Von Paris nach Kienbaum: Wanderungen in der Sprachenfuge

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Jun 012020
 

Von Paris nach Kienbaum! Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens! Fast bis zur Quelle der Löcknitz hat es also diese Aneinanderreihung von einfältigen Bitten geschafft, die erstmals zu Paris im Jahr 1912 in der Zeitschrift La Clochette erschienen ist.

O einfältige Bitte! Du hast die Sprachengrenze vom Französischen ins Deutsche überwunden, bist Flüsse bergauf gewandert, hast Gebirge überwunden – wandere weiter! Du hast noch viel Puste!

Hier deine älteste bezeugte Fassung des Jahres 1912:

Seigneur, faites de moi un instrument de votre paix.
Là où il y a de la haine, que je mette l’amour.
Là où il y a l’offense, que je mette le pardon.
Là où il y a la discorde, que je mette l’union.
Là où il y a l’erreur, que je mette la vérité.
Là où il y a le doute, que je mette la foi.
Là où il y a le désespoir, que je mette l’espérance.
Là où il y a les ténèbres, que je mette votre lumière.
Là où il y a la tristesse, que je mette la joie.
Ô Maître, que je ne cherche pas tant à être consolé qu’à consoler, à être compris qu’à comprendre, à être aimé qu’à aimer, car c’est en donnant qu’on reçoit, c’est en s’oubliant qu’on trouve, c’est en pardonnant qu’on est pardonné, c’est en mourant qu’on ressuscite à l’éternelle vie.

http://www.franciscan-archive.org/franciscana/peace.html

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Architettura metafisca – der Flughafen BBI an Christi Himmelfahrt

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Mai 232020
 

Nur als ein zeitenthobenes, sehr kostbares Kunstwerk ist der Flughafen Berlin Brandenburg International Willy Brandt so recht zu erfassen und zu würdigen! Seit über 8 Jahren im Großen und Ganzen fertig, nie genutzt, menschenleer, lud er uns bei strahlender Sonne vorgestern zum langen Spazieren und saumseligen Verweilen ein! Hier der neue Willy-Brandt-Platz: Scharfkantige geometrische Architektur, breite ungenutzte Flächen, schroffe Schlagschatten, die an den italienischen Städtebau der 1930er Jahre erinnern (Giuseppe Terragni, Mario Ridolfi, Vincenzo Pilotti u.a.). Auch die Pittura metafisica eines Giorgio de Chirico fällt einem ein. Una cattedrale nel deserto! Architettura metafisica, phantastisch! Hier eine Aufnahme vom Herrentag 21. Mai 2020

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Von Belzig auf den Hagelberg – Wanderung im blühenden Mai

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Mai 182020
 
Im schmuck hergerichteten Städtchen Belzig, dem ehemals wichtigen Knotenpunkt im Barnim, kreuzten sich wichtige Handelsrouten nach Magdeburg, Jüterbog, Wittenberg, Brandenburg, Zerbst und Dessau. Diese alte Postmeilensäule wurde 1725 in Belzig aufgestellt.
Heute erschließen sich den Wanderern von Belzig aus zahllose Pfade durchs üppige Grün, durch munter plätschernde Bachgründe, an alten Kopfweiden vorbei.
Von der alten Trutz- und Wehranlage, der Burg Eisenhardt, konnten wir zu Beginn der gestrigen Wanderung einen herrlich weiten Blick über den Fläming gewinnen, bis hin zu den fernen Hügelzügen, landschaftsprägenden Aufschüttungen, die vor wohl 300.000 bis 125.000 Jahren während der Saaleeiszeit diesem Gebiet sein leicht gewelltes, sanft wiegendes Antlitz gaben.
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Kinder, wer sind diese fleißigen Gesellen?

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Mai 112020
 
Im Tal der Briese bei Birkenwerder am 10. Mai 2020
Wir staunten gestern auf unserer Wanderung darüber!
„Land unter“ im Naturpark Barnim
Wer hat diesen Staudamm so kunstfertig aufgeschlichtet?

