Sep 012010
 

So, damit kommen wir der Sache näher: Fast niemand der Befragten aus dem Goethe-Gymnasium kannte bei der Befragung durch die hartnäckigen Hart-aber-fair-Spürhunde das Gedicht „Wanderers Nachtlied“ von Goethe.

Thilo Sarrazin, der in der Runde saß und höchst achtbar seinen Mann stand, war sichtlich traurig darüber. Ich glaube, nichts hat ihn mehr getroffen und betrübt als diese Befragung der Schüler und Lehrer des Goethe-Gymnasiums, bei der Abiturienten und Lehrer nichts von diesem herrlichen Nachtlied wussten, das Franz Schubert so herzbewegend vertont hat.

Das also ist des Pudels Kern! Die Deutschen vergessen ihre große, ihre überragende Kultur, die weltweit in den Konzertsälen und Bibliotheken gelehrt und verehrt wird. Weltweit: außerhalb Deutschlands. Und deshalb hegen viele Deutsche die Angst, das Land könnte sich abschaffen.

Sie sind das status-unsichere Volk schlechthin! Incertitude allemande! Ich halte diese kulturelle Amnesie der Deutschen für höchst gefährlich. Denn sie kann in politische Instabilität umkippen.

Kaum etwas hat mich in den letzten Monaten stärker bewegt als unsere Elternkonzerte für die Kinder der Fanny-Hensel-Schule in Kreuzberg (Migrantenquote: 98%), als wir uns etwa über den Freischütz von C.M. von Weber unterhielten. Und eins unserer „libanesischen“ Mädchen sang den Jägerchor nach – ohne Scheu, taktsicher, mit herrlichem klaren Trallala. Es geht doch! Die muslimischen Kinder sind hungrig, sind wach, kennen keine Scheu vor der großen europäischen Kultur.

Unsere Kinder wollen und suchen das Schöne, das Wahre, das Gute. Sie haben ein Recht darauf. Sie haben ein Recht darauf, sehr früh, ab Klasse 1 mit Mozarts Zauberflöte bekanntgemacht zu werden. Sie haben ein Recht darauf, fragen zu dürfen, ob die Königin der Nacht gut oder böse ist.

Also muss die Schule ihnen diese Schätze auch bieten.

Ein Jammer, dass unsere Schulen so wenig weitergeben, weiterschenken von dem, was wir Deutsche zu bieten haben.

Nur wer gibt, kann auch nehmen.

Zum unverzichtbaren Kernbestand der deutschen Kultur rechne ich persönlich neben etwa zwei Dutzend Gedichten Goethes seinen Faust, rechne ich Musik Bachs und Mozarts, Kenntnisse über klassische deutsche Literatur, Geschichte ab etwa 1000 (nicht nur 1933-1945), Musik, Geographie. Beethoven! Brahms! Das sind Kontinente des Deutschen. Wenn unsere jungen  Leute diese Kontinente nicht mehr erfahren, dann gute Nacht, Deutschland!

Man sollte wissen, wer Immanuel Kant war und was er ungefähr gewollt hat. Man sollte mit Namen wie Adenauer, Karl der Große, Hitler, Rosa Luxemburg, Freud, Marx etwas anfangen können. Und Goethe, immer wieder Goethe! Goethe mehr denn je, denn er hält uns Deutschen den Schlüssel zum Verständnis des Islams in der Hand!

Weil sie keinen Goethe, keinen Friedrich Schiller mehr  kennen, sind sie taub für die Wortmusik eines Hafis oder Rumi. Und sie sind taub für Shakespeare.

Weil sie keine Bibel kennen, verstehen sie – die Deutschen – die Muslime nicht.

Weil sie Grimms Märchen nicht pflegen, sagt ihnen 1001 Nacht auch nichts mehr.

Gerade lese ich den Kinderkoran Lamya Kaddors mit großem Gewinn und großer Freude. Warum enthalten unsere Schulen den Kindern die großen Menschheitsgeschichten einer Maryam/Maria, eines Josef/Yusuf, eines  Moses/Musa, eines Isa/Jesus, eines Abraham/Ibrahim vor?

Auch dieser Fehl gehört zum kulturellen Gedächtnisverlust!

