Sep 012010
 

Ich habe meinen Sohn 4 volle Jahre lang in eine Schöneberger Kita und in eine Kreuzberger Grundschule geschickt, in denen der Anteil muslimischer Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache bei mindestens 80% lag. Manche erklärten mich für verantwortungslos. „Du willst doch deinen  Sohn nicht bei DENEN so verheizen!“, warf mir eine Freundin vor, Mitglied der Linkspartei.

Verheizen! Was für ein Wort! Bin ich elitär, weil ich jahrelang gegen den Strom geschwommen bin und alle anderen Eltern gebeten habe, ebenfalls ihre Kinder zu unseren muslimischen Migranten zu schicken?

Ich glaubte fast schon an eine Verschwörung der linken und grünen Eltern gegen meine Araber, gegen meine Türken, gegen meine Muslime, überhaupt eine Verschwörung der linken und grünen Politiker gegen uns Migranten, weil sie – wie bekannt – ihre eigenen Kinder nie und nimmer  zu uns in die NDH-Eliteschule mit 90% Anteil muslimischer Kinder schicken würden.

In der aktuellen zitty Berlin berichtet die Sängerin Judith Holofernes  auf S. 20 von ihrer „Heidenangst„, ihren Sohn in eine stinknormale örtliche Schule mit über 90% NdH-Anteil zu schicken. Und die Kreuzberger Bildungsstadträtin sagt auf S. 23 ebenfalls über uns Eltern: „Sie haben eine Heidenangst, eine falsche Entscheidung zu treffen …“

Heidenangst – was ist das?  Angst vor den Heiden? Ich würde eher sagen: Angst der Heiden vor den deutschen Muslimen. Sogar Güner Balci will ihren Sohn nicht seiner Integration in die deutsche muslimische Kindermehrheit „opfern“ und hat ihren und meinen Heimatbezirk Kreuzberg verlassen. Sie will ihren Sohn halt nicht in die ganz normale Kreuzberger muslimische Mehrheit integrieren. Schade!

Hierauf kann ich nur sagen: Habt doch keine solche Heidenangst vor den deutschen muslimischen Kindern! Ihr werdet eure kleinen Söhne nicht auf Lebenszeit vor Prügeleien, vor Mobbing, vor Isolation, vor Peniskontrollen und Angespucktwerden durch ältere Mädchen beschützen können. Da müsst ihr, da müssen eure Kinder schon durch, wenn es euch ernst mit der Integration ist. Wenn ihr da durchgeht, könnt ihr zu wunderbaren Freundschaften, zu wunderbaren Erlebnissen des Annehmens und des Angenommenwerdens gelangen.

Wir haben das alles auch durchgemacht.

Lasst euch doch nicht entmutigen! „Der Mensch ist von Natur aus ängstlich“ (Sure 70,19). Wenn ihr oder eure Kinder angegriffen werdet, gedenkt der Worte des Propheten und rezitiert sie laut:

Ihr wart verfeindet, und er stiftete Freundschaft unter euch, damit ihr Geschwister wurdet (Sure 3, 103).

Der arme Kreuzberger Blogger und Radfahrer Johannes Hampel bittet somit in aller Unterwürfigkeit seine Mitbürger Raed Saleh, Michael Müller, Birgit Homburger,  Lamya Kaddor, Güner Balci, Judith Holofernes und Sigmar Gabriel, ihre eigenen Kinder, Patenkinder, Nichten und Neffen, Freundes- und Enkelkinder für mindestens 3 Monate in eine ganz normale staatliche Kita oder Grundschule mit ganz normalen 90% muslimischen deutschen Kindern nichtdeutscher Herkunft zu schicken. Es hülfe sehr!

Ich rege hiermit ein Integrations-Pflichtjahr für nichtmuslimische Schüler deutscher Herkunft in unseren ganz normalen Berliner staatlichen Grundschulen an. Alle nichtmuslimischen Grundschüler deutscher Herkunft sollten demnach mindestens ein Schuljahr in einer normalen staatlichen Schule mit den üblichen 50-90% muslimischer Kinder nichtdeutscher Herkunft ableisten, etwa im Neuköllner Rollbergviertel, im Soldiner Kiez oder in Kreuzberg SO 36. Auf dass unser gemeinsames Vaterland Deutschland, unsere gemeinsame Heimatstadt Berlin  zusammenwachse!

