Mai 012009
 

30042009001.jpg Laut Süddeutscher Zeitung vom 29.04.2009 stieg der Meeresspiegel klimabedingt von 1993 bis 2003 um durchschnittlich 3,3 Millimeter im Jahr. Die Zahl der sehr heißen Sommertage hat sich binnen 60 Jahren verdoppelt. Vor allem Ballungsräume wie Frankfurt und Berlin  werden sich auf sehr viel mehr heiße Tage einstellen müssen. Dies alles stimmt mich nachdenklich – dennoch fahren die Leute wie eh und je Auto in Berlin.

Tun sie das? Nein. Die Zahl der Autos nimmt in Berlin jährlich etwa ebenso stark ab, wie die Zahl der heißen Tage zunimmt. Besteht da ein Zusammenhang? Wir wissen es nicht exakt! Fast alles spricht dafür, dass die Zunahme der heißen Tage nicht mit der Abnahme des Autofahrens in Berlin erklärt werden kann, sondern mit der Beschleunigung des Klimawandels. Das Klima heizt sich seit Jahren etwas stärker auf, als die Berechnungen der Forscher im IPPC erwarten ließen. Haben wir Gewißheit, dass der Klimawandel tatsächlich durch ein kompliziertes, vom Menschen ausgelöstes Wechselspiel verursacht worden ist, bei dem die CO2-Konzentration ein Hauptfaktor ist? Die überwältigende Mehrheit der Naturwissenschaftler vertritt diese Meinung. Es gibt auch Zweifler. Letzte Gewißheit gibt es nicht – ich entscheide mich für die „80%-Gewißheit“. Und das bedeutet für mein eigenes Verhalten: Ich bin bestrebt, den eigenen schädlichen Einfluss auf das Klima möglichst gering zu halten.

Was kann der Einzelne tun, um das Stadtklima erträglicher zu gestalten? Viel! Mit jedem Kilometer, den ich mit dem Rad oder zu Fuß statt mit dem Auto  zurücklege, senke ich die klimaschädlichen Emissionen, vermindere ich die Feinstaubbelastung, verringere ich den gesundheitsschädlichen Lärm, verringere ich die Gefahr schwerer Unfälle für andere. Ich leiste einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und tue obendrein etwas für meine Gesundheit.

Lest zum Thema Unfallgefahr beim Radfahren einen Bericht aus dem Tagesspiegel von heute:

Wo Berlin für Radfahrer am gefährlichsten ist
Berlin liegt mit nur 319 Pkw pro 1000 Einwohner weit unter dem Bundesdurchschnitt von 503. Der Stadtstaat hat damit die mit Abstand niedrigste Autodichte aller Bundesländer. Trotz niedriger Auto- und hoher Fahrradquote müssen sich Radfahrer einen schmalen Radweg teilen. Im Unterschied zur so genannten Radspur verläuft ein Radweg auf dem Gehweg, oft hinter parkenden Autos und damit außerhalb des Blickfelds von Autofahrern. „80 bis 90 Prozent der schweren und tödlichen Unfälle passieren auf diesen baulich angelegten Radwegen“, sagt Benno Koch, Fahrradbeauftragter des Berliner Senats. Radspuren, direkt auf der Straße, wie die auf der Oberbaumbrücke, würden schwere Radunfälle dagegen vermeiden helfen. […]

Die Radwege am Frankfurter Tor sind Unfallschwerpunkt

Derzeit wechseln sich benutzungspflichtige, andere und keine Radwege in Berlin immer wieder ab. Radfahrer sind so zum Beispiel auf der Gitschiner und der Skalitzer Straße gezwungen, ständig zwischen Fahrbahn und Radwegen hin und her zu wechseln. Zu dem Flickenteppich ist es gekommen, nachdem 1997 die Verwaltungsvorschriften zur StVO geändert wurden. Ein Jahr wurde den Kommunen Zeit gegeben, um ihre Radwege zu überprüfen – unter anderem auf eine Mindestbreite von 1,50 Meter. Den minimalen Anforderungen entsprechen jedoch immer noch viele ausgeschilderte Radwege nicht.