Weil die Deutschen ihre eigene Herkunft nicht pflegen, interessieren sie sich auch nicht für die Herkunft der Zuwanderer. Wer in Deutschland kennt schon türkische Dichter oder arabische Philosophen?

Es herrscht Ödnis. Wüste.

Weil sie schludrig mit ihrer eigenen Sprache umgehen, wollen auch andere Menschen sie nicht lernen.

Weil die Deutschen sich ihrer eigenen kulturellen Herkunft nicht vergewissern, haben sie Zukunftsangst. Deshalb hat Sarrazins Buch so viel Erfolg. Es rührt an die tiefe kulturelle Unsicherheit der Deutschen.

Das sehe ich in allen Schulen, das bemerke ich auf Schritt und Tritt bei Gesprächen. Sie reden über Mieten in Mallorca, über das neueste i-Phone, über die Bundesliga. Nichts gegen Mieten in Mallorca, i-Phones, Bundesliga – aber das kann nicht alles sein.

Wir können die Zuwanderer nur aufnehmen, wenn wir das Schöne und Große unserer Herkunft mit ihnen teilen lernen.

Sonst ruhen wir allzu balde.

 Posted by at 23:44
Apr 102010
 

Mehr oder weniger Geld für Integration?  Badr Mohammed (CDU), der Politiker und interkulturelle Manager, sprach sich bei einer Veranstaltung des CDU-Ortsvereins Kreuzberg-West am 24.03.2010 eindeutig für eine nachhaltige, großzügige Finanzierung der Integrationspolitik aus. „Wir müssen wesentlich mehr Geld in die Hand nehmen.“ Integrationspolitik sei eine Kernaufgabe für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Nur dann könne es gelingen, die neuen Deutschen zu schaffen.

„Die einheimischen Deutschen und die zugewanderten Deutschen – sie alle zusammen bilden die neuen Deutschen. Nur im Bewusstsein dieser Gemeinsamkeit kann echte Integration gelingen.“

Es führt nicht weiter, wenn man sagt: Du bist Russe, du bist Türke, du bist Deutscher. Nein, es gilt, eine neue, bewegliche, sich weiterentwickelnde Identität als „neue Deutsche“ auszubilden. Diese neuen Deutschen mit kurdischen, armenischen, assyrischen, türkischen …  Wurzeln werden bald schon Staatsanwälte, Richter und Polizisten sein.

An die Familien müssen wir ran! Nur über die Familien kann Integration gelingen.“ So Badr Mohammed. In Kursen ausgebildete und staatlich bezahlte Integrationslotsen, die Kenntnisse in Herkunftskultur und in Kultur der Bundesrepublik Deutschland haben, müssen die Familien zuhause aufsuchen. Männer müssen mit Männern reden. Die Frauen allein anzusprechen, reicht nicht. Die jungen Männer müssen von älteren Männern auf Pflichten und Regeln hingewiesen, zur Brust genommen werden. Flötentöne helfen nicht. Es gilt, klare Kante zu zeigen. Es gilt, einen Deal anzubieten: „Wir schaffen gemeinsam Erfolge, wenn du das und das einhältst. Wenn du zur Schule gehst. Ich werde aufpassen.“

Ich stimme Badr Mohammed zu: Wenn  wir das, was Mohammed will, nicht schaffen, dann zersplittert unsere Gesellschaft. Der Staat erodiert. Es drohen dann Verhältnisse wie im Libanon, wo Christen und Muslime, einheimische Araber und zugewanderte Palästinenser zeitweise friedlich nebeneinander herlebten, wo aber letztlich eine komplette Segregation eingetreten ist, die leider auch immer wieder Anlass zu Gewaltausbrüchen bis hin zum Bürgerkrieg gibt. In das kulturelle Nirwana, in das Machtvakuum des schwachen Staates stoßen bewaffnete Milizen und Banden vor. Ein gemeinsames Bewusstsein von „Wir sind alle Libanesen“ gibt es nicht.

