Feb 102008
 

Genießen Sie diesen Satz, der unsere heutige Betrachtung zur politischen Kommunikation einleitet! Geäußert hat ihn Karl-Theodor zu Guttenberg, ein deutscher Politiker. Welcher Partei er angehört, in welchem Zusammenhang er diesen Satz gesagt hat, spiele hier vorerst keine Rolle. Bemerkenswert ist vielmehr, dass er öffentlich eine Art Generalbekenntnis ablegt und sich selbst ausdrücklich nicht ausschließt. Das hat Seltenheitswert auf der politischen Bühne. Es ist, als hörte man zu Guttenberg den Ausruf sagen: „O electores! Peccavimus! – Oh Wähler, wir haben Fehler gemacht!“

Ferner fällt auf, das zu Guttenberg die Kommunikation – also die Darstellung politischer Inhalte gegenüber Partnern und der Öffentlichkeit – als Sache der Strategie auffasst, also nicht dem taktischen Klein-Klein und alltäglichen Scharmützel überlässt, wie man es so oft beobachtet. Noch seltener! Und schließlich gefällt es mir, dass er diesen mutigen Schritt gegenüber einem Online-Medium tut – in diesem Falle Spiegel online vom gestrigen Tage. Ich finde das gut, beherzigenswert, und ich wünsche mir, dass derartige Erkenntnisse noch häufiger zu begrüßen sein mögen! Bedenken wir: Es läuft doch wohl nach dem Ende des Blockdenkens darauf hinaus, dass kommunikative Strategien und persönliche Eigenschaften wie Lauterkeit wichtiger werden, wenn die Parteien inhaltlich immer schwerer voneinander zu unterscheiden sind. Bereits jetzt werden in den USA mit diesen strategischen Mitteln Vorwahlen – und auch Präsidentschaftswahlen überhaupt – entschieden. Die Inhalte, also die berühmten „Kampagnenthemen“, scheinen derzeit an Bedeutung zu verlieren.

Lesen Sie abschließend hier einen kurzen Abschnitt aus Spiegel online (Hervorhebung von diesem Blog):

SPIEGEL ONLINE: Die Bündnispartner sprechen hier auf der Sicherheitskonferenz vom „Krieg“, um den Nato-Einsatz in Afghanistan zu bezeichnen. Wir hingegen sagen lieber „Einsatz“ oder ähnliches. Ist das ein Fehler?

zu Guttenberg: Jeder hat seine eigene Sprache. Aber klar ist: Unsere Kommunikationsstrategie der letzten Jahre ist gescheitert, wir müssen uns hier definitiv verbessern. Das gilt für alle politischen Verantwortungsträger. In die Bevölkerung hinein und gegenüber den Bündnispartnern muss Deutschland detailgetreuer darstellen, was die Bundeswehr in Afghanistan macht und weshalb sie es tut. In den letzten Jahren wurde von unserer Seite aus mit einer gewissen Schüchternheit kommuniziert, um möglicherweise nach innen keine Verstörungen hervorzurufen. Das hat aber wohl auch dazu geführt, dass die Wahrnehmung bei unseren Bündnispartnern eine falsche ist.

 Posted by at 13:30

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