Nicht zu fassen,
Die dreisten Gesellen!
Sie können’s nicht lassen,
Die Bäume zu fällen
Im Tal der Briese,
Sie stauen die Quellen,
Sie fluten die Wiese,
Sie hausen im Dunkeln,
Sie nagen bei Nacht,
Bleib wach und munter,
Du nimm dich in acht,
Wenn Sterne funkeln,
Sonst gehst du unter.

Nun frage ich euch, liebe Kinder: Wer ist gemeint? Wer sind die fleißigen Gesellen, das dreiste Gelichter?

Antwort: Es sind die … !

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„Mein Falk ist der Kapp und der Stange so leid“

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Okt 152019
 
Alles wartet auf Janine, das Sakerfalkenweibchen. Vorführung der uralten Kunst der Beizjagd mit dem Falken. Greifvogelpark Umhausen, Ötztal, 28.08.2019

Gespanntes Ausharren im weiten Rund des Greifvogelparks. Stille herrscht. Der Falkner wartet auf Janine, das Sakerfalkenweibchen. Gleich wird sie heranstürmen auf wendigen Flügeln! Wir wohnen einer Vorführung der uralten Kunst der Beizjagd mit dem Falken bei. Eine willkommene Gelegenheit, der vielfachen Erwähnungen der Beizjagd in Franz Schuberts Liedern zu gedenken, die weiterhin in meinem Herzen summen! „Mein Falk ist der Kapp und der Stange so leid“, heißt es im „Lied des gefangenen Jägers“.

Wir legen uns die Szenerie des Liedes mit allerlei Ausschmückungen so fest. Dieses etwa denkt der gefangene Jäger:

Müde steht mein Roß im Stall. Es hebt kaum den Kopf. Es scheint zu fragen: „Und wer bist du?“ Das lange Warten hat auch meinem Falken zugesetzt. Das beständige Sitzen auf der Stange hat ihn mißmutig gestimmt, die engsitzende Kappe betäubt ihn offenkundig. Gefangenschaft – diese Gefangenschaft! – macht krank. Dieses Leben hier widert mich an! Das edle Windspiel, das mein Vater mir zum 18. Geburtstag geschenkt hat, verweigert seit Tagen die Nahrungsaufnahme. Sein Blick – ein einziger langgezogener Vorwurf! O wie anders war es doch, als ich dem Hirschen im Buchenwald nachhetzte, den Bluthund auf seine Fährte setzte, den Bogen gespannt, als ich meinen Falken Jenny auf Fasanen und Rebhühner jagen ließ! […]

Hier der Text, den Schubert vertont hat. Es handelt sich um eine Übersetzung des „Lay of the imprisoned huntsman“ aus Walter Scotts „Lady of the Lake“.

Mein Roß so müd in dem Stalle sich steht,
Mein Falk ist der Kapp‘ und der Stange so leid,
Mein müßiges Windspiel sein Futter verschmäht,
Und mich kränkt des Turmes Einsamkeit.
Ach wär ich nur, wo ich zuvor bin gewesen,
Die Hirschjagd wäre so recht mein Wesen,
Den Bluthund los, gespannt den Bogen:
Ja solchem Leben bin ich gewogen.

[…]

Wie sagte und sang doch Walter Scott:

My hawk is tired of perch and hood,
My idle grey-hound loathes his food,
My horse is weary of his stall,
And I am sick of captive thrall.
I wish I were, as I have been,
Hunting the hart in forests green,
With bended bow and blood-hound free,
For that’s the life is meet for me.

„I hate to learn the ebb of time,
From yon dull steeple’s drowsy chime,
Or mark it as the sun-beams crawl,
Inch after inch, along the wall.
The lark was wont my matins ring,
The sable rook my vespers sing;
These towers, although a king’s they be,
Have not a hall of joy for me.