Nach Ableistung dieser Integrations-Dienstpflicht der nichtmuslimischen Kinder deutscher Herkunft für die Muslime und an den Muslimen wären die Kinder bzw. deren Eltern frei in der Schulwahl.

Diese selbstauferlegte Dienstpflicht zur Integration in die muslimische Mehrheit haben wir selbst 4 Jahre lang abgeleistet. Ich versichere euch: Es hilft allen. Es hilft euch, hilft euren Kindern, hilft unserem Land. Es verleiht all euren Parteiausschlussanträgen und Empörungsanfällen erst die rechtschaffene Glaubwürdigkeit.

Ihr habt doch nichts gegen deutsche Muslime? Ihr seid doch keine Angsthäsinnen und Angsthasen?

Noch einmal: Kommt zu uns! Habt keine Angst! Habt doch keine solche Heidenangst vor den deutschen Muslimen!

Quellenangabe: Der Koran für Kinder und Erwachsene. Übersetzt und erläutert von Lamya Kaddor und Rabeya Müller. C.H. Beck Verlag, München 2008, hier: S. 197

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„Die Kinder haben gelernt, dass es für sie keine Grenzen gibt“

 Angst, Mobbing in der Schule, Sozialadel  Kommentare deaktiviert für „Die Kinder haben gelernt, dass es für sie keine Grenzen gibt“
Jul 222010
 

19072010005.jpg Als Kreuzberger Vater zweier Söhne, der öffentliche Schwimmbäder, staatliche Schulen von innen kennt, der sich für sein Umfeld interessiert und auch ehrenamtlich tätig ist, gerate ich selbstverständlich immer wieder in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Ich kenne privat die eine oder andere Familie von Intensivtätern, denn keineswegs beschränkt sich deren Wirkungsfeld auf das medial überbelichtete Neukölln. Unvergesslich ist mir der Dialog mit einem etwa 5-jährigen Kind, mit dem mein Sohn im Sandkasten spielte: „Was baust du da aus Sand?“ „Ich baue ein Gefängnis.“ Und später sah ich dann die Brüder des Jungen im schicken BMW vorfahren.

Wenn ich mir die Altersstufen vom Schulanfänger bis zum voll strafmündigen Erwachsenen anschaue, so kann ich geradezu eine Skala der Verfehlungen und der entsprechenden Rechtfertigungslegenden aufbauen: Es fängt an mit Zäuneüberklettern, Türaufreißen, Schabernack à la Max& Moritz im Alter von 6 Jahren, Spucken ins Gesicht, Schlagen in die Weichteile des Gegners im Alter von 7-8 Jahren, ersten Diebstählen, Verkehrsverstößen, In-den-Schrank-Einsperren, Faustschlägen ins Gesicht  … bis hin zu den größeren Geschichten, über die dann die Presse berichtet.

Was mir im direkten Gespräch mit den jungen Menschen auffällt: Die Kinder haben gelernt, dass es für sie keine unübersteigbare Grenze gibt. Sie erlauben sich alles. Stellt man sie zur Rede, so sagen sie oft: „Das war ich nicht. Das war DER da.“ Hier darf man nicht locker lassen. Man muss die Kinder einbinden, sich „zur Brust nehmen“: „Aber ich habe dich gesehen! Du warst es.“

Besonders gut funktioniert die Zielvereinbarung: „Ich will, dass du das nicht mehr machst. Versprichst du mir das?“ Meistens weichen sie dann noch aus. Sie versprechen es nicht. Dann darf man nicht locker lassen!

Man muss zu einer Vereinbarung von Mann zu Mann kommen – und zwar besiegelt durch einen Handschlag und mit Nennung des Namens beider Kontrahenten.

Auf diese Weise ist es uns fast wider Erwarten gelungen, so manchen Konflikt mit arabischstämmigen Kindern beizulegen. Für wie lange? Das weiß ich nicht. Es ist „ein weites Feld“, wie der alte Briest in Fontanes Effi Briest zu sagen pflegte. Das Allerbeste ist: Die Missetäter in die eigene Familie einladen, gemeinsam einen Nachmittag verbringen.

Wenn die Familien, also die deutschen und die türkischen, die deutschen und die arabischen sich gegenseitig kennenlernen, einander erst einmal für eine Stunde, dann länger die Kinder anvertrauen, dann ist damit mehr zur Prävention geleistet als durch 100 Stunden Sozialarbeit. Dann lässt sich auch die Unterbringung in geschlossenen Heimen vielleicht noch vermeiden.