Wir brauchen das Bewusstsein: „Wir sind alle Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Wir sind – die neuen Deutschen.“

Die jungen Männer aus Libanon, Syrien, Türkei, die sich ihre zusammenhängenden Lebensräume hier in Kreuzberg, Neukölln oder Wedding zurechtlegen und zurechtkämpfen, leben nach meinen Eindrücken, nach meinen Gesprächen mit ihnen, im kulturellen Nirwana: weder in der Bundesrepublik Deutschland noch in einem anderen Staat. Eine Vorstellung von gelingender Männlichkeit haben sie nicht. Die Schule tritt ihnen in Gestalt von einfühlsamen, emanzipierten Frauen entgegen – also genau das, was sie nicht anerkennen können.

Der Staat ist allenfalls ein Gegenstand von Ansprüchen, den es auszubeuten gilt.

Oft wird gesagt: „Sie erkennen die Rechtsordnung nicht an. Sie erkennen das staatliche Gewaltmonopol nicht an.“

Ich würde noch einen Schritt weitergehen: Sie haben eine ganz andere Vorstellung von Staatlichkeit. Den demokratischen Staat als gemeinsame Sache aller Bürger gibt es in den Herkunftsländern nicht. Den Staat reißen sich die jeweils Mächtigen unter den Nagel.

Der deutsche Staat wird als etwas Schwaches gesehen – als etwas, was es anzuzapfen gilt. Und das ist ja leider ein Staatsverständnis, das sich auch bei sehr vielen einheimischen Deutschen findet.

Rainer Wendt, der neue Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, erhebt heute in der Morgenpost seine Stimme. Und er fordert – wie der CDU-Politiker Badr Mohammed – eine kraftvolle Finanzgrundlage für die Integrationspolitik:

Innere Sicherheit – Polizei warnt vor Chaos in Migrantenvierteln – Politik – Berliner Morgenpost
Aber all das muss endlich als staatliche Pflichtaufgabe im Rang der Schul- oder Polizeifinanzierung gelten, die nicht vom guten Willen der Haushaltspolitiker abhängt. Integration müsste zum Top-Thema aufsteigen.

 Posted by at 23:06

Der starke Staat ist der Garant der Freiheit

 Entkernung, Freiheit, Integration, Rechtsordnung, Staatlichkeit, Vergangenheitsunterschlagung  Kommentare deaktiviert für Der starke Staat ist der Garant der Freiheit
Apr 092010
 

Patriotismus ohne Deutschland? Das klingt paradox, was Robert Habeck heute in der Berliner Morgenpost fordert. Ich denke: Als guter Kanadier wird man kanadischen Patriotismus nicht ohne Kanada haben können. Nur ein starker Staat ist der Garant von Freiheit. Gerade faktische Einwanderungsländer wie Deutschland und Kanada müssen alles daran setzen, die Neubürger zu einer Identifikation mit dem neuen Staat einzuladen. Nur ein starker Staat ist der Garant von Freiheit. Und Patriotismus ohne klares Bekenntnis zu dem jeweiligen Land – das ist Tobak, reiner Rauch, blutleer.

Ich meine wie die alten Griechen des Aischylos: Wenn der Staat wirklich als Gemeinwesen gefasst und erlebt wird, dann entsteht nach und nach eine Bindung, eine Identifikation. Dann wird man keinen Anstoß daran nehmen, wenn in einer Kreuzberger Schule auch mal irgendwo eine deutsche Fahne steht. Die Identifikation wächst von der Familie über die Schule, von der Schule über die Stadt, von der Stadt zum Bundesland, und von da zu Deutschland und zu Europa.

Robert Habeck – Grüner fordert „Patriotismus ohne Deutschland“ – Kultur – Berliner Morgenpost
Nur ein starker Staat ist der Garant von Freiheit.

 Posted by at 06:28
Dez 142009
 

Kürzlich traf ich im bezirklichen Fahr-Rat mit einer Vertreterin des „Mieterrates Chamissoplatz“ zusammen. Uns kaltschnäuzigen Radlern wurden die Leviten gelesen. Klar. Aber wer war Chamisso? Ich will mehr wissen und versuche heute eine Gesamtausgabe zu kaufen. Fehlanzeige! Es gibt im Handel derzeit keine Ausgabe von Adalbert von Chamisso zu kaufen – ebensowenig wie von Ludwig Erhard.

