Sep 042009
 

Zerbrechende Mythen – unter dieses Motto stelle ich meine Auswertung der heutigen gedruckten Süddeutschen Zeitung.

Erster zerbrechender Mythos: „Das finstere Mittelalter“.“Wie jede pubertierende Bewegung hat die Renaissance Vatermord an den vorangegangenen Erfindungen des Mittelalters begangen“, wird Stefan Trinks von der Humboldt-Universität auf S. 16 der SZ  zitiert. Universitäten, eine europaweite Kultur des Lernens, Streitens und Lehrens, ständige friedliche Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum, Einsichten in die Kugelgestalt der Erde … die Liste der Errungenschaften des 6. bis 14. Jahrhunderts ist lang. Die Mär vom ach so finsteren Mittelalter sollte man aufgeben.

Zweiter zerbrechender Mythos: „Alle europäischen Länder waren ausschließlich Opfer Deutschlands.“ Unter dem Titel „Vorauseilende Kollaboration“ berichtet Johannes Willms auf S. 11 über den Tatbeitrag Frankreichs – sowohl des besetzten wie des unbesetzten Teils – an der Deportation und Ermordung der französischen Juden. Ein Kapitel, das Frankreich erst seit der bahnbrechenden Rede von Jacques Chirac im Juli 1995 allmählich (aber nur ganz behutsam) zu öffnen beginnt.   Auch im unbesetzten Teil Frankreichs wurden durch französische Polizei Razzien durchgeführt, um die Juden den Deutschen auszuliefern. Die Shoah ist ein gesamteuropäisches Verbrechen gewesen. Nur eine kleine Minderheit von besetzten oder nicht besetzten Ländern hat an diesem gewaltigen Menschheitsverbrechen nicht mitgewirkt. Frankreich gehört mit Sicherheit nicht zu diesen Ländern. Das gesamte Thema der Kollaboration ist nur höchst unzureichend aufgearbeitet.

Weitere lesenswerte Artikel: Seite 5, Wahlverhalten der Migranten, Titel: „Mächtige Migranten“. Ein neu entstandener Mythos – der Mythos vom „Ewigen Migranten in Deutschland“! Mein Kommentar: Die Parteien haben erfolgreich eine starke Klientel an hilfebedürftigen migrantischen Empfängern herangezogen. Man lese die Verlautbarungen der SPD, eines Kenan Kolat, der anderen Verbände, der Linskpartei: Immer und immer wieder wird wiederholt: „Ihr seid benachteiligt“. Gegenmittel: staatsfinanzierte Programme, staatsfinanzierte Stellen, staatliche Fördermittel, staatlich mitfinanzierte Verbände … ein sich selbst verstärkender Zirkel. Der Titel „Migrant der n-ten Generation“ ist mittlerweile wie ein erblicher Adelstitel. Er verleiht Anrecht auf besondere Förderung bis weit in die 4. und 5. und n-te Generation hinein und ist potenziell unbegrenzt, ad infinitum. So ist ein kräftig wachsender Sozialadel entstanden, der ökonomisch dem Durchschnitt der Bevölkerung in den Herkunftsländern weit überlegen ist.

Lesenswert auch im Immobilienteil auf der letzten Seite: Das neue Stadtwohnen. Mischung der Sozialmilieus ist das A und O gelingender Wohnungspolitik. Homogene Viertel für die ganz Armen und die ganz Reichen, die „Domänen der Reichen“, sollen vermieden werden. Zustimmung. Wir brauchen hier in Berlins Mitte mehr junge selbstverdienende Familien.

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