Und noch einmal: Die feste männliche Autorität ist unendlich wichtig für die jungen Max&Moritze, die sonst nach und nach zu Intensivtätern werden.

Ich empfehle nachdrücklich das Morgenpost-Interview mit Jugendrichter Räcke zum Nachlesen, dessen Aussagen ich aus Kreuzberger/Neuköllner Sicht teilweise leider bestätigen muss, ferner auch die Vorabauszüge aus dem Buch von Kirsten Heisig, die der aktuelle SPIEGEL bringt.

Titelzitat: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Einblicke in die Parallelgesellschaft Neuköllns. Von Kirsten Heisig. Der SPIEGEL 29/19.07.2010, S. 126-129, hier S. 128

Bild: Idyllischer Blick über das Tempelhofer Feld gen Neukölln.

Kinder als Drogendealer – Jugendrichter will Dealer-Kinder nicht bestrafen – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost
Aber was mir wirklich Sorgen macht, ist, dass in Berlin eine ganze Generation von Kindern aufwächst, die es zu nichts bringen wird. Die haben nichts gelernt. Gar nichts. Die werden ihr ganzes Leben lang auf staatliche Transferleistungen angewiesen sein, weil sie kaum lesen und schreiben können. Die wissen gar nicht, wie sich das anfühlt, sich für etwas anzustrengen, richtig reinzuhängen, und darauf dann stolz zu sein.

Morgenpost Online: Klingt hoffnungslos.

Räcke: Ja. Das ist es auch. Den Jugendlichen ist einfach langweilig. Irgendwann fangen die dann an zu saufen, Drogen zu nehmen und werden zu kriminell.

 Posted by at 14:39
Jul 212010
 

21072010006.jpg Na na na, ob da wohl mal wieder die Phantasie durchdreht!? Interessante Sendung jedenfalls am kommenden Freitag. Aber dass die deutschen Eltern und die nichtmuslimischen Schüler sich „nicht so anstellen“ sollten und „endlich in die türkisch-arabische Mehrheit integrieren“ müssten, das hören wir immer wieder mal.

Mal kucken, was sie uns da wieder an Horrormärchen auftischen. Aus den Fingern werden sie sich das ja nicht gesaugt haben. Und einige dieser Beobachtungen kann ich durchaus bestätigen.

Bild: U-Bahnhof Möckernbrücke.

Das Erste
Freitag, 23.07.10
03:40 – 04:25 (45 Min.)
Kampf im Klassenzimmer
Deutsche Schüler in der Minderheit

Kampf im Klassenzimmer – Das Erste | programm.ARD.de
Manchmal werden sie verhöhnt, manchmal sogar geschlagen. Mit ihnen wird in der Klasse kaum geredet, sie ziehen sich zurück, sagen kaum noch ihre Meinung – kurz, sie sind nicht integriert: Deutsche Kinder an einer Hauptschule in Essen.

„Sie werden nicht jeden Tag mit dem Messer bedroht, … aber die Kinder mit Migrationshintergrund haben hier eindeutig das Sagen“, so die Direktorin der Schule. „Red nicht mit der, das ist bloß eine deutsche Schlampe“, so hören es auch die Lehrerinnen. „Wenn Ramadan ist, ist Ausnahmezustand. Beim letzten Mal ging es soweit, dass sie uns ins Essen gespuckt haben“, berichtet die Hauswirtschaftslehrerin.“

 Posted by at 15:45
Mrz 112010
 

„Iiii – wie eklig – der isst Salami“, diese Reaktionen muslimischer Mitschüler höre ich von Kreuzberger Grundschülern, die der nichtmuslimischen Minderheit angehören, wenn sie ihr Pausenbrot auspacken. Und immer wiede sehe ich junge Männer der Mehrheit, wie sie besonders auffällig und wiederholt auf die Erde spucken. Und Mädchen oder junge Frauen aus der nichtmuslimischen Neuköllner Minderheit berichten von häufigen sexuellen Belästigungen und machohafter Anmache, wenn sie allein auf der Straße gehen.“Ich habe keine Lust mehr, mich dauernd von den Jungs beleidigen zu lassen“, sagen diese Frauen. Viele deutsche Familien sind schon aus Neukölln weggezogen.