„No more at dawning morn I rise,
And sun myself in Ellen’s eyes,
Drive the fleet deer the forest through,
And homeward wend with evening dew;
A blithesome welcome blithely meet,
And lay my trophies at her feet,
While fled the eve on wings of glee, –
That life is lost to love and me!“

Nachweise:

Lied des gefangenen Jägers. Aus Walter Scotts Fräulein vom See. Etwas geschwind. In: Schubert-Album. Sammlung der Lieder für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung von Franz Schubert. Nach den ersten Drucken revidiert von Max Friedlaender. Band II. Leipzig, C.F.Peters, o.J., S. 106-109

Lay of the imprisoned huntsman. In: The Lady of the Lake. By Walter Scott. Edited with introduction and notes by Elizabeth A. Packard. Head of English and History in the High School at Oakland, California. The Macmillan Company, Published April 1900, o.O., Seite 162-163

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Lebendiges Farbenspiel des Wassers im Gebirg

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Sep 162019
 
Der Wannenkarsee, Aufnahme vom 03.09.2019

Der hinter uns liegende Wanderurlaub in den Ötztaler und Stubaier Alpen brachte uns die vielfachsten Mühen und Freuden.

So etwa diese: Nach mäßig anstrengendem Aufstieg durch das Windachtal erreichten wir am 03. September gegen die Mittagsstunden den Wannenkarsee auf etwa 2000 m Höhe. Ein herrliches Farbenspiel entfaltete sich plötzlich vor unseren Augen, schillernd-türkis, blau spielend, dann umschlagend ins satte, geheimnisvolle Grün unter einem nahezu glatt daliegenden Gewässer – ein Hochgenuss für die Augen! Die Lungen weiteten sich, sogen gierig die leicht eisig angehauchte Luft ein! Darüber etwas letzter Schnee! Alte zusammengeschmolzene Ferner, die den Sommer überlebt hatten! Ein Bild, wie es nur für diesen Augenblick Bestand hatte! Dann vorbei war.

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Auf den Schwingen des Wanderfalken empor, immer empor nach Petersburg!

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Aug 112019
 
Blick über den finnischen Meerbusen auf den Lachta-Turm, mit 462 m der höchste Büroturm Europas, Aufnahme vom 10.08.2019

„Wasser stürzt uns zu verschlingen,
Rollt der Fels uns zu erschlagen,
Vögel schon auf starken Schwingen
Kommen her uns fortzutragen…“

Der Vogel, der uns gestern hierher trug von Moskau nach Petersburg auf seinen Schwingen, heißt Сапсан, Sapsan, der Wanderfalke, flog in 4 Stunden mit meist über 200 km/h die mehr als 700 km. Wir wurden umhegt und umsorgt von dienstbaren Geistern, die uns Pantoffeln, Frühstück mit drei Gängen und Erfrischungstüchlein brachten – zu einem Preis, den man ohne BahnCard in der zweiten Klasse des ICE von Hamburg nach München zahlen müsste, ohne auch nur die mindeste Annehmlichkeit erwarten zu dürfen.

Den ersten Tag beschlossen wir mit einem Gang entlang dem Ufer auf der Krestowskij-Insel.

Die Sonne verabschiedete sich mit unendlich verzögertem Fall in der Ferne des Baltikums. Ruhig schwappte das Wasser zu unseren Füßen. In der Dunkelheit trieb allerlei Flotsam und Schlick umher. Junges Volk hatte sich an der Quaimauer versammelt, ließ den Tag verklingen. Ein Grüppchen junger Menschen bat uns, Fotos von ihnen auf ihren Handys zu machen, wir taten es gern. Die Kaimauer schwingt sich biegsam am Rand der Insel. Sie ahmt die mächtig aufragende Außenmauer des Fußballstadions nach, das wie ein gewaltiges UFO die Befreiung dieser Petersburg vorgelagerten Insel gebracht zu haben scheint. Zwei Schwingen des Wanderfalken, die uns dahintrugen!

Drüben im Osten ruht ein mächtig aufragendes, hellerleuchtetes Kreuzfahrtschiff. Noch weiter entfernt steigt ein Feuerwerk in den verlöschenden Nachthimmel an einem Tag, der nicht enden will.