Erneut stelle ich fest: Die Deutschen verlieren in atemberaubendem Tempo ihre Vergangenheit. Ich habe dies auch bei der Podiumsdiskussion der Adenauer-Stiftung am vergangenen  Mittwoch in aller Härte gesagt: „Unsere jungen Männer wachsen in ein kulturelles Vakuum hinein.“ Geht ins Prinzenbad, geht auf die Plätze, sprecht mit den Jungs in den Kiezen! Sie haben keinen echten Bezug zu irgendwelchen kulturellen Hervorbringungen des Landes, in das sie hineingeboren werden. In das kulturelle Vakuum, das wir den Jungen anbieten, stößt sieghaft, nahezu unbezwinglich der Islam vor. Der Islam ist für die muslimischen Jugendlichen eine geistig-moralische Prägekraft allerersten Ranges, vergleichbar allenfalls der Strahlkraft, die das europäische Christentum etwa bis ins 18. Jahrhundert hinein auszuüben vermochte. Fundamentalistische Strömungen erstarken, der moderate, durch die türkische Ditib gezügelte Islam nimmt ab, der kompromisslose, herrische Islam nimmt zu.

Wir verbleibenden Deutschen leben mit unserem Interesse für Ludwig Erhard, Konrad Adenauer, Rosa Luxemburg, Goethes „West-östlichen Divan“ oder auch Adalbert von Chamisso in der extremen Diaspora. Wenn die Verlage einen nach dem anderen importierten amerikanischen Bestseller auf den Markt werfen, aber Stimmen wie etwa die eines Adalbert von Chamisso nach und nach verlöschen, dann zerfasert unser kulturelles Nervengeflecht – es löst sich auf, Präsentismus herrscht. Außer dem gerade Angesagten gibt es dann nichts mehr.

Der über 1000 Jahre alte Text des Koran wird in diese sich auflösenden Nervengeflechte hineinwachsen und tut dies im Alltag der jungen Muslime bereits jetzt. So erschienen am Bayram-Fest in der vergangenen Woche fast keine Schüler zum Unterricht in unserer Klasse. Sie blieben einfach zuhause, begingen das religiöse Fest. Die Schulpflicht ist demgegenüber absolut sekundär. Erst kommt die Religion, dann die Schule.

Gerade Adalbert von Chamisso wäre – wie Goethe – ein idealer Brückenbauer zum Islam (wie auch zum Judentum). Was für eine traurige Verlustmeldung, dass dieser Dichter heute weder gelesen noch auch nur verlegt wird!

Heute las ich das staunenswerte Gedicht „Die goldene Zeit“ von Adalbert von Chamisso. Hört doch folgende Verslein daraus:

Ungeschickt zum Löschen ist
Wer da Öl gießt, wo es brennt;
Noch ist drum kein guter Christ,
Der zu Mahom sich bekennt.
Scheut die Eule gleich das Licht,
Fährt sich’s doch vorm Winde gut,
Besser noch mit Wind und Flut
Aber gegen beide nicht.

Das ist groß, das ist verrätselt, das erregt mir Sensationen, als hätte ich ein Gedicht von Rimbaud oder Verlaine gelesen! „Wer zu Mohammed sich bekennt, ist deswegen kein schlechter Christ!“ So deute ich den Sinn der Verse 3 und 4. Es gab über das gesamte 18. Jahrhundert hin und weit drüber hinaus eine lebhafte Debatte über den Islam, an der sich Voltaire, Goethe, Chamisso und viele andere beteiligten. Nichts davon ist den Menschen heute noch gegenwärtig. DAS ist ein kulturelles Versagen allererster Größe.

In Chamissos Versen finden wir die prästabilierte Harmonie der Religionen, das ist Goethe, ist Lessing, das ist Navid Kermani, das ist der Geist, den wir heute brauchen! Gerade hier im Chamissokiez und heute in Kreuzberg!

Am kommenden Samstag,19.12.2009, findet folgende Lesung statt:

Tzveta Sofronieva und Adalbert von Chamisso.  Weilands Wellfood, Bergmannstraße 5-7, Kreuzberg-Chamissokiez,  Beginn 16.00 Uhr. Eine Veranstaltung der neugegründeten Chamisso Akademie.

Da muss ich hin – bin sehr sehr gespannt!

Wird es uns gelingen, den rapiden Gedächtnisverlust aufzuhalten?