„Die Themen, die den Muslimen unter den Nägeln brennen wie Alltagsrassismus oder Islamophobie sind nicht einmal erwähnt worden.“ So Aiman Mazyek heute auf S. 5 der Süddeutschen Zeitung.

Angst deutscher Mädchen vor sexueller Anmache durch moslemische junge Männer, Verspottung und Lächerlichmachen von Schweinefleischverzehrern, ostentatives Spucken von Halbstarken auf den Berliner Boden … ist das alles schon Rassismus oder Islamophobie?

I wo! Es ist mangelnde Erziehung, eine Selbstabgrenzung der muslimischen Bevölkerung, eine Mischung aus dumpfen kulturell-religiösen muslimischen Überlegenheitsansprüchen und gefühlter ökonomischer Unterlegenheit. Mit Rassismus hat dies beileibe nichts zu tun.

Als echten Rassismus würde ich allenfalls die in Kreuzberg und Neukölln weitverbreiteten judenfeindlichen Einstellungen bezeichnen. Und dafür – also für die Bekämpfung antisemitischer und homophober Vorurteile unter moslemischen Jugendlichen – stellt die Stadt Berlin ja in diesem Jahr 1,9 Millionen Euro bereit.

„Diese Bank ist nur für Weiße“, so berichtete die letzte Sendung mit der Maus aus Südafrika. Südafrika war bis 1991 ein rassistischer Staat! In ganz Europa herrschte im 19. Jahrhundert bis weit in die dreißiger und vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein rassistischer Unterton.

„Alltagsrassismus und Islamophobie“  – mit diesen allzu häufig, inflationär ausgespielten Karten wollen manche migrantischen Verbände ihren Opferstatus befestigen. Darin sind sie Meister. Grotesk!

Muslime erwägen, den Dialog mit de Maizière zu beenden – Islamkonferenz vor dem Aus – Service – sueddeutsche.de
Mazyek kritisierte auch die inhaltliche Neuorientierung der Konferenz: „Die Themen, die den Muslimen unter den Nägeln brennen wie Alltagsrassismus oder Islamophobie sind nicht einmal erwähnt worden.“ Auch die Zusammensetzung des Gremiums ist den Verbänden zuwider.

 Posted by at 11:38
Jan 202010
 

Als eines der wenigen nichtmuslimischen Kinder an seiner Schule erfährt unser Sohn sich immer wieder in der Außenseiterposition.

„Papa, warum sagen alle Kinder iiih, wenn ich ein Salamibrot esse?“, fragte er uns heute.  Dann müssen wir ihm geduldig erklären, dass für die muslimischen Kinder alles Schweinefleisch unrein ist und Ekel erzeugt. Wir tun dies – noch – gelassen, noch mit Humor.

Diese unbeugsame, starke Einwurzelung muslimischen Reinheitsdenkens, diese Einteilung in halal – rein – und haram – verboten – schon bei den kleinen muslimischen Kindern  ist etwas mich Überraschendes. Vor 20 Jahren, als mein älterer Sohn hier in Kreuzberg zur Grundschule ging, war das noch nicht so stark. Aber wir haben ja auch einen anderen Kreuzberger Islam als vor 20 Jahren!

Die Berliner Grundschulen leisten Hervorragendes, sie erziehen – soweit ich das beurteilen kann – die muslimischen Kinder der Mehrheit zur Toleranz gegenüber all denen, die in ihren Augen Verbotenes essen, Verbotenes tun.  Aber dennoch bricht das Vorurteil immer wieder hervor!

Sollen wir aufhören, unserem Sohn Salamibrötchen mitzugeben, damit er nicht mehr Ekelgefühle bei der Kindermehrheit hervorruft? Ein heikles Thema!

 Posted by at 15:00
Sep 152009
 

Die Stationen der S-Bahn, die in den Berichten über den Mord an Dominik Brunner getötet wurde, kenne ich alle aus meinen Münchner Jahren. Dieser Tod geht mir sehr nahe.

Erstaunlich ist erneut, dass die Politiker aller Parteien kaum Erhellendes oder Sinnvolles dazu sagen. Die Täter standen in Betreuung, sie wohnten unter ständiger Hilfe. Sie waren langjährige Klienten der Sozialarbeit, der Polizei und der Justiz. Was fordert Brigitte Zypries, die Bundesjustizministerin: Mehr Sozialarbeit, mehr Schulstationen. Aber nicht der Mangel an Sozialarbeit scheint hier das verursachende Problem gewesen zu sein. Sondern offenbar zerbrochene Lebensmuster, zerbrochene und zerbrechende Familien. Der eine oder andere Unionspolitiker verlangt härtere Strafen. Ohne darlegen zu können, wie härtere Strafen das Abgleiten in kriminelle Karrieren verhindern können.

