Okt 172010
 

Im Gegensatz zu gepflegten Umfragen, Soziologieseminaren, dicken Büchern  beziehe ich Unterschichtler einen großen Teil meiner Überlegungen und Einsichten aus direkten Gesprächen mit den Menschen, sehr gerne bei Zufallsbegegnungen im Regionalexpress oder an der Kasse beim LIDL oder beim ALDI, beim Warten im LABO (Ausländerbehörde) oder an der roten Ampel (wenn die anderen Radfahrer durchrauschen).

Ergebnis: Die riesigen Umfragen hinken meistens hinterdrein, geben aber ungefähr das wider, was man ohnehin durch direktes Fragen auch herausbekommt.  Das Umfragendesign kann in Maßen stets so gestaltet werden, dass der Auftraggeber zufrieden ist. Ein vortreffliches Beispiel für dieses gedungene Umfragenwesen ist die neue Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Rechtsextremismus. Nach dieser Studie ist die deutsche Bevölkerung bis weit in die Mitte hinein durchzogen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus.

Gewünschtes Ergebnis: Mehr Geld für Initiativen gegen rechts, heldisches Kämpfen gegen Adolf Hitler und seine Mordbuben, Poststempel gegen „Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt“ werden weiterhin auf Berlins amtliche Post gedruckt, Klüngel und Grüppchen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus werden überall herangezogen.  Heldisches Kämpfen gegen rassistische Mörderbanden, gegen „Nazi-Methoden“ wird belohnt und gefördert und durch Preise, Fördermittel, Pöstchen und Posten belohnt.

Ich meine: Neben „Nazi-Methoden“ sollte man auch „Stasi-Methoden“ entschlossen bekämpfen, wo immer man sie vorfindet oder vorzufinden glaubt.

Die Reaktionen auf das Sarrazin-Buch etwa ahnte ich schon 2 Tage nach Erscheinen des Buches. 3 Tage nach Erscheinen hatte ich das Buch fertig gelesen und habe sofort meine Meinung in dieses Blog reingehämmert, des Sinnes: „Dem guten Herrn Sarrazin wird aus der Bevölkerung quer durch alle Parteien eine riesige Woge der Zustimmung entgegenschlagen. Abgesehen von seinen merkwürdigen biologischen Aussagen trifft er vielfach den Nagel auf den Kopf.“

Ich riet damals öffentlich in diesem Blog zu einer vorurteilsfreien Auseinandersetzung mit dem Buch, da ich ebenfalls voraussah, dass die Meinungsführer zahlreicher wichtiger Parteien und Verbände sofort wie eine hexenhungrige Meute über den armen Herrn Sarrazin herfallen und ihn zerfetzen würden – selbstverständlich ohne das Buch gelesen zu haben.

Es ist alles so gekommen, wie es mir schwante.

Mitunter geht es dem hier bloggenden wackeren S-Bahn-und-RE-Reisenden beim Lesen von Umfragen wie dem Mephisto in der Klassischen Walpurgisnacht:

Da ist für mich nichts Neues zu erfahren
Das kenn ich schon seit hunderttausend Jahren

Was tun? Warum hauen die bestallten Politiker und Funktionäre so oft neben den Nagel und schreien dann laut auf? Ich meine: Wie weiland der Kalif von Bagdad sollten Politiker, bestallte Verbandsfunktionäre, Fraktionsvorsitzende einfach mal einen Monat das Auto stehen lassen und nur RE, Fahrrad, S-Bahn und U-Bahn fahren, selber in die Kaufhalle, zum LIDL oder zum ULRICH gehen und in der Schlange ein Gespräch anfangen.

Das verliehe einfach eine größere Sicherheit in der Einschätzung von Stimmungen. Überhaupt: Mehr zu Fuß gehen, mehr wandern, weniger im Auto rumhocken!

Ein vortreffliches Hilfsmittel zur wandernden Entdeckung unserer schönen Heimat nutzten wir gestern:  Nachdem wir den RE nach Ludwigsfelde verlassen hatten, verließen wir uns auf die

„Schöne Heimat
GROSSE RADWANDER- UND WANDERKARTE
Teltow, Ludwigsfelde und Umgebung
Ausflüge zwischen Potsdam, Luckenwalde, Trebbin und Zossen, an Nuthe, Nieplitz und NottekanalMaßstab 1: 35.000
GPS-fähig
2. Auflage

Dr. Barthel Verlag“

Südliches Berlin, Teltow, Ludwigsfelde und Umgebung

 Posted by at 10:07

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