Am Frankfurter Tor gibt es beispielsweise einen Weg von unter einem Meter Breite – dieser kombinierte Rad- und Fußweg müsste nach StVO sogar mindest 2,50 Meter breit sein. In den Verwaltungsvorschriften heißt es zu dem Thema: „Ausnahmsweise und nach sorgfältiger Überprüfung kann von den Mindestmaßen dann, wenn es aufgrund der örtlichen oder verkehrlichen Verhältnisse erforderlich und verhältnismäßig ist, an kurzen Abschnitten (z. B. kurze Engstelle) unter Wahrung der Verkehrssicherheit abgewichen werden.“

Dass die Verkehrssicherheit am Frankfurter Tor – trotz oder gerade wegen der Radwege – nicht die beste ist, zeigt die Unfallstatistik der Berliner Polizei. Die Kreuzung am ehemals sozialistischen Boulevard zählt zu den Unfallschwerpunkten der Stadt. Alle Wege für Radfahrer an dem Knotenpunkt sind benutzungspflichtig.

Ich kenne diese Stellen sehr gut, bin sie häufig gefahren. Was mir immer wieder auffällt, ist, dass recht achtlos gefahren wird. Viele Radfahrer kamen mir auf den Radwegen und auf den Bürgersteigen in Gegenrichtung entgegen.  Wird ein PKW-Fahrer immer damit rechnen, dass Radfahrer in falscher Richtung den Gehweg befahren und bei Rot nicht anhalten?  Das Online-Forum zu diesem Artikel lohnt das Nachlesen! Ich greife einen Kommentar von berlinradler heraus, den ich für nachdenkenswert halte:

Sicher Radfahren

Sicherheit ist für viele Radfahrer ein Thema. Leider unterliegen sie aber oft einer falschen Gefahreneinschätzung. So beobachte ich oft mit Helm geschützte Radfahrer, wie sie falschherum auf dem Radweg oder gar auf dem Gehweg radeln. Sie schützen sich körperlich vor Unfällen, nicht aber verhaltenstechnisch.

Meine Tipps: Bürgersteigradwege und sehr enge Radstreifen meiden. Da man auf der Fahrbahn neben Radwegen oft angepöbelt oder gefährdet wird, ist die pragmatische Alternative das Suchen von Alternativrouten. Dabei kann auch www.bbbike.de helfen- ich stelle dort z.B. „nur Nebenstraßen benutzen“ und „rennradtauglich“ ein, da sonst oftmals Kopfsteinpflaster dabei ist.

Für die Frankfurter Allee und Stralauer Allee heisst meine Alternative Rüdersdorfer Straße, Singerstraße, Machlewskistraße und Revaler Straße – extrabreit und problemfrei! Manchmal fahre ich auch auf Radwegen, dabei bin ich an Ausfahrten immer bremsbereit und im Kreuzungsbereich extrem vorsichtig. Übrigens: das BGH entschied kürzlich, dass ein Radfahrer, der sich wegen einer unachtsam auf den Radweg tretenden Fußgängerin bei einer Eigengeschwindigkeit von 15 km/h verletzt hat, die volle Unfallschuld trägt. Also vorsichtig – Radwege sind nicht nur unfalltechnisch, sondern auch haftungstechnisch hochgefährlich.

Weiterer Tipp: Abstand zum rechten Fahrbahnrand halten. Zu parkenden Fahrzeugen sowieso (öffnende Türen). Aber auch sonst ist Nahüberholen sehr selten ein Thema, wenn man mit seinem Rad dort fährt, wo normalerweise der rechte Autoreifen fährt. Probierts mal aus, das hilft wirklich! Gibt es eine Fahrspur, so darf man aus psychologischen Gründen nie den Eindruck vermitteln, als würden ein Radfahrer UND ein Auto nebeneinander raufpassen.

Noch ein Tipp: An einer roten Ampel, an der nur wenige Fahrzeuge stehen, kann man sehr entspannt losfahren, wenn man hinter dem letzten Fahrzeug steht, statt sich rechts neben die bald anfahrenden Fahrzeuge zu quetschen.

 

Ich muss das Thema zur vertieften Diskussion in meine ADFC-Stadtteilgruppe einbringen! Frankfurter Tor, das ist unser Beritt.

 Posted by at 13:59

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