Die absolute Mehrzahl der jugendlichen Kriminellen stammen aus zerbrochenen oder zerbrechenden Familien – aus zerrütteten Familien, wie es heißt. Aus Familien, die ihrer Erziehungspflicht nicht nachkommen. Das ist so. Das wissen eigentlich alle Fachkräfte.

Was sollte der Staat tun? Meine Forderung ist eindeutig: Der Staat, also wir, muss über die Schulen, über alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel den Sinn für die Verantwortung der Familien stärken. Er muss ins Bewusstsein heben, dass die Eltern Pflichten gegenüber den Kindern haben, dass die Eheleute sowohl den Kindern wie auch einander Treue und Fürsorge schulden. Jedes Märchen, jede Geschichte – alles ist recht zu diesem Ziel. Wir – der Staat – müssen wieder und wieder die Botschaft aussenden: Die wichtigste und die nicht aufgebbare Verantwortung für das Gedeihen der Kinder liegt bei den Eltern – oder denen, die für die Kinder Sorge tragen. Das können Großeltern sein, Verwandte, Freunde. Aber der Staat, die Sozialarbeit soll nur dann einspringen, wenn es anders nicht geht.

Diese Botschaft wird aber derzeit nicht vermittelt. Ich blättere immer wieder Lehrpläne und Lesebücher unserer Schulen durch. Dort lernt man weder, wie man ein Butterbrot schmiert, noch dass Vater und Mutter (oder die beiden Mütter, die beiden Väter) die Kinder ordentlich anziehen sollen, dass sie ihnen  täglich warmes Essen kochen sollen. Nichts. Das Leitbild der heilen Familie ist aus den Lesebüchern, aus den Schullehrplänen verschwunden. Es wimmelt von lauter Einzelkindern, die irgendwelche Abenteuer bestehen. Aber das Leitbild Familie ist verblasst. Die Folgekosten sind riesig.

Na, ärgert ihr euch, dass ich „heile Familie“ sage, statt „intakte primäre Sozialisationsagentur“? Ärgert euch nur!

Ich ärgere mich auch: Wir Eltern haben soeben die neue Broschüre zur Berliner Schulreform erhalten. Motto: „Eltern – zurückbleiben!“ Die Kinder fahren allein ab, die Rolle der Eltern bei der Erziehung der Kinder wird in der Broschüre nicht erwähnt. Der Staat kümmert sich um alles. Die Kinder steigen in den Zug, die Eltern winken.

Ich finde, das Leitbild Familie gehört wieder zurückverpflanzt in Herz und Kopf. Der Staat wird auf diese primäre Sozialisationsagentur nicht verzichten können. So viel Geld hat er nicht, Finanzkrise hin, Finanzkrise her.

Gibt es denn keine einzige Partei in Deutschland, die noch mutig genug ist, die starke, die leistungsfähige Familie zu fordern und zu fördern? NICHT mit GELD, sondern mit guten WORTEN. Klingt paradox. Ich meine das aber so. Alle, alle verlangen bei derartigen schlimmen Gewaltvorfällen mehr Staat, mehr Geld, mehr Polizei, mehr Videokameras, mehr Strafen, mehr Sozialarbeit – alles, was den Steuerzahler Geld kostet.

Ich nicht. Ich verlange mehr und bessere Familie. Bitte mehr Propaganda-Arbeit für die Familie!

Die Familie ist kein steuerliches Problem, sondern eine Frage der Werte, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Der Werte, die eine Gesellschaft steuern.

In der Beschreibung des Ist-Zustandes hat die Ministerin Zypries ansonsten recht.

Zypries über Jugendgewalt – “Die Verrohung nimmt zu“ – Politik – sueddeutsche.de
SZ: Die bayerische Justizministerin fordert die Erhöhung der Höchststrafe für Jugendliche von zehn auf 15 Jahre.

Zypries: Das ist für mich hilfloser Aktionismus. Jugendliche begehen Straftaten in der Regel spontan und unüberlegt und denken doch nicht darüber nach, welche Höchststrafe ihnen drohen könnte. Wichtig ist, die Ursache solcher Gewaltexzesse an der Wurzel zu packen, indem wir uns verstärkt um die Jugendlichen durch Sozialarbeit in der Schule und durch Jugendarbeit kümmern.