 Posted by at 00:04

„Wartet’s ab, irgendwann kommt ihr noch zur Bundeskanzlerin!“

 Das Gute, Entkernung, Europäisches Lesebuch, Fibel, Leitkulturen, Schöneberg  Kommentare deaktiviert für „Wartet’s ab, irgendwann kommt ihr noch zur Bundeskanzlerin!“
Okt 082009
 

So flapsig äußerte ich mich zu unserer Kindergartenleiterin Ute Kahrs, als wir den Anstoß für eine „musikbetonte Kita“ ausgeheckt hatten. Auch in dieser gutgeführten Schöneberger Einrichtung überwogen die Kinder aus türkischen und arabischen Familien. Die Deutschen schickten ihre Kinder auf die kleinen und feinen privaten und kirchlichen Kitas. Dafür zahlten sie auch gerne.

Heute, drei Jahre später, hat sich eine prachtvolle, fröhliche Kita daraus entwickelt, die deutschen Eltern setzen sich wieder auf die Warteliste. Die Berliner Zeitung hat darüber berichtet. Dieses Blog hat mehrfach darüber berichtet. Und – jawohl – die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Kinder und die Erzieherinnen empfangen und sich auf ein schönes Foto dazugestellt. Dies entnehme ich mit großer Freude dem neuen Programmheft des Nachbarschaftsheims Schöneberg auf S. 125.

Programmheft-2-09_01.pdf (application/pdf-Objekt)

Kristina Köhler sagte gestern in der mäßig harten und ziemlich unfairen Sendung „Hart aber fair“: „Wir müssen mehr Erfolgsgeschichten erzählen.“ Richtig! Dann schaut euch doch mal das Foto mit Bundeskanzlerin Merkel und der Kita am Kleistpark an: Alle Kinder tragen einen Pulli in den deutschen Farben, sie dokumentieren damit: Wir gehören alle dazu. Und zwar zu Deutschland. Viele Musiker stehen als stützender schützender Hintergrund dabei. Das heißt: Klassische Musik, die Musik eines Mozart, eines Bach, eines Brahms oder Dvorak oder Tschjaikowskij kann uns zusammenführen und verbinden.

Ich ergänze: Diese deutschen Kinder brauchen neben viel Musik und Malen auch viel Poesie. Sie brauchen sinnvolle Gedichte. Sie brauchen Reime, Abzählspiele, Kinderlieder. Sie brauchen Goethe, sie brauchen Friedrich Schiller. Sie brauchen von mir aus auch die türkische Nationalhymne. Und zwar in deutscher Sprache.  Und genau das – gute, einfache, farbenfrohe Bilder aus der deutschen, der europäischen, der Weltkultur – vermisse ich.

Ich blättere verzweifelt die Lesefibeln durch, mit denen unsere Kinder in der Grundschule lernen. Nichts! Keine sinnstiftenden Geschichten! Keine Märchen, keine Sagen, keine Legenden. Keine Reime. Keine Pippi Langstrumpf, kein Zundelfrieder, kein Schweik. Kein Hans im Glück! Nichts. Es ist die Selbstaufgabe der europäischen Kultur, was ich da in den Lernmitteln der Kinder sehe. Der komplette Bankrott. Nur um niemandem auf die Füße zu treten, vermitteln unsere Grundschul-Lehrmittel eine weiße Fläche. Kein Hänsel, kein Gretel, und nicht einmal ein Ali Baba oder ein kleiner Muck. Denn es könnte ja sein, das Kulturstereotypen unbewusst weitergegeben werden. Huch!

Das sollte sich ändern. Wir brauchen ein gutes Lesebuch für die Grundschule. Mit Geschichten, Märchen, Bildern, Gedichten, Liedern.

 Posted by at 15:10

Gähnen oder aufwachen? Habt ihr nicht mehr zu bieten?

