt durch die prägende Assimilationskraft der Jungtürken! „Ein Volk – ein Land – eine Sprache!“ Das ist seit Jahrzehnten Praxis in der Türkei, niemand darf dies ernsthaft in Frage stellen.

Und Wanderer waren sie alle! Da können wir nördlich der Alpen nicht mithalten.

In dem Film Almanya sehen wir große, Jahrhunderte umspannende Räume. Das sind die echten Geschichten vom Wandel! Was wäre denn geworden, wenn die anatolischen Dorfbewohner gesagt hätten: STAAT! HILF UNS! WIR BLEIBEN ALLE! Es war nicht möglich. Die Staaten Türkei und Bundesrepublik Deutschland haben damals im Anwerbeabkommen zu beiderseitigem Vorteil entschieden: „Ihr habt keine Chance, auf Staatskosten in der Türkei zu bleiben. Also macht euch auf die Wanderschaft!“

In anderen Worten: Es gibt keine Konservierung der Kieze. Der Staat kann nicht garantieren, dass jeder Mensch lebenslang auf Staatskosten im selben Mietshaus, im selben Dorf, im selben Kiez wohnen wird.

Der Film Almanya hat mich mit all seiner Wucht, seiner Heiterkeit erneut die Größe und die Würde des Menschen sehen lehren. Ich gebe ihm die bestmögliche Bewertung! Geht hin. Schaut ihn euch an! Dieser Film kann uns allen zeigen, was im Leben zählt.

„Es ist keine Beleidigung, in Hellersdorf zu wohnen“ – Berlin – Tagesspiegel

 Posted by at 13:08
Feb 222011
 

20022011385.jpg „Jahrzehntelange Staatsverwöhnung hat zu der berlintypischen, unvergleichlichen Mischung aus Anspruchshaltung, Besserwisserei, Welterlösungsglauben, Klientelismus und Verteilungspolitik geführt!“ Ich schrieb dies gestern. Ich steh dazu.

So also! Anspruchshaltung, Besserwisserei, Klientelismus, Verteilungspolitik, Welterlösungsglauben. Das sind die fünf Laster. Wir haben fünf Parteien im Abgeordnetenhaus. Kann man also jeder Partei eines der fünf Hauptlaster zuordnen? Nein! Warum? Alle sind sie betroffen, alle bedienen sich mehr oder minder aus dem Erfahrungsschatz dieser Laster. Keine Partei ist immun gegen diese Laster. Alle Parteien sind jahrzehntelang mehr oder minder damit durchgekommen, denn wir haben in Berlin keine anderen Parteien. Das Berliner System – eine innige Verquickung aus Förderkulissen und Milieuschutzklauseln – pflanzt sich fort.

Schlimmer noch: Die 5 Berliner Parteien haben sich ihre jeweilige  Berliner Wählerklientel herangezogen. Sie haben das Wahlvolk verwöhnt und werden es weiter verwöhnen. Eine Art Dauer-Infantilisierung des Berliner Wahlvolkes ist zu diagnostizieren. Not täte eine Entwöhnung des Berliner Wahlvolkes. Wer bringt den Mut dazu auf?

Ab und zu ein Skandal, ab und zu ein Skandälchen – dann wird ein Sündenbock gesucht und in die Wüste geschickt, ob er nun Landowsky oder Sarrazin heißt, und die Karawane zieht weiter zu üppigem Äsen auf grüner Au.

Beliebiges Beispiel – diesmal trifft es die Grünen. Sorry, Mädels!

Der Kampf um die „Klimahauptstadt Berlin“. „Ich will, dass Berlin Klimahauptstadt wird.“ Grünes Wahlprogramm! Ein typischer Fall von Welterlösungsglauben. Siehe das Plakat oben! „Der letzte macht das Licht aus.“ Hier wird mit Angst gespielt. Denn niemand kann wollen, dass der Fernsehturm demnächst brusthoch im Wasser steht. Die Weltrettung muss folglich oberstes Ziel der Berliner Landespolitik werden. Diesem Ziel sind die anderen Ziele unterzuordnen.

Energetische Gebäudesanierung ist ein wichtiger Bestandteil der Weltrettung. Denn etwa 35-40% der klimabeeinflussenden Gase entstehen durch Gebäudeheizung. Die energetische Gebäudesanierung ist teuer, lässt sich aber mietsteigernd zu Lasten der Mieter umlegen – im Gegensatz zur normalen Instandhaltung. Ein Trick, den auch unser Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) schon längst erkannt hat.

So berichtet mir eine Mieterin aus der Nebenstraße: „Bei uns wurde die energetische Gebäudesanierung durchgeführt – die Miete ist sprunghaft gestiegen! Ansonsten macht der Vermieter nichts, aber hier hat er zugeschlagen. Ich überlege mir wegzuziehen.“

Eine deutlich verschärfte Klimapolitik ohne Augenmaß, wie sie die Berliner Grünen fordern, wird also entweder zu deutlichen Mietsteigerungen samt Verdrängungseffekt oder zu deutlich höherer Staatsverschuldung führen. Mindestens einer dieser Effekte wird notwendigerweise eintreten – und die Welt wird dadurch nicht gerettet werden.

Gentrifizierung und höhere Staatsverschuldung durch rabiaten Klimaschutz!

(Serie wird fortgeführt).

 Posted by at 12:24