Verlöschende Reflexe zucken durch die schwarzen Fluten. Es blinkt und flimmert unruhig, furchtsam. Tiefen lauern. Bräsig schwappen die Fluten. Und die Seele schwingt sich auf, weit hinaus, unbehindert, frei, der Sonne nach, die gischtend im Meer versinkt, während stotzig und stolz, machtvoll und kühn der gleichsam gasfüllte Lachta-Turm in den Himmel ragt wie ein mesopotamischer Zikkurat.

Danke, Sapsan, starker Falke, gut hast du uns getragen, gut hast du uns abgesetzt!

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Nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches

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Apr 012019
 
Links: Rundbogenöffnungen im Umgang der Sacrower Heilandskirche. Rechts: der Anfang des Johannesevangeliums in deutscher Übersetzung, nur mit Mühe zu entziffern

Ein winziger Augenblick aus der Wanderung vom vergangenen Samstag: Aus Mauerziegeln gewölbt sind die Arkaden des Säulenumgangs in der Sacrower Heilandskirche; sie öffnen den Blick auf das heilignüchterne Wasser des Sacrower Sees. Unter gequadertem Putz verschwinden sie als Werksteinimitation. Kannelierte Sandsteinsäulen streben nach oben, um schließlich in einem Ring feinprofilierter Palmetten aus gesandeltem Zinkguss zu enden. Ein alter Herr sitzt auf der Parkbank, völlig vertieft in das Lesen eines Buches.

Dem tastenden Blick erschließt sich nur nach und nach der Wortlaut und Sinn der in den gequaderten Putz eingetriebenen, eingeriebenen Lettern –

NICHT VON DEM GEBLÜT NOCH VON DEM WILLEN DES FLEISCHES NOCH VON DEM WILLEN EINES MANNES

und schließlich unterliegt es keinem Zweifel: hier ist der Anfang des vierten Evangeliums in Martin Luthers Übersetzung dem entdeckenden, forschenden Auge des Betrachters geboten. Fast nicht mehr lesbar dem Auge des Jetzt!

Staunendes Entzücken des in die steinernen Inschrift versenkten Archäologen, der hier die griechische Ausgangsschrift herauszulesen glaubt:
οὐκ ἐξ αἱμάτων οὐδὲ ἐκ θελήματος σαρκὸς οὐδὲ ἐκ θελήματος ἀνδρὸς

Das, was wir zuinnerst sein wollen und sein können, – so meint es Johannes – sind wir nicht „aus dem Blute“, also nicht durch Abstammung, noch „aus dem Willen des Fleisches“, also nicht als Ergebnis des biologischen Zeugungsaktes, noch „aus dem Willen des Mannes“, also fremdbestimmt durch den Willen eines anderen.

Der klassische griechische Tempel, die römische Basilika, der in griechischer Sprache verfasste Christushymnus vom Anfang des vierten Evangeliums, der erwachende Frühling, der alternde Mann auf der Bank, sie alle treten in einer zeitüberdauernden Harmonie des Gegenläufigen zusammen und enthüllen in der Rückschau einen großen Augenblick eines glückserfüllten großen Tages.

Aufnahme der Heilandskirche Sacrow bei einer Wanderung vom 30. März 2019. Zu den in Kursivschrift zitierten Einzelheiten der Baubeschreibung vgl.: Andreas Kitschke: Die Sacrower Heilandskirche. Herausgeber: Ars Sacrow e.V., 2014, S. 37-38

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Atemzüge eines Riesen – vom Wandel der Natur

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Mrz 192019
 
Blick von der Kipphornaussicht elbeaufwärts Richtung Gelobtbachmühle und Großer Zschirnstein, 17.03.2019

Wir wanderten gerade erst am Wochenende mit offenem Aug, mit weit geblähten Nüstern durch die Wälder des Nationalparks Sächsische Schweiz. Was für eine herrliche Erfrischung, was für eine Labsal für Körper und Seele, welche Wonne brachte uns das Elbsandsteingebirge zu beiden Seiten der Elbe!