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Aug 212009
 

Kurt Biedenkopf, Oswald Metzger, Vera Lengsfeld, Horst Köhler … diese und viele andere stehen für eine mögliche neue Debatte um Werte und Projekte der Unionsparteien. Diese und andere Leute sollte die CDU fördern – und fordern! „Was können wir als Partei tun? Wie können wir die Leute ansprechen, ehe sie uns vom Stuhl kippen vor Langeweile?“

Unser alter Blog-Freund, Franz Walter, meldet sich in Spiegel online einmal wieder zu Wort. Harte Fakten hält er der CDU vor die Nase, denen man wohl kaum widersprechen kann. Hier ein paar Befunde:

Konservative ohne Ideen: Merkels CDU steuert ins Vakuum – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Zweitens: Auf Werte über 40 Prozent ist die CDU zuletzt bei den Bundestags- und Landtagswahlen allein noch bei den über 60-Jährigen gekommen. Doch selbst in diesem Altersbereich sinken die Anteile der CDU seit den achtziger Jahren kontinuierlich.

Drittens: Bei den unter 45-jährigen Wählerinnen und Wählern erreicht die CDU keine 30 Prozent mehr. Je höher die Bürger dieser Jahrgänge qualifiziert und gebildet sind, desto geringer fällt gar die Präferenz für die Christdemokraten aus.

Viertens: Keine andere Parteianhängerschaft ist derart stark durch die Gruppe von Arbeitslosen dominiert wie die der CDU. Nur die Hälfte der christdemokratischen Wähler steht aktiv im Beruf. Als vitaler Träger dynamischer Marktreformen taugt das CDU-Lager daher schon sozialstrukturell nicht.

Wir schaut es bei den Grünen aus? Genau umgekehrt! Sie haben den höchsten Erwerbstätigenanteil, die jüngste Wählerschaft, die am höchsten Gebildeten.

Was tun? Ich plädiere für einen Parteienwandel – wobei jeder natürlich in seiner Partei beginnen muss.  In Berlin braucht die Union möglicherweise andere Impulse als in Augsburg. Wo ich zur Zeit bin, um meinen kranken Vater zu pflegen – der seit 50 Jahren Mitglied der CSU ist. Aus den vielen Streitgesprächen mit ihm rührt mein tiefes Einfühlungsvermögen in Wohl und Wehe der Christdemokraten. Schon als Bub habe ich die eine oder andere Veranstaltung der CSU besucht. Folgerichtig trat ich als Student zunächst einer anderen Partei bei: den Grünen. Auch heute bin ich nicht Mitglied der CSU. Das wäre zuviel des Triumphs für meinen alten Vater, dem ich aber in zahlreichen anderen Punkten fast widerwillig recht geben muss.

Hier in Augsburg plakatieren die Christsozialen  mit dem Spruch: „Deutschland braucht jetzt eines: Sicherheit.“ Nur als Text, keine alte oder junge Frau mit oder ohne Dirndl-Dekolleté drauf, kein alter oder junger Mann in Lederhosen oder am Laptop.

Der unschuldige Betrachter fragt sich: Na und? Habt ihr nichts anderes zu bieten?

HABT IHR NICHT MEHR ZU BIETEN?

Was würde meine Berliner Parteifreundin Vera Lengsfeld dazu sagen? Vermutlich dieses: „Gähn, gähn.“

Aber es gibt ja noch andere, die mehr wagen. Sogar bei der Union.

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Kaczyński: Polen braucht die Reevangelisierung!

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Jul 012008
 

Als echte Goldmine erweist sich der polnische Dziennik! Wenige Stunden ehe Präsident Kaczyński den Lissaboner Vertrag für tot erklärte, verlangte er in dieser Zeitung eine Reevangelisierung Polens! Überall herrsche Nihilismus, die Kirche sei ungebührlich zurückgedrängt worden. Die Werte der katholischen Kirche seien fundamental in Polen, dies müssten auch die Ungläubigen, deren es in Polen einige gebe, anerkennen. Dies Übergreifen des Nihilismus gelte es jetzt rückgängig zu machen. Aha, das wussten wir bisher nicht. So ergibt sich ein vollständigeres Bild! Der Präsident meint, Polen müsse als Bollwerk gegen den Nihilismus ausgebaut werden, der seit den 70er Jahren über Polen hereingeschwappt sei. Bei diesem Unterfangen – so steht zu vermuten – können Verträge wie der von Lissabon nur hinderlich sein.

Lies den ganzen Artikel:

Dziennik – Polityka – Kaczyński: Polska potrzebuje reewangelizacji

 Posted by at 14:46