Nov 122008
 

17072008.jpg Sowohl in Deutschland und anderen europäischen Ländern als auch in den USA sind die Automacher in die Schieflage geraten. Die Verbraucher entdecken zunehmend, dass ein Auto länger als die durchschnittlichen sechs bis sieben Jahre hält, die es heutzutage im Erstbesitz verbleibt. Man kann ein Auto auch 10 oder 15 Jahre lang fahren. Warum soll man Unsummen dafür ausgeben, um von A nach B zu gelangen? Zur Not fährt man mit dem Fahrrad oder dem Zug – warum eigentlich nicht? Besser für die Gesundheit des einzelnen, besser für die Umwelt in der Stadt, besser für das Erdklima ist es in jedem Fall.

Hier ist nun der Staat gefordert, die nötigen Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren, um eine neue, bessere Mobilität zu sichern: Kraftvoller Ausbau der Infrastruktur für den Fahrradverkehr, massiver Ausbau des Bahnverkehrs in den USA, zweistellige Milliardeninvestitionen in das Radverkehrsnetz und das Schienennetz in den USA und in Deutschland, Ausbau und Förderung von innovativen, stromgetriebenen Automobilen: dies sind Gebote der Stunde.  Ein Elektroauto belastet die Umwelt rund drei Viertel weniger als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Dies brächte schon einmal einen riesigen Anschubeffekt für den Tief- und Gleisbau, Hunderttausende neue Arbeitsplätze würden entstehen, um die anstehenden Entlassungen im Automobilbereich auszugleichen.

Wir reagiert die Bundesregierung, wie reagiert Barack Obama? Nun, sie wollen kräftige Kaufanreize schaffen. Die Leute sollen ihr Auto nicht 12 bis 15, sondern 4 oder 5 Jahre fahren, damit die Autoindustrie in ihrer jetzigen Größe überleben kann. Die Washington Post berichtet heute:

Obama Asks Bush to Back Rescue of Automakers – washingtonpost.com
President-elect Barack Obama yesterday urged President Bush to support immediate aid for struggling automakers and back a new stimulus package, even as congressional Democrats began drafting legislation to give the Detroit automakers quick access to $25 billion by adding them to the Treasury Department’s $700 billion economic rescue program.

Ich meine: Dieses Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt. Niemand kauft sich ein neues Auto, weil er 300 Euro Steuern spart. Und die gigantischen Autokonzerne bewegen sich auf den Konkurs zu:

The entire auto industry is suffering these days, but GM has been particularly hard hit as sales have slowed and credit has tightened. Once the world’s largest automaker, the company said yesterday that it was in danger of running out of cash next year. The company is taking a series of steps to conserve cash, including cutting production and laying off 5,500 more factory workers. Yet one closely followed Deutsche Bank analyst cut his forecast on GM’s share price to zero, saying that even if GM manages to avert bankruptcy, „we believe that the company’s future path is likely to be bankruptcy-like.“

Blogger Johannes Hampel meint: Man sollte nicht Steuergelder durch Förderung von bestehenden Überkapazitäten im Automobilsektor verbrennen. Diese Kritik kommt aus den Lobbyverbänden der Autoindustrie in Deutschland, Italien und den USA selbst. Aber selbst die frühere Autopartei CDU verweigert der Bundesregierung zu großen Teilen die Gefolgschaft. So berichtet der Spiegel:

Union giftet gegen Hilfe für Autobranche

Die Opel-Forderung nach staatlicher Hilfe für die Autoindustrie stößt auf heftige Kritik der Union. Es sei eine Illusion, dass der Staat einen Abschwung auffangen könne. CSU-Politiker Ramsauer findet noch drastischere Worte: „Die Opelianer haben einen Knall.“

Obendrein werden Begehrlichkeiten geweckt: Denn die anderen Branchen werden ebenfalls anklopfen: Warum die und nicht wir? Warum keine Steuerbefreiung beim Kauf eines Kühlschranks, beim Kauf einer Aktentasche, beim Kauf einer neuen Geige? Warum überhaupt Steuern zahlen? Die Geigenbauer leiden doch ebenfalls unter Absatzschwierigkeiten, denn es gibt zu viele alte Geigen auf den Dachstuben dieser Welt.

Retten wir die Geigenbauer – zahlen wir ihnen das Geld direkt aus!


 Posted by at 10:02

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