Besonders gefreut hat mich, dass man auf Schritt und Tritt mit den Sachsen so gut ins Gespräch kommt und dass das Elbsandsteingebirge mittlerweile Wanderer und Erholungssuchende aus aller Welt anzieht. Insbesondere Israelis und Amerikaner haben das Bundesland Sachsen für sich entdeckt. Oft fliegen sie über den Flughafen Prag nach Europa und steigen dann in den Zug von Böhmen nach Sachsen. Sie genießen hier am Ufer der Elbe in hellen Scharen die sächsische Gastlichkeit und die überwältigenden Eindrücke der wild zerklüfteten Bergwelt. Es muss nicht immer Georgien oder der Yellowstone-Nationalpark sein!

Blick vom Fremdenweg auf die Winterbergspitzen, 17.03.2019


Und wieder haben wir herrliche Beobachtungen zum unfassbar klugen Anpassungsgeschehen des Waldes in Zeiten des Klimawandels anstellen können. Unsere Wälder entwickeln sich – teils aus eigenem, naturhaftem Wirken, durch Selektion und Adaptation also, teils durch gezielte forstliche Eingriffe – hin zu widerstandsfähigeren, an die gerade ablaufenden und die bevorstehenden Klimaänderungen besser angepasste Systeme.

Alte Fichte im Lattengrund, ca. 90 Jahre alt, vor wenigen Tagen durch Starkwind gestürzt, 16.03.2019

Unter anderem wird klar, welche Baumarten wo hingehören! Der Wind wirft viele Flachwurzler wie etwa die Fichte erbarmungslos um, während eng zueinander stehende, schlanke Buchen ohne breitausladende Krone offenbar ausgezeichnet an starke Stürme und an vorübergehenden Wassermangel in besonders heißen Dürreperioden angepasst sind. Sehr gut zu beobachten auf dem Großen und Kleinen Winterberg im Nationalpark Sächsische Schweiz bei Schmilka!

Bestand jüngerer Buchen am Großen Winterberg bei Schmilka, 16.03.2019

Während die zunehmenden Starkwindereignisse an einigen Stellen gerade die ältesten, mächtigsten Fichten umgeworfen haben, zeigen die jüngeren und mittelgroßen Laubbäume, insbesondere die zarten Birken und die schlanken Buchen keinerlei Schäden; im Gegenteil, sie scheinen für ihre Art Lebensraum zu gewinnen, den bisher die oftmals vom Menschen eingebrachten, schnellwüchsigen und zu Nutzungszwecken geförderten Nadelhölzer monokulturell in Beschlag genommen hatten.

Die Natur, und wir sind ja ein Teil von ihr!, spielt ihr Millionen Jahre altes Spiel immer weiter, sie steckt vieles weg, was unsere Fassungskraft übersteigt! Entstehen, Werden, Vergehen, Wandel, Anpassen, Aktion und Reaktion, das sind einige der Grundmechanismen, denen wir hier im Nationalpark Sächsische Schweiz zusehen konnten, wie man den Atemzügen eines schlafenden Riesen lauscht!

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22000 Schritte in die Zukunft hinein

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Jan 202019
 
Blick vom Teufelsberg nach Osten. Heute, 15 Uhr. In der Mitte zu erkennen: der Funkturm, Charlottenburg

Die neue Woche beginnt mit Zuversicht und Erwartungen! Heute führte uns eine mehrstündige Wanderung bei sonnigem Frost von Nikolassee am Ufer des Wannsees entlang durch den Grunewald bis zum „Teufelsberg“, einem Schuttberg, in dem die Trümmer der Vergangenheit liegen. Und von hier aus genossen wir einen weiten Rundblick in die Gegenwart hinein. Der Teufel zeigte sich von seinem hohen Ansitz aus ausgesprochen großzügig, was die Aussicht angeht. Das ist ja seine Art. Die Schrecken der Vergangenheit deckt er einfach zu. 15,7 km legten wir mit 22000 Schritten zurück.

Was mag die Woche bringen? Jede Sekunde bringt uns der Zukunft näher, jede Minute ist Abschied von der Minute der Vergangenheit. Mit dieser Mischung aus Offenheit und Zuversicht beschließe ich diesen Sonntag.