Viele Jugendliche erleben heute keinen geregelten Tagesablauf mehr. Wir müssen verhindern, dass sie erst später im Jugendknast lernen, wie man sich selbst ein Brot schmiert und die Wäsche wäscht. Hier sind vor allem die Länder gefordert, für eine bessere Personalausstattung zu sorgen, statt ausgerechnet bei der Schulsozialarbeit zu sparen

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Egoismus der Gene, oder: Das Kreuz mit den Kreuzberger Schulen

 Friedrichshain-Kreuzberg, Gute Grundschulen, Mobbing in der Schule  Kommentare deaktiviert für Egoismus der Gene, oder: Das Kreuz mit den Kreuzberger Schulen
Jun 272008
 

Bewegte Debatten kennzeichneten gestern das Treffen der Eltern in der Kreuzberger Passionskirche. Die Bänke waren gut gefüllt mit vielen Eltern, Lehrerinnen, Schulleiterinnen und Journalisten. Fehlanzeige: die Politik. Kein einziger Vertreter aus der Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksverwaltung, der BVV oder aus dem Berliner Senat ergriff das Wort. Den Politikerinnen – das wurde gestern deutlich – wird gar nichts mehr zugetraut. Der Tagesspiegel meldete gestern: Kein einziger Politiker der BVV-Fraktionen schickt sein Kind auf eine Kreuzberger Grundschule. Das ist der Egoismus der Gene. Jeder will das beste für sich und seinen Nachwuchs. Wo waren gestern die Parteien, wo war das Bezirksamt, wo war die Opposition?

Anlass des Treffens: Hunderte von Eltern erhielten erst in diesen Tagen ihre Ablehnungsbescheide: die Kinder dürfen nicht auf die gewünschte Schule gehen. Gestern wieder einmal benannte Hauptprobleme der Kreuzberger Grundschulen: zu hoher Anteil von Kindern, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, deshalb Abwanderung von bildungsbewussten Familien. Daneben wurden gehäuft auftretende Vorfälle von Gewalt unter Kindern berichtet. Das Herkunftsland der Gewalttäter wurde offen ausgesprochen.

Weitverbreitet und selbst von den Behörden unter vier Augen empfohlen: Scheinummeldungen, also Täuschung der Behörden. Dadurch kommt man in den Einzugsbereich der gewünschten Grundschule. Die Abstimmung mit den Füßen läuft unvermindert weiter. Die weniger beliebten Restschulen werden in einen Abwärtsstrudel gerissen – Endstation: Schulschließung. So geschehen mit der Rosegger-Grundschule.

Was tun? Bezirksschulrätin Herrmann musste unter Druck ihre bisherige Ablehnung einer evangelischen Privatschule aufgeben. Laut Bericht auf gestriger Versammlung erklärte sie sich am Dienstag endlich einverstanden. Die evangelische Privatschule wird kommen, aber nicht zum kommenden Schuljahr. Hürden auf dem Weg zur Gründung einer neuen Schule: Lehrerknappheit und Mangel an geeigneten Gebäuden.

Den Politikern wurde gestern wiederholt und mit Bitterkeit vorgeworfen, das Problem nicht aktiv anzugehen, sondern auszusitzen. „Kreuzbergs Schulen werden vom Senat kaputtgespart. Wir brauchen mehr Lehrkräfte, mehr Sprachförderung im Grundschulbereich“, rief ein empörter Elternvertreter.

Es herrschte eine insgesamt zwischen Ratlosigkeit, Empörung, Zuversicht und Entschlossenheit schwankende Atmosphäre. Niemand ergriff wirklich beherzt das Wort: „Wir leben hier in diesem Bezirk, wir stehen in der Verantwortung. Gemeinsam schaffen wir es. Was können wir zusammen tun?“

In derselben Nacht stellte Altkanzler Schmidt im Fernsehen bei einer Preisverleihung den bemerkenswerten Satz an den Schluss seiner Rede: Salus publica suprema lex. Zu Deutsch: Das Gemeinwohl soll oberster Grundsatz unseres politischen Handelns sein. Der Mann gefällt mir, und ich halte ihn immer noch für einen der besten Redner unter den lebenden deutschen Politikern. Acta sequantur! Taten müssen folgen.

 Posted by at 11:06