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Der Absprung von 1,2 Mrd. Jahren Erdgeschichte – ins neue Jahr

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Jan 092019
 
Steinerner Tisch bei den Markgrafensteinen, am ehemaligen Aussichtspunkt in den Rauener Bergen. Alter des Gesteins: ca. 1,2 Mrd. Jahre. Aufnahme vom 30.12.2018
Absprung vom steinernen Tisch am ehemaligen Aussichtspunkt bei den Markgrafensteinen in den Rauener Bergen bei Bad Saarow. Die Tischplatte besteht aus 1,2 Mrd. Jahre altem Karlshamn-Granit. Herkunft: Schweden

So beschrieb Fontane genau diese Stelle „Schöne Aussicht“ in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg:

[…] ein sonderbares Granitmobiliar, das mich, auf den ersten Blick wenigstens, an Stonehenge erinnerte, jenen alten Druidenplatz in der Nähe von Salisbury, den man in Kunstatlassen und illustrierten Architekturgeschichten abgebildet findet. Im Quadrat standen vier Steinbänke, dazwischen präsentierte sich ein großer, runder Steintisch, alles aus dem Granitstück gefertigt, das man von dem Stein unten abgesprengt hatte.

Der Wagenplatz, auf dem ich saß, war höher als das Steinmobiliar und gönnte mir einen freieren Umblick. Alles in der Welt aber hat sein Gesetz, und wer auf der »Schönen Aussicht« ist, hat nun mal die Pflicht, sich auf den Steintisch zu stellen, um von ihm aus, und nur von ihm aus, die Landschaft zu mustern. Und so tat ich denn, wie mir geboten, und genoß auch von diesem niedrigeren Standpunkt aus eines immer noch entzückenden Rundblicks, ein weitgespanntes Panorama. Die Dürftigkeiten verschwanden, alles Hübsche drängte sich zusammen, und nach Westen hin traten die Türme Berlins aus einem Nebelschleier hervor.

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… als wäre es sein letzter Tag

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Sep 202018
 

Ich soll euch noch recht festlich grüßen:
Herr Sommer, der den Abschied nimmt,
Winkt uns noch zu, als wäre es sein letzter Tag!
Die Beute legt er sich zu seinen Füßen:
Ein Volleyball, der auf den Wellen schwimmt.
Aus gelbgeflecktem Schnabel noch ein Schrei.
So sehr die Möwe ihr Gefieder spreizen mag,
Herrn Sommer ist es mittlerweile einerlei,
Er hat sich’s überlegt: er geht vorbei.
Zwar war er groß, doch größer ist das Jahr,
Das hinter ihm den dunklen Berg erklimmt.
Die Sonne sinkt, das Licht strahlt hart und klar.
Beim Abschiedsfest erklingt die Melodie: Es war.

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Ich aber will dem Kaukasus zu!

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Sep 042018
 

Ungläubiges Erstaunen ergriff mich jeden Tag von neuem, wenn ich den Blick auf den 5033 m hohen Berg Kasbek schweifen ließ. „Ich kann das nicht glauben, dass dieser herrlich schimmernde Berg, den ganzjährig eine schneebedeckte Spitze krönt, nun Tag um Tag zum Greifen nahe liegt! Hier im Kaukasus glaubte die Alte Welt das Bußgebirge des Prometheus zu erkennen. An diesen steil abschüssigen Hängen schmiedeten Kratos und Bia zusammen mit Hephaistos den gefallenen Titanen an!“

Und dann des Morgens, wenn ich hinaustrat aus dem Alpenhaus in den jugendlich erfrischten dämmrigen Morgen, dann stellten sich beim Blick auf die vor mir liegende Hauptkette des Großen Kaukasus wie von leichter Götterhand gerufen die folgenden Verse aus dem Faust ein:

Hinaufgeschaut! – Der Berge Gipfelriesen
Verkünden schon die feierlichste Stunde,
Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen,
Das später sich zu uns hernieder wendet.

 Posted by at 21:12